Agathas Geist ermittelt -  S. Pomej

Agathas Geist ermittelt (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
264 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-7728-7 (ISBN)
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Der Journalist Jonas Jericho wird auf seiner Englandreise vom Geist der berühmten Schriftstellerin Agatha Christie heimgesucht und prompt in einen Mordfall verwickelt. Noch dazu gerät er selbst ins Visier des Täters. Die Polizei sieht ihn nicht gefährdet - kann ihm die alte Dame aus der Geisterwelt helfen? Ein klassischer Who-done-it-Krimi!

S. Pomej hat aus Interesse an der menschlichen Natur Psychologie studiert und lässt die erlernten Störungen plus eigener Erfahrung mit kranken Zeitgenossen in spannende Bücher und Kurzgeschichten sowie lustige Comic einfließen. Website: pomej.blogspot.com

1. Kapitel: Eine Dame verschwindet


Für viele ist England ein Sehnsuchtsort, das Relikt eines Imperiums, für Jonas Jericho stellte es nur einen Fluchtpunkt dar. Nach einer zerbrochenen Liebe, von der er dachte, es wäre diesmal die große, die für immer hielte, befand er sich auf Urlaub hier. Vom geschäftigen London zog es ihn in den Westen des Vereinigten Königreiches. Laut Reiseprospekt Englands herrliche Region, in welcher Druiden wild tanzten und sich Mühlräder plätschernd drehten. Bisher hatte er zwar keine tanzenden Druiden erspäht, doch die Gegend zeigte sich tatsächlich von ihrer plätschernden Seite. Das saftige Grün abseits der Bahntrasse tröstete ihn schwach über den vielen Regen hinweg, der sich aus dunklen Wolken vom Himmel herab ergoss. Aber von irgendwoher musste ja das saftige Gras seine gesunde Farbe beziehen...

Typisch, dachte Jonas wehmütig, ich will mich von trüben Gedanken ablenken, doch das trübe Wetter spiegelt exakt den Zustand meiner Seele wider.

Man kommt in einem Zug nur selten an einer Unterhaltung mit anderen Passagieren vorbei. Schon kurz nach der Abfahrt sprach ihn der ältere Herr neben ihm an, womöglich nur, um einfach durch ein wenig Smalltalk von der Eintönigkeit einer Bahnfahrt abzulenken.

"Sind Sie Deutscher?"

"Knapp daneben, ich komme aus Österreich, genauer gesagt aus Wien", gestand ihm Jonas und wandte sich vom Fenster zu ihm. Der Mann wirkte in seinem feinen dunklen Anzug mit der gestreiften Krawatte so, als würde er daheim seinen Rasen mit der Nagelschere maniküren. Seine Aussprache stand allerdings im Gegensatz dazu. "Sie sprechen Cockney, stimmt's?"

"Und Sie Ihr Schul-Englisch!" Die Augen des Herrn blitzten schelmisch. "Lassen Sie mich Ihren Beruf erraten, darin bin ich echt gut."

"Da bin ich mal gespannt."

"Mir kommen Sie vor wie einer, der gern seine Nase in fremde Angelegenheiten steckt, also entweder Privatdetektiv oder Journalist."

Der ertappte Gesichtsausdruck von Jonas gab dem Gentleman sichtlich Auftrieb, denn er grinste über das ganze Gesicht.

"Sie sind wirklich gut, wieso sehe ich aus, als stecke ich meine Nase gern in fremde Angelegenheiten? Ist sie zu groß?"

"Nein, aber ich habe immer einen ersten Eindruck von einem Menschen, dem ich persönlich begegne, der mich selten täuscht. Auf Fotos klappt das leider nicht. Muss wohl am Geruch liegen. Irgendwie riechen Sie nach Druckerschwärze. So wie ein tüchtiger Reporter!"

"Erstaunlich, wissen Sie auch, warum ich hier in Ihrem Land im Zug sitze?"

"Wahrscheinlich haben Sie sich mit dem Chefredakteur zerstritten...."

