Dackelglitzer -  Anette Höhnke

Dackelglitzer (eBook)

Lebensweisheiten eines jungen Dackels
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
168 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-3502-7 (ISBN)
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Für manche Menschen sind es nur Hundehaare, für andere ist das Dackelglitzer. Die ersten zwei Jahre im Leben eines Hundes sind besonders: besonders aufregend, besonders prägend, besonders spannend. Sie sind eine ereignisreiche Zeit für den jungen Vierbeiner, aber auch eine wunderbare Herausforderung für das neue menschliche Rudel: Wir Zweibeiner sind vorbereitet, allwissend und lassen uns natürlich auf gar keinen Fall von einem jungen Dackel manipulieren! Das zwei Jahre alte Dackelmädchen Lucy widerlegt diese Aussage konsequent souverän und erzählt aus ihrer eigenen Sicht von den bisherigen Erfolgen bei der Erziehung ihres menschlichen Personals. Der lang erwartete dritte Teil aus der Krumme Beine-Reihe!

Anette Höhnke lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln und wurde bereits seit früher Kindheit von Dackeln erzogen. Ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte sie, als ihr Herzenshund Motte im jungen Alter von nur fünf Jahren einen Bandscheibenvorfall erlitt und trotz Operation und Physiotherapie gelähmt blieb. Um die immer wiederkehrenden Fragen zum Leben mit einem Dackel mit Handicap zu beantworten, begann sie, die Erlebnisse dieses ganz besonderen Hundes aus der Dackelperspektive aufzuschreiben. Ihr erstes Buch "Krumme Beine -Mein Leben mit dem Personal" ist 2017 bei BoD erschienen.

Wenn ich es angeleckt habe, gehört es mir.
Wenn es auf den Boden fällt, gehört es mir.
Wenn es unbeachtet in der Gegend herumliegt,
gehört es mir.
Wenn es kaputt geht, gehört es (vielleicht) dir.


(Verfasser unbekannt, könnte von mir sein)

In meinem neuen Rudel gibt es noch mehr Menschen außer dem Chef – auch die liebte ich vom ersten Moment an heiß und innig und folge ihnen sicherheitshalber auf Schritt und Tritt. Woher soll ich sonst wissen, wer wann was isst oder vielleicht für Dackel spannende Dinge tut? Oder ob jemand, worst case, unerlaubt (und ohne mich!) unsere Räumlichkeiten verlässt? Der Chef nennt es das unsichtbare Gummiband-Symptom. Ich nenne es Aufmerksamkeit. Vor allem, weil die Zweibeinerwelpen auf meine Anfragen hin fast immer mit mir spielten, kuschelten und mir stolz die unglaubliche Welt außerhalb dieser Wohnung zeigten.

Neben den beiden Nachwuchschefs gehört auch noch ein in meinen Augen uralter Mensch zu meinem neuen Rudel. Dieser Mensch steht außerhalb jeglicher Rangordnung – ist aber etwas ganz Besonderes, das weiß ich instinktiv. Auf diesen Zweibeiner muss ich besonders aufpassen, das wusste ich vom ersten Moment an. Stürmische Begrüßungen sind bei ihm nicht angebracht und wilde Spiele nicht sein Metier. Ich nähere mich ihm meist mit dem gebührenden Respekt vor dem Alter und zeige meine Zuneigung durch eher sanfte und zurückhaltende Gesten, durch Pfötchen auflegen zum Beispiel. Dieser Mensch benötigt erhöhte Dackelaufmerksamkeit; die tägliche Kontrolle seiner Anwesenheit und seines Gemüts- und Gesundheitszustands war und ist für mich eine sehr wichtige Aufgabe. Er wurde bisher schon von einigen Dackeln überaus erfolgreich erzogen, das merkte ich natürlich sehr schnell. Ein Blick von mir, verbunden mit einem leichten Anstupser meiner Nase – und schon war ihm klar, dass ein Teil der Nahrung auf seinem Teller selbstverständlich mir zusteht.

