Jerry Cotton Sonder-Edition 145 (eBook)

Die Bastion

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0670-4 (ISBN)

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Jerry Cotton Sonder-Edition 145 - Jerry Cotton
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Sie hatten eine neue Stadt gebaut - abgesichert durch modernste Alarmanlagen und schwer bewaffnete Wachmannschaften. Eine wahre Bastion gegen die Angst, die mehr und mehr in New York um sich greift. Phil und ich waren zur Einweihungsfeier geladen. Da schlugen die Gangster zu - demonstrierten, dass es gegen sie kein Bollwerk gab. Dass sie mächtiger waren als alle Alarmanlagen und alle Mauern. Phil und ich nahmen diese Herausforderung an. Es wurde ein Kampf auf Leben und Tod ...


Die Bastion

Sie hatten eine neue Stadt gebaut – abgesichert durch modernste Alarmanlagen und schwer bewaffnete Wachmannschaften. Eine wahre Bastion gegen die Angst, die mehr und mehr in New York um sich griff. Phil und ich waren zur Einweihungsfeier geladen. Da schlugen die Gangster zu – demonstrierten, dass es gegen sie kein Bollwerk gab. Dass sie mächtiger waren als alle Alarmanlagen und alle Mauern. Phil und ich nahmen diese Herausforderung an. Es wurde ein Kampf auf Leben und Tod ...

1

Es war an diesem Morgen schon so drückend heiß, dass die Unerträglichkeit der bevorstehenden Mittagshitze wie eine Drohung am azurblauen Himmel schwebte. Kein Windhauch milderte die Sonnenstrahlen. Das gechlorte Wasser ruhte bewegungslos wie ein türkisfarbener Spiegel zwischen nierenförmig angeordneten Fliesen.

»Noch einen Wunsch, Madam?«

Er stellte das Tablett mit dem Frühstücksgeschirr auf dem stelzenbeinigen Gartentisch unter dem Sonnenschirm ab. Seine gebräunten Hände lagen am Saum der weißen Jacke, und irgendwie erinnerte er in dieser Haltung an einen gehorsamen Rekruten, dem die ersten Gehversuche befohlen werden.

»Nein danke, Joaquin. Sorgen Sie bitte dafür, dass das Dinner pünktlich fertig ist, wenn die Kinder aus der Schule kommen.«

Joanne Cranford horchte dem Klang ihrer samtenen Altstimme nach. Dann schwang sie ihre langen Beine vom Liegestuhl, stand auf und bewegte sich zwei Schritte weit zum gepolsterten Stuhl am Gartentisch. Durch die dunklen Gläser ihrer Sonnenbrille musterte sie das schmale Gesicht des Puerto Ricaners. Sie bemerkte, dass sein Blick ihre Brüste und ihre Oberschenkel abtastete, und es gefiel ihr. Weil es ihr bewies, dass der Bikini ihre achtunddreißig Jahre nicht verriet. Nein, ganz und gar nicht. Es tat gut, die eigene Wirkung zu testen. Die Wirkung ihres Körpers auf einen Mann. Und dieser Puerto Ricaner war ein Mann, hundertprozentig. Wenn auch nur ein Hausangestellter. Nun, irgendwann ...

Joanne dachte es nicht zu Ende.

»Sehr wohl, Madam«, sagte Joaquin und verbeugte sich.

Joanne schickte ihn mit einem Lächeln weg. Sie freute sich über seine unverschämten Gedanken, die in seinem Gesicht wie in einem offenen Buch standen.

Die Schritte des hauseigenen Butlers entfernten sich, und das leuchtende Weiß seines Jacketts wurde vom satten Grün einer mannshohen Rhododendrongruppe verschluckt. Irgendwo im Haus klappte eine Tür zu. Stille.

Joanne verzehrte ein diagonal gevierteiltes Sandwich mit Salzbutter, anschließend sieben Unzen Corn Crispys mit einem Schuss fettarmer Milch. Dann endlich Kaffee, schwarz und stark, drei Tassen hintereinander. Und die Frühstückszigarette, nikotinarm, mit einem kühlen Hauch von Menthol.

