Mörderisches Mallorca - Toni Morales und der Lohn der Habgier (eBook)
320 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99805-5 (ISBN)
Elena Bellmar ist das Pseudonym der Autorin Elke Becker, die 1970 im schwäbischen Ulm geboren wurde. Das Reisen liegt ihr im Blut. So schnürte sie bereits mit achtzehn Jahren ihren Rucksack und zog wochenlang durch Südamerika. Später verbrachte sie ein Jahr in Venezuela, um Spanisch zu studieren. Dort entdeckte sie das Schreiben für sich und absolvierte später eine Drehbuchausbildung an der Master School Berlin. Heute lebt Elke Becker auf Mallorca, Schauplatz ihrer Krimireihe um Ermittler Toni Morales.
Elena Bellmar ist das Pseudonym der Autorin Elke Becker, die 1970 im schwäbischen Ulm geboren wurde. Das Reisen liegt ihr im Blut. So schnürte sie bereits mit achtzehn Jahren ihren Rucksack und zog wochenlang durch Südamerika. Später verbrachte sie ein Jahr in Venezuela, um Spanisch zu studieren. Dort entdeckte sie das Schreiben für sich und absolvierte später eine Drehbuchausbildung an der Master School Berlin. Heute lebt Elke Becker auf Mallorca, Schauplatz ihrer Krimireihe um Ermittler Toni Morales.
Mallorca, April 2021, Mittwoch
1
Seit drei Wochen ging Toni mit Bruno Martín während der verbleibenden Arbeitszeit die ungeklärten Fälle der letzten Jahre durch. Warum Anabel García gerade ihm die alten Fälle auf den Tisch packte, war ihm klar. Seine ehemalige Geliebte wollte ihm zeigen, wer hier bestimmte. Und er war es nicht. Das hatte sie ihm, als seine neue Vorgesetzte, bereits bewiesen.
Natürlich hatte Anabel ihre Motivation anders deklariert. Offiziell übergab sie ihm die ungelösten Fälle, damit es nicht auffiel, wenn er wegen des ungeklärten Mordes an seinem Halbbruder ermittelte. Doch dazu hätte sie ihm nicht die offenen Fälle der letzten fünfundzwanzig Jahre aus dem Archiv bringen lassen müssen. Dazu hätten die letzten fünf Jahre ausgereicht. Und schon gar nicht wäre dann die Anweisung gewesen, mit dem Aufrollen der ältesten Fälle zu beginnen.
Auch ihre Erklärung konnte Toni nicht akzeptieren. Natürlich ging Bruno Martín bald in Pension, das bedeutete aber nicht, dass er nicht mehr für Gespräche zur Verfügung stand, die alte Fälle betrafen. Toni hatte diesbezüglich mit seinem Mitarbeiter gesprochen. Das hatte Anabel offenbar nicht für nötig befunden.
Zum einen wollte Anabel Toni Steine in den Weg legen. Und zum anderen wollte sie über seine Arbeitsleistung ihre Aufklärungsquote im Revier erhöhen.
Ein unnötiger Schritt.
Denn die ungeklärten Fälle kamen in regelmäßigen Abständen aus dem Archiv. Neue Ermittlungsmethoden brachten oftmals neue Erkenntnisse. Aber auch Beteiligte, die kurz vor dem Tod standen, plagten oft Reuegefühle, und sie erleichterten bei einer erneuten Befragung ihr Gewissen.
Toni saß auf seiner Terrasse in Santa Ponsa. Die milde Frühlingssonne kitzelte seine Nase. Vielleicht waren es aber auch die Blütenpollen der Aleppokiefern, die der Wind in gelben Wolken von den Ästen wehte.
Generell reagierte Toni auf nichts allergisch, doch dieser Pollenflut, die für etwa drei Wochen die komplette Insel mit einer senffarbenen Pulverschicht überzog, konnte niemand entkommen. Mel hatte den Terrassentisch vor zwei Stunden abgewischt, doch jetzt schimmerte die Glasplatte des Tisches wieder zartgelb. Auch andere Büsche begannen, in einer Explosion der Farben zu blühen.
Tonis Garten war etwas verwildert. Die Äste sprossen in Wildwuchs, ein Nachschnitt war seit Monaten überfällig, und der Rasen glich einer Wiese. Wenn Mel und er mal gleichzeitig freihatten, gingen sie lieber am Strand spazieren oder gemütlich ein Glas Wein trinken, und den chronischen Zeitmangel sah man dem Garten an. Vielleicht sollte er einen Gärtner kommen lassen.
