Das Wrack der Mary Deare (eBook)

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2020 | 1. Auflage
288 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2466-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Wrack der Mary Deare - Hammond Innes, Werner Peterich
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Der zerschlagene Rumpf eines riesigen Schiffes ragt aus der Gischt des sturmumtosten Meers. An Bord befindet sich nur noch ein Mann - halb wahnsinnig und allein arbeitet er ohne Schlaf und Verpflegung, um das Schiff vor dem Untergang zu retten ...

John Sands stößt mit seinem Bergungskutter auf dem Ärmelkanal fast mit einem manövrierunfähigen Frachtschiff zusammen. Als er das scheinbar verlassene Schiff entert, findet er dort nur den ersten Offizier Gideon Patch vor, der eine Verschwörung der Besatzung für das Unglück verantwortlich macht. Sands will dem Mann helfen und gerät in eine Geschichte aus Sabotage und Versicherungsbetrug, die sich gefährlich zuspitzt ...

Der Roman wurde als 'Die den Tod nicht fürchten' mit Gary Cooper und Charlton Heston verfilmt.



Ralph Hammond Innes (* 15. Juli 1913 in Horsham; ? 10. Juni 1998 in Kersey) war ein englischer Schriftsteller, der über 30 Romane sowie Kinder- und Reisebücher schrieb. Er ließ sich auf seinen Weltreisen zu Abenteuergeschichten inspirieren, die häufig in rauer Natur und auf hoher See spielen. Viele seiner Romane wurden verfilmt, so auch sein Werk 'The Wreck of the Mary Deare', das mit Gary Cooper und Charlton Heston in Deutschland unter dem Titel 'Die den Tod nicht fürchten' bekannt wurde.

ZWEITER TEIL
 
 
Die Verhandlung


I


Die öffentliche Verhandlung über den Verlust der Mary Deare sollte am Montag, dem dritten Mai, in Southampton stattfinden. Für eine Seeamtsverhandlung war der Termin überraschend kurzfristig anberaumt worden; später erfuhr ich, dass man dem Drängen der Versicherungsgesellschaft nachgegeben und sich deswegen so beeilt hatte. Die Versicherungssumme war außerordentlich hoch, und von Anfang an erwies sie sich als der Kardinalpunkt, um den sich alles drehte.

Kaum war ich ein paar Tage in Lymington, erhielt ich den Besuch eines Mr. F.T. Snetterton, Vertreter der H.B. & K. M. Versicherungsgesellschaft, San Francisco. Ihm ging es einzig und allein um das Frachtgut der Hsu-Handelsgesellschaft in Singapur, welches den größten Teil der Ladung der Mary Deare ausgemacht hatte. Ob ich bezeugen könnte, um was für Waren es sich gehandelt habe. Ob ich in einem der Laderäume gewesen sei und ob Patch mit mir darüber gesprochen hätte.

Um uns herum herrschte ein Höllenlärm. Die Seehexe war kurz zuvor auf Slip gezogen worden, die Schiffsbauer nahmen gerade Kielbolzen aus den Planken heraus, um zu prüfen, ob sie noch hielten, und Mike und ich waren dabei, den alten Motor auszubauen. Ich ging daher mit Snetterton an den Strand hinunter, um in Ruhe mit ihm reden zu können.

»Mr. Sands«, erklärte er ernsthaft, »Sie werden begreifen, dass ich genau wissen muss, ob die Fracht, welche die Hsu-Gesellschaft ersetzt haben will, auch tatsächlich an Bord war. Meine Aufgabe ist es, ein genaues Ladeverzeichnis aufzustellen, und Sie haben doch bestimmt irgend etwas gesehen oder gehört, wonach Sie auf die Art der Ladung schließen können, nicht wahr? Überlegen Sie einmal, Sir. Denken Sie einmal genau nach.« Blinzelnd lehnte er sich im hellen Sonnenschein vor, und die Sorge um seine Aufgabe stand ihm deutlich im Gesicht geschrieben.

