Jerry Cotton Sonder-Edition 144 (eBook)

Der lautlose Tod

(Autor)

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2020 | 1. Aufl. 2020
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0562-2 (ISBN)

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Jerry Cotton Sonder-Edition 144 - Jerry Cotton
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Als wir im Motel die ersten Toten fanden, konnte nicht einmal unser Doc sagen, woran sie gestorben waren. Nur an ihren verzerrten Gesichtern sahen wir, dass sie Höllenqualen gelitten haben mussten. Beim FBI New York löste dieser Fall Großalarm aus. Zehn Millionen Dollar verlangten die Gangster, oder der lautlose Tod würde wieder zuschlagen, diesmal in Manhattan. Mr. High und wir alle wussten, was das bedeuten musste: Panik, Aufruhr, noch mehr Tote. Phil und ich hefteten uns den Gangstern an die Fersen. Es wurde eine Spur des Grauens.


Der lautlose Tod

Als wir im Motel die ersten Toten fanden, konnte nicht einmal unser Doc sagen, woran sie gestorben waren. Nur an ihren verzerrten Gesichtern sahen wir, dass sie Höllenqualen gelitten haben mussten. Beim FBI New York löste dieser Fall Großalarm aus. Zehn Millionen Dollar verlangten die Gangster, oder der lautlose Tod würde wieder zuschlagen, diesmal in Manhattan. Mr. High und wir alle wussten, was das bedeuten musste: Panik, Aufruhr, noch mehr Tote. Phil und ich hefteten uns den Gangstern an die Fersen. Es wurde eine Spur des Grauens.

1

Sie waren enttäuscht vom Leben, verbittert, voller Hass und zu allem entschlossen. Das Schicksal, von dem sie sich benachteiligt fühlten, schmiedete sie zusammen – und unglückliche Umstände spielten ihnen eine teuflische Waffe in die Hand. Ihr Plan war perfekt, und er sollte ihnen mit einem Schlag den großen Reichtum bringen.

Zehn Millionen verlangten sie. Und sie zögerten nicht zu beweisen, dass sie es ernst meinten. Der Tod, den sie brachten, war lautlos und heimtückisch, und er lauerte mitten im Häusermeer von Manhattan.

Sie glaubten, an alles gedacht zu haben.

Dass ich, der G-man Jerry Cotton, ihnen über den Weg lief, war ein unvorhergesehener Zufall. Von diesem Moment an hatten sie keine ruhige Minute mehr ...

»Verdammte Sonne«, brabbelte der zerlumpte, unrasierte Landstreicher vor sich hin. »Elende Hitze, das! Ein anständiges Bier brauch ich, nicht den verdammten Fusel ...«

Er schüttelte die Flasche, in der noch ein kleiner Rest von dem billigen Whisky schwappte. Mit schräg gelegtem Kopf musterte er die braune Flüssigkeit, dann setzte er kurzerhand die Flasche an den Mund, trank sie aus und warf sie in den Straßengraben. Seine löchrigen Schuhe wirbelten bei jedem Schritt eine Staubwolke auf. Links und rechts zogen sich Stacheldrahtzäune hin, und die schnurgerade Fahrbahn schien schon nach wenigen Yards im Geflimmer der Hitze zu verschwimmen.

Der Tramp schlurfte unsicher weiter. Er verfluchte die Hitze von Nevada, die Autos, die an ihm vorbeigefahren waren, ohne ihn mitzunehmen, und die Tatsache, dass er keinen Schimmer hatte, wie weit er noch bis zur nächsten Ansiedlung gehen musste. Was hatte auf dem windschiefen Wegweiser gestanden? Drei Meilen? Vier? Vielleicht zehn? Er konnte sich nicht erinnern, und die Unvermeidlichkeit des vor ihm liegenden Fußmarsches ließ ihn erneut in zorniges, trunkenes Gebrabbel ausbrechen.