Sein Blick glitt hinüber zum Grundstück seiner Schwiegermutter. Ihr gepflegter Ziergarten hätte auch in die königliche Sommerresidenz von Marivent gepasst, bis auf die drei hüfthohen Marihuanapflanzen, die sie zwischen den Tomaten angepflanzt hatte. Ihr Versuch, die Pflanzen vor ihm zu verbergen, ließ ihn schmunzeln.
Als ob er nicht den Unterschied zwischen einer Tomatenstaude und einer Marihuanapflanze erkennen würde. Solange sie aber keine Plantage anlegte, ignorierte er diesen Umstand. Der Konsum war schließlich nicht verboten.
Toni trank einen Schluck aus seiner dritten Tasse Kaffee und überlegte, welche Ansätze er im Vermisstenfall Sara López finden könnte. Sie galt immer noch als vermisst. Saras Schwester Agata glaubte die offizielle Version nicht. Nach der sei Sara López an einem Freitag vor fünfundzwanzig Jahren, an dem sie das letzte Mal gesehen worden war, in ihre Heimat nach Saragossa aufgebrochen und auf ihrem Weg nach Hause spurlos verschwunden. Agata glaubte, Saras Liebhaber, von dem sie jedoch keinen Namen wusste, stünde hinter dem Verschwinden. Die Ermittlungen im Hotel hatten zu nichts geführt. Saras Sachen waren aus dem Diensttrakt verschwunden, was die offizielle Theorie einer überstürzten Abreise in die Heimat stützte. Sara hatte laut Aussagen ihrer Kollegen öfter davon gesprochen, zurückzugehen. Natürlich konnte das zutreffen. Sara hatte sich außerdem vor dem Zahltag ihren Lohn aushändigen lassen, was die These untermauerte. Auch konnte der mysteriöse Liebhaber nicht ausfindig gemacht werden. Zumindest auf Mallorca hatte niemand Sara vermisst. Selbst der angebliche Liebhaber nicht. Sara López galt als strebsam und zurückhaltend. Sie hatte keine Freundschaften geschlossen. Niemand wusste mehr über sie zu sagen. Und das, obwohl sie über drei Jahre in dem Hotel tätig gewesen war.
Agata zufolge sei Sara aber mit ihrem Leben und ihrer Arbeit auf Mallorca zufrieden gewesen. Wieso hätte sie die Insel verlassen sollen, ohne ihre Familie zu informieren?
Diese beiden Aussagen passten nicht zusammen. Toni suchte in den Ermittlungsprotokollen nach Unstimmigkeiten, und es gab nur eine Aussage, die einen Anhaltspunkt bot. Ein Kellner hatte angegeben, er würde den Geschäftsführer des Hotels als Saras Liebhaber vermuten. Er hätte einige Wochen vor Saras Verschwinden entsprechende Blicke zwischen den beiden beobachtet.
Doch der Hotelchef Iker Ribot bestritt die Vorwürfe. Er sei glücklich verheiratet, habe eine wundervolle Ehefrau, die ihn in allen Belangen unterstützte. Außerdem würde er Sara López kaum kennen. Ob sich ein weiteres Gespräch mit ihm nach all den Jahren lohnte? Diesen Punkt würde er am Montag mit Bruno besprechen. Vielleicht erinnerte der sich noch an die Aussage des Hotelmanagers.
»Wie immer grübelst du über irgendwelchen Akten. Wolltest du dir heute nicht freinehmen?« Mels Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen.
»Stimmt. Und ich wollte mit meiner Frau einen Segelausflug machen.« Toni schloss die Akte. »Von mir aus können wir los und feiern. Deine Arbeit hat sich ausgezahlt, und bald wirst du auf Mallorca deinen ersten Prozess führen.«
»Dann hat die Hilfsarbeit ein Ende.« Mel seufzte, nahm Tonis Kaffeetasse und nippte daran. »Ich bin es leid, immer nur die Arbeit zu machen, während die anderen vor Gericht die Lorbeeren einsammeln. Mein Chef, zum Beispiel.«
»Aber er kann das nur, weil du hervorragende Arbeit leistest.« Toni zog Mel zu sich auf den Schoß. »Und jetzt klaust du mir meinen Kaffee.«
»Ich würde sagen, du hast genug davon gehabt.« Mel küsste ihn, und Toni schmeckte den leicht bitteren Kaffeegeschmack. Mel fürchtete, der viele Kaffee würde ihm irgendwann den Magen ruinieren. »Und ja, ich würde sehr gerne mit dir segeln gehen. Du versprichst es mir schon so lange.«
»Ich weiß. Also lass uns aufbrechen. Du hast dir die Belohnung verdient.«
Mel hatte hart für die Prüfungen gearbeitet, um in Spanien als Prozessanwältin zugelassen zu werden. Sie hatte sich einen faulen Tag beim Segeln verdient.