Ich erzählte ihm, dass ich durch die Inspektionsluke in Laderaum 3 hineingeklettert war und beschrieb die verkohlten Baumwollballen, die ich dort gesehen hatte. »Bitte, Mr. Sands«, unterbrach er mich und schüttelte ungeduldig den Kopf. »Darum geht es mir nicht. Ich bin lediglich an den Flugzeugmotoren interessiert.«

Zum ersten Mal hörte ich etwas von Flugzeugmotoren, die die Mary Deare an Bord gehabt haben sollte. »Es hieß, die Ladung bestehe aus Sprengstoffen.«

»Nein, nein … Flugzeugmotoren.« Er setzte sich auf die Reling eines der Pontons, auf denen die Boote aufgelegt wurden – ein peinlich sauberer und elegant in Schwarz gekleideter Herr mit einer Aktentasche unter dem Arm, der überhaupt nicht in diese Umgebung passte. »Das Schiff selbst«, fuhr er in seiner klaren Art fort, »spielt keine Rolle … zweimal der Verschrottungswert, das ist alles. Und die Baumwolle ist bei einer Firma in Kalkutta versichert. Nein, uns geht es einzig und allein um die Flugzeugmotoren. Hundertachtundvierzig Flugzeugmotoren, stellen Sie sich das bitte vor! Ersatzbestände der Amerikaner aus dem Koreakrieg. Sie waren für 296000 Pfund Sterling versichert. Ich muss wissen, ob sie an Bord waren, als das Schiff unterging.«

»Und wie kommen Sie darauf, dass sie es vielleicht nicht gewesen sind?«

Er blickte rasch zu mir auf, wollte nicht recht mit der Sprache heraus und spielte nervös mit seiner Aktentasche. »Die Sache ist ein wenig delikat«, murmelte er. »Aber vielleicht … schließlich gehören Sie keiner der beteiligten Parteien an … vielleicht bringt es Sie auf irgend etwas, auf irgendeine Kleinigkeit, wenn ich es Ihnen erkläre … irgendein unbedachtes Wort könnte aufschlussreich für uns sein.« Wieder blickte er mich an, und dann sagte er: »Kurz nachdem die Schadenersatzforderung bei uns einging, erfuhren wir von unserem Agenten in Aden, ein gewisser Adams habe in einer Hafenkneipe über die Mary Deare und ihre Ladung gesprochen. Er soll sich dahin ausgelassen haben, dass die Mary Deare zum Zeitpunkt, da sie sank, nichts weiter als Baumwollballen an Bord gehabt hätte. Selbstverständlich sage ich Ihnen dies im strengsten Vertrauen, Sir«, beeilte er sich hinzuzufügen und fragte mich dann wieder, ob ich mich nicht an irgendeine Kleinigkeit erinnerte, die ihm weiterhelfen könne. »Schließlich waren Sie ganze achtundvierzig Stunden an Bord, und da müssen Sie doch irgend etwas über die Art der Fracht erfahren haben.«

»Es herrschte Sturm«, erklärte ich, »und das Schiff sank bereits.«

»Ja ja, gewiss. Aber Sie müssen sich doch mit Mr. Patch unterhalten haben. Sie befanden sich die ganze Zeit über in Lebensgefahr, und unter solchen Umständen sagt der Mensch oft Dinge, die er sonst nicht ohne weiteres …« Er ließ es bei dieser Andeutung und starrte mich durch seine Brillengläser hindurch erwartungsvoll an. »Sie sind überzeugt, dass er kein Wort über die Fracht fallen ließ?«

»Ja. Jedenfalls wüsste ich nicht …«

»Schade!« murmelte er. »Und ich hatte gehofft …« Er zuckte die Achseln und stand auf. Daraufhin fragte ich ihn, wie er es sich denn erkläre, dass eine Ladung, die einmal übernommen sei, zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr an Bord sein solle. Er blickte mich durchdringend an. »Wo es sich um viel Geld handelt, ist alles möglich, Mr. Sands.« Ich erinnerte mich, dass Patch im Zusammenhang mit dem Untergang der Belle Isle das gleiche gesagt hatte. Und dann fragte Snetterton mich unvermittelt, ob Patch an Bord der Mary Deare nicht von irgendeinem anderen Schiff gesprochen habe. »Ich wüsste nicht«, entgegnete ich rasch. Wenn Snetterton etwas über die Belle Isle erfahren wollte, war er bei mir an den Falschen geraten.

Doch so leicht ließ er sich nicht abschütteln. »Nicht, dass Sie wüssten?« Er ließ mich nicht aus den Augen. »Ich möchte, dass Sie sich über diesen Punkt völlig klar sind, Mr. Sands, denn er könnte von größter Wichtigkeit sein.«

»Ich bin mir völlig sicher«, erwiderte ich gereizt.

