Infight - Spiel auf Zeit (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
300 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-2102-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Infight - Spiel auf Zeit -  Mick Schulz
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Die Schatten der Macht können tödlich sein.

Eigentlich lief Leon Teiwes Leben in geordneten Bahnen: ein sicherer Job, eine glückliche Ehe und zwei gesunde Kinder. Dann jedoch erfüllt sich sein Traum und über ein Direktmandat bei den Bundestagswahlen zieht er als Abgeordneter in den Bundestag ein. Sein neues Leben in Berlin gestaltet sich jedoch sehr viel schwerer als gedacht. Seine Frau und die Kinder wenden sich von ihm ab und der Ehe droht das Aus. Teiwes verliert immer mehr den Halt, wird in politische Intrigen verstrickt und schlittert in eine Sex-Affäre. Als er den heruntergekommenen Star-Journalisten Helm Zednik kennenlernt, macht dieser ihm gegenüber Andeutungen über einen europaweit agierenden Korruptionsskandal, der die deutsche Politik erschüttern würde. Am nächsten Tag ist Zednik verschwunden und die Blutspuren in seiner Wohnung weisen auf einen Mord hin. Teiwes ahnt: als Mitwisser befindet er sich jetzt ebenfalls in Lebensgefahr. Wem kann er jetzt noch trauen? Und wer ist ihm auf der Spur, um auch ihn kaltzustellen?



Mick Schulz wurde 1959 in Bonn geboren. Nach einem Musikstudium in Salzburg war er mehrere Jahre als Kapellmeister bei der Oper beschäftigt und führte danach ein Hotel im Harz, bevor er sich ganz dem Schreiben zuwandte. Mittlerweile hat er viele Romane veröffentlicht, in denen er es auf geniale Weise versteht, wahre Begebenheiten und Fiktion miteinander zu verbinden.

Prolog


Nach einem Blick auf das Display seines Handys ließ Leon Teiwes den Kollegen aus dem mittelfränkischen Adelhofen einfach stehen und hastete aus der Lobby des Abgeordnetenhauses. Dem Fahrer, der in der quarzgrauen Limousine auf ihn gewartet hatte, blieb gerade noch Zeit, die halbe Runde um den Wagen zurückzulegen und für Teiwes die Hecktür aufzureißen.

»Fahren Sie mich zum KaDeWe, Röper!«, sagte Teiwes, während er seine aufgewühlte Atmung wieder in einen ruhigeren Rhythmus zwang. Doch die ungewohnte Härte in seiner Stimme war dem Fahrer, der sich verwundert nach hinten wandte, aufgefallen.

«Natürlich, Herr Doktor!«, antwortete er in dem devoten Tonfall des echten Wieners. Als wäre es normal, dass Teiwes seine Besorgungen tagsüber selbst machte und nicht anderen überließe, zum Beispiel seiner Sekretärin.

Der Wagen rollte geschmeidig los. Sechsspurige Berliner Straßenkulisse mit stockendem Verkehr, garniert mit Gehupe und Geheule wie um diese Zeit in einer Hauptstadt nicht anders zu erwarten. Sechzehn Uhr sieben. Dienstagnachmittag. 27. Oktober. Feuchtkalte Dämmerung.

Teiwes starrte versteinert aus dem Fenster.

Der erste Zettel, nicht mehr als ein schmaler Papierstreifen, auf den gerade einmal ein Satz in Ariallettern passte, war ihm vor exakt zehn Tagen in die Finger geraten, als er in seine Manteltasche gefasst hatte:

Weißt du, was man mit Spielverderbern macht?

Irritation im ersten Moment. Doch auf dem Weg in den Plenarsaal hatte er die Sache verdrängt und dann schlichtweg vergessen. Kein Gedanke daran, wie der Zettel in seinen Mantel gekommen sein könnte.

Zwei Tage später:

Weißt du, mit wem du dich da anlegst?

Die Antwort war: Nein. Teiwes hatte Tissy Lohmann, seine Sekretärin, gefragt, ob sich jemand an seinem Mantel zu schaffen gemacht hätte. Ob etwas fehlen würde, hatte sie zurückgefragt. Nein, im Gegenteil. Was er denn hätte, sie würde auch gerne mehr in der Tasche haben, wenn sie abends aus diesem Laden herauskäme.

Vor knapp einer Woche dann:

Weißt du, was ein russischer Auftragskiller kostet?

