Zeit der Rivalen (eBook)

Roman
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2021 | 1. Auflage
560 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-21797-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zeit der Rivalen -  Jeffrey Archer
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Sie kämpfen um Liebe und Macht - aber nur einer wird triumphieren
In den sechziger Jahren treten in Großbritannien vier junge Politiker auf die Bühne. Sie stammen aus unterschiedlichen Schichten und haben verschiedene Gründe, warum sie in die Politik streben. Ihr Ziel aber ist das gleiche: Macht. Um sie zu erreichen, ziehen sie von Beginn an alle Register des politischen Ränkespiels.

Dieser Roman erschien auf Deutsch bereits im Zsolnay Verlag unter dem Titel Rivalen.

Jeffrey Archer, geboren 1940 in London, verbrachte seine Kindheit in Weston-super-Mare und studierte in Oxford. Archer schlug zunächst eine bewegte Politiker-Karriere ein. Weltberühmt wurde er als Schriftsteller, »Kain und Abel« war sein Durchbruch. Mittlerweile zählt Jeffrey Archer zu den erfolgreichsten Autoren Englands. Seine historischen Reihen »Die Clifton-Saga« und »Die Warwick-Saga« begeistern eine stetig wachsende Leserschar. Archer ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in London, Cambridge und auf Mallorca.

PROLOG

Mittwoch, 10. April 1931

Wäre Charles Gurney Seymour neun Minuten früher geboren worden, hätte er den Titel eines Earl geerbt, ein Schloss in Schottland, zehntausend Hektar Land in Somerset und eine gut gehende Bank in der Londoner City.

Es dauerte einige Jahre, bevor der junge Charles begriff, was es bedeutete, das erste Rennen seines Lebens verloren zu haben. Sein Zwillingsbruder Rupert hatte es mit Mühe geschafft, als Erster das Licht der Welt zu erblicken, und in den folgenden Jahren bekam er nicht nur die üblichen Kinderkrankheiten, sondern es gelang ihm auch, sich Scharlach, Diphtherie und Meningitis zuzuziehen, sodass seine Mutter, Lady Seymour, ständig um sein Leben zitterte. Charles dagegen war zäh und hatte so viel Seymour-Ehrgeiz geerbt, dass es für ihn und seinen Bruder gereicht hätte. Nach ein paar Jahren nahmen alle, die die beiden Brüder kennenlernten, fälschlicherweise an, Charles wäre der Erbe des Titels.

Verzweifelt suchte der Vater nach irgendeiner besonderen Begabung seines Sohnes Rupert. Vergebens. Mit acht Jahren wurden die beiden Jungen nach Summerfield geschickt, wo bereits Generationen von Seymours auf die Anforderungen von Eton vorbereitet worden waren. Charles wurde während des ersten Monats an der Vorbereitungsschule zum Klassenvertreter gewählt, und mit zwölf Jahren war er Schulsprecher, während man Rupert nur den »kleinen« Seymour nannte. Anschließend kamen beide Jungen nach Eton, wo Charles seinen Bruder sehr bald in sämtlichen Schulfächern übertraf, schneller ruderte und ihn im Boxring fast umbrachte.

Als ihr Großvater, der dreizehnte Earl of Bridgewater, 1947 schließlich starb, wurde der sechzehnjährige Rupert zum Viscount Seymour, und Charles erbte die bedeutungslosen Buchstaben »Hon«, die er vor seinen Namen setzen durfte.

Der Honourable Charles Seymour ärgerte sich jedes Mal, wenn Fremde seinen Bruder ehrfürchtig mit »Mylord« ansprachen. Seine Leistungen in Eton blieben hervorragend, und er bekam einen Studienplatz für Geschichte in Christ Church in Oxford. Rupert absolvierte all diese Jahre, ohne seine Lehrer und Prüfer sonderlich zu überfordern. Mit achtzehn kehrte der junge Viscount auf den Familiensitz in Somerset zurück, um den Rest seines Lebens als Gutsbesitzer zu verbringen. Wer dazu bestimmt ist, elftausend Hektar Land zu erben, kann kaum als Bauer bezeichnet werden.

