Semiramis, Herrin von Assur (eBook)

Historischer Roman über die legendäre assyrische Königin
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2020 | 3. Auflage
236 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-9581-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Semiramis, Herrin von Assur -  Birgit Furrer-Linse
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Das im Altertum gefürchtetste, kriegerischste und grausamste Volk der Assyrer erweitert beharrlich seine Macht durch blutigen Terror. An seine Spitze gerät durch schicksalhafte Zufälle eine Frau - die legendäre Semiramis. In einer von Männern beherrschten Welt übernimmt sie die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Adad-Narari. Mit Schönheit, Sinnlichkeit, Mut und Klugheit erkämpft sie sich ihren Platz an der Spitze des assyrischen Staats. Doch schließlich kann ihr Sohn ihre Dominanz nicht länger ertragen.

Die 1956 in Berlin geboren Autorin hat sich auf das Schreiben historischer Romane spezialisiert. So sind unter anderem Romane aus dem alten Ägypten, dem römischen Kaiserreich, dem Weltreich der Mongolen und dem maurischen Spanien entstanden.

1.


Es war der Tag des Neujahrsfestes. Überall auf den Straßen und Gassen der Hafenstadt Askalon herrschte reges Treiben. Seit den frühen Morgenstunden drängten die Menschen zu den Tempeln, um Opfer darzubringen und den Schutz und Segen der Götter für das neue Jahr zu erflehen. Vor den Tempeln hatten die Händler ihre Stände aufgebaut. Hier konnten neben glücksbringenden Amuletten und segenverheißenden Statuen auch süßes Gebäck, frisches Obst und anderes seltenes Naschwerk erstanden werden. Wohin man blickte, herrschte an diesem Tag ausgelassene Heiterkeit. Und obwohl die Sonne noch hoch am Himmel stand, hatten die Schankwirte auf ihren Bänken kaum noch einen Platz frei. So mancher Zecher hatte bereits zu tief in den Becher geschaut und schlief nun in irgendeinem abgelegenen Winkel der Schänke seinen Rausch aus. Andere erlagen in ihrem Suff dem geschickten Locken einer billigen Straßendirne. Gewiss würde mancher dieser Unseligen sich am nächsten Morgen ausgeraubt bis auf das Hemd in einem dreckigen Straßengraben oder Misthaufen wiederfinden. Doch das gehörte zum Neujahrsfest dazu, ebenso wie die mit zunehmender Trunkenheit einsetzenden Streitereien, die nicht selten in Mord und Totschlag endeten. Nie hatten die Scharfrichter der Stadt mehr Arbeit als nach einem ausgelassenen Festtag. Und zu Beginn des neuen Jahres hatten die Bewohner Askalons ganz besonderen Grund, die Götter zu preisen.

Kein halbes Jahr war es her, dass der gefürchtete König Salmanassar von Assur mit einem riesigen Heer vor den Toren der Stadt gestanden hatte. Gewiss hätte ihn nichts von der Eroberung der Stadt abhalten können, wenn er dies im Sinn gehabt hätte. Doch aus irgendeinem Grund begnügte Salmanassar sich mit einer vom Herrscher der Stadt angebotenen, nicht allzu hohen Tributzahlung und der Abtretung von einigen Weidegründen vor den Toren der Stadt. Ohne irgendwelche nennenswerten Verwüstungen angerichtet zu haben, zog er mit seinem Heer wieder ab. Nur der zum obersten Hüter der königlichen Herden Assurs in Syrien ernannte Simma, der seither unweit der Stadt ein großes Landhaus bewohnte, erinnerte nun noch an die Bedrohung. Vielleicht feierten die Bewohner Askalons darum diesen Neujahrstag sogar ausgelassener als sonst üblich, denn Nachbarstädte waren weit weniger gut davongekommen. Wer sich dem assyrischen Löwen nicht freiwillig unterwarf, der durfte auf keine Schonung hoffen. Ebenso wie sein Vater Assurnasirpal kannte König Salmanassar mit seinen Gegnern kein Erbarmen. Eroberte Städte legte er in Schutt und Asche, seine Bewohner starben auf grausamste Weise oder wurden in die Sklaverei entführt.

