FLEISCHESLUST IN UNTERFILZBACH (eBook)
340 Seiten
Luzifer Verlag
978-3-95835-563-7 (ISBN)
Als bayerisches 'Landei' wuchs Eva Adam, Jahrgang 1975, im kleinen Bodenmais im idyllischen Bayerischen Wald auf. Nach beruflichen Stationen als Steuersekretärin und in der internationalen Fünfsterne-Hotellerie, ist sie heute als Event Managerin wieder in ihrem Heimatort tätig. Dort lebt sie mit ihrer Familie und zwei Hunden.
Als bayerisches "Landei" wuchs Eva Adam, Jahrgang 1975, im kleinen Bodenmais im idyllischen Bayerischen Wald auf. Nach beruflichen Stationen als Steuersekretärin und in der internationalen Fünfsterne-Hotellerie, ist sie heute als Event Managerin wieder in ihrem Heimatort tätig. Dort lebt sie mit ihrer Familie und zwei Hunden.
Kapitel 1
Presssack Carpaccio
Mei, is des ned schee?, dachte Hansi Scharnagl glücklich, als er an einem Sonntagmorgen allein in der Küche saß und sich sein Frühstück à la Hansi lautstark schmecken ließ. Er genoss die Ruhe und die Freiheit, sich alles so zuzubereiten, wie er es gern hatte, ohne sich von seiner Frau Bettina gleich wieder einen Gesundheitsvortrag anhören zu müssen.
Normalerweise freute sich Hansi, wenn er einmal ausschlafen konnte, denn es lagen einige anstrengende Wochen mit Unmengen von geräumtem Schnee hinter ihm. Allerdings wusste er nur zu gut, dass seinem geliebten Zuckerschoaserl Bettina sein »besonderes Frühstück« wieder Anlass zur Kritik geben würde, deshalb war er gerade ganz gern unbeobachtet. Dafür verzichtete er heute sogar auf ein paar Stunden Schlaf, auch wenn er durchaus einige Nickerchen im Minus war. Der Winter hatte in den letzten Wochen noch mal alles gegeben, bevor er sich nun hoffentlich endgültig verabschieden würde.
Als Bauhofmitarbeiter in seiner Heimat Unterfilzbach durfte Hansi mit dem größten Räum- und Streufahrzeug die Straßen im Dorf räumen. Hansi war unendlich stolz auf »seinen« luxuriös ausgestatteten Snow-Magic-Hero 1000. Sosehr er das Schneeräumen auch liebte, es bedeutete leider auch, dass er manchmal schon um vier Uhr morgens seinen Dienst antreten musste. In letzter Zeit war das Verhältnis zwischen Hansi und seinem neurotischen Chef, dem Bauhofkapo Wiggerl Hackl, sehr angespannt gewesen. Deshalb fühlte Hansi förmlich jedes Mal Wiggerls Genugtuung, wenn der seinen besten Schneepflugfahrer mitten in der Nacht aus dessen süßen Träumen reißen konnte. Zuerst war der Winter recht verhalten gestartet, aber in den letzten Wochen kamen die Schneemassen geballt vom niederbayerischen Himmel und das hieß Dauerstress für das Räum- und Streukommando im idyllischen Unterfilzbach. Zudem hatte die Bauhoftruppe momentan absoluten Personalnotstand, was für den grundnervösen Wiggerl wieder einmal eine aufreibende Belastungsprobe darstellte. Hansis bester Freund Sepp Müller hatte nämlich am Bauhof gekündigt, und seit er weg war, fühlte es sich an, als hätten gleich fünf Männer den Dienst quittiert. Aber Sepp war jetzt für die Forschungsabteilung bei seinem Vater in dessen Firma verantwortlich. Dass der Brandl Alfons überhaupt Sepps Vater war und dass Sepp eigentlich ein Professor war, hatte Hansi bis vor Kurzem noch gar nicht gewusst. Lange Jahre hatten sie Seite an Seite in Unterfilzbach Schnee geräumt und die öffentlichen Rasenflächen gemäht. Aber nun war Sepp bei der »Brandl Brand Bekämpfung GmbH« für die Entwicklung neuer Feuerlöscher zuständig. Die ganze Geschichte mit Sepps Professur in den USA sah Hansi eher als die »dunkle Vergangenheit« seines Freundes. So was Hochgeistiges war dem Vollbluthandwerker Scharnagl immer schon suspekt gewesen und er hatte sich mit dieser neuen Tatsache anfangs schon recht schwer getan. Bis er nach einigen Gesprächen mit Bettina zugeben musste, dass Sepp eigentlich immer noch der Gleiche war – Professur hin oder her. Erst als ihm dies bewusst geworden war, konnte Hansi sich mit der neuen Gegebenheit arrangieren. Aber im Geheimen war er schon ein wenig stolz auf seinen intelligenten Spezl. Es freute Hansi natürlich auch, dass in Sepps Leben momentan alles so gut lief, aber er fehlte ihm einfach unendlich. Der arme Scharnagl hatte regelrecht »Liebeskummer«. Es machte ihm schon zu schaffen, dass sich die Freunde nur noch selten sahen, das war für Hansi nur schwer auszuhalten. Schließlich war Sepp sein Seelenverwandter, seine bessere Hälfte – natürlich auf eine andere Art als sein Zuckerschoaserl Bettina. Der Müller Sepp wusste halt immer Rat, wenn Hansi seine chaotischen Gedanken ordnen musste, und nun war er praktisch von heute auf morgen auf sich allein gestellt, der Scharnagl. Allerdings hatte er jetzt einen Ausgleich gefunden. Irgendwie musste er sich schließlich von seinem Kummer ablenken und mit seiner neuen Entdeckung funktionierte das ganz gut.