Von Ruperts Gegenwart befreit, setzte Charles seine Studien in Oxford fort, als seien sie bloß ein Spiel. Die Wochentage verbrachte er damit, die Geschichte seiner Familie zu studieren, und die Weekends auf Partys und Treibjagden. Da niemand je auf die Idee kam, Rupert könnte Interesse für die Finanzwelt zeigen, nahm man allgemein an, dass Charles nach seinem Studienabschluss die Nachfolge seines Vaters in der Seymour-Bank antreten werde – zunächst als Direktor, später als Präsident, obwohl letztlich Rupert die Familienanteile an der Bank erben würde.

Dieser wohlüberlegte Plan scheiterte jedoch, als der Hon. Charles Seymour eines Abends von einer anziehenden Studentin aus Somerville zur Oxford Union geschleppt wurde. Sie verlangte von ihm, sich den Vortrag »Ich bin lieber ein einfacher Bürger als ein Lord« anzuhören. Dem Präsidenten des Debattierklubs war es gelungen, dafür Premierminister Sir Winston Churchill zu gewinnen. Charles saß hinten in dem großen Saal inmitten von Studenten, die von Churchills Vortrag fasziniert waren. Während der witzigen und beeindruckenden Rede ließ Charles den großen Staatsmann nicht aus den Augen, obwohl ihm immer wieder derselbe Gedanke kam: Nur die Zufälligkeit der Geburt hatte es verhindert, dass Churchill nicht der neunte Duke of Marlborough geworden war. Hier stand ein Mann vor ihm, der drei Jahrzehnte lang die Weltbühne beherrscht und sämtliche erblichen Titel, die eine dankbare Nation ihm anbot, abgelehnt hatte, einschließlich desjenigen eines Duke of London.

Von diesem Moment an verbat sich Charles, dass man ihn »The Honourable« nannte; sein Ehrgeiz ging nun über bloße Titel hinaus.

Ein anderer Student, der an diesem Abend Churchill zuhörte, dachte ebenfalls über seine Zukunft nach. Er saß aber nicht eingezwängt zwischen seinen Kommilitonen im Hintergrund des Saales. Der hochgewachsene junge Mann im Frack thronte allein auf einer erhöhten Plattform in einem breiten Sessel, denn darauf hatte er als Präsident der Oxford Union Anspruch. Bei seiner Wahl war sein gutes Aussehen jedoch nicht ausschlaggebend gewesen, denn 1952 durften Frauen in der Union noch nicht wählen.

Obwohl Simon Kerslake ein Erstgeborener war, verfügte er über so gut wie keines von Charles Seymours Privilegien. Er war der einzige Sohn eines Anwalts und wusste, welche Opfer sein Vater gebracht hatte, um ihn in eine Privatschule zu schicken. Sein Vater starb, während Simon das letzte Jahr am Lancing College absolvierte; er hinterließ seiner Frau eine bescheidene Rente und eine prächtige MacKinley-Standuhr. Eine Woche nach dem Begräbnis verkaufte Simons Mutter die Uhr, damit ihr Sohn das letzte Jahr mit all den »Extras« beenden konnte, die andere Jungs für selbstverständlich hielten. Außerdem hoffte sie, ihrem Sohn damit bessere Chancen für eine Aufnahme an die Universität zu verschaffen.

Schon als kleiner Knirps hatte Simon nur einen Wunsch gehabt: besser zu sein als seine Konkurrenten. Ein »Macher«. Viele seiner Altersgenossen fanden ihn jedoch streberhaft oder arrogant, je nachdem, wie eifersüchtig sie waren. Während des letzten Semesters wurde Simon nicht mehr Schulsprecher, und er konnte dem Direktor dessen mangelnde Weitsicht nicht verzeihen. Im selben Jahr, nachdem er die Prüfung abgelegt hatte, erhielt er ein Schreiben aus Oxford, dass man ihm leider keinen Studienplatz anbieten könne – für Simon nicht hinnehmbar.

Mit derselben Post traf das Angebot eines Stipendiums der Durham University ein, das er umgehend ablehnte. »Künftige Premierminister studieren nicht in Durham«, teilte er seiner Mutter mit.

»Wie wäre es mit Cambridge?«, fragte sie und trocknete weiter das Geschirr ab.

»Keine politische Tradition«, erwiderte Simon.