"Das nicht gerade, obwohl.... eigentlich sind wir meist unterschiedlicher Meinung über meine Artikel. Naja, jedenfalls habe ich mir eine Auszeit genommen und verbringe den Urlaub in good old England. Sie haben sicher eine große Familie hier?"

"Für einen Einzelgänger wäre das der vollkommen falsche Lebensentwurf. Zum Glück gibt es kein Gesetz, das einen Mann zur Sippengründung verpflichtet."

"Shocking!", entkam Jonas.

"Schockiert Sie diese Ansicht etwa wirklich?"

"Wenn einer vom Kontinent kommt und hört, dass ein Brite keine Familie hat, verstört ihn das etwas. Man hat aufgrund vieler Filme ein bestimmtes Bild von Ihren Landsleuten. Wie würden Sie selbst diese beschreiben?

"Eine pluralistische Gesellschaft wie unsere besteht. aus Klugen und Dummen, aus Gebildeten, Halb- und Ungebildeten, aus Mitdenkenden und Gedankenlosen, aus Kritischen und Unkritischen, aus Eigenständigen und Mitläufern, aus Optimisten und Pessimisten, aus Realisten und Phantasten."

"Eine erschöpfende Auskunft. Ist Ihnen daheim nicht langweilig so ganz alleine?"

"Also, wenn Sie wüssten, was ich so alles erlebe, dann würden sie den Kopf so verdrehen wie die Besessene aus dem Film Der Exorzist!"

"Das interessiert mich, können Sie eine Story zum Besten geben, damit ich sie eventuell veröffentlichen kann?"

"Werter Mitreisender, ich bin ja gewiss vieles, aber bestimmt nicht Ihr persönlicher Bespaßer oder gar Informant. Haben Sie denn keine eigene Familie, deren Tragödien Sie publik machen können?"

"Ach, ich bin eben frisch getrennt und empfinde noch großen Liebeskummer. Das fühlt sich so an, als tropfe Kleister durch meine Seele, an dem alle Erinnerungen schöner Momente mit meiner Ex-Verlobten haften, die sich mit dem Abstreifen des Ringes nicht entfernen ließen."

Der Mann neben ihm nickte. "Erfände jemand einen Love Remover, er würde in kürzester Frist zum Millionär."

Seufzend setzte Jonas nach: "Und er würde ganz nebenbei auch vielen den Schmerz nehmen."

"Wenn Sie meinen Rat annehmen - in dieser Causa kostenlos - dann treten Sie einem Club bei. Egal ob Golf- oder Schach-Club, es wird Sie von Ihrem Liebeskummer ablenken, wenn Sie neue Freundschaften schließen. Oder schreiben Sie einen Song über Ihr Herzeleid und werden auch zum Millionär."

"Sie haben wirklich geniale Einfälle. Wissen Sie vielleicht auch wie man es anstellt, einen Urlaub mit einem journalistischen Erfolgstrip zu verbinden?"

"Ich durfte zwar die teuersten Privatschulen besuchen, dennoch bin ich nicht allwissend."

"Waren Sie auch in einem Internat? Der Schriftsteller Roald Dahl hat in einem Interview gestanden, dass er für Oberschüler den Toilettensitz vorwärmen musste", erinnerte sich Jonas.

"Glauben Sie mir, ich musste noch ganz andere Dinge tun", versicherte ihm der feine Herr, wobei er eine säuerliche Miene aufsetzte.

"Das interessiert mich! Welche Dinge denn?"

Mit einem leichten Ruck hielt der Zug an und unterbrach den lockeren Unterhaltungsfluss, der gerade hochinteressant zu werden versprach.

"Bedauerlicherweise muss ich jetzt aussteigen", verkündete der soignierte Gentleman und steckte ihm seine Visitenkarte zu, auf welcher in goldener Schrift seine Daten gedruckt standen. "Wenn Sie einen guten Anwalt brauchen, dann dürfen Sie sich gern bei mir melden!"