Dieser Punkt sorgt immer wieder für in meinen Augen völlig unnötige Diskussionen mit dem Chef. Auch wenn ich das selbsternannte Möchtegern-Rudeloberhaupt sonst gerne in seinen Befindlichkeiten berücksichtige – hier stehe ich mittlerweile auf dem Standpunkt, dass er sich aus meinen eigenen dackel-menschlichen Beziehungen manchmal einfach heraushalten sollte.

Im Gegenzug für diese bevorzugte Behandlung, die mittlerweile das Geheimnis des uralten Zweibeins und mir ist und auch bleiben muss, weil der Chef sonst wieder auf komische Gedanken kommt, behandle ich dieses besondere Mitglied meines Rudels mit dem alterswürdigen Respekt und habe stets ein besonders wachsames Auge auf ihn. Besonders angenehm ist übrigens, dass dieser Mensch, im Gegensatz zum übrigen, jüngeren und noch unerfahrenen Personal, nie an mir herumerziehen möchte. Natürlich gibt auch er gerne viel Blabla von sich, ich weiß aber genau, dass er das nicht so richtig ernst meint: nicht sein Hund, nicht seine Verantwortung. Und wenn ich, rein aus Respekt vor seinem ungeheuren Alter, dennoch versehentlich seinen undeutlichen Empfehlungen nachkomme, freut er sich unwahrscheinlich. Und belohnt mich mit Leckereien. Natürlich weiß ich sehr genau, dass wir beide eine Sondervereinbarung haben. So muss es auch sein, das sagt mir eine nachdrückliche Stimme ganz tief in meinem Inneren. Er ist quasi ein Über-Chef, ohne klare Kompetenzen im Rudel (und auch ohne Ambitionen, sich in meine Rudelerziehung einzumischen) – aber ich zolle ihm meinen Respekt und passe auf ihn besonders auf. Dagegen kann selbst der Chef nichts ausrichten.

Zu meinem Rudel gehören überraschend viele Zweibeiner – mal mehr, mal weniger. Einige davon sehe ich jeden Tag, andere haben ihr eigenes Körbchen offenbar an einem anderen Ort stehen. Aber ich weiß genau, dass auch diese Menschen zu uns gehören. Ein Mitglied unseres Rudels, der Chef nannte sie Tante, kannte ich leider nur kurz. Der Chef hat viele, viele Worte ausgespuckt, um zu erklären, dass die Tante in meiner ganz frühen Jugend bereits lange an einem Ort war, an dem Krummbeine und andere Fellträger nicht erlaubt sind, er nannte es Krankenhaus. Ich war damals noch ungeübt darin, aus den Blabla-Schwällen des Chefs die für mich interessanten und wirklich wichtigen Informationen herauszufiltern. Aber ich verstand schnell, dass auch dieses Zweibein ein wichtiger und liebenswerter Mensch für mein Rudel war – und damit selbstverständlich auch wichtig für mich.

Nach einem wunderbaren, spannenden Spaziergang über die Felder sollte ich eines Tages ein Gebäude betreten, in dem es extrem sauber und überaus seltsam roch. Das fand ich eigentlich und ursprünglich nicht so gut – sauber und Lucy passten schließlich schon damals nicht unbedingt zusammen.

Der Chef klemmte mich damals unter den Arm – wie so oft: gemein, wenn man so klein ist – und wir betraten das Gebäude trotz meiner deutlichen Abwehrhaltung. Ein paar Türen weiter siegte dann aber doch meine Neugier – und ich wollte bitte sofort herunter und selbst schauen, was es mit diesem Ort auf sich hatte. Wie überrascht ich war! Dort waren viele Menschen, die sich alle unglaublich freuten, mich zu sehen. Damit hatte ich ja nun gar nicht gerechnet! Es gibt wirklich viele von diesen Zweibeinern! Und viele von denen, die ich an diesem komischen Ort traf, waren überraschend froh, mich zu sehen – dabei kannten sie mich doch noch gar nicht. Ich duldete, begeistert und überwältigt von dieser offensichtlichen Freude über einen Hund in diesen Räumen, sogar kuscheln und streicheln von mir unbekannten Personen – was ich sonst eigentlich gar nicht so mochte und mag. Ausnahmen mache ich aber nach wie vor gerne.

