G. F. Unger 2090 (eBook)

Das verlorene Fort

(Autor)

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2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0596-7 (ISBN)

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G. F. Unger 2090 - G. F. Unger
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Es ist ein kalter Tag am oberen Missouri. Kirby Clayborne hört zuerst die Axtschläge des Holzkommandos aus dem Uferwald. Als er um die Flussbiegung reitet, sieht er das Dampfschiff am Ufer liegen. Bei den Holzschlitten trifft Kirby Clayborne Master Sergeant Mike O'Brien, der gerade eine verbeulte Feldflasche gen Himmel hebt und schnaufend trinkt. Kirby kann den Whisky riechen.
Der Sergeant zuckt bei Kirby Claybornes plötzlichem Auftauchen zusammen und macht eine schnelle Bewegung zur Waffe. Doch dann beginnt er so breit zu grinsen, wie es nur ein Irensohn kann.
»Heiliger Rauch«, sagt er, »bist du der Rotbart, mit dem ich in Fort Bull Skull all den Spaß hatte? Bist du das, Kirby? Oder sehe ich nur ein Wunschbild? Dann wäre mir ein prächtiges Mädchen lieber!«
Er schüttelt die verbeulte Blechflasche, hört es gluckern und reicht sie Kirby hinauf.
»Na«, sagt er, »nach diesem Ritt wirst du etwas Feuerwasser sicherlich vertragen können. Wie lange warst du unterwegs?«
Kirby Clayborne nimmt die Flasche wortlos und trinkt.
Der Sergeant betrachtet ihn prüfend. Und obwohl er keinen Mann kennt, der härter und zäher ist als Kirby Clayborne, sieht er diesem nun Erschöpfung und Müdigkeit an. Dazu kommt, dass der Scout auf einem Indianerpferd sitzt.
»Was ist los, du Pferdedieb?«, fragt Mike O'Brien.


Das verlorene Fort

Es ist ein kalter Tag am oberen Missouri. Kirby Clayborne hört zuerst die Axtschläge des Holzkommandos aus dem Uferwald. Als er um die Flussbiegung reitet, sieht er das Dampfschiff am Ufer liegen. Bei den Holzschlitten trifft Kirby Clayborne Master Sergeant Mike O'Brien, der gerade eine verbeulte Feldflasche gen Himmel hebt und schnaufend trinkt. Kirby kann den Whisky riechen.

Der Sergeant zuckt bei Kirby Claybornes plötzlichem Auftauchen zusammen und macht eine schnelle Bewegung zur Waffe. Doch dann beginnt er so breit zu grinsen, wie es nur ein Irensohn kann.

»Heiliger Rauch«, sagt er, »bist du der Rotbart, mit dem ich in Fort Bull Skull all den Spaß hatte? Bist du das, Kirby? Oder sehe ich nur ein Wunschbild? Dann wäre mir ein prächtiges Mädchen lieber!«

Er schüttelt die verbeulte Blechflasche, hört es gluckern und reicht sie Kirby hinauf.

»Na«, sagt er, »nach diesem Ritt wirst du etwas Feuerwasser sicherlich vertragen können. Wie lange warst du unterwegs?«

Kirby Clayborne nimmt die Flasche wortlos und trinkt.

Der Sergeant betrachtet ihn prüfend. Und obwohl er keinen Mann kennt, der härter und zäher ist als Kirby Clayborne, sieht er diesem nun Erschöpfung und Müdigkeit an. Dazu kommt, dass der Scout auf einem Indianerpferd sitzt.

»Was ist los, du Pferdedieb?«, fragt Mike O'Brien.

Kirby Clayborne trinkt drei kleine Schlucke.

»Ich habe elf Tage gebraucht«, sagt er. »Dieser Blizzard vor einigen Tagen hielt mich etwas auf. Und dieses Pferd habe ich nicht gestohlen, sondern etwas unfreiwillig gegen mein Tier eingetauscht. Junge, wie geht es dir? War der Winter hier oben erträglich? Hast du viel Spaß gehabt, Pferdesoldat?«

»Pferdesoldat«, schnaubt der Sergeant verächtlich. »Ich bin bei der Marine gelandet und habe schon seit Beginn des Winters keinen Gaul mehr unter dem Hintern gehabt. Die Indianer stahlen unsere Pferde, bevor der erste Schnee kam. Und ob ich Spaß hatte, fragst du? Nicht auf diesem morschen Kahn, in diesem elenden Land hier und bei diesem ...«

Er verstummt und presst unter seinem schwarzen Schnauzbart die Lippen zusammen.

