The Nothing Man (eBook)

Zwei Geschichten. Ein Mörder. Keine Gnade.
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
400 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-00888-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The Nothing Man -  Catherine Ryan Howard
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Ein Thriller nicht nur für True Crime-Fans: Der neue beklemmende und extrem spannende Roman der irischen Bestsellerautorin: Ein Opfer jagt den Serienkiller: Wer hat die Macht, den anderen zu zerstören? «Ich war das Mädchen, das den Nothing Man überlebte. Jetzt bin ich die Frau, die ihn fassen wird.» So beginnt das True Crime-Memoir «The Nothing Man», das Eve Black über die verzweifelte Suche nach dem Mann geschrieben hat, der vor nahezu zwanzig Jahren ihre gesamte Familie tötete. Dem Mann, der nie Spuren hinterließ. Supermarkt-Wachmann Jim Doyle hat den Bestseller auch und je mehr er liest, desto größer wird seine Wut, denn er war - er ist - der Nothing Man. Seite um Seite wird ihm bewusst, wie gefährlich nah Eve der Wahrheit kommt. Er weiß, dass sie nicht aufgeben wird, bis sie ihn gefunden hat. Er hat keine Wahl: Bevor sie sein Leben zerstört, muss er das vollenden, was ihm 20 Jahre zuvor nicht gelungen ist: Eve töten.

Catherine Ryan Howard, geboren 1982, stammt aus Cork in Irland. Sie studierte English Studies am Trinity College in Dublin. Ihr Roman «Ich bringe dir die Nacht» war für den Edgar Award for Best Novel nominiert. «The Nothing Man» stürmte bei Erscheinen sofort an die Spitze der irischen Bestsellerliste. Die Autorin lebt derzeit in Dublin. 

Catherine Ryan Howard, geboren 1982, stammt aus Cork in Irland. Sie studierte English Studies am Trinity College in Dublin. Ihr Roman «Ich bringe dir die Nacht» war für den Edgar Award for Best Novel nominiert. «The Nothing Man» stürmte bei Erscheinen sofort an die Spitze der irischen Bestsellerliste. Die Autorin lebt derzeit in Dublin. 

– Einleitung – Das Mädchen, das


Wenn wir uns begegnen, stelle ich mich Ihnen wahrscheinlich als Evelyn vor und sage: «Schön, Sie kennenzulernen.» Ich nehme mein Glas in die andere Hand, damit ich Ihre ausgestreckte schütteln kann, bin dabei allerdings so ungeschickt, dass ich uns beide mit Weißwein beträufle. Ich entschuldige mich, erröte vielleicht vor Verlegenheit. Sie winken ab und beteuern: «Nein, nein, das macht doch nichts, wirklich nicht», aber ich bemerke, wie Sie einen verstohlenen Blick auf Ihre Kleidung werfen, die Sie für diesen Anlass vermutlich extra in die Reinigung gebracht hatten, und unauffällig das Ausmaß der Katastrophe begutachten. Sie fragen mich, was ich so mache, und ich weiß nicht, ob ich enttäuscht oder erleichtert bin, dass dieses Gespräch noch weitergeht. Ich sage: «Ach, dies und jenes», und frage dann, was Sie tun. Sie erzählen es mir, und ich mache die entsprechenden Mmm-Laute, die höfliches Interesse ausdrücken sollen. Dann entsteht eine Pause: Wir sind mit unserem Latein am Ende. Einer von uns setzt schnell die letzte verbliebene Karte im Spiel ein: «Und, woher kennen Sie …?» Wir wechseln uns damit ab, unsere Beziehung zum Gastgeber zu erklären, auf der Suche nach einer gemeinsamen Verbindung. Wahrscheinlich finden wir auch eine. Die Welt ist klein in Dublin. Wir greifen zu anderen Themen: die bunte Mischung der anderen Gäste an diesem Abend, der Podcast, von dem jetzt alle besessen sind, der Brexit. Der Raum ist unbehaglich warm und laut, und fremde Körper streifen meinen im Vorübergehen, aber der wahre Grund für meine Beklemmung, das, was eine zornige Röte an meinem Hals aufsteigen lässt, ist die Möglichkeit, dass jeden Moment der Groschen fallen könnte, Sie die Stirn runzeln, den Kopf schief legen und mich ansehen, richtig ansehen, und fragen: «Moment mal, sind Sie nicht das Mädchen, das …?»

Das ist stets meine Angst, wenn ich jemand Neues treffe, denn das bin ich.

Ich bin das Mädchen, das.