»Aber wenn du keine Aussicht auf einen Platz in Oxford hast, was dann?«

»Das habe ich nicht gesagt, Mutter«, erwiderte der junge Mann. »Am ersten Tag des Semesters werde ich Student in Oxford sein.«

Da sie seit achtzehn Jahren an scheinbar unerreichbare Ziele gewöhnt war, verkniff sie sich die Frage: »Wie willst du das denn schaffen?«

Zwei Wochen vor Semesterbeginn mietete Simon ein Zimmer in einer kleinen Pension in Oxford. An dem kleinen Tisch in der Ecke des Zimmers, das er lange Zeit zu bewohnen vorhatte, stellte er eine Liste sämtlicher Colleges zusammen und verteilte sie auf fünf Spalten. Drei der Colleges wollte er vormittags, drei nachmittags besuchen, so lange, bis ein zuständiger Tutor positiv antworten würde auf seine Frage: »Haben Sie für dieses Studienjahr einen Studenten aufgenommen, der nicht antreten kann?«

Am vierten Nachmittag, als ihm bereits leise Zweifel kamen und er überlegte, ob er in der folgenden Woche nicht doch nach Cambridge fahren sollte, erhielt er den ersten positiven Bescheid.

Der für die Aufnahme zuständige Tutor des Worcester College nahm die Brille von der Nasenspitze und sah den hochgewachsenen jungen Mann mit dem dunklen Haarschopf scharf an. Alan Brown war der zweiundzwanzigste Tutor, den Simon in vier Tagen aufgesucht hatte.

»Ja«, erwiderte Brown, »ein junger Mann aus Nottingham, den wir aufnahmen, kam letzten Monat bei einem Motorradunfall ums Leben.«

»Welches Fach, welche Studienrichtung hatte er?« Simons Stimme klang ungewöhnlich unsicher. Er betete, dass es nicht Chemie, Anthropologie oder Klassische Philologie wäre. Alan Brown ging eine Rollkartei durch, das kleine Kreuzverhör offensichtlich genießend. Er blickte prüfend auf die vor ihm liegende Karteikarte.

»Geschichte«, verkündete er.

Simons Herzschlag schnellte auf hundertzwanzig. »Ich wollte am Magdalen College Politik, Philosophie und Wirtschaftslehre studieren, wurde jedoch nicht angenommen«, sagte er. »Würden Sie mich für den frei gewordenen Platz in Betracht ziehen?«

Der Ältere konnte ein Lächeln nicht verbergen. Eine derartige Bitte war ihm in seiner vierundzwanzigjährigen Laufbahn noch nicht untergekommen.

»Familien- und Vorname?«, fragte er und setzte die Brille wieder auf, als beginne jetzt der ernste Teil des Gesprächs.

»Simon John Kerslake.«

Dr. Brown nahm den Telefonhörer und wählte eine Nummer. »Nigel? Hier ist Alan Brown. Habt Ihr erwogen, einem Mann namens Kerslake einen Platz in Magdalen anzubieten?«

Mrs. Kerslake war nicht überrascht, als ihr Sohn Präsident der Oxford Union wurde. War das nicht, hänselte sie ihn, nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Premierminister? Gladstone, Asquith … Kerslake?

Ray Gould war in einem winzigen fensterlosen Zimmer über dem väterlichen Fleischerladen in Leeds zur Welt gekommen. Dieses Zimmer teilte er die ersten neun Jahre seines Lebens mit seiner kranken Großmutter, die schließlich mit einundsechzig Jahren starb.

Die Nähe zu der alten Frau, die ihren Mann im Ersten Weltkrieg verloren hatte, erschien dem Jungen anfangs romantisch. Begeistert lauschte er ihren Erzählungen von dem heldenhaften Mann in seiner schönen Uniform, die jetzt sorgsam gefaltet in der untersten Lade der Kommode lag, aber auf der verblassten Fotografie neben ihrem Bett noch zu sehen war. Doch bald stimmten...

Erscheint lt. Verlag 12.7.2021
Übersetzer Ilse Winger
Sprache deutsch
Original-Titel First Among Equals
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abgeordnete • British House of Commons • eBooks • Erfolg & Karriere • House of Cards • Labour Party • London • Politiker • Premierminister • Roman • Romane • Social Democratic Party
ISBN-10 3-641-21797-0 / 3641217970
ISBN-13 978-3-641-21797-6 / 9783641217976
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