Geraubte Erinnerung (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
572 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2451-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Geraubte Erinnerung - Greg Iles
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David Tennant und Rachel Weiss wissen viel zu viel über ein ultrageheimes Projekt namens 'Trinity', Chiffre für eine revolutionäre Technologie, die die Welt für immer verändern wird. Die Erfindung könnte viel Gutes, aber auch großes Unheil bringen, und ihre Schöpfer können der Macht nicht widerstehen, die 'Trinity' verspricht. Allein David und Rachel stehen ihnen im Weg, und ein skrupelloses Team von Agenten der NSA wird in Bewegung gesetzt, um sie aufzuspüren und zu eliminieren. Können zwei Menschen darauf hoffen, die Richtung der modernen Wissenschaften zu beeinflussen und mit ihr die Zukunft der gesamten Menschheit?



Greg Iles wurde 1960 in Stuttgart geboren. Sein Vater leitete die medizinische Abteilung der US-Botschaft. Mit vier Jahren zog die Familie nach Natchez, Mississippi. Mit der »Frankly Scarlet Band«, bei der er Sänger und Gitarrist war, tourte er ein paar Jahre durch die USA. Mittlerweile erscheinen seine Bücher in 25 Ländern. Greg Iles lebt heute mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Natchez, Mississippi. Fünf Jahre hat er kein Buch herausgebracht, da er einen schweren Unfall hatte, nun liegen im Aufbau Taschenbuch seine Thriller 'Natchez Burning', 'Die Toten von Natchez vor', 'Die Sünden von Natchez' und 'Blackmail' vor.

1


Mein Name ist Doktor David Tennant. Ich bin Arzt und Professor für Ethik an der University of Virginia Medical School, und wenn Sie dieses Aufnahmeband sehen, bin ich tot.«

Ich atmete tief durch und versuchte mich zu sammeln. Ich wollte nicht schwadronieren. Ich hatte meinen Sony Camcorder auf ein Stativ montiert und den LCD-Schirm so gedreht, dass ich mich selbst sehen konnte, während ich redete. Im Verlauf der letzten Wochen hatte ich Gewicht verloren. Meine Augen waren rot vor Erschöpfung und lagen tief in den Höhlen. Ich sah einem gejagten Kriminellen ähnlicher als einem trauernden Freund.

»Ich weiß nicht, wo ich eigentlich anfangen soll«, sagte ich. »Ich sehe immer wieder Andrew auf dem Boden liegen. Und ich weiß, dass sie ihn ermordet haben. Aber … ich eile der Geschichte voraus. Sie benötigen Fakten. Ich wurde 1961 in Los Alamos, New Mexico geboren. Mein Vater war James Howard Tennant, der Atomphysiker. Meine Mutter war Ann Tennant, eine Kinderärztin. Ich zeichne dieses Band im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte auf, und ich werde es bei meinen Anwälten hinterlegen, sobald ich fertig bin – mit der Auflage, dass das Band erst zugänglich gemacht wird, sollte ich aus irgendeinem Grund sterben.

Vor sechs Stunden wurde mein Kollege Dr. Andrew Fielding tot hinter seinem Schreibtisch gefunden, allem Anschein nach Opfer eines Schlaganfalls. Ich kann es nicht beweisen, doch ich bin sicher, dass Dr. Fielding ermordet wurde. In den letzten beiden Jahren haben Dr. Fielding und ich einem wissenschaftlichen Team angehört, das von der NSA finanziert wurde, der National Security Agency – wie auch von der DARPA, jener Regierungsbehörde, die in den Siebzigerjahren das Internet geschaffen hat. Dieses Team und seine Arbeit, bekannt als Project Trinity, unterliegt der allerhöchsten Geheimhaltung.«

Ich blickte hinunter auf den kurzläufigen Smith & Wesson .38er in meinem Schoß. Ich hatte mich überzeugt, dass die Waffe auf dem Bildschirm nicht zu sehen war, doch es war beruhigend, sie in Reichweite zu wissen. Mit neuer Zuversicht starrte ich auf das rote Licht.