Joanne erhob sich, drückte die Zigarette aus und zupfte das Oberteil ihres Bikinis zurecht. Mit den gedehnten Bewegungen einer gerade erwachten Katze lief sie auf den Rand des nierenförmigen Swimmingpools zu. Die Griffstangen der Leiter waren durch die Sonnenglut zu heiß zum Anfassen. Joanne ging am Fliesenrand des Pools in die Hocke, streckte das linke Bein vor und tauchte die hellrosa lackierten Fußnägel in das türkisfarbene Nass.

Der Stoß in den Rücken war beinahe sanft, jedenfalls schmerzlos.

Joanne verlor die Balance, erschrak zu sehr, um zu schreien, und stürzte kopfüber ins Wasser. Die Sonnenbrille rutschte ihr weg und sank mit torkelnden Bewegungen auf den Fliesengrund des Bassins.

Hastige Schwimmbewegungen brachten Joanne an die Oberfläche zurück. Prustend rang sie nach Luft, wischte sich die Augen frei, in denen das Chlor brannte. Sie wollte an ihre ruinierte Frisur denken, wollte den unverfrorenen Puerto Ricaner zurechtstutzen, dem anscheinend der Anblick eines Bikinis genügte, um alle Beherrschung zu verlieren.

Es blieb beim Wollen.

Wassertretend sperrte Joanne den Mund auf.

Der eine bediente sich aus ihrer Zigarettenschachtel und blies den Menthol gekühlten Rauch in die Morgenluft. Der andere lehnte an den Griffstangen der Leiter und grinste wie ein Straßenlümmel, der gerade einer alten Lady den Fürsorgescheck aus der Handtasche gezupft hatte.

Die Fassungslosigkeit ließ Joanne Wasser schlucken. Sie keuchte und hustete wenig damenhaft, bis sie sich entschloss, zur anderen Seite des Pools zu fliehen.

Der mit der Mentholzigarette im Mundwinkel stelzte um den engeren Bogen des Nierenbeckens herum und baute sich breitbeinig auf, um sie in Empfang zu nehmen. Joanne stoppte ihre Schwimmbewegungen, noch ehe sie den Rand des Pools erreichte.

»Joaquin!«, schrie sie. »Hilfe! Überfall!«

Der Zigarettenraucher nickte mit scheinheiligem Verständnis.

»Schrei, so viel du willst, Darling. Das macht frei. Ich kenne da einen Psychiater, der fährt mit seiner Kundschaft regelmäßig raus an den Hudson River, wo's ganz einsam ist. Und da lässt er sie schreien, bis sie heiser werden. Hinterher fühlen sie sich dann unheimlich befreit und locker.« Er lachte, wobei die Mentholzigarette in seinem Mundwinkel auf und ab hüpfte. »In unserem Fall ist das Geschrei ziemlich witzlos, Darling. Mein Freund und ich, wir haben nämlich im Haus für Ruhe gesorgt. Mit anderen Worten, es ist keiner mehr da, der zuhören kann.«

Joanne starrte den Mann an, und sie spürte plötzlich einen Druck, der sich wie ein stählerner Ring um ihren Hals legte. Erst jetzt begriff sie, dass das kein schlechter Scherz war.

Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf.

Wie waren die Kerle überhaupt eingedrungen? Hatte die Alarmanlage nicht funktioniert? Weshalb hatte keiner der Hausangestellten geschrien oder Widerstand geleistet? Wie lange hatten sich die Strolche schon im Gebüsch des Villenparks verborgen gehalten?

Gedanken, die sinnlos waren.

Der Kerl, der den Rauch der Mentholzigarette inhalierte, trug einen Charles-Bronson-Schnauzbart im energisch kantigen Gesicht. Ansonsten dunkelblond, groß, schlank, weiße Jeans, hellblaues T-Shirt, das sich über breiten Schultern und muskulösen Oberarmen spannte.

