Dorian Hunter 59 - Horror-Serie (eBook)

Gänsehaut

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0641-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 59 - Horror-Serie - Roy Palmer
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Der Film näherte sich dem Höhepunkt. Jeff Parker und die anderen blickten gespannt auf die Leinwand. Doch auf einmal veränderte sich die Szene. Vor dem Panorama des Urwaldes erschien das Antlitz einer Frau. Ihre Züge waren abstoßend. Ihr Mund bewegte sich unablässig und formte seltsame, unverständliche Worte.
Parker wurde blass. 'Diese Szene haben wir doch nie gedreht!'
Der Regisseur, die Schauspieler und das Skriptgirl, die allesamt zur Voraufführung gekommen waren, blickten sich verwirrt an.
Auf der Leinwand verschwand das Gesicht der Frau, und stattdessen war wieder die Dschungelkulisse zu sehen, die das Filmteam im Studio nachgebaut hatte. In ihrem Zentrum kämpfte ein Mensch mit einer lebendig gewordenen Liane.
»Das ist ja der Vorführer!«, ächzte Parker.
Er sprang auf und rannte zum Projektionsraum.
Hinter der Tür fand er den Toten. Er hatte den Mund aufgerissen, und die Filmspule hatte sich um seinen Hals gelegt ...


1. Kapitel


»Mir nach, Leute!«

Der Expeditionsleiter hieb mit seiner Machete auf Lianen und anderes feuchtes Blatt- und Zweigwerk ein. Die zehn weißen Männer drängten ihm nach. Die Eingeborenen folgten auch, aber ihre Mienen verrieten, dass sie lieber ihren Instinkten gehorcht und sich abgesetzt hätten.

Die Gruppe arbeitete sich durch das widerspenstige Dickicht und lauschte gebannt nach weiteren Lauten. Wieder dieses Schmatzen und Sabbern, dann Wimmern.

Der Expeditionsleiter bahnte verdrossen einen Weg durch das Unterholz. Und plötzlich riss die grüne Wand auf und gab den Blick frei auf etwas, das sie im wahrsten Sinn des Wortes erstarren ließ.

Hochaufragende und gedrungene Bäume gruppierten sich um einen Teich. Und hier, mitten in der Amazonashölle, saß eine junge Frau in verkrampfter Haltung vor einem gewaltigen Eukalyptusbaum. Sie war schön und trug keinerlei Kleidung, abgesehen von dem Schmuckbehang, der sich um ihren Hals und ihre Hüften wand. Die schwarzen Haare kräuselten sich wie silberdurchwebte Seide bis auf ihre vollen Brüste herab. Die Hände hatte sie über dem Kopf gekreuzt, denn sie waren an einen Eisenring gekettet; die Halterung des Ringes war in den Stamm getrieben worden.

Zu den Füßen der Frau lagerten Totenschädel und Gerippe, einige ausgebleicht, andere kaum noch erkennbar im Wasser des Sumpftümpels. Was aber in diesem Augenblick die Eingeborenen furchtbar aufschreien ließ und sie veranlasste, ihre Lasten abzuwerfen und in panischer Flucht davonzulaufen, das waren nicht die Knochen oder die schluchzende, wimmernde Frau – sondern das, was da mitten aus dem Sumpf herangewankt kam.

»Ein Monster!«, sagte der Expeditionsleiter. »O Gott, ein Monster!«

Es stapfte auf vier krummen Beinen heran, richtete den grässlichen grünen Schuppenleib auf und riss ein mit dolchspitzen Zähnen bestücktes Maul auf. Eine vorsintflutlich wirkende Riesenechse, vergleichbar mit einem Tyrannosaurus, nur größer und scheußlicher. Drohend blähte sich ihr Rückenkamm auf, ihre Augen glühten. Entsetzliche Laute kamen aus ihrem Rachen.

Das Monster wollte sich auf die Frau stürzen.

»Schießt!«, rief der Expeditionsleiter und legte seinen Karabiner an. »Zielt auf die Augen und das Maul! Wir müssen das Biest aufhalten!«

»Stopp!«, sagte Jeff Parker.