"Vielen Dank, Mister-" Rasch guckte er auf den Namen. "Burgess!"

Der Zug leerte sich und nur eine Passagierin stieg zu: eine ältliche Lady in einem sehr altmodernen Outfit mit Hut, eingehüllt in eine Wolke aus Lavendelparfüm. Den kurzen Aufenthalt in diesem Bahnhof nutzte Jonas nicht nur, um sich am Bahnsteig die Beine zu vertreten, sondern auch um sich von seinen legeren Reiseklamotten in der Herrentoilette zu befreien. Er tauschte sie kurzerhand gegen einen schwarzen Anzug. Getreu dem Rat seines Vaters, wonach man mit einem solchen Anzug stets passend gekleidet sei, egal ob man damit bei einer Hochzeit tanzte oder bei einer Beerdigung trauerte. Der Himmel hatte mittlerweile seine regenreiche Trauer beendet und aufgeklart.

Zurück im Zug, setzte sich Jonas wieder an seinen Platz und die zugestiegene Passagierin setzte sich neben ihn, obwohl noch viele Plätze verfügbar waren. Das fand er zwar merkwürdig, doch alte Damen suchten ja oft das Gespräch mit fremden Leuten, vornehmlich in Zügen.

Zuerst fiel ihm ihr federngeschmückter Hut auf, unter dem listige Augen über einem verschmitzten Lächeln hervorlugten. Einem frech nach Futter bettelnden Sperling gleich, starrte die ältere Dame ihm direkt ins Gesicht, worauf er sich zu einer Banalität verstieg.

"Verreisen Sie öfters mit dem Zug?"

"Immer, wenn es mir in meinem Sarg zu eng wird!"

"Haha, der war guuut!"

Kaum hatte der Zug seine Fahrt wieder aufgenommen und sein einschläfernd rhythmisches Zuckeln erreicht, begann sich die witzige Dame neugierig für Jonas' bisherige Reiseerlebnisse zu interessieren.

"Hatten Sie Freude an Ihrem Londonaufenthalt?", erkundigte sie sich mit heiserer Stimme.

"Oh ja, wenn man so wie ich aus der größten Kleinstadt der Welt, nämlich Wien, stammt, dann ist man von der Größe der englischen Hauptstadt richtig erschlagen. Woher wissen Sie eigentlich, dass ich in London war?"

"Ach, das seh ich mit meinem dritten Auge!"

Auf Jonas' kritischen Blick hin schob sie schelmisch lächelnd nach: "Sie fielen mir auf, als ich durch Whitechapel spazierte."

"Mich verwunderte ja kolossal, dass dieses einst verruchte Ostlondoner Armenviertel, in dem damals Jack the Ripper sein Unwesen trieb, so modern und gar nicht mehr düster erscheint. Ein Luxusneubau reiht sich neben den andern, wo er einstmals seine Blutspur zog."

"Dieser Serienmörder ist mir kein Unbekannter. Den kenne ich mittlerweile."

Komisch, dachte er mit gekräuselter Stirn, woher kennt sie ihn, aus Büchern, TV-Berichten, Hollywoodfilmen? So alt, ihn noch persönlich getroffen zu haben, kann sie ja doch nicht sein, oder ist das wieder nur ihr schräger Humor?

"Düster scheint mir auch Ihre Laune, junger Mann."

"Es ist bald Herbst und ich habe mich kürzlich entliebt..." Melancholisch senkte er den Blick.

"Immerhin stehen Sie noch nicht im Herbst Ihres Lebens", tröstete sie ihn. "Da können Sie noch hoffen."

"Stimmt, mit knapp 40 bin ich am Höhepunkt meines Schaffens!" Erfreut hob er den Kopf wieder.

Und Sie dachten, eine Reise durch good old England kann Ihnen über Ihr Stimmungstief hinweghelfen?"

"Hübsch...

Erscheint lt. Verlag 22.9.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7526-7728-7 / 3752677287
ISBN-13 978-3-7526-7728-7 / 9783752677287
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