»Vor zwei Jahren hatte Peter Godin, Gründer der Godin Supercomputer Corporation, eine Eingebung ähnlich jenem geheimnisumwitterten Augenblick, als Isaac Newton ein Apfel auf den Kopf fiel. Es geschah in einem Traum. Scheinbar aus dem Nichts heraus hatte ein siebzig Jahre alter Mann die revolutionärste Eingebung in der Geschichte der Wissenschaften. Als er aufwachte, rief Godin bei John Skow an, einem Deputy Director der NSA in Ford Meade, Maryland. Bis um sechs Uhr morgens hatten die beiden Männer einen Brief an den Präsidenten der Vereinigten Staaten abgefasst und versandt. Dieser Brief erschütterte das Weiße Haus bis ins Fundament. Ich weiß darüber Bescheid, weil der Präsident seit dem College der beste Freund meines Bruders war. Mein Bruder starb vor drei Jahren, doch ihm verdanke ich, dass der Präsident von meiner Arbeit wusste – und das ist der Grund dafür, weshalb ich bei sämtlichen nachfolgenden Ereignissen mitten im Geschehen war.«

Ich rieb über das kühle Metall des .38er, während ich überlegte, was ich erzählen und was ich auslassen sollte. Lass nichts aus, sagte eine leise Stimme in meinem Kopf. Die Stimme meines Vaters. Fünfzig Jahre zuvor hatte er selbst seine Rolle in der geheimen Geschichte der Vereinigten Staaten gespielt, und diese Bürde hatte seine Lebenszeit sehr verkürzt. Mein Vater starb 1988, ein geplagter Mann, überzeugt, dass der Kalte Krieg, den zu verewigen er seine gesamte jugendliche Energie aufgewandt hatte, mit der Zerstörung der menschlichen Zivilisation enden würde. Lass nichts aus

»Das Godin-Memo«, fuhr ich fort, »hatte die gleichen Auswirkungen wie der Brief, den Albert Einstein zu Beginn des Zweiten Weltkriegs an Präsident Roosevelt geschickt hatte. In diesem Brief wies Einstein auf die Möglichkeit einer Atombombe hin und darauf, dass Nazideutschland unter Umständen bereits dabei war, diese Atombombe zu entwickeln. Einsteins Brief setzte das Manhattan Project in Gang, die geheime Forschung, die sicherstellen sollte, dass Amerika die erste Nation war, die über Nuklearwaffen verfügte. Peter Godins Brief hatte ein Projekt ähnlicher Tragweite, wenngleich mit unendlich größeren Ambitionen zur Folge. Project Trinity nahm hinter den Mauern eines getarnten NSA-Unternehmens im Triangle-Technologiepark von North Carolina Gestalt an. Lediglich sechs Menschen auf diesem Planeten besaßen je volle Kenntnis über das Projekt. Nun, da Andrew Fielding tot ist, sind nur noch fünf übrig. Ich bin einer davon. Die anderen vier sind Peter Godin, John Skow, Ravi Nara …«

Ich sprang mit dem .38er in der Hand auf, als jemand an meine Haustür klopfte. Durch die dünnen Vorhänge sah ich einen Lieferwagen von Federal Express am Bürgersteig stehen. Was ich aber nicht sehen konnte, war der Bereich unmittelbar vor der Tür.

»Wer ist da?«, rief ich.

»FedEx!«, erwiderte eine männliche Stimme gedämpft. »Ich brauche eine Unterschrift!«

Ich erwartete keine Sendung. »Ist es ein Brief oder ein Paket?«

»Brief.«

»Von wem?«

»Äh … Lewis Carroll?«

Ich erschauerte. Ein Brief von einem Toten? Nur eine einzige Person würde mir unter dem Namen des Verfassers von Alice im Wunderland einen Brief schicken. Andrew Fielding. Hatte er am Tag vor seinem Tod einen Brief an mich geschrieben? Fielding hatte die Labors der Trinity seit Wochen wie ein Besessener durchsucht, sowohl die Computer als auch die Räumlichkeiten. Vielleicht hatte er etwas gefunden. Und was immer er gefunden hatte, hatte vielleicht seinen Tod verursacht. Fieldings Verhalten gestern war mir merkwürdig erschienen – was schon etwas heißen will bei einem Mann, der für seine Exzentrizität berühmt war –, doch heute Morgen war er wieder ganz der Alte gewesen.

»Wollen Sie nun den Brief oder nicht?«, rief der Bote.