Seit einigen Tagen hatte er eine neue Leidenschaft, die er nur allzu gern zelebrierte. Hansis Lieblingsmetzgerei Aschenbrenner hatte einen »neuen« Presssack im Angebot. Eigentlich war er gar nicht neu, denn Presssack weiß und rot ist selbstverständlich Standardprogramm in einer gut sortierten Fleisch- und Wursthandlung – vor allem in Bayern. Aber der Unterfilzbacher Metzgermeister Reiner Aschenbrenner hatte kürzlich ein altes Originalrezept seines Großvaters – Gott hab ihn selig – aufgestöbert und das schmeckte sogar noch mal besser als der Presssack, den die Metzgerei Aschenbrenner bisher verkauft hatte. Seit Hansi diese neue alte Wurstsorte in der Auslage der Metzgerei entdeckt hatte, bekam sein Leben wieder einen Sinn. Zumindest sah er wieder Lichtblicke im tristen Alltag ohne Sepp. Johann Scharnagl war halt einfach ein Gourmet durch und durch.
Die restlichen Familienmitglieder schliefen an diesem frühlingsangehauchten Sonntagmorgen noch, deshalb nutzte Hansi die Einsamkeit in der Küche und bereitete sich seinen geliebten weißen Presssack mit voller Hingabe zu. Hauchdünne Scheiben schnitt er mit seinem scharfen Messer, dessen Nutzung er allen anderen Scharnagls strikt untersagt hatte, und arrangierte sie liebevoll auf einem Teller. Als er die Zwiebeln in Ringe schnitt, liefen ihm ganze Tränenbäche aus den Augen, aber das störte ihn in keiner Weise. Zu guter Letzt rührte er eine Marinade aus Essigessenz, kaltgepresstem Sonnenblumenöl, einer Prise Salz und einem Hauch Zucker an. Als krönenden Abschluss nahm er seine riesige Pfeffermühle, die er im letzten Urlaub in Südtirol erstanden hatte, und verteilte den frisch gemahlenen schwarzen Pfeffer über seinem deftigen Frühstück. Wobei er dieses Gericht momentan zu jeder Tages- und Nachtzeit essen könnte.
Andächtig saß Hansi am Küchentisch und ließ sich jeden Bissen auf der Zunge zergehen, bis Bettina verschlafen in die Küche schlurfte. Als er das Herannahen seiner Ehefrau wahrnahm, verschluckte er sich vor Schreck an einem Zwiebelring.
»Hansi, es ist gerade mal Viertel nach sieben. Heute ist Sonntag und es schneit zur Abwechslung mal nicht. Warum um alles in der Welt bist du denn schon auf?«
Jetzt erst roch sie die aromatische Säure, die in der Luft lag.
»Ach geh! Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Zum Frühstück! Schon wieder saurer Presssack!«, empörte sich die Dame des Hauses und verzog das Gesicht.
»Ja mei, wenn‘s mir halt so schmeckt«, antwortete Hansi trotzig und kaute demonstrativ weiter.
»Schade, dass dir nicht auch einmal ein gesunder Salat so gut schmeckt wie dein Presssack Carpaccio«, murmelte Bettina zynisch, während der Kaffeevollautomat lautstark die Bohnen zu mahlen begann.
