Im Bann des Ötschers -  Helmut Reupichler

Im Bann des Ötschers (eBook)

Eine Kriminalgeschichte
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
116 Seiten
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99118-007-4 (ISBN)
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Bleibt einem Autor heutzutage noch etwas anderes übrig, als sich auf das Genre des Kriminalromans zu verlegen? Oberamtsrat Hasenhüttel schickt Kommissar Höllmüller in ein entlegenes Hotel, um dort einen mysteriösen Mordfall aufzuklären. Eine humorvolle Abrechnung mit der Literaturszene und zugleich ein höchst unterhaltsamer Krimi.

MORD AM ARSCH DER WELT

Man konnte nicht behaupten, die hervorstechendste Charaktereigenschaft von Hauptkommissar Höllmüller wäre seine Dünnhäutigkeit gewesen. Zumindest seit seiner zwangsweisen Versetzung in dieses Provinznest zeichnete er sich durch cooles Auftreten und eine ruhige Gelassenheit aus, was natürlich nicht verwunderlich war, hielten sich doch hier gefährliche Einsätze in überschaubaren Grenzen. Das war freilich nicht immer so. An seinem früheren Dienstort im 2. Wiener Gemeindebezirk ging es naturgemäß anders zu. Bandenkriminalität, Drogendelikte, Zwangsprostitution aufzuklären bzw. zu bekämpfen, stellten eine ständige Herausforderung dar - da konnte er schon manchmal die Nerven verlieren und Einsätze durchführen, die nicht immer den Vorschriften entsprachen und daher im Nachhinein von seinen Vorgesetzten mit Disziplinarmaßnahmen geahndet wurden. Da sich diese Vorfälle in letzter Zeit immer mehr häuften, war schließlich seine Versetzung in das beschauliche Kirchberg eine logische Folge. Zum Glück bedeutete dies keine Degradierung, er behielt nicht nur sein Gehalt in voller Höhe, sondern auch seinen Rang als Hauptkommissar, verbat sich aber so tituliert zu werden, da er ja an seiner neuen Dienststelle nur einen Bezirksinspektor und eine Sekretärin zu seinen Mitarbeitern zählen durfte. Auf Grund von Sparmaßnahmen kam es namentlich in den ländlichen Gebieten immer mehr zu Schließungen einzelner Polizeistationen – so wie man auch in den Dörfern immer weniger Nahversorgungsbetriebe und Postämter findet.

Sein Einsatzgebiet umfasste jetzt nicht nur die nähere Umgebung von Kirchberg, sondern reichte das Pielachtal aufwärts, weiter über Puchenstuben hinaus bis nach Gösing am „Ende der Welt“ - wie die Einheimischen zu sagen pflegten, allerdings unter Verwendung eines weniger vornehmen Ausdrucks.

Drei Jahre amtierte der Hauptkommissar jetzt schon in Kirchberg, einer Gemeinde, deren ganzer Stolz es ist, als Geburtsort des ehemaligen Kardinals weit über ihre Grenzen hinaus Bekanntheit und Ansehen zu genießen - zumindest nach Meinung ihrer Bewohner. Schon an der Ortseinfahrt kann man das überlebensgroße Bildnis des im Alter von 98 Jahren verstorbenen Kirchenoberhaupts bewundern, und in der Konditorei am Hauptplatz soll man angeblich die beste Kardinalschnitte des Landes erhalten.

Die Aufnahme, die Herr Höllmüller bei der einheimischen Bevölkerung am Beginn fand, kann man ehrlicherweise nicht als besonders herzlich bezeichnen - sie war sogar von merklicher Skepsis gegen dem „Zuagroasten“ geprägt. „Was brauch ma den Weaner da“, „Wird scho an Grund ham, warums den daher versetzt ham“… waren noch die freundlichsten Bemerkungen, mit denen man die Ankunft des neuen Polizeichefs kommentierte.

Mit der Zeit trat aber ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Ganz akzeptiert hatte man seine Anwesenheit zwar noch nicht, aber man ließ ihn doch schon manchmal sein Bier am Stammtisch vom Kirchenbräu trinken, wo sich die eigentliche Informationszentrale befand und alle für den Ort bedeutsamen Ereignisse besprochen wurden. So bedeutsam kamen ihm diese aber nicht vor, besonders wenn er sie mit den Kalamitäten seiner Zeit in Wien verglich. Er hütete sich aber, darüber ironische Bemerkungen einzustreuen, mit denen er die Anwesenden womöglich verletzen würde. In dieser Hinsicht verstanden die keinen Spaß.

Ja, lustige Begebenheiten aus seiner beruflichen Vergangenheit gab er schon manchmal zum Besten. Den größten Lacherfolg erzielte er, als er von seinem Besuch in der am Eingang zum Prater gelegenen Schule erzählte. Es handelte sich dabei um eine, von der Polizeidirektion organisierten Informationsveranstaltung, in der man die Aufgaben der Exekutive vorstellte und in deren Verlauf auch die Schüler zu Wort kamen und Auskünfte über ihre Lebensumstände geben sollten. Auf die Frage nach dem Beruf ihrer Väter, so erzählte Höllmüller, sollen einige mit „Teufel“, „Gespenst“ oder „Tod“ geantwortet haben.

