Der große Sommer

Ewald Arenz versteht es nicht nur, den Duft, die Wärme und den Flair eines Sommertages einzufangen, sondern findet auch die richtigen Worte, wenn es um die ersten zarten Bande der Liebe zwischen jungen Menschen geht. Ohne Kitsch und sehr real lässt er Frieder die Story seiner 80er-Jahre-Ferien erzählen und man kann an der Leichtigkeit und Unbeschwertheit teilhaben. Sonne, Wind oder Regenwetter – alles spielt keine Rolle, wenn es um Abenteuer, Wagemut und Spaß geht! Aber leider macht der Ernst des Lebens vor Frieder und seinen Freunden nicht halt, es gilt, auch Schmerz, Emotionen, Verletzungen und Ablehnung zu ertragen. Und zu verstehen, dass das Leben Überraschungen bereithält, auf die man keinen Einfluss hat, aber Familie und gute Freunde einem zur Seite stehen.
Ein zauberhafter Roman, sehr bewegend geschrieben, sehr liebevoll formuliert und verführerisch nostalgisch – man möchte mit eintauchen in Frieders „großen Sommer“!
Eine herzenswarme, sehr empfehlenswerte Geschichte!

Mir hat vor allem die Atmosphäre dieses Buches gefallen – Frieders Erinnerungen an diesen besonderen Sommer seiner Jugend, in dem so viel erste Male enthalten sind, erzeugen beim Lesen sofort den Nachhall an eigene Jugenderinnerungen. Frieders Gedanken und Gefühle, das, was ihn antreibt und bewegt, in Verwirrung, Unsicherheit oder himmelhochjauchzendes Glück stürzt, all das ist wunderbar beschrieben und eingefangen.
Die Erlebnisse in der Schule oder auf dem Sprungturm im Freibad, diverse kleine Konflikte, aber auch die enge Freundschaft und Vertrautheit, die Frieder mit seinem Freund Johann, seinem kleinen Bruder Kolja oder Schwester Alma, und natürlich seiner ersten Liebe Beate teilt, sind überzeugend und mit tollem Humor dargestellt. Gerade die Dialoge oder manche Begrüßungsformeln wie „Rotfront“ fand ich echt witzig.
Schön fand ich auch, dass Frieders Familie doch eher ungewöhnlich ist, er wächst mit vielen Geschwistern und Tieren auf, auch die Eltern entsprechen nicht dem üblichen Rollenmuster. Dasselbe gilt für Frieders Großeltern, bei denen er unerwartet die Ferien verbringt, um für die Nachprüfung in Mathe und Latein zu büffeln, damit er noch eine Chance hat, versetzt zu werden. Nana und der strenge Großvater sind ebenfalls spezielle Figuren und hier fand ich es letztendlich schade, wie wenig man doch über ihre Beziehung und Vergangenheit erfährt. Für mich blieben da noch so viele offene Fragen, was ich bedauert habe.
Ähnlich ging es mir auch mit der Rahmenhandlung mit den Friedhofsszenen, in die Frieders Sommererinnerungen eingebettet sind. Was es mit jenem Grab auf sich hat, ist sehr originell und geht aus der Vergangenheit jenes Sommers hervor, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, den Gegenwartsteil nicht komplett zu durchschauen.
Das wäre auch der Kritikpunkt zu meinem Fazit, dass dies ein wunderschöner, lesenswerter Roman mit einzigartigen Figuren ist – die Geschichte bietet stellenweise nur Bruchstücke an, die zwar herrlich funkeln und darauf hindeuten, dass da in der Tiefe noch mehr verborgen ist, aber die Hintergründe werden nicht preisgegeben. So blieb manches für mich nicht greifbar, ähnlich wie flirrendes Licht an einem Sommertag die Konturen verwischt.