Frau von Goethe (eBook)

Er ist der größte Dichter seiner Zeit, doch erst ihre Liebe kann ihn retten

*****

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2021 | 1. Auflage
320 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2671-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Frau von Goethe -  Beate Rygiert
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'Ohne Dich ist doch alles nichts.' Christiane Vulpius Weimar, 1788

Christiane Vulpius ist Putzmacherin in einer Kunstblumen-Manufaktur, als sie mit der Bittschrift ihres Bruders beim Geheimen Rat Goethe, dem begehrtesten Junggesellen Weimars, vorstellig wird. Gesellschaftlich trennen sie Welten, und doch ist es für beide Liebe auf den ersten Blick. Zunächst können sie ihr leidenschaftliches Verhältnis geheim halten. Als Christiane jedoch schwanger wird, schlagen ihr vonseiten der 'guten Gesellschaft' Hass und Verachtung entgegen. Wird Goethe zu ihr und dem Kind stehen? Christiane verliert nicht den Mut, sondern kämpft um ihre Liebe.
Die Geschichte einer unkonventionellen und mutigen Frau - kenntnisreich und hochemotional erzählt.



Beate Rygiert wurde in Tübingen geboren und wuchs im Nordschwarzwald auf. Mit zwölf schrieb sie in ihr Tagebuch: 'Eigentlich möchte ich Schriftstellerin werden!' Diesen Traum verwirklichte sie nach dem Studium der Musik- und Theaterwissenschaft und der italienischen Literatur in München und Florenz und nach einigen Jahren als Operndramaturgin an verschiedenen deutschen Bühnen. Heute lebt sie mit ihrem Mann im Schwarzwald. Im Aufbau Taschenbuch sind bereits ihre Romane 'George Sand und die Sprache der Liebe' und 'Die Pianistin. Clara Schumann und die Musik der Liebe' erschienen.

1. Kapitel


Weimar, Juni 1788

Die Kutsche mit dem Wappen des Freiherrn von Stein donnerte den Graben herauf und bog derart ungestüm in die Neue Straße ein, dass Christiane nur knapp den Hufen der Pferde entkam.

»Seid ihr denn noch bei Trost?«, schrie sie auf und sah im selben Augenblick, wie der leichte Vorhang vor dem Fenster der Kabine zur Seite geschoben wurde. Ein eiskalter Blick traf sie aus hellblauen Augen unter einer kunstvoll aufgetürmten Steckfrisur.

»Himmel!«, hörte sie ihre Freundin Hanne rufen. »Die hätten dich glatt umgebracht. War das nicht ie Frau von Stein?«

Christiane besah sich ihren besudelten Rocksaum. Die Kutsche war mitten durch eine Pfütze gerumpelt und sie hatte das Schmutzwasser abbekommen.

»Sieh dir das mal an«, sagte sie aufgebracht. Erst neulich hatte sie das Kleidungsstück, das noch von ihrer Mutter stammte, gewendet und ihrer Größe angepasst.

»Das geht beim Waschen wieder raus«, tröstete Hanne. »Komm, wir sollten uns beeilen, sonst kommen wir zu spät.«

Hanne hatte wie Christiane und elf weitere Töchter aus gutem, jedoch verarmtem Hause in der Bertuchschen Manufaktur für Kunstblumen Arbeit gefunden. Dabei war es eine Schande, dass Hannes Vater als herzoglicher Amtsschreiber zu wenig verdiente, um seine Familie ernähren zu können. Christianes Vater war es, wie so vielen anderen, nicht besser ergangen. Johann Friedrich Vulpius hatte sogar ganze zehn Jahre umsonst für den Herzoglichen Hof arbeiten müssen, ehe er nach endlosen Bittschriften und Gesuchen endlich einen Hungerlohn erhalten hatte, der hinten und vorne nicht gereicht hatte. Vor zwei Jahren war er gestorben, und nicht nur er ruhte bei seinen Ahnen im Familiengrab auf dem Gottesacker rund um die Jacobskirche, sondern auch Christianes Mutter und ihre Stiefmutter samt sieben ihrer jüngeren Geschwister, die das Kindesalter nicht überlebt hatten. Jetzt hatte sie nur noch den um zwei Jahre älteren Bruder Christian, ihre vierzehnjährige Stiefschwester Ernestina und Tante Juliane, eine ledige Schwester ihres Vaters.

