Notlügen - Rudolph Bader

Notlügen

Der zweite Roman des schweizerisch-britischen Romanciers Rudolph Bader ist nun auch auf Deutsch erhältlich!

(Autor)

Buch | Softcover
608 Seiten
2020 | 1. Erstauflage
Nova MD (Verlag)
978-3-96966-415-5 (ISBN)
16,90 inkl. MwSt
Der zweite Roman des schweizerisch-britischen Romanciers Rudolph Bader ist nun auch auf Deutsch erhältlich!
Manfred wächst im Deutschland der 1920er und 1930er Jahre auf und wird, ohne sich dessen bewusst zu sein, in den Bann der Nazi-Propaganda gezogen. Nach dem Krieg ändert er seinen Namen und
schafft sich eine neue Existenz mit Beruf und Familie, zunächst in den USA, später in England. Während seine Freunde und seine Familie nichts von seinem früheren Leben während des Krieges
ahnen, beginnen sich seine Tochter Nora und sein Enkel Andrew, die beide an der Geschichte des 20. Jahrhunderts interessiert sind, mit der Vergangenheit ihres Vaters bzw. Großvaters zu beschäftigen,
bis sie schließlich dessen dunkles Geheimnis aufspüren.

Wie weit geht moralische Verantwortung? Kann eine übergroße Schuld jemals in Dostojewskis Sinn gesühnt werden? Gibt es eine Möglichkeit der Wiedergutmachung durch nachfolgende Generationen?
Ist es möglich, fundamentalen politischen Fehlentwicklungen frühzeitig genug zu widerstehen? Können wir aus einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Faschismus der 1930er Jahre Lehren
für den Umgang mit dem wieder aufkeimenden morbiden Nationalismus und dem zunehmenden Rassismus von heute ziehen?
Eine ergreifende und beunruhigende Familiensaga über fast 100 Jahre und drei Generationen, die den Leser auch nach der Lektüre noch lange beschäftigt und zum Nachdenken anregt.

Geboren und aufgewachsen in der Schweiz, studierte Rudolph Bader Anglistik, Germanistik und Orientalistik (Türkisch, Arabisch und Farsi sowie Islamwissenschaft) und arbeitete als Research Fellow oder Gastprofessor an Universitäten in England, Kanada, Australien, Deutschland und der Schweiz. Er habilitierte sich in Deutschland und publizierte mehrere Bücher und zahlreiche wissenschaftliche Fachartikel aus dem Bereich der postkolonialen Literaturen und übersetzte auch Shakespeare ins Deutsche. Er wohnte lange in England und Australien, bevor er sich im Jahr 2018 wieder ganz in der Schweiz niederließ. 2010 erschien sein erster Roman, The Prison of Perspective, welcher im Jahr 2019 in deutscher Fassung erschienen ist. 2018 publizierte er seinen zweiten Roman, White Lies, der nun auch in deutscher Übersetzung vorliegt.