»Noch bin ich nicht zugelassen.«
»Was soll denn passieren? Die Prüfungen auf Spanisch hast du bestanden. In Deutschland bist du eine renommierte Anwältin, also ist die Eintragung nur noch Formsache.« Toni schob seine Frau vom Schoß. »Und jetzt lass uns los, sonst will deine Mutter noch mit. Dabei soll es ein Ausflug sein, bei dem mir ganz andere Dinge einfallen, als mich mit deiner Mutter zu unterhalten.«
Mel lächelte ihn in einer Weise an, die ihm genau diese Dinge durch den Kopf schießen ließen. Sie hatte ihn verstanden. »So, so, bisher hast du nichts davon gesagt, dass wir auch vor Anker gehen. Dann packe ich ein paar Dinge zusammen. In dreißig Minuten Abfahrt?«
»Perfekt!«
Das Klingeln seines Handys wischte Mels Lächeln fort. »Sag nicht, es ist das Revier. Du hast frei!«
»Ich würge es ab, wenn ich kann, versprochen.« Toni nahm das Gespräch an.
»Wir haben einen Leichenfund.« Pedros Stimme erkannte er inzwischen, ohne dass er sich namentlich meldete.
»Wo?« Toni sah, wie Mel den Kopf in den Nacken legte und kapitulierte. Dabei hatte er nur ein einziges Wort gesagt.
»Hotel Bellaverde in Santa Ponsa. Die Leiche wurde eingemauert. Muss da also schon eine Weile liegen.«
Es ging nicht anders. Er musste sich den Tatort ansehen. »Ist die Spurensicherung schon vor Ort?«
»Sie ist auf dem Weg. Catarina ebenfalls.«
»Alles klar, danke, Pedro.«
»Ja, danke, Pedro, danke, dass du uns den Tag versaut hast«, murrte Mel.
Toni legte das Handy weg. »Es tut mir leid.«
»Und mir erst.«
Er ging auf seine Frau zu, nahm sie in die Arme und küsste ihr Haar. »Ich mache es wieder gut.«
»Das wirst du auch müssen.« Mel lächelte ihn jedoch dabei an. »Was gibt es?«
»Eine eingemauerte Leiche. Mehr weiß ich auch noch nicht.« Toni zwinkerte ihr zu. »Heute Abend feiern wir aber. Ich reserviere uns einen Tisch bei deinem Lieblingsitaliener.«
»Geh schon, sie warten auf dich«, sagte Mel, löste ihre Arme von ihm, und Toni bedauerte, dass er zu einem Leichenfundort musste, statt sich mit seiner Frau auf dem Segelausflug zu vergnügen.
»Dann werde ich eben auch arbeiten. Ich habe hier einen neuen Fall. Illegale Hausbesetzung. Die Okupas haben in Santa Ponsa die Villa eines Deutschen besetzt. Gutes Zureden hilft natürlich nichts. Die Polizei hat bisher auch keine Handhabe. Die Okupas haben einen gefälschten Mietvertrag vorgelegt.« Mel legte den Kopf schief. »Vielleicht könntest du deinen Kollegen mal in den Hintern treten.«
»Die Kollegen dürfen nichts tun, bis das Gericht den Räumungsbescheid bestätigt.« Toni wusste, wie schnell eine Besetzung hier gehen konnte. Da ging man in den Urlaub, und mit Pech kam man zurück und hatte fremde Menschen im Haus, die man in manchen Fällen so schnell nicht wieder loswurde. Ein altes Gesetz schützte früher die Besetzer, weil das Recht auf würdigen Wohnraum höher gewichtet wurde als das auf Eigentum. Wenn jemand sich zweiundsiebzig Stunden in einer Immobilie aufhielt, durfte er...
Erscheint lt. Verlag | 31.5.2021 |
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Reihe/Serie | Comandante-Toni-Morales-Reihe |
Comandante-Toni-Morales-Reihe | Comandante-Toni-Morales-Reihe |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | deutsche Spannung • Ermittler • Hausbesetzer • Inselkrimi • Kommissar • Malle • Mallorca-Krimi • Palma de Mallorca • Polizei • Regiokrimi • Regionalkrimi • Spanien • Spanien-Krimi • Spannender Krimi • Strandlektüre • Urlaubskrimi • Urlaubslektüre • Wohnungsmangel • Wohnungsnot |
ISBN-10 | 3-492-99805-4 / 3492998054 |
ISBN-13 | 978-3-492-99805-5 / 9783492998055 |
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