Während das feierliche Treiben in der Stadt allmählich seinen Höhepunkt erreichte, stand einsam und verlassen eine junge Frau an einem der Hafenkais. Ihr trauriger Blick verlor sich für endlose Zeit in der Weite des Meers von Ammuru. Der auffrischende Wind pfiff durch ihr zerschlissenes Wollkleid, unter dem sich ein massiger Leib wölbte. Doch weder die Lumpen, die sie trug, noch der massige Bauch vermochten ihrer edlen Erscheinung etwas anzuhaben. Ihr fein geschnittenes Gesicht, das von großen braunen Augen beherrscht wurde, ließ jeden Betrachter schnell alles andere vergessen.

Zitternd zog Daria die Wolldecke, die sie lose um ihre Schultern gelegt hatte, plötzlich enger an ihren Körper. Sie fühlte, dass ihre Stunde nahte.

„Aphrodite, du Beschützerin der Liebenden, deren Bann mich ins Unglück gezogen hat, wenn du Klaustria und mir schon deinen Schutz entzogen hast, so hilf wenigstens dem Kind, das ich unter meinem Herzen trage. Es ist dein Kind, ein Kind deines Liebesbanns. Hilf wenigstens ihm in der Stunde der Not.“

Eine einzelne Träne rann über Darias Gesicht. Für einen kurzen Augenblick glaubte sie, Klaustrias Gesicht vor sich zu sehen, seinen Atem auf ihrem Gesicht zu spüren, während sein Mund den ihren berührte, erst ganz sanft, dann immer fordernder und leidenschaftlicher. Doch dies waren letztlich nichts als süße Erinnerungen, die sie so sehr liebte und die doch schmerzten. Klaustria war tot, untergegangen mit dem Schiff, das ihn zu ihr zurückbringen sollte. Er würde sie nie wieder küssen können. Und er würde sie auch nicht mehr von hier fortholen können. Tapfer wischte sie die Träne fort.

„Ich will nicht weinen und nicht klagen, Derketo. Ich habe dir Treue gelobt und dich dann verraten. Klaustria und ich haben Strafe verdient. Doch dieses Kind ist unschuldig. Lass es überleben. Ich weihe es dir. Vergib ihm und hilf ihm. Hilf!“

Ein stechender Schmerz durchfuhr plötzlich wie ein Blitz Darias Körper. Wenig später spürte die ehemalige Priesterin, wie eine warme Flüssigkeit die Innenseiten ihrer Schenkel herunter rann. Nach Atem ringend stützte sie sich auf einen der vielen Holzpfosten, die kleineren Fischerbooten zum Vertäuen dienten.

Nachdem die erste Schmerzwelle allmählich verebbte, begann sich in Daria panische Angst auszubreiten. Wo sollte sie zu dieser Stunde Hilfe finden? Alle waren in ausgelassener Stimmung und feierten. Wer würde sich jetzt um eine mittellose schwangere Frau kümmern, deren Stunde gekommen war?

Es verging einige Zeit, bis es Daria gelang, den Kampf mit ihrer Furcht aufzunehmen. Hatte sie nicht in Derketos Dienst gelernt, Selbstdisziplin zu üben? Wie oft hatte sie ihren ganzen Mut zusammennehmen müssen, um allein in der Nacht in dem kalten, dunklen Tempel, vor dem Abbild der fischkörprigen Göttin betend, die Wache zu halten. Dunkle Schatten waren ihr in jenen Nächten immer wieder erschienen, die ihr kalte Schauer über den Rücken gejagt hatten. Manchmal hatte sie sogar das Gefühl gehabt, von diesen Schatten in Derketos kaltes Wasserreich hinabgezogen zu werden.

