John Sinclair 2208 (eBook)

Flucht aus dem Fegefeuer

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0569-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair 2208 - Jason Dark
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Ich muss schneller werden, viel schneller!, schoss es Xenia Blake durch den Kopf. Er darf mich nicht erwischen, ich will nicht vernichtet werden.
Und so lief sie. Nein, sie lief nicht, sie rannte. Nachdem sie den Hochstand fluchtartig verlassen hatte, bekam sie so gut wie nichts mehr mit ...


Aber sie war durch ein flaches Gelände gelaufen, und nichts hatte sie stoppen können. Kein Baum, auch kein Strauch. Sie war über Felder und auch Wiesen gerannt, und bis jetzt hatte das Glück sie nicht verlassen.

Aber sie brauchte eine Pause. Es war ihr unmöglich, noch weiter zu rennen. Sie musste ihre Flucht unterbrechen. Als dieser Gedanke bei ihr konkret wurde, da sackte sie zusammen. Sie kippte einfach nach vorn und fiel auf die Knie.

Mit den Händen stützte sie sich ab, und in dieser Lage blieb sie liegen. Ihr Mund stand weit offen. Sie atmete heftig, spürte den Druck auf ihrer Lunge, auch die Schauer, die über ihren Körper rannen, und hatte das Gefühl, als würde ihr Innerstes vibrieren.

Er darf mich nicht entdecken! Er darf mich nicht finden. Ich will nicht sterben, nicht verbrennen. Nein, nein, kein Höllenfeuer. Ich bin geflohen und will es auch zu Ende bringen.

Die Gedanken turnten durch ihren Kopf. Sie waren wie kleine Stiche, die sich zu einem Bild zusammenfanden. Und so schaffte sie es, sich zu erholen.

Der Kopf blieb nicht mehr gesenkt. Jetzt hob sie ihn an und blickte über die Grashalme hinweg. Der Mund hatte sich verzogen. Sie nickte und freute sich, dass sie die Fluchtrichtung nicht verloren hatte. Sehr bald würde sie die Straße erreicht haben und auch die Kreuzung, wo die große Eiche stand.

Dort würde er sie erwarten. Der Mann, dem sie vertraute, der ihr Rettung bringen konnte. Der dafür sorgte, dass sie nicht getötet wurde. Mehr wollte sie nicht.

Sie raffte sich wieder auf. Jetzt blickte sie zurück, um nach ihrem Verfolger Ausschau zu halten. Da hatte sie Glück. Das Gelände war flach, es gab keinen hohen Bewuchs. Sternenlicht schuf einen schwachen Glanz.

Am Himmel gab es keine Wolke zu sehen.

Sollte ich Glück haben?

Sie stellte sich die Frage, doch eine Antwort konnte sich Xenia nicht geben. Noch war es nicht so weit. Noch musste sie zittern, und das blieb auch bestehen, als sie die ersten Schritte lief, sich noch mal umsah und keinen Verfolger entdecken konnte.

Xenia konnte nur hoffen, dass es so blieb. Wenn sie die Kreuzung unangefochten erreichte, dann hatte sie fast gewonnen, denn der Mann, auf den sie hoffte, der würde kommen. Er hatte die Nachricht erhalten, und sie hoffte, dass er sie auch begriff. Wenn das passierte, war das schon die halbe Miete.

Jetzt rannte sie nicht mehr, sondern ging schnell. Die Füße schleiften durch das Gras, das auf dem weichen Boden wuchs. Ihr Atem hatte sich noch immer nicht beruhigt. Sie spürte auch das leichte Brennen in der Lunge, aber das ließ nach, je länger sie unterwegs war.

Der Blick war nach vorn gerichtet. Verdammt noch mal, irgendwann musste doch die Straße vor ihr auftauchen. Das konnte nicht ewig dauern.

So war es auch.