»Drecksgegend! Kann ein anständiger Mensch glatt verdursten und in der Sonne krepieren ... Sonne ... Verdammte, elende ...«

Er stockte und kniff die kleinen, rotgeränderten Augen zusammen.

Weiter vorn an der Straße hatte er ein paar magere Kühe erspäht, und das Melken von Kühen auf der Weide gehörte für ihn zu den Selbstverständlichkeiten im täglichen Kampf ums Überleben.

Er wurde schneller.

Der Schnaps hatte seinen Durst verschärft, im Moment war es ihm egal, ob er Bier oder Milch trank. Außerdem, fiel ihm ein, musste es auch eine Wasserpumpe geben, wenn es Kühe gab. Sein Blick wieselte über die Tiere hinweg – und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie in unnatürlicher, steifer Haltung im staubigen Gras der Weide lagen.

Ob sie tot waren?

Klar, dachte er, die müssen krepiert sein. Kein Wasser in dieser verdammten Hitze und ...

Seine Gedanken stockten, weil er im selben Moment die Pumpe entdeckt hatte. Und die gefüllte Blechwanne darunter! Die Tiere hatten Wasser genug, aber sie lagen trotzdem reglos und mit ausgestreckten Beinen auf der Seite, und es gab überhaupt keinen Zweifel daran, dass sie verendet waren.

Komisch, dachte der Landstreicher. Verdammt komisch ist das! Ein Dutzend Kühe krepiert doch nicht einfach so, ohne Grund ...

Kopfschüttelnd blieb er stehen und starrte zu den toten Tieren hinüber. Fliegen summten um die Kadaver, die dichte, heiße Stille des Mittags lastete über der Weide. Sein Blick sog sich an der Tränke fest, und der Durst wurde stärker als die Befürchtung, das Wasser könnte vergiftet sein.

Fluchend kroch er durch den Zaun und schwankte hinüber. Dass ihm übel war, schob er auf den Schnaps in seinem leeren Magen. Mit der Linken wischte er sich den Schweiß aus dem stoppelbärtigen Gesicht, mit der Rechten bewegte er den Pumpenschwengel und grinste triumphierend, als plätschernd frisches Wasser in die Blechwanne floss.

Es war lauwarm, der Tramp fand es trotzdem köstlich. Für einen Moment ließ die Übelkeit nach, die ihn überfallen hatte. Er trank, bis er keinen Durst mehr verspürte, und er ließ sich Wasser über den Kopf und in den schmutzigen Kragen laufen. Als er sich aufrichtete, fühlte er sich schon wieder besser.

Den verendete Kühen schenkte er keinen Blick mehr. Sollte sich der Farmer darüber den Kopf zerbrechen! Der alte Mann schlurfte zur Straße zurück, kroch erneut durch den Zaun und wollte weitermarschieren.

Die Übelkeit hinderte ihn daran. Wie eine anrollende Woge kehrte sie zurück und erfasste seinen ganzen Körper. Er fluchte, schwankte, hielt sich an einem Zaunpfahl fest. In seinem Kopf schien es zu summen, und dunkel begriff er, dass das Flimmern vor seinen Augen nicht nur von der Hitze herrühren konnte.

War das Wasser doch vergiftet gewesen?

Vielleicht wollte jemand dem Farmer eins auswischen! Vielleicht ...

Der Tramp stöhnte auf unter dem jähen Aufflammen der Schmerzen. Eine Glutwelle durchraste ihn, etwas schien ihn von innen her zu schütteln, förmlich auseinanderzusprengen. Seine Augen weiteten sich und traten aus den Höhlen, in seinem siedenden Hirn verwirrten sich die Gedanken, und über seine Lippen brach ein gellender, lang gezogener Schrei.

Er fiel auf die Knie.