Ich spannte den Hahn des Revolvers und schob mich vorsichtig zur Tür. Ich hatte die Sicherheitskette vorgelegt, als ich nach Hause gekommen war. Nun sperrte ich mit der linken Hand die Tür auf und öffnete sie, so weit die Kette es zuließ. Durch den Spalt erkannte ich das Gesicht eines uniformierten Mannes Mitte dreißig, der seine langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.

»Schieben Sie Ihren Block zusammen mit dem Brief durch den Spalt. Dann unterschreibe ich und gebe Ihnen den Block anschließend zurück.«

»Es ist ein digitales Pad. Ich darf es nicht aus der Hand geben.«

»Dann behalten Sie es in der Hand.«

»Verrückt«, murmelte der Bote, doch er schob den dicken orangefarbenen Apparat durch den Spalt.

Ich nahm den Stylus, der am Ende einer Schnur von dem Pad baumelte, und kritzelte meinen Namen auf den Touchscreen. »Okay.«

Das Pad verschwand, und ein FedEx-Umschlag wurde unter der Tür durchgeschoben. Ich nahm ihn und warf ihn hinter mir aufs Sofa. Dann schloss ich die Tür und wartete, bis ich hörte, wie der Motor des Lieferwagens angelassen wurde und das Fahrzeug sich in Bewegung setzte.

Ich ging zum Sofa und nahm den Umschlag in die Hand. Lewis Caroll, stand in der krakeligen Handschrift Fieldings im Absenderfeld. Als ich das Blatt Papier aus dem Umschlag zog, rieselte eine körnige, weiße, haftende Substanz heraus und blieb an meinen Fingern kleben. Im gleichen Augenblick, in dem mein Hirn die Farbe registrierte, flüsterte eine Stimme in meinem Hinterkopf: Anthrax! Die Chance dafür war sehr gering, doch vor wenigen Stunden war mein bester Freund unter verdächtigen Umständen gestorben. Ein gewisses Maß an Paranoia war mehr als gerechtfertigt.

Ich eilte in die Küche und schrubbte meine Hände mit Spülmittel und Wasser. Dann nahm ich einen schwarzen Arztkoffer aus dem Schrank. In dem Beutel lagerten die üblichen Arzneimittel, die jeder Arzt zu Hause aufbewahrte: Schmerzmittel, Antibiotika, Brechmittel, Steroidcremes. In einem Fach fand ich, wonach ich gesucht hatte. Einen Blister mit Cipro, einem starken Breitband-Antibiotikum. Ich schluckte eine Pille mit ein wenig Wasser aus der Leitung, dann nahm ich ein Paar Latexhandschuhe aus dem Koffer. Als letzte Vorsichtsmaßnahme band ich mir ein schmutziges T-Shirt aus dem Wäschekorb vor Mund und Nase. Dann erst nahm ich den Umschlag sowie den Brief und packte sie in verschiedene Ziploc-Beutel, klipste sie zu und legte sie auf die Arbeitsfläche.

So sehr ich darauf brannte, Fieldings Brief zu lesen, ein Teil von mir widersetzte sich. Was in dem Brief stand, hatte Fielding möglicherweise das Leben gekostet. Und selbst wenn nicht – wozu sollte es gut sein, dass ich den Brief las?

Sorgfältig saugte ich die kleinen weißen Kügelchen vom Teppich im Wohnzimmer auf, während ich mich fragte, ob ich mich vielleicht getäuscht hatte und Fielding eines natürlichen Todes gestorben war. Er und ich hatten uns gegenseitig hochgeschaukelt in ein Stadium akuten Misstrauens gegen alles und jeden. Andererseits hatten wir allen Grund dazu gehabt. Und der Zeitpunkt von Fieldings Tod war zu verdammt passend. Statt den Staubsauger zurück in den Schrank zu stellen, ging ich zur Hintertür und warf das Ding in hohem Bogen in den Hof. Ich konnte mir...

Erscheint lt. Verlag 8.12.2020
Reihe/Serie Greg Iles Bestseller Thriller
Greg Iles Bestseller Thriller
Übersetzer Axel Merz
Sprache deutsch
Original-Titel The Footprints of God
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20.Jahrhundert • Elternschaft • Ermittlung • Freundschaft • Gesellschaft • Hass • Kindesentführung • Mississippi • Mord • Natchez • Rassismus • Roman • Spannung • Thriller • USA • Verbrechen
ISBN-10 3-8412-2451-2 / 3841224512
ISBN-13 978-3-8412-2451-4 / 9783841224514
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