»Mr. Patch hat Ihnen gegenüber also niemals den Namen irgendeines anderen Schiffes fallenlassen?«

Verdammt noch mal, der Kerl hatte kein Recht, mich über Patch auszuquetschen. »Nein«, erklärte ich und fügte dann noch hinzu, warum er sich denn nicht an Patch persönlich wende, wenn er wissen wolle, auf was für Schiffen er sonst noch gefahren sei.

Snetterton musterte mich lange. »Auf diesem Schiff, um das es uns geht, ist Mr. Patch nie gefahren.«

»Um was für ein Schiff handelt es sich denn?«

»Um die Torre Annunziata. Bitte, denken Sie einmal ganz scharf nach, ob Mr. Patch niemals die Torre Annunziata erwähnt hat.«

»Nein«, erklärte ich, »ganz bestimmt nicht.« Mir fiel ein Stein vom Herzen; trotzdem war ich aufgebracht. »Was hat denn die Torre Annunziata mit der Mary Deare zu tun?«

Er zögerte. »Die Sache ist ein wenig heikel, wissen Sie … wir haben ja nur unsere Vermutungen …« Doch dann schien er es sich überlegt zu haben, denn er sagte: »Die Dellimare-Gesellschaft besaß nur zwei Schiffe, die Mary Deare und die Torre Annunziata. Nun ist es so, dass die Torre Annunziata zur selben Zeit, in der die Mary Deare ihre Baumwoll-Ladung übernahm, auch im Rangun River lag.« Er warf einen Blick auf die Uhr und erhob sich. »Auf jeden Fall danke ich Ihnen, Sir. Ich denke, fürs erste brauche ich Sie nicht weiter zu belästigen.«

Damit drehte er sich um und stieg zur Helling hinauf. Als wir einer hinter dem anderen über die ausgelegten Bretter des Anlegeplatzes gingen, sagte er: »Ich will ganz offen zu Ihnen sein, Mr. Sands. Die Sache könnte unter Umständen …« Er war sich nicht recht schlüssig, ob er es sagen solle oder nicht. »Ich erwarte noch einen Bericht unseres Agenten aus Rangun. Aber …« Er schüttelte den Kopf. »Es ist alles so verworren. Die Torre Annunziata ist nämlich inzwischen an die Chinesen verkauft worden, ist hinterm Bambusvorhang verschwunden. So sagt man wohl, ja? Und zwar nicht nur das Schiff, sondern auch die ganze Mannschaft. Und Mr. Adams können wir im Augenblick auch nicht fragen. Soviel wir wissen, hat er sich auf einer Dhau nach Sansibar eingeschifft, und es kann Wochen dauern, ehe wir uns mit ihm in Verbindung setzen können. Dazu kommen die beiden Brände auf der Mary Deare und das Verschwinden von Mr. Dellimare. Ein Feuer in einer Funkstation kommt sehr selten vor, und Mr. Dellimare hat bei der Navy gedient. Die Möglichkeit eines Selbstmordes … die Firma ist sehr klein, wissen Sie … vielleicht war sie in Schwierigkeiten …« Er klemmte sich die Aktentasche fest unter den Arm. »Sie verstehen, worauf ich hinauswill, Mr. Sands. Einzeln genommen sind all das nur unbedeutende Kleinigkeiten, aber in dieser Häufung …« Er warf mir einen vielsagenden Blick zu und setzte dann noch hinzu: »Zu dumm, dass wir uns bei der ganzen Angelegenheit keine Zeit lassen können, aber meiner Firma liegt sehr viel daran, ihre Geschäfte im Pazifik auszudehnen und Mr. Hsu ist ein bedeutender Mann in Singapur – sein Einfluss in den ostasiatischen Häfen ist groß. Deshalb ist uns sehr viel daran gelegen, die Schadenersatzforderung prompt zu bezahlen, wenn nicht …« Er zuckte mit den Schultern.

Mittlerweile hatten wir die Helling...

Erscheint lt. Verlag 8.12.2020
Sprache deutsch
Original-Titel The Wreck of the Mary Deare
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuerroman • Bernard Cornwall • Charlton Heston • Clive Cussler • David Leadbeater • Die den Tod nicht fürchten • Gary Cooper • Geisterschiff • Kapitän • Mark Dawson • Meer • Schiffsromane • Schmuggel • seeroman
ISBN-10 3-8412-2466-0 / 3841224660
ISBN-13 978-3-8412-2466-8 / 9783841224668
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