Die Straße sah sie zwar nicht, dafür aber die Bäume, die rechts und links wuchsen und aus ihr eine Allee machten. Das kam ihr alles entgegen, und über ihr verschwitztes Gesicht huschte ein erstes Lächeln. Es ging ihr auch körperlich besser. Die große Anstrengung war dahin. Das normale Gehen tat ihr gut, und noch besser erging es ihr, als sie einen Blick nach links warf.

Trotz der Dunkelheit malte sich dort etwas ab, als hätte man es hingezeichnet. Es war der größte Baum, der in der Nähe wuchs, und sie sah auch die beiden schmalen Feldwege, die sich nahe des Baumes trafen und mit der breiten Straße eine Kreuzung bildeten, in deren Mitte die Eiche ihren Platz gefunden hatte.

Und dort stand auch die Bank. Es war der Treffpunkt, den sie ausgemacht hatten. Beim Näherkommen starrte Xenia sie an wie ein kleines Weltwunder!

Sie konnte noch immer nicht so recht glauben, es geschafft zu haben. Aber es war kein Traum. Es gab die Bank, die einen dunklen Anstrich zeigte.

Mit weichen Knien ging Xenia Blake die letzten Schritte, um sich dann auf die Sitzfläche fallen zu lassen.

Das tat ihr gut. Keine Anstrengung mehr. Sie konnte sitzen bleiben und die Beine ausstrecken. In den folgenden Sekunden fiel die Angst von ihr ab. Ein relativ sicheres Gefühl überkam sie, aber das dauerte nicht mal eine halbe Minute, dann dachte sie wieder daran, was ihr bevorstehen könnte.

Der kalte Schauer erwischte sie ganz. Dabei blickte sie nach links, denn von dort musste ihr Helfer kommen. Sie wartete darauf, die Scheinwerfer zu sehen, aber da war leider nichts. Die Gegend schwamm weiterhin in der Dunkelheit.

Erst jetzt wurde ihr erneut bewusst, was man ihr angetan hatte. Ihr waren die Schwingen gestutzt worden, sodass sie nicht mehr normal fliegen konnte.

Deshalb das Rennen.

Und sie dachte daran, dass sie nackt war. Kaum größer als ein Kind konnte man sie als eine junge und auch kleine Person betrachten. Aber sie war voll entwickelt. Das Haar zeigte einen Stich ins Rötliche, obwohl es dunkel war.

Ja, sie war nackt.

Aber das machte ihr nichts, denn dort, wo sie herkam, waren viele Personen nackt. Nur hatte sie aus der verdammten Welt fliehen können, was anderen Personen nicht gelungen war.

Nun wartete sie.

Irgendwann würde er kommen. Einer wie er hielt seine Versprechen. Er war eine Bestie, jemand, den man nur ablehnen konnte, und er hatte einen sehr wichtigen Namen, der alles über ihn sagte.

Er war der Bestrafer!

Ja, so nannte man ihn, und so nannte er sich auch selbst. Und es machte ihm Spaß, das tun. Grausam zu sein. Menschen verbrennen zu lassen. Menschen, die schmoren sollten, wie er es nannte.

Auch Xenia sollte schmoren. Aber ihr war es gelungen, die Flucht zu ergreifen. Nur stand die auf tönernen Füßen, denn es war so gut wie unmöglich, dem Bestrafer zu entkommen. Letztendlich würde er der Sieger sein. Auch wenn Zeit verstrich, und genau die Zeit wollte Xenia nutzen.

Wobei sie hoffte, dass ihr dies auch gelang. Im Moment jedenfalls sah es so aus. Eine unmittelbare Gefahr erlebte sie nicht. Und sie hoffte, dass dies auch noch lange andauern würde.

Sie wechselte stets die Blickrichtung. Mal saH sie nach rechts, dann wieder nach links, und sie suchte nach dem Menschen, der kommen und sich um sie kümmern wollte.

Wann kam er?

Kam er überhaupt?

Hatte sie sich in ihm geirrt?

Sie sah mehr nach links, denn sie wusste, dass er von dort kommen würde. Noch war alles finster. Sie sah auch nicht die hellen Augen eines Autos mit eingeschalteten Scheinwerfern, und das drückte schon auf ihre Stimmung.

