Fährentod auf Norderney. Ostfrieslandkrimi -  Rolf Uliczka

Fährentod auf Norderney. Ostfrieslandkrimi (eBook)

*****

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-269-2 (ISBN)
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Ein mysteriöser Mordfall überschattet die Ankunft der Norderney-Fähre auf der idyllischen Nordseeinsel. Zunächst scheint nur ein führerloser SUV die Abfahrt der Autos von der Fähre zu behindern. Doch in Wirklichkeit haben Kommissarin Femke Peters und ihr Team von der Kripo Aurich einen neuen Fall, denn der Fahrer liegt tot auf der Rückbank! Wer hat dem charismatischen ostfriesischen Immobilienunternehmer Günter Grundmann die tödliche Giftspritze verpasst? Die Ermittler stoßen auf eine Vielzahl an Verdächtigen. Gibt es einen Zusammenhang mit Grundmanns neuestem Bauprojekt auf Norderney, das erbitterte Proteste hervorrief? Oder steckt seine gehörnte Ex-Frau hinter der Tat, die er für die dreißig Jahre jüngere Vanessa verließ? Und hat die junge Schönheit nur mit dem renommierten Unternehmer angebandelt, um für einen Auftraggeber an brisante Dokumente zu gelangen? Nicht ohne Grund ist Vanessa plötzlich wie vom Erdboden verschluckt …

1. Kapitel


 

Norderney, die zweitgrößte der Ostfriesischen Inseln, konnte auf eine bis auf das Jahr 1800 zurückreichende Tradition als offizielles Seebad der Nordsee zurückblicken, wie unzählige Baudenkmäler und Dokumentationen belegten. Die Ernennung zur Sommerresidenz für fast dreißig Jahre durch den hannoverschen Kronprinz Georg und späteren König Georg V von Hannover wirkte dabei fast wie ein Ritterschlag. In der Folge gaben sich gekrönte Häupter, die hohe Diplomatie, namhafte Künstler und Gelehrte ein Stelldichein und sorgten für ein mondänes Flair und die Bezeichnung als »Königlich-Preußische Seebadeanstalt«.

Natürlich gingen auch die Kriegswirren nicht spurlos an der Insel vorbei, unterbrachen den Badebetrieb aber jeweils nur relativ kurz. Dafür blieben zum Beispiel Siedlungshäuser, die vor dem Zweiten Weltkrieg in der Nordhelmsiedlung entstanden waren, bis heute erhalten. Da Norderney von größeren Luftangriffen verschont blieb, prägten viele Baudenkmäler und Sehenswürdigkeiten nach wie vor das Bild der Insel, wie zum Beispiel der Leuchtturm, das Kap Norderney, das Kaiserliche Postamt, die Norderneyer Windmühle, das Conversationshaus und einige prachtvolle Hotelbauten der Gründerzeit. Abgesehen von manchen als Bausünden bezeichneten Hochhausbauten der sechziger Jahre konnte sich Norderney dadurch weitgehend den etwas mondänen Charme der Gründerzeit erhalten.

Ein touristisch und logistisch bedeutender Vorteil war die tideunabhängige Erreichbarkeit der Insel. Da wunderte es auch nicht, dass sich Norderney von einem kleinen Fischerdörfchen im Mittelalter mit noch nicht einmal einhundert Bewohnern zu einem der meistfrequentierten Badeorte der ostfriesischen Nordseeküste entwickelte. So wurden schon eine halbe Million Gästeankünfte und mehr als drei Millionen Übernachtungen in einem Jahr verzeichnet.

Ein beliebtes Urlaubsziel für Hunderttausende Erholungssuchende jedes Jahr, doch diese Beliebtheit hatte auch ihre Tücken. Immer mehr Wohnraum der Einheimischen wurde zu Feriendomizilen umgewandelt. Für die Verantwortlichen der Stadt eine zunehmende Herausforderung.