Der Chef öffnete schließlich eine Tür, nahm mich auf den Arm (schon wieder!) und setzte mich auf ein Bett. Ich sah den Chef fragend an, denn in diesem Bett lag ein Mensch. Dann verstand ich: Das war die Tante – ein mir bisher unbekanntes Mitglied meines Rudels, das also selbstverständlich von mir gebührend als solches begrüßt werden musste. Allerdings nahm ich natürlich sofort auch zur Kenntnis, dass hier etwas anders war als sonst. Mein frisch dazugekommenes Rudelmitglied streichelte mich vorsichtig und äußerst zurückhaltend – und ich verzichtete zunächst darauf, mich ihr um den Hals zu wickeln, wie ich es eigentlich sonst bei geliebten Menschen so gerne tat. Irgendeine leise Stimme in mir teilte mir mit, dass es ihr gerade nicht so gut ging, obwohl sie sich sichtlich freute, mich endlich kennenzulernen – schließlich war ich damals schon gute vier Monate Herr über meine Menschen und wir hatten bisher noch nicht das Vergnügen gehabt. Auch der Chef und die Nachwuchschefs benahmen sich überraschend zurückhaltend – ich bemerkte den Hauch von Trauer, der den Raum erfüllte, sehr wohl. Allerdings konnte ich die Stimmung damals nicht so richtig einschätzen.

Da ich ohnehin ein klein wenig müde von dem ausgiebigen Spaziergang war, beschloss ich, dass ich die Erkundung des Zimmers auch später noch in Angriff nehmen könnte, bettete mich bequem auf die weichen Decken, drückte mich ganz eng an die Tante und genoss das sanfte, zurückhaltende Kraulen. Ich verstand damals nicht, warum dieser leichte, aber in jeder Pore spürbare Geruch von Verlust im Raum lag; ich fand es dort eigentlich sehr schön und entspannend – und ich lag schließlich in einem Bett. Das wohlige Seufzen der Tante hörte sich auch zufrieden an.

Ich war danach noch häufiger an diesem Ort, den der Chef Hospiz nannte. Ich ging immer sehr gerne dorthin und traf viele Menschen, die sich, obwohl sie mich gar nicht kannten, furchtbar freuten, einen Vierbeiner wie mich zu sehen. Wenn ich durch die Tür kam – ich lief den Weg jetzt natürlich immer selbst, ich kannte mich ja jetzt aus –, hatte ich wirklich viel zu tun. So viele Menschen, die sich freuten, mich zu sehen und mich streicheln wollten! Streicheleinheiten, einfach nur so, weil ich da war, nahm und nehme ich schließlich immer gerne an. In diesem Ausnahmefall sogar auch von mir völlig fremden Menschen.

Kurz darauf änderte sich allerdings die Stimmung in meinem Rudel. Die Tante schlief nur noch und kraulte mich nicht mehr, aber ich merkte natürlich deutlich, dass sie wusste, wenn ich wieder da war. Die anderen Menschen an diesem Ort begrüßte ich zwar noch – aber ich gebe zu, dass ich diese Begegnungen kurz hielt – ich hatte nicht viel Zeit, das merkte selbst ich, die ich damals noch nicht mal ein halbes Jahr alt war. Ich spürte eine Veränderung – ich legte mich noch kurz zu der Tante auf das Bett und schleckte über ihren Arm, dann wollte ich aber doch lieber zum Chef auf dessen Schoß. Das war auch offenbar ganz wichtig, denn der Chef war immer sehr traurig, wenn wir dort waren. Manchmal lief sogar das seltsame, salzige Wasser aus seinen Augen. Und wenn der Chef traurig ist, muss ich ihn trösten – altes, überliefertes Hundegesetz. Er sprach immer viel, wenn wir dort waren; er...

Erscheint lt. Verlag 26.10.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7526-3502-9 / 3752635029
ISBN-13 978-3-7526-3502-7 / 9783752635027
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