Irritiert stellte Joanne fest, dass ihre Gedanken abschweiften. In eine Richtung, die dem Ernst der Lage gewiss nicht angemessen war.

»Was ... was ...?«, setzte Joanne stotternd an, während sie hastiger Wasser trat.

»Geschenkt, die Frage«, unterbrach sie der Schnauzbärtige. Sein Grinsen hatte etwas von der Siegesgewissheit eines Raubtiers. »Was wir von dir wollen, erfährst du noch. Erst mal solltest du dir überlegen, ob du freiwillig rauskommst oder ob du den Weltrekord im Dauerschwimmen aufstellen willst.«

Joanne drehte sich im Wasser, gehetzt, in die Enge getrieben.

Der andere lehnte noch immer an den Griffstangen. Er strahlte Brutalität aus. Vielleicht lag es an der fingerlangen Narbe auf seiner linken Wange. Der Schmiss stammte bestimmt nicht vom Rasieren. Der Mann war nur ein oder zwei Fingerbreit kleiner als sein Komplize, dafür noch breiter. Bartlos und mit militärisch kurzem Haar sah er aus, als wäre er eben erst aus dem Dschungel gekrochen, um den Ledernackenkampfanzug mit Jeans und Sommerhemd zu vertauschen.

»Wir können dich auch rausholen«, sagte der Dschungelkämpfer mit einer Bassstimme, die tief aus seinem Brustkorb rollte. »Aber dann geht's nicht ohne blaue Flecken ab. Wäre schade, dich so verunstalten zu müssen.«

Joanne wurde blass. Sie begriff, dass jedes Wort überflüssig war. Die Kerle hatten eine Art von Humor, hinter dem sich eine tödliche Drohung verbarg. Ihr lief eine Gänsehaut über den wohlgeformten Körper, trotz der hohen Wassertemperatur.

»Also, was ist?«, fragte der Schnauzbärtige höflich.

Joanne biss sich auf die Unterlippe, dass es schmerzte. Resignierend schwamm sie auf den Beckenrand zu. Ihr brünettes Haar hing in krausen Strähnen herab, als sie die Fliesenkante packte und sich hochzog. Schlagzeilen von spektakulären Entführungen tauchten vor ihrem geistigen Auge auf. Fotos von Entführten, denen man Ohren oder sonst was abgeschnitten hatte. Joanne dachte an die Lösegeldversicherung, die Dell vor zwei Jahren abgeschlossen hatte. Welcher Hohn! Vielleicht machte er mit den Gangstern gemeinsame Sache. Zuzutrauen war es ihm. Und das Geld konnte er gut gebrauchen. Er hatte es sogar verdammt nötig.

Sie zuckte zusammen, als die Schraubstockfäuste des Schnauzbärtigen ihre weichen Oberarme umfassten und ihr hochhalfen. Sobald sie festen Boden unter den Füßen hatte, versuchte sie verzweifelt sich loszureißen. Es war sinnlos. Der Vergleich mit den Schraubstöcken stimmte wirklich. Obwohl Panik in ihr aufflackerte, staunte Joanne darüber, wie ein Mann solche Kraft haben konnte. Aber das änderte nichts daran, dass sie Angst hatte. Wahnsinnige Angst.

»Nein!«, schrie sie. »Lassen Sie mich los, Sie dreckiger ...«

Joannes Schrei erstickte. Ihre Wange brannte wie Höllenfeuer. Der Schmerz trieb ihr Tränen aus den Augen. Der Schnauzbärtige hielt sie nur noch mit der Linken. Joanne sah seine drohend erhobene Rechte, bereit zu einer neuen Ohrfeige.

»Sag so was nicht noch mal, Baby«, zischte er, »keiner nennt mich dreckig. Schon gar nicht so ein Miststück wie...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2020
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-0670-4 / 3751706704
ISBN-13 978-3-7517-0670-4 / 9783751706704
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