So dunkel die Gier (eBook)

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2020
dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH (Verlag)
978-3-96817-307-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

So dunkel die Gier - Elaine Viets
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Nur ein Moment, der dein ganzes Leben verändert ...
Der beklemmende Roman für Fans von Elizabeth George

Als ein Teenager bei einem schrecklichen Autounfall ums Leben kommt, ist die Mordermittlerin Angela Richman eine der ersten am Tatort. Doch kaum hat sie sich in die Ermittlungen vertieft, erleidet sie mehrere Schlaganfälle hintereinander. Vom ansässigen Neurologen Dr. Gravois fehldiagnostiziert und vom unbeholfenen, aber brillanten Neurochirurgen Dr. Jeb Travis Tritt geheilt, steht Angela vor einer schwierigen Genesung. Dann wird Dr. Gravois ermordet und ausgerechnet ihr Retter Dr. Tritt ist der Hauptverdächtige in dem Fall. Angela glaubt an Dr. Tritts Unschuld, aber kann sie ihren Instinkten vertrauen?

Dies ist die Neuauflage des bereits erschienenen Romans Spur der Toten.

Erste Leserstimmen
'sehr gut unterhaltender Roman'
'Bedrückend, bedrohlich, begeisternd!'
'Elaine Viets hat hier einen sehr cleveren und vielschichtigen Roman vorgelegt.'
'Ein mitreißender Roman mit symphatischer Hauptfigur.'



Elaine Viets hat 34 Krimis in vier verschiedenen Serien geschrieben. Mit ihrer Angela Richman-Reihe kehrt Elaine zu ihren Wurzeln zurück und nutzt dafür ihre Erfahrung als Schlaganfallüberlebende und ihre medizinrechtliche Weiterbildung über Todesursachen. Elaine war als Regisseurin für die Mystery Writers of America tätig und arbeitet häufig an Alfred Hitchcocks Mystery Magazine mit.

KAPITEL 3


Am Mittwoch ging es Angela so weit besser, dass sie halbverbrannten Toast und eine Tasse Tee zu sich nehmen konnte. Die Migräneattacken hielten weiter an. Ihre beiden freien Tage, Montag und Dienstag, hatte sie größtenteils durchgeschlafen. Als sie an diesem Morgen aufwachte, fühlte sie sich etwas besser, aber ihr Kopf schmerzte immer noch. Sie hatte bereits eine Imitrex genommen. Zu allem Überfluss stellte sie auch noch fest, dass das Badezimmer im Erdgeschoss unter Wasser stand, weswegen sie Rick DeMun, den örtlichen Handwerker, anrufen musste. Rick wollte am Abend um fünf Uhr vorbeikommen.

Direkt nach ihrem Gespräch mit Rick rief das gerichtsmedizinische Institut bei ihr an und schickte sie zu Ben Weymullers Haus. Sie hoffte, die Untersuchung des Todesschauplatzes würde sie von den Migräneschmerzen und dem Wasserschaden ablenken, aber die grelle Frühlingssonne peinigte ihre Augen und ihr Kopf pochte.

Der zweiundneunzigjährige Ben Weymuller lag tot am Fuß seiner Kellertreppe, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Bens Tochter, Lucille, hatte ihren Vater am Mittwoch um elf Uhr vormittags dort gefunden, als sie ihn zum Mittagessen abholen wollte.

Gegen zwölf Uhr stand Lucille unter Mordverdacht.

Angela kannte Ben und seine Tochter. Bens schlichtes, blassgrünes Haus war beinahe völlig von weißem Hartriegel verdeckt. Er wohnte in Toonerville, was ein herablassender Spitzname im Forest für die Bungalowreihen zwischen Gravois, der Hauptstraße, und der Fernstraße 55 war. In Toonerville wohnten die Angestellten des Forests. Ben fertigte Schreinerarbeiten nach Maß für die örtlichen Villen an. Nach seiner Pensionierung stellte er hochwertige Schnitzereien und maßgefertigte Möbel für mondäne Boutiquen her.