»Was macht Major Terz Hillaghan?«, fragt Kirby Clayborne sanft und bewegt sich müde auf dem Pferd.

»Was bringst du ihm für Befehle?«, fragt Mike O'Brien nun sehr begierig.

»Es ist Krieg«, erwidert der Scout. Nach diesen Worten reitet er an. »Lincoln wurde Präsident. Und die Sklavenstaaten haben sich von der Union losgesagt. Zwischen dem Norden und dem Süden ist Krieg, Pferdesoldat. Und ich bin hergekommen, um euch diese Neuigkeit zu überbringen.«

Nach diesen Worten reitet er weiter.

Mike O'Brien starrt ins Leere. Dann beginnt er lautlos zu fluchen. Nur seine Lippen und der Schnurrbart bewegen sich. Dann aber hebt der Master Sergeant die zerbeulte Flasche erneut gen Himmel und leert sie mit energischen Zügen.

Corporal Hennessy, ein braunhaariger Riese aus Carolina, kommt mit einer Last Holz zu den Schlitten, lädt es ab und wendet sich an seinen alten Saufkumpan.

»Du hast doch wohl noch nicht die ganze Flasche ausgetrunken, Mike?«

»Sicher«, sagt dieser grimmig, und sein Gesicht rötet sich. »Ich teile meinen guten Whisky nicht länger mit einem Rebellen und Sklavenhalter aus Carolina. Es ist Krieg! Kirby Clayborne hat soeben diese Neuigkeit gebracht. Lincoln ist Präsident! John Brown und seine Jungs werden nun gerächt! Und ich bin hier der einzige Yankee unter Rebellen. Bevor mich der Major festnehmen lässt, werde ich ...«

Er spricht nicht zu Ende, sondern schlägt Corporal Jeb Hennessy die geballte Rechte in den Magen. Als der Corporal sich vorbeugt, trifft ihn der Sergeant mit einem Aufwärtshaken, der den riesigen Corporal rücklings auf einen der Holzschlitten wirft.

Einige Soldaten kommen herbeigelaufen.

Mike O'Brien starrt sie grimmig an. Er ist jetzt ziemlich angetrunken, aber er weiß genau, was er will. Er holt sich eines der Gewehre und grinst.

»Wenn jemand nach mir fragt«, sagt er, »dann könnt ihr bestellen, dass Master Sergeant Mike O'Brien unterwegs nach Fort Bull Skull ist! Zu Fuß bin ich unterwegs! Und ich werde jeden verrückten Südstaatenrebellen erschießen, der mir folgen sollte!«

Als er diese Worte gerufen hat, starrt er die verwirrten Soldaten nochmals böse an und entfernt sich stapfend durch den Schnee. Er tritt in die Spuren des Pferdes, auf dem der Scout kam.

Und die verwirrten Soldaten wissen nicht, was sie von der ganzen Sache zu halten haben.

Indes hat Kirby Clayborne das Dampfschiff erreicht. Es ist ein von der Armee gemietetes Missouri-Dampfschiff, groß, flach, mit drei Decks über dem Laderaum und einem riesigen Schaufelrad am Heck.

Es liegt an einer sehr ordentlich gemachten Landebrücke, und man hat rings um das Schiff immer wieder das Eis aufgebrochen. Wahrscheinlich war das während des Winters die einzige Beschäftigung von Major Terz Hillaghans Kommando.

Kirby Clayborne grinst. Er sitzt ab und übergibt einem der beiden Posten das Ende des indianischen Zügels. Er ist groß, und er bewegt sich nach einigen Schritten, die ihm die Steifheit und Sattelmüdigkeit nahmen, wieder sehr geschmeidig.

Er betritt das Schiff und lässt sich beim Major melden.

Und zwei Minuten später liest Major Terz Hillaghan eine Abschrift des Beschlusses, den die Volksvertreter von South Carolina fassten:

20. Dezember 1860

Wir, das im Konvent versammelte Volk des Staates South Carolina, erklären und verordnen: Die von uns im Konvent angenommenen Verordnungen vom 13. Mai des Jahres 1788, wodurch die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika ratifiziert wurden, werden widerrufen, und der bisher unter dem Namen Vereinigte Staaten von Amerika bestehende Bund zwischen South Carolina und anderen Staaten wird hiermit aufgelöst ...