»Stopp!«, wiederholte der Regisseur Giampaolo Lazzerini, und das Wort erreichte über das Mikrofon, das er vor die Lippen hielt, die abgetrennte Projektionszelle hinter dem Vorführraum, wo ein Mann vom technischen Stab einen Sekundenbruchteil später auf einen Knopf am Gerät drückte. Auf der Leinwand war nun das starre Bild zu sehen, auf dem die schöne Schwarzhaarige sich unter dem Eisenring aufbäumte und das grüne Monster sein schreckliches Maul aufriss.

»Seht euch das an!« Parker stemmte die Fäuste in die Seiten und machte eine verärgerte Miene. »Lauras Gesicht ist überhaupt nicht zu erkennen. Mir ist das gleich aufgefallen – von dem Moment an, wo die Kamera auf sie umschwenkt. Was hat das zu bedeuten, Signor Lazzerini?«

»Moment!« Lazzerini, ein äußerlich wenig adrett wirkender Mann Mitte vierzig mit dunklem Teint und getönter Brille, hob wieder das Mikrofon und gab an den Projektionsraum durch: »Rücklauf, bitte!«

Laura Piccioni, die Hauptdarstellerin, saß auf ihrem Sessel, zwei Meter von der Leinwand entfernt. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, so dass das Weiße an den Knöcheln hervortrat. Laura sah entzückend aus in ihrem weißen Hosenanzug, der die weichen Konturen des Körpers vollendet nachzeichnete. Fast wirkte sie ein bisschen naiv mit ihrem vollen Kirschmund und den großen, braunen Augen; aber es gab niemanden unter den Anwesenden, dem nicht bekannt war, dass sie wie eine Bombe explodieren konnte, wenn ihr etwas gegen den Strich ging.

Neben Laura Piccioni, Giampaolo Lazzerini und Jeff Parker waren fast sämtliche Darsteller – außer den Statisten – sowie maßgebliche Mitglieder des Produktionsstabes zusammengekommen, um sich das Ergebnis der Dreharbeiten der letzten Tage anzusehen. Da war Piero Petrucci, der den Part des Expeditionsleiters im Film übernommen hatte – ein gut aussehender Mann, Inbegriff des modernen Typs eines smarten Italieners. Neben ihm saßen Luigi Guerazzi, ein weiterer Schauspieler, dann kamen Marina Ferrera und Caterina Schifano, die Nebenrollen bekommen hatten. Eigentlich, so wurde gemunkelt, hatte ursprünglich die Ferrera die Hauptrolle spielen sollen; dann hatte Lazzerini aber alles über den Haufen geworfen und umbesetzt. Warum, wusste eigentlich niemand außer ihm. Weiter hinten saßen der Regieassistent Claudio Pantani und das Scriptgirl Bice Valori. Die Gruppe der japanischen Horrorfilm-Trickspezialisten unter der Leitung von Hajime Tanaka hatte sich wie üblich abgesondert und hockte meditierend auf wackligen Holzstühlen in einer Ecke des Raumes. Tanaka hatte eine seiner komischen Zigaretten geraucht; jetzt drückte er sie langsam, wie in Zeitlupe, auf dem Boden aus.

»Das genügt«, teilte Lazzerini dem Mann am Projektor mit. »Sie können wieder abfahren.«

Die Szene lief noch einmal von dem Zeitpunkt an, da die Expedition auf die junge Frau und das Monster gestoßen war.

»Da haben wir's!«, stieß Parker aufgeregt hervor und wies mit dem Finger auf Lauras Gesicht.

Tatsächlich war es nur für ein paar Sekunden deutlich zu erkennen; danach verwischte es und es erschienen weiße und gelbe Flecken, die hektisch auf und ab tanzten.

»Das wird ja immer schlimmer«, sagte Caterina Schifano.