Daria zwang sich, ruhig und tief zu atmen. Mit jedem Atemzug schien langsam neue Kraft in ihre Glieder zu strömen, und ganz allmählich begann auch ihr sonst so praktischer Verstand wiedereinzusetzen. Nachdem eine zweite Schmerzwelle verebbt war, warf sie einen letzten, sehnsüchtigen Blick auf die sich brechenden Wogen, die sie auf geheimnisvolle Weise noch immer mit dem Liebsten verbanden, hatte er in ihnen doch sein kaltes Grab gefunden. Dann befahl Daria sich vorwärts zu gehen. Sie wusste, sie musste in die Stadt zu den Menschen zurückkehren. Nur dort konnte sie auf Hilfe hoffen. War nicht Ischtar, der Göttin der Liebe, Fruchtbarkeit und des Kriegs jedes Kind heilig? In ihrem Tempel würde selbst eine gefallene Priesterin Hilfe finden.

Obwohl Daria jeder Schritt zur Qual wurde, kämpfte sie sich vorwärts. Immer neue und längere Schmerzwellen durchfuhren ihren Körper. Doch sie befahl sich, den Schmerz zu missachten und weiter ein Bein vor das andere zu setzen. Bald hatte sie den an diesem Festtag fast menschenleeren Hafen und die vielen Vorratshäuser, die ihn umgaben, hinter sich gelassen und die belebteren Straßen erreicht, in denen das ausgelassene Treiben sich allmählich seinem Höhepunkt näherte.

Menschen strömten an ihr vorbei, doch niemand schenkte ihr Beachtung. In einer letzten Anstrengung bog sie in die breite Prozessionsstraße ein, die direkt zum Tempel der Ischtar führte, als ein erneuter Schmerz, heftiger als alle vorhergehenden, sie zu Boden zwang.

Freudige Erwartung erfüllte Eriba, als er seinen kleinen Karren, der von einem Esel gezogen wurde, um die Ecke lenkte, um in die Straße der Ischtar einzubiegen. Am Ende dieser Straße befand sich das Heiligtum der Göttin Ischtar, in dem die schönsten Priesterinnen der Göttin der heiligen Prostitution dienten. Trotz ihrer Jugend waren sie alle in den Praktiken der Liebe bewandert, und so war es für jeden Mann ein Genuss, der Göttin ein Fruchtbarkeitsopfer darzubringen.

Eriba hatte lange auf diesen Tag gewartet. Es war ihm nicht leichtgefallen, an ein würdiges Geschenk für die Göttin zu gelangen. Doch zu diesem Neujahrsfest hatte sein neuer Herr Simma sich den Hirten gegenüber großzügig gezeigt. Jeder hatte zwei Säcke Mehl und zwei Amphoren Wein erhalten. Die Hälfte davon war Eriba bereit, für einige Stunden mit einer der Priesterinnen dem Tempel zu spenden.

Voll freudiger Erwartung pfiff er vor sich hin, während sein Esel sich selbst langsam einen Weg durch die überfüllten Straßen suchte. An diesem Tag waren fast alle Menschen zu Fuß unterwegs, da dies ein leichteres Fortkommen garantierte. Doch die Weidegründe Simmas lagen mehr als einen halben Tagesritt außerhalb der Stadt, und innerhalb der Stadt war es ihm unmöglich gewesen, einen Unterstellplatz für Esel und Gefährt aufzutreiben. Die meisten Feiernden von außerhalb hatten die Nacht vor den Toren der Stadt verbracht, um gleich am Morgen Einlass zu finden. Durch deren Tiere waren bereits alle Ställe belegt gewesen, als Eriba endlich am späten Nachmittag Askalon erreicht hatte. So hatte er notgedrungen seinen Wagen mit Esel mitnehmen müssen, um ihrer nicht verlustig zu gehen, denn an einem solchen Tag war auch allerlei Diebesgesindel unterwegs.

Schon von Weitem sah er die großen Türme des Eingangsportals, auf deren Spitzen geflügelte Löwen...

Erscheint lt. Verlag 19.10.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Babylon • Berühmte Frauen • Intrigen • Leidenschaft • Ninive
ISBN-10 3-7526-9581-1 / 3752695811
ISBN-13 978-3-7526-9581-6 / 9783752695816
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