Das hätte nicht sein müssen, davon war Christiane überzeugt. Mit ausreichend Nahrung wäre so manch ein Familienmitglied noch am Leben. Doch es hatte an allem gefehlt, vor allem an Geld für einen Arzt und Medizin. Schaudernd dachte sie an diese schrecklichen Jahre zurück, besonders an 1782, als die beiden jüngsten, von ihr heiß geliebten Geschwister kurz hintereinander gestorben waren, ausgemergelt und viel zu schwach, um sich gegen Krankheiten wehren zu können. Inzwischen war es Christiane, die den kleinen Frauenhaushalt ernährte, während ihr großer Bruder, ein studierter Jurist, in Nürnberg eine Stelle als Schreiber innehatte. Einen äußerst schlecht bezahlten Posten, und es sah so aus, als sollte er auch den bald verlieren, weil ein anderer junger Mann seine Dienste für noch weniger Gehalt angeboten hatte. Und was dann? Es war so schwer, eine angemessene Stelle zu finden. Dabei war Christian so begabt …

»Hat Christian mal wieder etwas Neues geschrieben?« Hannes Augen leuchteten. Es war kein Geheimnis, dass sie für Christianes älteren Bruder schwärmte. Christian wiederum hatte Hanne als Vierzehnjähriger in einem handgeschriebenen und -gezeichneten Büchlein verewigt, genau wie seine Schwester und einige Klassenkameraden. Wenn einer vor Phantasie nur so sprühte, dann Christianes Bruder.

»Ich weiß nicht«, antwortete sie. »Sicher hat er keine Zeit mehr dafür.«

Hanne und sie hatten inzwischen das prächtige Gebäude am Baumgarten erreicht. Sechs Jahre war es her, dass Christiane Friedrich Justin Bertuchs Angebot angenommen hatte, in der damals gerade erst gegründeten Manufaktur zu arbeiten. Dies war ein Privileg, und Christiane verdankte es der Freundschaft ihres Vaters zu dem Geschäftsmann und Verleger. Bertuch war sogar Taufpate ihres jüngsten Bruders gewesen, und offenbar hatte er das Elend der Familie Vulpius nicht mehr länger mit ansehen können.

»Wie siehst du denn aus?«

Natürlich war es Friederike von Aberstein, die bei ihrer Ankunft in den Räumen der Manufaktur Christianes Rock mit gerümpfter Nase musterte. Die meisten der Putzmacherinnen saßen bereits auf ihren Plätzen, Henriette fehlte noch, genau wie Dorothea, die alle Dorle nannten.

»Eine Kutsche hätte sie beinahe totgefahren«, antwortete Hanne an ihrer Stelle, während Christiane ihr Umschlagtuch ablegte und die Arbeitsschürze überzog. »Das war der Wagen der Frau von Stein. Die Christel kann froh sein, dass es nur ihren Rock erwischt hat.«

»Die Frau von Stein?« Friederike lachte. »Die ist stocksauer. Wie ich hörte, macht sie allen das Leben zur Hölle, vor allem Franz, dem Kutscher. Kein Wunder, dass der die Pferde so jagt.«

Sie nahm am Tisch über Eck neben Christiane Platz, damit sie von ihr endlich lernte, wie man Seidenblumen herstellte. Lustlos schlug Friederike das Baumwolltuch auf, in dem sie wie alle anderen ihre Arbeit vom Vortag aufbewahrte, und betrachtete die einzelnen Blütenblätter, die einmal eine Mohnblüte ergeben sollten. »Seit der Geheime Rat aus Italien zurück ist, hat sie nur noch schlechte Laune. Und wisst ihr auch, warum?«

Frau Bertuch betrat den Saal, gefolgt von Auguste Slevoigt. Die beiden Schwestern hatten die Manufaktur gegründet und damit guten Geschäftssinn bewiesen, denn seit ein paar Jahren wünschte sich jede Dame, die etwas auf sich hielt, Seidenblüten, und je echter sie wirkten, desto besser. Bislang hatte man sie für teures Geld direkt aus Paris bezogen, um damit Kleider und Hüte zu verzieren oder sie als niemals welkende Arrangements auf dem Tisch oder der Anrichte zu platzieren. Aber warum aus Paris beziehen?, hatten sich die Unternehmerinnen gefragt und beschlossen, solche Blumen selbst zu produzieren. Der Erfolg gab ihnen recht. Die Manufaktur war bis auf Monate mit Bestellungen ausgelastet. Wer Blüten aus der Bertuchschen Blumenmanufaktur haben wollte, musste Geduld haben.

