Jerry Cotton 3309 (eBook)

Das Tier auf dem Grund der Seele

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0565-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3309 - Jerry Cotton
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Rick McAllister war demokratischer Präsidentschaftskandidat. Eines Nachmittags nahm er in Harlem an einer Kundgebung gegen Rassismus und die rechtsextreme Gruppierung Aryan Blood Wing teil. Vor das Podium trat ein maskierter Mann. Bevor es McAllisters Leibwächter verhindern konnten, erschoss der Fremde den Kongressabgeordneten und floh. Wir vom FBI stürzten uns sofort in die Ermittlungen und erhielten Unterstützung vom NYPD. Und fast zu spät erkannten wir, dass unser Gegner mächtiger war, als wir gedacht hatten ...


Das Tier auf dem Grund
der Seele

Im selben Moment, als der Uhrzeiger der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage auf zwölf sprang, krachte ein Schuss!

Der charismatische Politiker Rick McAllister, der mit einem Mikrofon auf dem provisorischen Podium vor dem roten Sandsteingebäude stand, zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Ungläubig griff er sich mit der freien Hand an die Brustseite seiner dick gefütterten Winterjacke und stürzte mit starrem Blick wie ein gefällter Baum auf das Podest.

Die Kugel, die aus nächster Nähe auf ihn abgefeuert worden war, hatte sein Herz durchschlagen. Dunkelrotes Blut sprudelte aus der Schusswunde.

Das Publikum, das sich an diesem bitterkalten Novembertag um ihn herum versammelt und ihm kurz zuvor noch frenetisch zugejubelt hatte, brach in Angst und Panik aus. Entsetzte Schreie gellten. Passanten rannten wild durcheinander, kauerten sich mit über den Köpfen erhobenen Händen hin oder warfen sich auf den gefrorenen Asphalt.

Ein schwarz gekleideter Mann mit Kapuzenjacke und einem Schal über der unteren Gesichtshälfte nutzte den aufbrandenden Tumult, um unerkannt von dem Platz zu verschwinden.

Die Bodyguards des Getöteten versagten komplett. Auch jetzt kümmerten sie sich nicht um den Todesschützen, sondern vielmehr um den reglos daliegenden Politiker zu ihren Füßen. Allerdings kam für den Mann jede Erste-Hilfe-Maßnahme zu spät.

Um Punkt zwölf Uhr war der demokratische Präsidentschaftskandidat Rick McAllister mitten in Harlem Opfer eines Attentats geworden.

Das ganze Land war über den am helllichten Tag ausgeführten Mordanschlag auf den Politiker entsetzt. Alle zur Verfügung stehenden Einsatzkräfte in der bevölkerungsreichsten Stadt der Vereinigten Staaten suchten nach dem Attentäter, von dem so gut wie nichts bekannt war.

Die T. A. C. T. I. C. S. des FBI-Distrikts New York unter Assistant Director in Charge John D. High übernahm die Ermittlungen. Als Teamleiter wurde ich bestimmt.

Zur Task Force gehörten außerdem mein Partner Phil Decker und zwei Polizisten des NYPD-Reviers 28th Precinct, Central Harlem. Es handelte sich um Detective Sergeant Donald »DD« Dunnigan und Detective Francine Boice. Die beiden Cops kannten den Stadtteil, in dem der Tatort lag, so gut wie ihre eigene Westentasche. Das war auch der Grund, weshalb sie auf Amtshilfegesuch von Mr. High von ihrer Dienststelle für uns freigestellt worden waren.

Zur ersten Teambesprechung trafen wir uns in Phils und meinem gemeinsamen Büro. Detective Dunnigan lümmelte sich bereits auf einem Stuhl, als wir eintraten. Er beäugte uns wie ein Gerichtsmediziner, vor dem eine frische Leiche auf dem Seziertisch lag. So jedenfalls kam es mir vor. Insbesondere für unser Outfit schien er nicht viel übrig zu haben, denn wie immer trugen wir Anzüge.

Er selbst hingegen war mit einem dünnen hellblauen Rollkragenpulli und einer dunkelgrauen Levis bekleidet. Die mit Stahlkappen versehenen Doc-Martens-Schuhe eigneten sich ideal zum Eintreten von Türen. Seine gefütterte schwarze Lederjacke hing über der Stuhllehne. An seiner Hüfte trug er ein Holster mit einer Sig Sauer P226. Daneben schimmerte die goldene Dienstmarke. Seine Straßenkluft unterschied sich kaum von der irisch-amerikanischer Einwohner des Big Apple.

Donald Dunnigan war Anfang vierzig, athletisch gebaut, fast einen Kopf größer als ich, hatte das schwarze Haar kurzgeschoren und wies einen starken Bartwuchs auf. Die eisigen, grauen, sehr irischen Augen schienen keinen Spaß zu verstehen. Die mehrfach gebrochene Nase und eine lange Narbe vom Kinn am rechten Mundwinkel vorbei bis zum Nasenflügel, die unverkennbar von einer Messerklinge stammte, vervollständigten diesen Eindruck. Wahrscheinlich war das nicht die einzige zurückbehaltene Schramme an seinem Körper. Aus seiner Akte wusste ich, dass er viele Jahre undercover gearbeitet hatte, vor allem in der Drogen- und Menschenhandelszene. Er war gewiss ein harter Kerl, und die Gegner, die sich mit ihm anlegten, hatten sicher nicht viel zu lachen.

Erst beim zweiten Blick fiel mir die schlanke Blondine auf, die in der Ecke unseres Büros stand und aus dem Fenster auf das Bleigrau des Winters sah, das sich konturenschärfend über die Häuserschluchten senkte.

