Der Untertan

Roman

(Autor)

Ariane Martin (Herausgeber)

Buch | Hardcover
637 Seiten
2021 | Originalausgabe
S. Fischer (Verlag)
978-3-10-397042-5 (ISBN)
48,00 inkl. MwSt
Heinrich Manns berühmtester und erfolgreichster Roman – in einer großen Neuausgabe mit umfangreichem Bild- und Materialienanhang.

Erstaunlich ist die Entstehungszeit des Romans (1906-1914): Die Krankengeschichte des Hohenzollern-Reiches ist also - was wesentlich leichter nachvollziehbar gewesen wäre - kein Obduktionsbericht, sie wurde verfaßt, als der Patient sich dem Anschein nach bei bester Gesundheit befand. Nur, der diagnostische Blick Heinrich Manns reichte tiefer. Heinrich Manns ›Untertan‹ ist der große satirische Gesellschafts- und Zeitroman in deutscher Sprache. Bis heute sind Heinrich Manns Befunde, wenn es um das Wesen des deutschen Spießers geht, nicht überholt.

Zuerst ließ Heinrich Mann diesen Roman in Fortsetzungen in einer Kulturzeitschrift erscheinen. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde der Vorabdruck abgebrochen.

»Großen Spaß hatte ich in der letzten Woche mit der Wieder-Lektüre des ›Untertan‹: ein nicht nur literarisch ganz außerordentliches, sondern absolut erschreckend prophetisches Buch«. So Klaus Mann im Februar 1936, drei Jahre nach Hitlers »Machtergreifung«, aus dem Exil in Amsterdam.

Heinrich Mann, 1871 in Lübeck geboren, begann nach dem Abgang vom Gymnasium eine Buchhhandelslehre, 1891/92 volontierte er im S. Fischer Verlag. Heinrich Mann hat Romane, Erzählungen, Essays und Schauspiele geschrieben. 1933 emigrierte er nach Frankreich, später in die USA. 1949 nahm er die Berufung zum Präsidenten der neu gegründeten Akademie der Künste in Ost-Berlin an, starb aber 1950 noch in Santa Monica/Kalifornien.

»Dieses Buch Heinrich Manns, heute, gottseidank, in aller Hände, ist das Herbarium des deutschen Mannes. Hier ist er ganz: in seiner Sucht zu befehlen und zu gehorchen, in seiner Roheit und in seiner Religiosität, in seiner Erfolgsanbeterei und in seiner namenlosen Zivilfeigheit. Leider: es ist der deutsche Mann schlechthin gewesen; wer anders war, hatte nichts zu sagen, hieß Vaterlandsverräter und war kaiserlicherseits angewiesen, den Staub des Landes von den Pantoffeln zu schütteln. [...] Ein Stück Lebensgeschichte eines Deutschen wird aufgerollt:
Diederich Heßling, Sohn eines kleinen Papierfabrikanten, wächst auf, studiert und geht zu den Korpsstudenten, dient und geht zu den Drückebergern, macht seinen Doktor, übernimmt die väterliche Fabrik, heiratet reich und zeugt Kinder. Aber das ist nicht nur Diederich Heßling oder ein Typ. Das ist der Kaiser, wie er leibte und lebte. Das ist die Inkarnation des deutschen Machtgedankens da ist einer der kleinen Könige, wie sie zu Hunderten und Tausenden in Deutschland lebten und leben, getreu dem kaiserlichen Vorbild, ganze Herrscherchen und ganze Untertanen. [...] Denn diese beiden Charaktereigenschaften sind an Heßling, sind am Deutschen auf das subtilste ausgebildet: sklavisches Unterordnungsgefühl und sklavisches Herrschaftsgelüst [...] Und das Buch ›Der Untertan‹ (erschienen bei Kurt Wolff in Leipzig) zeigt uns wieder, dass wir auf dem rechten Wege sind, und bestätigt uns, dass Liebe, die nach außen in Haß umschlagen kann, das einzige ist, um in diesem Volke durchzudringen, um diesem Volke zu helfen, um endlich, endlich einmal die Farben Schwarz-Weiß-Rot, in die sie sich verrannt haben wie die Stiere, von dem Deutschland abzutrennen, das wir lieben, und das die Besten aller Alter geliebt haben. Es ist ja nicht wahr, dass versipptes Cliquentum und gehorsame Lügner ewig und untrennbar mit unserm Lande verknüpft sein müssen. Beschimpfen wir die, loben wir doch das andre Deutschland; lästern wir die, beseelt uns doch die Liebe zum Deutschen. Allerdings: nicht zu diesem Deutschen da. Nicht zu dem Burschen, der untertänig und respektvoll nach oben himmelt und niederträchtig und geschwollen nach unten tritt, der Radfahrer des lieben Gottes, eine entartete species der gens humana.« (Kurt Tucholsky, Die Weltbühne, 20.03.1919)

Bis heute lädt Heinrich Manns »Untertan« immer wieder zu solchem Lesen und Wiederlesen ein. Erschreckend dabei bis heute: jene (männliche) »Sucht, zu befehlen und zu gehorchen«, auf die bereits Kurt Tucholsky in seiner legendären Besprechung 1919 in der »Weltbühne« hingewiesen hat. Dennoch oder gerade deshalb macht dieser große Gesellschaftsroman des 20. Jahrhunderts nicht nur einem Nazigegner wie Klaus Mann vor allem eines: großen Spaß.

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo 42 farbige Abbildungen, 8 s/w Abbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Maße 160 x 240 mm
Gewicht 1245 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Schlagworte Anspruchsvolle Literatur • autoritär • Berlin • Erster Weltkrieg • Kaiser-Zeit • Konformismus • Männer • Militär • Nationalismus • Oper • Rechtsextremismus • Satire • Wilhelm II. • Wilhelminismus
ISBN-10 3-10-397042-0 / 3103970420
ISBN-13 978-3-10-397042-5 / 9783103970425
Zustand Neuware
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