Ich war zwölf, als ein Mann in unser Haus einbrach, meine Mutter und meinen Vater ermordete und meine kleine Schwester Anna, damals und nun in alle Ewigkeit sieben Jahre alt. Ich hörte befremdliche und verwirrende Geräusche, von denen ich später erfahren sollte, dass sie die Vergewaltigung und die Ermordung meiner Mutter und den Erstickungstod meiner Schwester bedeuteten. Ich fand den blutigen, zerschlagenen Körper meines Vaters zusammengekrümmt am Fuß der Treppe zum Erdgeschoss. Ich glaube, dass er, nach dem Überfall noch lebendig, versucht hatte, das Telefon in unserer Küche zu erreichen, um Alarm zu schlagen. Ich überlebte dank meiner Blase, wegen der Dose Club Orange, die ich in mein Zimmer geschmuggelt und in der Stunde vor dem Zubettgehen getrunken hatte. Wenige Minuten bevor der Einbrecher die Treppe hinaufkam, wachte ich auf, weil ich auf die Toilette musste. Dort konnte ich mich dann verstecken, als es losging. Das Schloss war nicht sehr stabil, und es gab keinen Fluchtweg. Wenn der Mörder versucht hätte, die Tür zu öffnen, hätte sie ihm nachgegeben, und ich wäre jetzt ebenfalls tot. Aber aus irgendeinem Grund tat er es nicht.

Wir waren die letzte Familie, die dieser Mann überfiel, aber nicht die erste. Wir waren seine fünfte innerhalb von zwei Jahren. Die Medien tauften ihn den Nothing Man, weil die Gardaí, wie sie sagten, nichts gegen ihn in der Hand hatten. Es hat ihn nie jemand kommen oder gehen sehen, mit Ausnahme eines einzigen Mals, bei dem er nachts, wenn auch nur flüchtig, am Straßenrand gesichtet worden war. Er trug eine Maske und blendete die Opfer manchmal mit einer Taschenlampe, indem er ihnen direkt ins Gesicht leuchtete, deshalb konnte kein Überlebender eine hilfreiche Personenbeschreibung liefern. Er benutzte Kondome und hinterließ keinerlei Haare oder Fingerabdrücke. Er nahm seine Waffen – ein Messer und dann, später, eine Pistole – wieder mit, wenn er ging, und ließ nie mehr als die Stränge des geflochtenen blauen Seils zurück, mit dem er seine Opfer fesselte. Das Seil gab keine Geheimnisse preis. Wenn er sprach, war es ein eigenartiges, raues Flüstern, das keinen Hinweis auf seine wahre Stimme verriet. Er beschränkte seine Verbrechen auf einen einzigen Landesteil, Cork, Irlands südlichstes und größtes County, aber zog darin umher, schlug an Orten wie Fermoy zu, einer Kleinstadt, die fast vierzig Kilometer außerhalb von Cork City liegt, aber auch in Blackrock, einem Vorort.

Fast zwei Jahrzehnte später ist er immer noch auf freiem Fuß, und ich vermisse meine Familie wie Phantomglieder. Ihre Abwesenheit in meinem Leben, die Tragödie ihrer Schicksale und der Schmerz, den sie erlitten haben müssen, ist ein anhaltendes Klingeln in meinen Ohren, ein Geschmack in meinem Mund, ein Jucken auf der Haut. Es ist überall, jederzeit, und ich werde es nicht los. Die Zeit hat diese Wunde nicht geheilt, sondern verschlimmert, die Haut um die ursprüngliche Verletzung absterben lassen. Ich verstehe jetzt mit dreißig viel besser, was ich verloren habe, als damals mit zwölf, als ich es tatsächlich verlor. Und das Monster, das dafür verantwortlich ist, ist immer noch da draußen, immer noch frei, immer noch unerkannt. Vielleicht hat er sogar all die Zeit mit seiner eigenen Familie verbracht. Diese Möglichkeit – diese Wahrscheinlichkeit – erfüllt mich mit einer so gewaltigen Wut, dass sie mir an schlechten Tagen die Sicht auf alles andere versperrt. An den schlimmsten wünsche ich mir, dass er auch mich ermordet hätte.

Aber Sie und ich, wir haben uns gerade erst auf einer Weihnachtsfeier kennengelernt. Oder einer Hochzeit. Oder einer Buchpremiere. Und ich kenne Sie nicht, aber ich weiß, dass Sie nicht wüssten, wie Sie reagieren sollten, wenn ich irgendetwas von alldem nun laut aussprechen würde, als Antwort auf Ihre Frage. Bin ich jetzt also das Mädchen, das …? Ich tue so, als wüsste ich nicht, was Sie meinen. Das Mädchen, das was? Wie viele von diesen Drinks haben Sie eigentlich schon intus?