Der Major liest diese Abschrift. Und er liest in den nächsten Minuten noch einige andere Meldungen.

Zuletzt liest er den Befehl des Kommandeurs, Colonel John Bannack, des Kommandanten von Fort Bull Skull.

Und als er das alles gelesen und zur Kenntnis genommen hat, springt er federnd auf und ruft: »Nun gut! Wir haben Krieg! Und mein hoch verehrter Freund und Förderer, der Kommandant der Militärakademie von West Point, Colonel Lee, ist als General in die Armee des Südens eingetreten. Ich und jeder Mann meines Kommandos, der wie ich gewillt ist, für die Sache des Südens zu streiten, werden das gleichfalls tun. Wir werden die Uniformen der Union sofort ablegen!«

Er will zur Tür, und er ist beweglich, drahtig und so ungeduldig wie ein Terrier. Er ist noch nicht einmal mittelgroß. Aber das hat bei seinem Typ nichts zu besagen. Sein blondes Haar trägt er sehr lang, und er ist ein richtiger Kampfhahn, impulsiv und vital.

Er betrachtet den Scout Kirby Clayborne, einen großen Mann, den er schon zwei Jahre kennt, mit dem er Patrouillen geritten ist und sogar einen Feldzug unternahm. Er kennt diesen großen, rothaarigen Prärieläufer gut.

Nun starrt er zu Kirby empor und fragt: »Und wo stehen Sie, Kirby? He, auf welcher Seite stehen Sie? Süden oder Norden?«

Kirby Clayborne erwidert nicht gleich. Er hat sich indes aus seinem Pelz geschält und sich in einen der bequemen Sessel der Kajüte gesetzt.

»Ich stehe auf keiner Seite«, sagt er nach einigen Atemzügen. »Bevor die Armee mich darum bat, Chefscout von Fort Bull Skull zu werden, habe ich Büffel und Pelztiere gejagt. Ich habe nach Gold gesucht und habe Wagenzüge geführt. Ich habe nie darüber nachgedacht ...«

Es klopft an die Tür, und ein blonder, noch ziemlich junger Captain tritt herein. Es ist Captain Ray Roberts, den Kirby Clayborne ebenfalls gut kennt und von dem er weiß, dass er ein ebensolcher Kampfhahn und Draufgänger ist wie der Major.

Der Captain meldet: »Dieser Master Sergeant ist verrückt geworden. Er hat Corporal Hennessy niedergeschlagen und ist zu Fuß unterwegs nach Fort Bull Skull. Und Corporal Hennessy ist soeben aufgewacht und behauptet, dass es Krieg ...«

»Haben Sie Sergeant O'Brien von den Neuigkeiten berichtet, bevor Sie mir Meldung machten, Scout?«, fragt der Major scharf.

Kirby nickt ungerührt. »Sicher! Die ganze Welt weiß es schon. Warum sollte es nicht ein Master Sergeant ebenfalls wissen? Aber ich hätte wirklich nicht geglaubt, dass er so närrisch ist, zu Fuß nach Fort Bull Skull zu laufen. Er kommt bei diesem Schnee keine zwanzig Meilen weit. Dieser Narr! Ich werde ihn zurückholen müssen, bevor er den Indianern in die Arme läuft, die hinter ihm her sind. Er bekommt sonst gewiss einen Oglala-Haarschnitt und ist tot, bevor er auch nur zehn Meilen weiter ist.«

Er erhebt sich geschmeidig und ragt hoch bis unter die Kajütendecke.

»Die Indianer haben auch schon gewittert«, sagt er, »dass die Weißen sich bald gegenseitig die Köpfe einschlagen werden. Bevor das Eis aufgetaut ist und Sie den Fluss hinunter bis zur Südarmee und zu General Lee fahren könnten, Major, werden die Indianer ganz genau wissen, dass die Weißen Krieg...

Erscheint lt. Verlag 24.11.2020
Reihe/Serie G.F.Unger
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-0596-1 / 3751705961
ISBN-13 978-3-7517-0596-7 / 9783751705967
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