Das ging eindeutig zu weit. Teiwes war fest entschlossen gewesen, den Vorfall zu melden. Doch dann wollte er kein unnötiges Aufsehen erregen. Warum sollte es ausgerechnet in Berlin anders sein? Er war Politiker geworden, das hieß: Bei jedem Wort, das er äußerte, jeder Meinung, die er vertrat, behaupteten Andere das Gegenteil, beschimpften, bekämpften ihn und versuchten ihn auszuschalten, möglichst mit Mitteln, die unter der Decke blieben, aber auch mit unverhohlenen Drohungen. Das war nicht neu. Also ließ er es noch einmal auf sich beruhen.

»Haben der Herr Doktor einen innovativen Tag gehabt?«, drängte sich der Fahrer mit seinem Wienerisch zwischen seine Gedanken.

Der reinste Anachronismus, wenn ein Mann wie Röper das Wort »innovativ« in den Mund nahm, dessen äußere Erscheinung mit dem schweren Schädel, den wässrigen Augen und dem krautigen Schnauz trotz tadellosem Anzug eher an einen Fiaker erinnerte. Doch in seiner augenblicklichen Verfassung entlockte es Teiwes nicht einmal ein Schmunzeln.

»Ja, danke«, wehrte er ab.

Irgendwer steckte ihm Zettel mit bedrohlichen Mitteilungen in die Taschen, hatte er Tissy sagen wollen. Er hatte es dann aber nicht getan. Wenn man Nerven zeigt, hat man verloren, das war eine der ältesten Spielregeln. Keinesfalls würde er sich auf diese Weise einschüchtern lassen und sich vor den Kollegen der Lächerlichkeit ausliefern. Delikat war, dass er keine Vorstellung hatte, worum es ging. Er hatte es aber zugegebenermaßen bisher auch vermieden, genauer darüber nachzudenken.

Dann der Anruf von Tissy Lohmann nach der Ausschusssitzung heute Nachmittag: »Ihr Urlaub ist abgesegnet, soll ich Ihnen ausrichten.«

»Welcher Urlaub?«

Wovon redete sie überhaupt?

»Wenn Sie das nicht wissen?« Sie wirkte leicht angesäuert. » Aber Sie hätten mir wenigstens Bescheid sagen können!«

Er war gerade mit dem Kollegen im Gespräch, da vibrierte das Ding schon wieder an seiner Brust.

Weißt du, wie gefährlich es ist, wenn deine Tochter so allein morgens zur Schule geht?

Seine Kinder. Er hatte es geschafft, er – wer auch immer – hatte es geschafft, ihn aus der Spur zu bringen. Teiwes hatte den Kopf verloren und war regelrecht aus der Lobby geflohen.

»Da wären wir, Herr Doktor«, sagte Röper, und fürsorglich väterlich: »Soll ich auf Sie warten?«

»Nein, danke, fahren Sie nur. Ich weiß nicht, wie lange ich brauche.«

Im selben Augenblick realisierte Teiwes, dass er einen Fehler gemacht hatte. Wenn ihn jemand verfolgte, hätte er seinen einzigen Zeugen weggeschickt. Aber er wollte seine einmal getroffene Entscheidung nicht rückgängig machen. Obwohl Röper ihm vermutlich ansah, dass etwas nicht stimmte. Wahrscheinlich konnte man die Angst riechen, die unter seinem Mantel steckte.

Draußen peitschte der Wind. Teiwes wurde sich plötzlich seiner Schutzlosigkeit bewusst. Unwillkürlich zog er den Kopf ein, wie eine Schildkröte. Aber er hatte keine schützende Hornplatte über seiner Schädeldecke, die einen tödlichen Schlag abwehrt.

Er fuhr in den siebten Stock des Kaufhauses und setzte sich neben einen Tisch, an dem drei bebrillte Chinesinnen sich ein atemberaubendes Geplapper lieferten. Teiwes war hier hingekommen, weil der Wintergarten des KaDeWe der einzige ihm bekannte Platz in Berlin war, den er mit rein positiven Gefühlen besetzte. Hier hoffte er, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Vor ein paar Wochen, als er neu im Reichstag war und das Gefühl hatte, feiern zu müssen, hatte er sich entschieden, für Nadine und die Kinder Geschenke einzukaufen. Dabei stellte er fest, dass er weder wusste, ob seine Frau leichtere oder schwerere Parfümsorten bevorzugte, noch womit seine Kinder spielten. Am Ende suchte er für Nadine ein Fläschchen Joop aus und ein Puzzle von Berlin aus der Rundflugperspektive, denn das würde den Kleinen spielerisch einen Eindruck vom Arbeitsort ihres Papas vermitteln. Im siebten Stock genehmigte er sich dann einen Cappuccino, starrte minutenlang durch die Scheiben der mit Stahlträgern eingerahmten Kuppel in den Himmel und kostete seinen Triumph aus, in der Hauptstadt gelandet zu sein. Als hoffnungsvoller Abgeordneter mit erst zweiunddreißig. Er hatte mit Nadine telefoniert, sie sollte raten, wo er gerade war. Aber sie hatte keine Lust auf Ratespiele gehabt.