Sie setzte sich Hansi gegenüber, pustete in ihren heißen Kaffee und beobachtete ihn wortlos ein paar Minuten, wie er die Reste seines Presssacks mit Zwiebeln in sich hineinschob. Der Wurstgourmet versuchte angestrengt, ihren Blicken auszuweichen.
Jetzt geht‘s gleich wieder los. Gleich kommt wieder: Hansi, wie soll das denn weitergehen mit dir?, argwöhnte er währenddessen gedanklich.
Bettina stellte ihre Tasse langsam auf den Tisch und beugte sich nach vorn.
»Hansi, wie soll das denn weitergehen mit dir?«
Ich hab‘s doch gewusst, Zefix, ärgerte sich Hansi innerlich und bereute, dass er nicht noch eine halbe Stunde früher aufgestanden war.
Aber so kann es in der Tat nicht weitergehen. Wo kommen wir denn da hin, wenn sich ein Hansi Scharnagl in seinem eigenen Haus ständig anpöbeln lassen muss, nur weil er mal einen sauren Presssack isst, ging es ihm durch den Kopf, und er spürte, wie der Ärger in ihm aufstieg.
Ganz langsam legte er sein Besteck zur Seite, damit er noch ein paar Sekunden geistige Vorbereitungszeit für seine anstehende Verteidigungsrede herausschinden konnte.
»Bettina. Zuckerschoaserl. Hab ich dir schon mal einen Vorwurf gemacht, wenn du etwas von deinen komischen Lieblingsgerichten gegessen hast? Hab ich dich da auch nur ein einziges Mal so grantig angeschaut wie du mich jetzt, wenn du dieses greißlige indische Glump, dieses schwedische …«
»… ayurvedische!«, unterbrach ihn Bettina mitten im Satz.
»… von mir aus ayurvedisch. Is mir doch wurscht, wie der Fraß heißt. Hab ich dich da vielleicht grantig und vorwurfsvoll angeschaut? Ha? Sag a mal? Hab ich dich dann schon einmal geschimpft? DU kannst essen, was DIR schmeckt, Bettina, und ICH kann essen, was MIR schmeckt. Punkt! Wir sind doch beide keine kleinen Kinder mehr. Langsam regt mich das wirklich auf.«
So, das hat jetzt wirklich gutgetan. Endlich hatte sich Hansi Luft gemacht. Das kann auf Dauer absolut nicht mehr so weitergehen.
Hansi fühlte sich befreit, stand auf und stellte seinen Teller in den Geschirrspüler. Er war völlig davon überzeugt, dass dieses Thema nun ein für alle Mal »gegessen« war. Allerdings sollte er seine Frau nach über fünfundzwanzig Jahren der Zweisamkeit besser kennen.
»Hansi, du setzt dich jetzt hierher und hörst mir einfach einmal zu.« Bettina sprach diesen Satz mit so einer Autorität aus, dass sich Hansi nicht mehr traute, auch nur irgendeinen Mucks von sich zu geben.
»Wie du weißt, war ich letzte Woche beim Vortrag vom Tierschutzverein. Zwar hat da eigentlich der Saxinger Max über die Qualen der industriellen Tierhaltung gesprochen, aber außer dem Max war auch noch der Dr. Fredl als Gastreferent da, und der ist übrigens ein ganz fähiger Mann. Ein Ernährungsmediziner aus Regensburg, der sehr angesehen ist, haben die Leut gesagt. Und weißt du, was der alles gesagt hat? Weißt du das,...
Erscheint lt. Verlag | 19.3.2024 |
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Reihe/Serie | Unterfilzbach | Unterfilzbach |
Verlagsort | Ayios Georgios |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Bayern • Bestseller • Bestseller 2023 • Bestseller 2024 • Bestsellerliste Spiegel • Buch • Bücher • bücher krimi • bücher krimi deutsch • bücher neuerscheinungen • eBook • eBooks • ebooks kindle krimi • ebooks prime krimi • englische Bücher • isbn nummer eingeben • Kindle • kindle bücher • kindle ebook • kindle ebooks deutsch krimi • Krimi • Krimi Bestseller • Krimi Neuerscheinungen • Krimis und Thriller • Post mortem • Regionalkrimi • Rita Falk • Thriller Bestseller • Thriller Buch • Thriller kindle • Thriller Neuerscheinungen |
ISBN-10 | 3-95835-563-3 / 3958355633 |
ISBN-13 | 978-3-95835-563-7 / 9783958355637 |
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