Als sie sich jetzt zu uns umwandte, stockte mir kurz der Atem. Was soll ich sagen? Für manche Frauen würde sogar ein Bischof ein Loch ins Kirchenfenster treten. Ich glaube, Raymond Chandler, der Erfinder des vielleicht berühmtesten amerikanischen Privatdetektivs Philip Marlowe, hatte das einmal geschrieben.

Phil ließ den Blick auffallend lange auf ihr ruhen. Nicht indiskret, aber dennoch so, wie Männer eben schöne Frauen anschauten. Nicht als Belästigung, sondern als Kompliment.

Detective Boice war an den richtigen Stellen üppig gebaut, was ihr weißer Mohairpullover gut zur Geltung brachte. Eine Mähne aus kräftigem weizenblonden Haar rahmte ein edel geschnittenes, etwas blasses Gesicht ein. Die Augen, die über der Stupsnase saßen, schimmerten blaugrün wie ein Bergsee. Ihr ungeschminkter Mund war breit und sinnlich.

Im Gegensatz zu DD schenkte sie uns ein strahlendes Lächeln und gab mir und meinem Partner die Hand.

»Nennen Sie mich einfach Fran. Francine rufen mich nur meine Mutter und meine Feinde.« Ihr erneutes Schmunzeln zauberte herrliche Grübchen auf ihre Wangen und ließ den grauen Novembermorgen vergessen.

Phil und ich setzten uns hinter unsere Schreibtische, die NYPD-Ermittler auf die Stühle davor. Wir erläuterten, was wir bislang über das Attentat wussten. Viel war es allerdings nicht.

»Kongressabgeordneter Rick McAllister trat bei der Kundgebung – eigentlich nichts anderes als eine Wahlveranstaltung – gegen Rassismus und die rechtsextreme Gruppierung Aryan Blood Wing auf, kurz ABW«, erklärte ich. »Dafür ist Harlem das richtige Pflaster. Das wusste er natürlich.«

»Und dort fühlte er sich nicht nur verstanden, sondern auch sicher«, ergänzte Phil.

»Was Sie nicht sagen«, grätschte Dunnigan dazwischen. Er kaute auf einem Chewing Gum herum, was ihn nicht gerade sympathischer machte. »Vermutlich waren es Nazis, die ihm das Lebenslicht ausgelöscht haben. Es war weiß Gott nicht die einzige Veranstaltung der letzten sechs Monate, in denen er sich den Aryan Blood Wing als Zielscheibe für seinen Wahlkampf ausgesucht hat.«

»Ob die Rechtsextremen etwas mit dem Anschlag zu tun haben, ist reine Spekulation«, gab Phil zurück. »Obwohl der Verdacht naheliegt ...«

»Glauben Sie denn, es waren Afroamerikaner, Decker? Haben Sie jemals Ihren feinen Anzug gegen Straßenklamotten getauscht, um in SoHa undercover zu ermitteln?«

Nicht erst seit Kurzem nannten einige Zeitgenossen Harlem einfach »SoHa«, ähnlich wie »SoHo«, das südlich der Houston Street lag. Ich selbst hatte es mit der Gentrifizierung dieser Namen nicht so. Außerdem passte mir der Ton, den der Cop in diese Teambesprechung einbrachte, ganz und gar nicht.

»Ich habe wahrscheinlich schon mehr Straßengeruch geschnuppert als Sie, Dunnigan«, konterte Phil.

Zum ersten Mal ergriff Fran das Wort. »So kommen wir nicht weiter, DD. Vielleicht kannst du dich einfach mal am Riemen reißen!« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.

Allerdings wollte der Detective weder vor ihr und schon gar nicht vor uns das Gesicht verlieren.

»Ich habe es mir nicht ausgesucht, mit diesen Schlipsträgern in einer Task Force zusammenzuarbeiten«, knurrte er. »Das war ein Befehl von oben.«

Jetzt platzte auch mir die Hutschnur. »Wenn es Ihnen nicht passt, Detective Dunnigan, dann sollten wir diese Kooperation beenden, bevor sie richtig begonnen hat. Wir können gleich rüber in Mister Highs Büro, damit er das mit Ihrem Captain klärt!«

Francine Boice knuffte ihren Partner unsanft in die Seite, was ihn wieder zur Räson brachte. Eine seltsam vertraute Geste, wie ich fand.

Phil spießte den NYPD-Ermittler geradezu mit seinem Blick auf.

»Die Adresse der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, vor der McAllister erschossen wurde, lautet dreihundertsechzig Malcolm X Boulevard«, versuchte Fran, weiter Spannung aus der Besprechung herauszunehmen. »Für mich stellt sich die Frage, ob der Kongressabgeordnete irgendwie mit den Mormonen verbandelt war. Denn die Church of Jesus Christ of Latter-day Saints ist eine christliche Glaubensgemeinschaft, die zusammen mit kleineren Splittergruppen zur Konfessionsgruppe der Joseph-Smith-Gläubigen gehört.«

Diese konstruktive Art des weiblichen Detective gefiel mir sehr gut. Im Gegensatz zu ihrem immer noch schmollenden Kollegen.

»Wir haben das bereits von unserem IT-Experten Doktor Bruckner überprüfen lassen«, erwiderte ich. »McAllister unterhielt keinerlei Verbindungen zu den Mormonen oder zu anderen Konfessionen. Eigentlich war er Atheist, was er jedoch nicht an die große Glocke gehängt hat, um diesbezügliche Wählergruppen nicht abzuschrecken. Die Rede vor dieser Kirche war letztlich nur seiner Wahltaktik geschuldet, um mit den...

Erscheint lt. Verlag 17.11.2020
Reihe/Serie Jerry Cotton
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-0565-1 / 3751705651
ISBN-13 978-3-7517-0565-3 / 9783751705653
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