Ich bin gut darin. Ich habe schon jede Menge Übung. Sie werden denken, dass Sie sich geirrt haben. Das Gespräch wird weiter seiner Wege gehen.

Und sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt, werde ich das auch.

 

Nach dem Überfall brachte mich meine einzige noch lebende Großmutter – Colette, die Mutter meines Vaters – an einen Ort namens Spanish Point an der irischen Atlantikküste. Wir kamen dort Mitte Oktober an, als die letzten paar Nachzügler der Saison gerade ihre Sachen packten, und zogen in eine winzige weiß gekalkte Hütte, die laut meiner Großmutter schon vor der Großen Hungersnot dort gestanden hatte. Ihre leuchtend rote Tür war in Vorbereitung unserer Ankunft neu gestrichen worden, und jedes Mal, wenn ich sie ansah, konnte ich nur an frisches Blut denken, das an bleichen Schlafzimmerwänden hinabtropfte.

Wir waren schon drei Wochen dort, bevor mir aufging, dass es eine Beerdigung gegeben haben musste.

Die Hütte zwängte sich auf einen schmalen Landstreifen zwischen der Küstenstraße und der gähnenden Weite der scheinbar endlosen, schäumend aufgewühlten See, und die Winde waren erzürnt darüber, nach Tausenden von Kilometern auf das erste Hindernis weit und breit zu treffen. Unsere Lage wirkte bedenklich. Nachts im Bett lauschte ich dem Tosen der Wellen und ängstigte mich, dass die nächste sich hoch erheben, auf die Hütte hinabstürzen und mit der Kraft ihres Zurückrollens unsere Überreste davontragen würde.

Es war auch nicht gerade hilfreich, dass Spanish Point seinen Namen zwei Schiffen der spanischen Armada verdankte, die 1588 dort gegen die Landzunge gekracht waren. Der örtlichen Überlieferung nach waren alle Seeleute, die nicht ertranken, hingerichtet und in einem Massengrab verscharrt worden, das Tuama na Spainneach genannt wurde, das Spanische Grab. Manchmal, in den Wintermonaten, wenn es früher dunkel wurde, stand ich in der Dämmerung am Strand und stellte mir vor, wie die Geister dieser Männer aus dem Meer auftauchten. Sie sahen immer wie eine Mischung aus ägyptischen Mumien und Hollywood-Piraten aus, und immer kamen sie direkt auf mich zu.

Unser Leben in Spanish Point war schmerzlich schlicht. Wir hatten keinen Fernseher und keinen Computer, und ich erinnere mich nicht daran, je Zeitungen in der Hütte gesehen zu haben. Meine Großmutter, die ich Nannie nannte, hörte am Morgen ein paar Stunden Radio, aber immer nur Sender, die traditionelle irische Musik spielten, und nichts, das von Nachrichten unterbrochen wurde. Wir hatten einen Festnetzanschluss, und ab und an klingelte das Telefon, aber wenn das passierte, wurde ich in ein Nebenzimmer gescheucht oder, sofern das Wetter es erlaubte, nach draußen geschickt, während Nannie mit wem auch immer am anderen Ende in gedämpftem Tonfall sprach. In jenen ersten Wochen und Monaten klingelte es oft, aber danach fast nie. Schließlich wurden Anrufe so selten, dass das plötzliche Schrillen des Telefons uns beide aufschrecken und einander panisch ansehen ließ, als ob ein Feueralarm losgegangen wäre und wir gar nicht gewusst hätten, dass es brannte oder dass es überhaupt eine Alarmanlage gab.

In jenem ersten Jahr war fast jeder Tag wie der andere, unsere Tätigkeiten dehnten wir aus, um all die Stunden zu füllen, die wir herumbringen mussten, wie eine seelische Dichtmasse, die den Schmerz daran hindern sollte, brodelnd an die Oberfläche zu steigen und sie zu durchbrechen. Jede Mahlzeit hatte drei Phasen: Vorbereitung, Verzehr und...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2021
Übersetzer Jan Möller
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bestseller • Bestsellerautorin • Bestsellerliste • Cork • enttarnen • Enttarnung • Irland • Jagd • Karin Slaughter • Krimi Neuerscheinungen 2021 • Mord • Mörder • Opfer • Rache • Serienkiller • Serienmörder • Spannung • Täter • Thriller • Thriller Neuerscheinungen 2021 • True Crime • Versteck
ISBN-10 3-644-00888-4 / 3644008884
ISBN-13 978-3-644-00888-5 / 9783644008885
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