Zuckend wand er sich am Boden, seine Fingernägel krallten sich in den Zaunpfahl und fetzten Späne aus dem morschen Holz. Er brüllte wie ein Tier. Irrsinniger Schmerz trieb ihn hoch, ließ ihn blindlings vorwärtstaumeln, als könnte er der Hölle entfliehen. Er sah nichts mehr. Der Stacheldraht hielt ihn auf, zuckend stemmten sich seine Füße gegen den staubigen Boden. Immer noch gellten seine Schreie durch die heiße Luft und wurden von den kahlen, staubigen Hängen zurückgeworfen.

Der Todeskampf des Mannes, der hilflos im Stacheldraht hing, schien kein Ende zu nehmen ...

Der Lack des mausgrauen Kastenwagens schimmerte stumpf in der Sonne.

Dr. Elmer Thorpe ließ das Fernglas sinken. In seinen gut geschnittenen, weichen Zügen hatten sich die Falten vertieft. Er fuhr sich mit allen fünf Fingern durch das dunkelblonde Haar.

»Vorbei«, sagte er. »Furchtbar ...«

»Es gibt Schlimmeres.« Victor Lipari hatte den Todeskampf am Rand der Viehweide ebenfalls beobachtet, sein asketisches, von Brandnarben entstelltes Gesicht zuckte leicht. »Es klappt«, stellte er fest. »Sie hatten recht, Marcel.«

Der kleine, schlanke Franzose mit den schwarzen Augen lächelte. Marcel Moulin verbarg sein ungezügeltes, amoralisches Temperament unter einer Maske trügerischer Sanftheit.

»Natürlich hatte ich recht«, meinte er. »Ich wusste nicht, wie man es bewerkstelligt, aber ich wusste, dass es gehen würde. Nichts war nötig außer einigen Partnern, die das technische Können mit der notwendigen Entschlossenheit verbanden.« Er machte eine Pause, und ein nachdenklicher Ausdruck trat in seine dunklen Augen. »Seltsam, dass ich gerade Sie in New York getroffen habe, Doktor Thorpe, einen alten Bekannten von Professor Leblanc.«

»Ein Glücksfall.« Thorpe zog die Schultern hoch. »Leblanc muss eine schlechte Meinung von mir gehabt haben, wenn er Ihnen wirklich meinen Namen genannt hat ...«

»Eine Meinung, die sich zum Schluss als richtig erwiesen hat ...«

»Weil man mir keine Wahl lässt«, sagte Thorpe zornig. »Zehn Jahre meines Lebens habe ich geopfert! Ich bin Wissenschaftler, ich bin ein hochqualifizierter Spezialist, ich habe zu wesentlichen Entdeckungen beigetragen. Und jetzt liege ich auf der Straße wie ein Tramp, wie ...«

»Sie sind nicht der Einzige, Doktor Thorpe«, unterbrach ihn Victor Lipari. »Es wird einem schlecht gedankt, wenn man seinen Kopf für dieses Land hinhält. Schauen Sie mich an!«

Er machte eine Bewegung, als wollte mit einem Ruck die dunkel getönte Brille abnehmen, dann ließ er es. Die verbrannte Haut spannte sich über den Wangenknochen, seine dünnen Lippen zuckten. Abrupt wandte er sich um und ging über den staubigen Boden zurück zu dem Lieferwagen.

Drei Männer und eine Frau warteten im Schatten des Kastenaufbaus vor der offenen Schiebetür. Livia Thorpe trug eine Sonnenbrille, ihr blondes, zu einem straffen Knoten zurückgebundenes Haar schimmerte metallisch im harten Licht. Der bleiche, magere Ed Tully sog nervös an einer zerdrückten Zigarette. Hugh Mackley schwitzte, er war ein breitschultriger, massiger Hüne von sechs Fuß Größe, der die Hitze Nevadas nicht vertrug. Dan Harrison stand dicht neben der Frau, und Dr. Thorpe spürte den Stich der Eifersucht, die ihn nicht...

Erscheint lt. Verlag 17.11.2020
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-0562-7 / 3751705627
ISBN-13 978-3-7517-0562-2 / 9783751705622
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