Als die Mutter in den Garten rief, sie sollten aufhören zu spielen und ins Haus kommen, nahm etwas wirklich Bedeutungsvolles seinen Anfang. Es war großartig und problematisch zugleich, einflussreich, bestimmend, voller traumatischer Konsequenzen und zog am Ende eine totale Erschütterung ihres Lebens nach sich. Dieses Gefühl beschlich ihn jedenfalls, und manchmal drückte ihn auch sein Gewissen, wenn er in seinen späteren, reiferen Jahren daran dachte. „Jungs! Wo seid ihr? Kommt rein! Kommt sofort zu mir in die Küche!“ Dieser Ruf war an sich nichts wirklich Ungewöhnliches – die Mutter rief sie öfter vom Garten herein ins Haus, im Allgemeinen dann, wenn das Essen fertig war – nur nicht zu dieser Tageszeit und nicht in diesem Ton. Manfred merkte sogleich, dass es sich um etwas Wichtiges handeln musste, viel wichtiger als die Ankündigung von Kartoffelsuppe und Würstchen. Wie Thomas es empfand, der älter aber irgendwie unsensibler war, wusste er nicht, aber Manfred glaubte nicht nur die Bedeutsamkeit der Situation zu erahnen, sondern auch eine gewisse Besorgnis oder sogar Beunruhigung in der Stimme seiner Mutter zu erkennen. Es lag an ihrer Wortwahl und auch am Nachdruck. Als die Jungen im Rahmen der Küchentür standen, wischte ihre Mutter die Hände an ihrer Schürze ab. Sie war so eine schöne Frau, immer blass und gesundheitlich mitunter etwas anfällig. Aber sie bemühte sich, die Autorität auszuüben, die von allen deutschen Müttern ihrer Generation erwartet wurde. Diese Rolle, Manfred spürte es, fiel ihr nicht immer leicht. Sie schien nervös zu sein. „Ich wollte, dass ihr ins Haus kommt, weil ich soeben eine Nachricht von eurem Vater bekam. Er wird heute Abend früher zu Hause sein, denn er hat wichtige Neuigkeiten. Wir sollen eine Feier vorbereiten.“

Als die Mutter in den Garten rief, sie sollten aufhören zu spielen und ins Haus kommen, nahm etwas wirklich Bedeutungsvolles seinen Anfang. Es war großartig und problematisch zugleich, einflussreich, bestimmend, voller traumatischer Konsequenzen und zog am Ende eine totale Erschütterung ihres Lebens nach sich. Dieses Gefühl beschlich ihn jedenfalls, und manchmal drückte ihn auch sein Gewissen, wenn er in seinen späteren, reiferen Jahren daran dachte. "Jungs! Wo seid ihr? Kommt rein! Kommt sofort zu mir in die Küche!" Dieser Ruf war an sich nichts wirklich Ungewöhnliches - die Mutter rief sie öfter vom Garten herein ins Haus, im Allgemeinen dann, wenn das Essen fertig war - nur nicht zu dieser Tageszeit und nicht in diesem Ton. Manfred merkte sogleich, dass es sich um etwas Wichtiges handeln musste, viel wichtiger als die Ankündigung von Kartoffelsuppe und Würstchen. Wie Thomas es empfand, der älter aber irgendwie unsensibler war, wusste er nicht, aber Manfred glaubte nicht nur die Bedeutsamkeit der Situation zu erahnen, sondern auch eine gewisse Besorgnis oder sogar Beunruhigung in der Stimme seiner Mutter zu erkennen. Es lag an ihrer Wortwahl und auch am Nachdruck. Als die Jungen im Rahmen der Küchentür standen, wischte ihre Mutter die Hände an ihrer Schürze ab. Sie war so eine schöne Frau, immer blass und gesundheitlich mitunter etwas anfällig. Aber sie bemühte sich, die Autorität auszuüben, die von allen deutschen Müttern ihrer Generation erwartet wurde. Diese Rolle, Manfred spürte es, fiel ihr nicht immer leicht. Sie schien nervös zu sein. "Ich wollte, dass ihr ins Haus kommt, weil ich soeben eine Nachricht von eurem Vater bekam. Er wird heute Abend früher zu Hause sein, denn er hat wichtige Neuigkeiten. Wir sollen eine Feier vorbereiten."

Erscheinungsdatum
Verlagsort Deutschand
Sprache deutsch
Maße 125 x 190 mm
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Literatur Historische Romane
Literatur Märchen / Sagen
Schlagworte Familie • Flucht • Geheimnis • Generationen • Krieg • Nachdecklich • Roman • spannend • Verantwortung • Vergangenheit
ISBN-10 3-96966-415-2 / 3969664152
ISBN-13 978-3-96966-415-5 / 9783969664155
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
Christoph Meckel und Lilo Fromm im Briefwechsel mit Johannes …

von Johannes Bobrowski; Lilo Fromm; Christoph Meckel …

Buch | Hardcover (2024)
Wallstein (Verlag)
48,00