Das genügte, um Laura Piccionis mittlerweile aufgestauten Ärger überkochen zu lassen. Plötzlich stand sie auf und schrie: »Basta! Schluss! Aus! Ich will das nicht mehr sehen! Der Film wird vernichtet, und wir drehen den ganzen Kram noch einmal.«

»Immer langsam!«, entgegnete Jeff Parker. »Ich verstehe ja, dass Sie sauer sind, Laura, aber schließlich gibt es hier noch ein paar Leute, die mitzuentscheiden haben.«

»Wir sollten uns erst mal den Streifen ganz bis zum Ende anschauen«, meinte Lazzerini. »Vielleicht genügt es, die eine Einstellung nachzudrehen. Ich nehme an, die seltsamen Flecken sind auf Lichteinfall zurückzuführen. Wir werden sämtliche Kameras kontrollieren und auch das Filmmaterial einer Untersuchung unterziehen.«

»Es könnte auch beim Entwickeln passiert sein«, gab Pantani, der Regieassistent, zu bedenken.

Parker drehte sich wieder zu Laura Piccioni um. »Wie dem auch sei, wir haben auf jeden Fall keinen Grund, noch mal ganz von vorn zu beginnen. Ich habe zwar eine Million Dollar in Die Blutbestie vom Amazonas investiert, aber würden wir so verfahren, wie Sie sich das vorstellen, müsste ich bald noch eine weitere dazulegen.«

Falls er gedacht hatte, die wütende Schwarzhaarige würde sich auf diese Weise besänftigen lassen, so hatte er sich getäuscht. Wild gestikulierend deutete sie mit einem zitternden Finger auf die Leinwand.

»Ausgerechnet mein Gesicht! Die ganze Zeit über ist nur immer mein Gesicht verunstaltet. Wissen Sie, was ich von der ganzen Sache halte? Jemand hat das absichtlich getan, um mich fertigzumachen.«

»Aber Laura!«, sagte Lazzerini beschwichtigend.

»Aber Laura!« Sie ahmte ihn höhnisch nach. »Verdammt, hier haben sich doch alle gegen mich verschworen! Aber jetzt ist Schluss. Ihr könnt von nun an allein weitermachen.«

Demonstrativ warf sie ihre Handtasche zu Boden – Geldbörse, Brauen- und Lippenstift, Puderdose, Pillendöschen, Zigaretten und Feuerzeug fielen heraus. Laura Piccioni gab noch ein paar ziemlich undamenhafte Bemerkungen von sich, dann drehte sie sich um und lief aus dem Vorführraum. Die Tür krachte hinter ihr ins Schloss.

Claudio Pantani wollte ihr nacheilen, aber Lazzerini hielt ihn am Arm zurück. »Die kühlt schon wieder ab. Ein paar einlenkende Worte würden jetzt bloß Wasser auf ihre Mühlen sein. Ich versichere euch, sie kommt von selbst wieder, sobald ihre Wut verraucht ist.«

»Gut, dann gucken wir uns jetzt den Rest an.«

Parker, der während der Diskussion aufgestanden war, nahm wieder in seinem Sessel Platz und wartete darauf, dass Lazzerini seine Anweisung erteilte.

Jeff Parker bemühte sich, es den anderen nicht zu zeigen, aber er war nicht sehr zuversichtlich, was die Arbeit an dem Horrorfilm anbetraf. Es hatte eine Menge Schwierigkeiten gegeben, und allmählich kam er zu der Überzeugung, das Projekt stünde unter einem bösen Omen.

Zuerst hatte er die Vorverhandlungen verschieben müssen, weil Dorian Hunter wegen der scheußlichen Ereignisse in der Bertini-Villa in Rom eingetroffen war und er ihn unterstützt hatte. Das war aber noch die geringste Widrigkeit gewesen. Es hatte sich Unangenehmeres abgespielt. Er hatte den Studiodschungel in Cinecitta errichten lassen. Nach der Absage des ersten Regisseurs – sie hatte ihn völlig unerwartet getroffen – war glücklicherweise Giampaolo Lazzerini eingesprungen, ein als...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2020
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-0641-0 / 3751706410
ISBN-13 978-3-7517-0641-4 / 9783751706414
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