Da kam der Vorschlag einer Immobilienentwicklungsgesellschaft aus Aurich wie gerufen. Lasse Grundmann, der Chef der Grundmann Real Estate GmbH & Co. KG, hatte mit seinem Seniorpartner die Idee, Investoren zu suchen, die bereit waren – rein aus Renditegesichtspunkten – ausschließlich in dauervermieteten Wohnraum zu investieren. Die Bewirtschaftung sollte dann eine Vermietungsgesellschaft der Insel übernehmen.

Lasse war gebürtiger Ostfriese mit einer hochgewachsenen, kräftigen Figur. Seinen Blondschopf trug er in einer modern gestylten Kurzhaarfrisur. An Kleidung und Auftreten war unschwer zu erkennen, dass es sich bei ihm um einen erfolgreichen Angehörigen der Finanzdienstleistungsbranche handelte. Sein Vater – Seniorpartner in der Firma – kleidete sich in gleichem Stil, wobei Günter Grundmann, bereits leicht ergraut, noch die Aura eines erfahrenen Experten und erfolgsverwöhnten Grandseigneurs umgab.

Man hatte sich im Norderneyer Stadtrat – mit Zustimmung des Landkreises – darauf geeinigt, zur Entschärfung des Problems ein Grundstück an der östlichen Stadtrandgrenze bereitzustellen. Eine erste Tranche von achtzig Wohnungen sollte in zweieinhalbgeschossiger Bauweise erstellt werden, um nicht die Bausünden der sechziger Jahre zu wiederholen. Die Projektentwicklung dafür übernahm die Grundmann Real Estate GmbH & Co. KG.

Günter Grundmann, Seniorpartner und Vertriebsprofi, der in der Firma nur »GG« genannt wurde, hatte es tatsächlich geschafft, dass fast einhundert Personen auf der Gästeliste für ein erstes Interessententreffen auf der Insel standen. Zwar waren über die Hälfte der Interessenten mit Partnerin oder Partner angereist, aber dennoch belief sich die Anzahl der potenziellen Investoren immerhin noch auf über sechzig. Dabei war es gar nicht so einfach gewesen, überhaupt Investoren zu finden, die bereit waren, auf eine Eigennutzung als Zweitwohnsitz und/oder Vermietung als Ferienwohnung zu verzichten. Wobei die Eigennutzung als Erstwohnsitz ausdrücklich erlaubt sein sollte. GG war es auch gewesen, über dessen langjährige Verbindungen zu einer renommierten Anwaltskanzlei mit Notariat ein juristisches Konzept für diese Konstellation ausgearbeitet worden war.

Auf jeden Fall war es ein beachtlicher Erfolg, schon im ersten Anlauf über sechzig ernsthafte Interessenten zu finden. Dafür waren überwiegend zwei Faktoren ausschlaggebend gewesen. Ein günstiger Quadratmeterpreis, deutlich unter dem derzeit gehandelten Wert, der für Investoren noch einigen Spielraum für eine gute Rendite bei Wiederverkauf zuließ. Daneben aber vor allem das Verkaufstalent von Günter Grundmann, der als eine Vermarktungskoryphäe im Kapitalanlagenbereich galt. Er war zudem ein als Speaker gern gebuchter Experte für Renditeinvestitionen.

 

Es war der erste Samstag im Oktober. Die Hauptsaison war zwar längst vorüber, aber in über der Hälfte der Bundesländer hatten zu diesem Wochenende die Herbstferien begonnen. Die meisten Feriengäste waren bereits am Freitag angereist. Dies galt auch für Teilnehmer an dem Investorentreffen, die einen weiten Anfahrtsweg hatten. Interessenten aus der hiesigen Region hatten am Samstag eine der Frühfähren genommen.

Lasse Grundmann, seine Frau Jenny und sein Projektentwickler Thilo Schepers hatten pünktlich um zehn Uhr die Gäste im Conversationshaus von Norderney begrüßt. Auf dem Programm stand heute nach einem Einführungsvortrag zunächst eine Inselbesichtigung, wozu drei Busse gechartert worden waren. Dazu wurden nach der Begrüßung und Einführung in Projektdetails die Teilnehmer in drei Gruppen aufgeteilt. Um elf Uhr dreißig gingen die Gruppen jeweils gemeinsam zum Lunch in eines der umliegenden Lokale, in denen der Veranstalter bereits entsprechende Plätze reserviert hatte.