Teiwes trank einen Schluck von seinem Cappuccino, der ekelhaft süß schmeckte. Wie war denn Zucker in die Tasse gekommen? Er nahm doch nie Zucker.

Es war einiges passiert, seit er in Berlin war. Er konnte sich Feinde gemacht haben. Er hatte sich Feinde gemacht. Kambäro zum Beispiel. Aber der war ein zu hartgesottener Politprofi, als dass er sich in dieser Weise an ihm rächen würde. Und Karl Engelhardt, Clarissas Mann? Auch wenn er ihn beim letzten Treff so angesehen hatte, als wüsste er Bescheid. Das war niemals Engelhardts Stil. Er hätte ihn face to face zur Rede gestellt. Es musste mit dem Rätsel um Zednik zu tun haben. Aber was wollten sie von ihm?

Die Chinesinnen am Nachbartisch brachen auf, ohne auch nur ansatzweise ihren Redeschwall zu bremsen.

Aber so ging es nicht weiter. Er würde jetzt mit dem neuen Fraktionschef Teskowitz sprechen, was es mit dem angeblichen Urlaub auf sich hatte und ihm melden, dass er Drohungen erhielt. Vermutlich klärte sich die Sache schneller als gedacht, und wenn er Personenschutz benötigte, dann müsste er es akzeptieren, auch wenn ihn der eine oder andere Kollege für ein Weichei halten sollte.

An den Nachbartisch setzten sich jetzt zwei junge Männer im Anzug. Der eine, ein dunkler schlanker Typ, Dreitagebart, der andere untersetzt mit lädiertem rechten Auge.

Teiwes warf einen Blick auf die große Uhr an der Decke. Siebzehnzwölf. Der mit dem zerschlagenen Auge holte sein Handy heraus und tippte etwas ein.

Plötzlich schoss Teiwes eine Ahnung durch den Kopf, was jetzt passieren könnte: Sein Handy würde sich in Bewegung setzen und auf dem Display eine neue Weißt-du-Frage erscheinen.

Also gut, wenn die beiden am Nachbartisch mit dieser Posse zu tun hatten, in der er den Dummen spielte, dann gab es keinen Zweifel mehr, dass sie es ernst meinten. Warum nicht an ihren Tisch gehen und sie direkt ansprechen? Sie würden es kaum wagen, ihn in aller Öffentlichkeit anzugreifen ...

Er wartete nicht ab, bis sein Display aufblinkte, griff an die Brusttasche seines Jacketts, in dem das Handy steckte. Doch es war nicht da. Eben hatte er es noch gehabt. Er griff in die Manteltaschen, Hosentaschen, Fehlanzeige. Er versuchte sich zu erinnern, ob ihm jemand auf dem Weg über die Straße ins KaDeWe zu nahe gekommen war. Oder hatte er das Teil im Wagen oder beim Aussteigen verloren? – Demütigend, die Kontrolle zu verlieren.

Der Mann am anderen Tisch hielt sich jetzt sein Handy ans Ohr, lächelte während er sprach. Zwei junge Frauen in animierter Stimmung kamen dazu, anscheinend für Party aufgemacht. Die eine hielt ein Tablett mit vier schlanken Gläsern Prosecco in der Hand.

War er überarbeitet? Er konnte sich doch sonst auf seinen nüchternen Verstand verlassen, hatte sich sogar etwas darauf eingebildet, cool zu bleiben in heißen Situationen. Teiwes erkundigte sich bei einer Kassiererin nach der Abgabestelle für Gefundenes und verließ die siebte Etage. Das Handy blieb verschwunden. Bis zum Ausgang hielt Teiwes...

Erscheint lt. Verlag 10.12.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Berlin • Bundestag • David Baldacci • Horst Eckert • Korruption • Michael Lüders • Politiker • Robert Harris • SexAffäre
ISBN-10 3-8412-2102-5 / 3841221025
ISBN-13 978-3-8412-2102-5 / 9783841221025
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