„Glaubt jetzt nicht, die haben uns verarschen wollen. Es hat schon gestimmt, wie wir nachträglich erfahren haben. Die Jugendlichen stammten nämlich aus alteingesessenen Schaustellerfamilien; darunter befanden sich auch Geisterbahnbesitzer, die manchmal aus Jux oder wegen Personalmangel ihre Fahrgäste entsprechend kostümiert, bildlich gesprochen, zu Tode erschreckt hatten.“

Die Bereitschaft, über seine eigenen Lebensumstände Auskunft zu geben, hielt sich bei Höllmüller in engen Grenzen. Das hatte zwei Hauptgründe: Zum einen entsprach dies seinen Bestrebungen, die Schatten der Vergangenheit möglichst nicht wieder zum Leben zu erwecken, wobei er sich eingestehen musste, dass dies nicht so einfach gelingen kann. Immerhin vermied er es, über den Zeitraum vor seiner Versetzung zu sprechen - über die Scheidung von seiner Frau, die Schwierigkeiten im Beruf, den verlorenen Kontakt zu seinen beiden Söhnen. Wen sollte es interessieren, wie sehr er darunter litt.

Der andere Grund war eher pragmatischer Natur. Seine geheimnisvolle Aura, nämlich die des einsamen Wolfs, würde eine wünschenswerte Distanz zur einheimischen Bevölkerung sicherstellen und so bei den Ermittlungen hilfreich sein. Der Vorgänger, Polizeiobermeister Krammer, stammte nämlich aus der Gemeinde und kannte daher von Kindheit an die meisten seiner Nachbarn. Er litt bis zu seiner Pensionierung vor drei Jahren darunter, die ihm bekannten oder sogar befreundeten Personen abmahnen oder sogar arretieren zu müssen. War er zu streng bei der Ausübung seines Berufs, bekam er den Zorn der Betroffenen im höheren Maße zu spüren, war er zu nachsichtig, legte man ihm das als Schwäche aus. Diesen Zwiespalt zu überwinden, gelang ihm immer weniger, und die Versuche, ihn mit Hilfe von übermäßigem Alkoholgenuss ganz aus der Welt zu schaffen, waren natürlich zum Scheitern verurteilt.

Nein, sagte sich Höllmüller, da war es schon ein Vorteil, als Außenstehender, unbeleckt vom Dorftratsch, für Recht und Ordnung sorgen zu können. Ganz ließ sich der Tratsch aber nicht verhindern. Hinter seinem Rücken stellte man natürlich die verschiedensten Mutmaßungen an; über den tatsächlichen Grund seiner Versetzung, über sein zurückgezogenes Leben. Aber „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" - so sein Motto.

Mit seinen 52 Jahren konnte er die bedingungslose Begeisterung der jüngeren Generation für die sozialen Medien nicht so richtig verstehen. Er wunderte sich nur über die Bereitwilligkeit der Facebook-Nutzer, mit der diese die abgründigsten Winkel ihres Seelenlebens preisgeben und hinterher Empörung ausdrücken, wenn dann ein Shitstorm über sie hereinbricht. Nein, damit wollte er nichts zu tun haben.

Natürlich wäre es manchmal besser gewesen, er hätte sich mehr mit der Informationstechnik beschäftigt. Zum Glück wurden ihm die damit verbundenen Arbeiten von Spezialisten abgenommen. Nicht nur in Wien, wo sich jüngere Kollegen um diese Angelegenheiten kümmerten. Hier in Kirchberg lag dieser Aufgabenbereich zur Gänze in der Hand von Frl. Sandra Gallhuber, die durch ihre virtuose Beherrschung von Computer und Internet für den Polizeibetrieb als unentbehrliche Stütze galt, bei der alle Fäden zusammenliefen. Dabei hätte sie, wäre es nach ihren Eltern gegangen, diese Stelle als Polizeisekretärin niemals angetreten. Die Pläne ihres Vaters, Josef Gallhuber, Eigentümer und Wirt vom Kirchenbräu, Platzhirsch im Ort, waren verständlicherweise anderer Natur, schließlich gab es in seinem Betrieb genug Möglichkeiten für sie, wenngleich ihr um zehn Jahre älterer Bruder als zukünftiger Chef und ihre um fünf Jahre ältere Schwester schon für die Leitung der Küche vorgesehen waren. Aber Arbeit gibt es ja in einem Familienbetrieb immer genug.

Warum sich der alte Gallhuber aber dann doch mit der Berufswahl seiner jüngeren Tochter abfand, dafür waren zwei Gründe ausschlaggebend: So würde es zu keinen berufsbedingten Streitigkeiten zwischen den Geschwistern kommen, wie er dies bei Branchenkollegen öfters beobachten musste. Aber was ihm noch wichtiger erschien: Sandra würde ihm auf Grund ihrer Stellung im Polizeidienst - so hoffte er - wichtige Informationen liefern, die für ihn von Nutzen sein könnten. Er hatte sich allerdings getäuscht. Seine Tochter, von Jugend auf bekannt für ihre Aufmüpfigkeit, ließ ihren Vater meistens mit dem Hinweis auf das Amtsgeheimnis abblitzen. Auch sonst war sie mit Beschwerde führenden und Anzeige erstattenden Ortsbewohnern, die sie natürlich alle kannte, keinesfalls zimperlich:“Seids deppat, da san mir ja gar net zuständig“, mit diesen Worten wimmelte sie des Öfteren lästige Antragsteller ab.

Komplettiert...

Erscheint lt. Verlag 28.10.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99118-007-3 / 3991180073
ISBN-13 978-3-99118-007-4 / 9783991180074
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