Die gutmütige Hanne versuchte, Friederike zu bedeuten, besser den Mund zu halten, die Direktorinnen schätzten es nämlich gar nicht, wenn ihre Schützlinge tratschten. Doch die bemerkte es nicht und fuhr unbekümmert fort: »Die von Stein ist so unglaublich wütend, weil …«

»Friederike von Aberstein«, schallte Frau Slevoigts Stimme durch den Raum. »Wenn Ihre Finger im Umgang mit Samt und Seide so behände wären wie Ihre Zunge, dann würden Sie die anderen bei Weitem überflügeln. Da dem aber nicht so ist, wünsche ich von Ihnen heute kein überflüssiges Wort mehr zu hören. Haben Sie mich verstanden?«

»Sehr wohl, Frau Slevoigt«, erklärte Friederike und zog eine Grimasse, die nur ihre Kolleginnen sehen konnten.

»Bislang gaben Sie uns kaum Anlass, mit Ihrer Arbeit zufrieden zu sein«, fuhr Auguste Slevoigt fort. »Wenn ich nicht irre, haben Sie keine einzige annehmbare Blüte zustande gebracht, seit Sie bei uns sind. Stattdessen verderben Sie das kostbare Material. Wenn sich das in absehbarer Zeit nicht ändert …«

»Es wird sich ändern«, unterbrach Friederike sie und senkte devot den Kopf. »Ganz bestimmt. Geben Sie mir ein wenig Zeit, und Sie werden begeistert sein.«

Caroline Bertuchs Mund verzog sich zu einem nachsichtigen Lächeln. Sie hatte ein gutmütiges Herz und überließ den Umgang mit den Putzmacherinnen meist ihrer Schwester, vor allem, wenn es etwas zu tadeln galt. Der Direktorin war es neben dem Profit auch ein Anliegen, verarmten Mädchen und jungen Frauen aus gutem Hause wie Christiane eine Existenz zu ermöglichen. Bei dem reißenden Absatz, den die wunderschönen Stoffblumen, die hier entstanden, in deutschen Landen und sogar in England fanden, war ihr dies möglich geworden. Und Christiane war mehr als dankbar. Ohne diese Anstellung hätte sie nicht gewusst, wie sie auf ehrbare Weise den Unterhalt für sich, Ernestina und die Tante hätte verdienen können.

»Denken Sie immer daran«, sagte Frau Slevoigt zu Friederike, »dass auf meiner Liste noch mindestens zwölf junge Frauen stehen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als Ihren Platz einzunehmen.«

Friederike zog die Schultern ein und schwieg. Christiane warf einen Blick in die Runde an dem großen Arbeitstisch. Dorle und Henriette waren inzwischen unauffällig hereingeschlüpft und hatten sich wie alle anderen über ihre Handarbeit gebeugt. Das Schweigen währte allerdings nur so lange, bis die beiden Direktorinnen den Raum wieder verlassen hatten.

»Jetzt erzähl schon«, sagte Hanne mit Blick zur Tür, hinter der ihre Arbeitgeberinnen verschwunden waren. »Wieso ist Frau von Stein so wütend?«

»Na, weil er nichts mehr von ihr wissen will, der Herr von Goethe«, warf Henriette ein, doch Friederike war offenbar entschlossen, sich die Geschichte nicht aus der Hand nehmen zu lassen.

»Meine Schwester ist ja Zofe bei ihr«, erklärte sie wichtigtuerisch. »Und deshalb weiß ich alles aus erster Hand.«

»Ist deine Schwester nicht Dienstmädchen bei der Freifrau?«, mischte sich nun Marie Zoller ein. Ihr Vater war Jagdmeister beim Herzog und im Grunde, so fand Christiane, hatte sie es nicht nötig, hier zu arbeiten. Jeder wusste, wie begeistert der Herzog vom Jagen war, vor allem seit Herr von Goethe in Weimar lebte. Maries Vater bezog sicherlich ein besseres Gehalt als die anderen Beamten. »Die Nanni ist doch keine Zofe!«

»Das ist doch jetzt egal!« Friederike war rot geworden. Obwohl ihre Familie dem niederen Adel angehörte, waren die von Abersteins arm wie die...

Erscheint lt. Verlag 16.8.2021
Reihe/Serie Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe • Beate Rygiert • Charlotte von Stein • Christiane Vulpius • Dichter • Die Pianistin • Frau von Goethe • George Sand • Johann Wolfgang von Goethe • Leidenschaft • Schiller • Schwangerschaft • Skandal • Starke Frauen • Weimar • weimarer hof
ISBN-10 3-8412-2671-X / 384122671X
ISBN-13 978-3-8412-2671-6 / 9783841226716
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