Lasse wollte mit seiner Gruppe einen Teil der Besichtigungen zu Fuß machen, während seine Frau und Thilo Schepers mit ihren überwiegend älteren Teilnehmern die gesamte Tour mit den Bussen machen sollten. Bis fünfzehn Uhr dreißig war die Rückkehr zum Conversationshaus vorgesehen. Um sechzehn Uhr sollte das Referat von Günter Grundmann beginnen. Doch es sollte alles anders kommen.

Die Feriengäste der Insel konnten sich an diesem Samstag über einen goldenen Oktobertag freuen. Strahlender Sonnenschein und klare Sicht versprachen einen erlebnisreichen Spaziergang. Lasse war mit seiner Gruppe nach dem Lunch zu Fuß vom Restaurant in der Nähe des Conversationshauses aufgebrochen. Sein erstes Etappenziel war die Marienhöhe am Weststrand.

Die klare Sicht bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen romantischen Blick auf die Insel Juist, deren Ostrand wenige Kilometer Luftlinie entfernt gut zu erkennen war. Dazwischen lag das Norderneyer Seegatt, wodurch die Insel von Norddeich aus grundsätzlich tideunabhängig von den Fähren erreicht werden konnte. Im Südwesten stampfte gerade die Dreizehn-Uhr-Fähre in Richtung Norddeich vorbei. Und im Westen zwischen Norderney und Juist zog ein Krabbenkutter einen langen Schwanz unzähliger Möwen hinter sich her. Für die meisten Grund genug, um ihr Smartphone oder den Fotoapparat zum Einsatz zu bringen.

Kurz vorher hatte die Tide gewechselt und das Wasser begonnen, wieder aufzulaufen. In der Ferne nach Südwesten glänzte das Watt mit seinen sich windenden Prielen malerisch in der Mittagssonne.

Von der Marienhöhe führte Lasse seine Gruppe am nördlichen Teil des Weststrandes entlang zur Promenade und Kaiserstraße. Die geschwungenen Wellenbrecher aus gemauertem rotem Ziegel entlang der Promenade waren wiederum ein beliebtes Motiv für Erinnerungsfotos. Einige seiner Gäste zogen den durch die Ebbe freigelegten breiten Sandstrand parallel zur Promenade vor, um ein wenig Strandfeeling mitzunehmen. Ganz Hartgesottene konnten es sich nicht verkneifen und hatten sogar Schuhe und Strümpfe ausgezogen.

In der Nähe der Georgshöhe wartete bereits ihr Bus. Der nächste Halt war beim Kap Norderney, wo sie der zweiten Gruppe mit Lasses Frau Jenny begegneten, die gerade wieder auf dem Weg zu ihrem Bus war.

Lasse nutzte die Gelegenheit, um kurz mit seiner attraktiven, in einem eleganten hellgrauen Businesskostüm gekleideten Frau zu sprechen: »Jenny, ich glaube, es war eine gute Idee, den fitteren Teilnehmern einen Promenaden- und Strandspaziergang anzubieten. Einige haben sogar die Hosenbeine hochgekrempelt und sind am Strand mit den Füßen durchs Wasser gelaufen. Das hättest du sehen müssen.«

»Kann ich mir vorstellen. Da kam bei einigen bestimmt das Kind im Manne heraus«, antwortete Jenny lachend.

»Von wegen Mann. Da waren auch einige Frauen dabei. Aber Petrus meint es heute mit uns auch besonders gut, sogar mit den Temperaturen.«

»Wohl wahr«, bestätigte seine Frau. »Einige in meiner Gruppe haben schon bedauert, nicht bei euch mitgegangen zu sein.«

»Ach, Jenny, bevor ich es vergesse, GG hat mir beim Lunch eine WhatsApp geschickt. Er kommt mit der...

Erscheint lt. Verlag 5.11.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-269-3 / 3965862693
ISBN-13 978-3-96586-269-2 / 9783965862692
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