Also warten – und hoffen.

Etwas Kaltes wischte über ihr Gesicht. Es war wie eine Botschaft, die ER geschickt hatte. Zu Gesicht hatte sie ihn noch nicht bekommen, aber jetzt ahnte sie, dass er in ihrer Nähe lauerte und sich nur noch nicht gezeigt hatte.

Etwas raschelte.

Xenia sah hoch. Es waren nicht die bunten Herbstblätter, die vom Wind bewegt wurden. Dieses Geräusch hatte einen anderen Grund. Es war aus der Höhe gekommen, aber weder Blätter noch Wind hatten damit zu tun.

Das war ein anderer, der aus der Höhe herab zu Boden sank.

Es war der Bestrafer!

Ich war allein unterwegs. Mal wieder. Und ich konnte nicht behaupten, dass ich froh darüber war. Eine innere Unruhe hatte mich handeln lassen.

Mich hatte ein Anruf erreicht. Und zwar von einer gewissen Xenia. Es war so etwas wie eine Botschaft gewesen. Leider zerstückelt, aber die Worte, die ich verstanden hatte, die waren für mich aufwühlend gewesen.

Feuer. Angst. Zerstückelt. Tod – ja, das hatte ich gehört. Und dann noch mehr. Mir war ein Treffpunkt mitten in der Natur genannt worden. Dort sollte ich hinkommen und mich um eine gewisse Xenia kümmern, die an einem bestimmten Ort auf mich warten wollte.

Und zu dem war ich in dieser Nacht unterwegs. Ich freute mich über das Wetter. Wir hatten Herbst, und ich hätte auch in einen Regen geraten können oder sogar einen Sturm.

Beides war nicht der Fall.

Es blieb trocken. Es war ein Wetter, von dem man nur träumen konnte. Ein klarer Himmel, dazu schwaches Sternenlicht, das zu Boden fiel. Auch nicht zu kalt. Dieses Wetter, das wir nicht zu oft erlebten, das sorgte dafür, dass sich Menschen mitten in der Nacht aufmachten und dann spazieren gingen.

Ich nicht.

Ich fuhr den Audi über eine schmale Straße, die mich später ans Ziel bringen würde. Sie stach mitten hinein in das Gelände. Das letzte Dorf war längst verschwunden. Vor mir lag die schmale Straße, die eine dunkle Gegend durchschnitt.

Mich leitete das gelbliche Licht der Scheinwerfer, das einen Teppich auf den Boden warf. Es gab nichts zu sehen. Abgesehen von der stillen Natur.

Noch war ich nicht am Ziel. Ich wusste auch nicht, wie weit es noch entfernt lag, aber ich befand mich auf dem richtigen Weg. Da musste die Eiche auftauchen.

Xenia hieß die Person, die mich alarmiert hatte. Ich wusste nicht, wie sie aussah. Hatte keine Ahnung, ob sie mich reinlegen wollte oder nicht.

Mir war nicht klar, mit wem ich es zu tun haben würde. Ich stellte mir die Frage, auf welcher Seite diese Frau stand. Es war auch möglich, dass man mir eine Falle stellen wollte. In meinem Job musste man einfach mit allem rechnen.

Ich musste keine Kurven fahren. Die Straße glich einem breiten Lineal, das eine recht baumlose Landschaft durchschnitt. Weit und breit keine Eiche in Sicht.

Je mehr Zeit verstrich, desto stärker machte sich in mir der Verdacht breit, dass ich den Weg letztendlich doch umsonst fuhr. Es gab nur den geraden Weg, auch die flachen Wiesen zu beiden Seiten, das Licht der beiden Scheinwerfer, das sich dann veränderte,...

Erscheint lt. Verlag 3.11.2020
Reihe/Serie John Sinclair
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-0569-4 / 3751705694
ISBN-13 978-3-7517-0569-1 / 9783751705691
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