Angela parkte ihren Charger in Bens Straße und zog ihre Ausrüstung aus dem Kofferraum. Schockiert stellte sie fest, dass die siebenundsechzigjährige Lucille festgenommen in einem Streifenwagen saß. Schlimmer noch, sie wurde von Ted Brixton Baker bewacht, dem neuen, taktlosen Polizeibeamten. Angela hörte Lucille schluchzen und ging zum Wagen hinüber, um sie zu trösten.

„Bleiben Sie, wo Sie sind, Angela!“, sagte Ted. „Sie dürfen nicht mit der Verdächtigen sprechen.“

„Der Verdächtigen?“

„Detective Greiman nimmt sie mit aufs Revier.“

„Lucille ist eine pensionierte Lehrerin“, sagte Angela. „Ihr habt ihr doch hoffentlich keine Handschellen angelegt.“

„Noch nicht“, sagte Ted. „Aber meiner Erfahrung nach sollte man eine verdächtige Person niemals unterschätzen.“

Welche Erfahrung denn?, dachte Angela. Lucille hatte diesen Hohlkopf wahrscheinlich zu seiner Schulzeit unterrichtet.

Lucille war eine rundliche Frau mit adrettem, grauem Haar und einer Vorliebe für Hosenanzüge in knalligen Sorbet-Farben. Angela konnte sie durch den Nebel aus Kopfschmerzen und scharfen, flimmernden Lichtkreisen kaum sehen.

„Detective Greiman ist im Keller“, sagte Ted. „Die Leiche ist kopfüber die Treppe runtergekracht. Die Tochter hat ihn heute Morgen gefunden und den Notarzt gerufen. Die Sanitäter haben versucht, ihn wiederzubeleben, aber er war mausetot. Der Keller sieht aus wie der reinste Schlachthof.“

Lucille schluchzte lauter. Angela warf Ted einen vernichtenden Blick zu, doch der Neuling plapperte unbeirrt weiter. „Sehen Sie sich mal das ganze Blut auf meinen neuen Schuhen an“, sagte er und zeigte ihr einen großen, schwarzen Schnürstiefel mit dunklen Blutflecken an der Sohle. „Ich bin voll reingetreten.“

Lucilles qualvolle Schluchzer bohrten sich in Angelas schmerzenden Schädel. „Ted!“, sagte sie. „Die Tochter des Opfers kann dich hören. Das ist das Blut ihres Vaters. Sei etwas respektvoller.“

Er entfernte sich ein paar Schritte von dem Streifenwagen, senkte die Stimme und sagte: „Sie hat ihm auch keinen Respekt erwiesen. Detective Greiman sagt, sie habe ihren Vater kaltgemacht. Sie sollen seitlich durch die Kellertür rein.“ Er deutete auf den Eingang. „Der Alte hatte seine Holzwerkstatt da unten. Er liegt am Fuß der Treppe.“

Angela schluckte eine weitere Imitrex. Dann zog sie sich vier Paar Handschuhe an, startete ihr iPad und öffnete die Kellertür. Der magenumdrehende Gestank von Tod und kupferigem Blut stieg ihr in die Nase und übertönte die angenehme Note von frischem Holz.

„An der Tür sind Schuhüberzieher“, sagte Greiman. Angela schlüpfte hinein und rief die Fallnummer ab.

„Nicht, dass du hier noch groß Spuren zerstören könntest“, sagte er. „Der ganze verdammte Keller wurde von einer Büffelherde zertrampelt. Nach dem Notruf der Tochter haben diese Idioten versucht ihn wiederzubeleben, obwohl er längst Pat. ex. war.“

Exitus am Notfallort.

„Deshalb nageln Bestatter die Sargdeckel zu“, sagte Greiman. „Das ist der einzige Weg, um den Rettungsdienst davon abzuhalten, die Leichen wiederzubeleben.“

Angela ignorierte seine Tirade. Die Sanitäter mussten laut Protokoll versuchen, Ben wiederzubeleben, egal wie schlecht die Chancen standen.

Die schwache Beleuchtung im Keller linderte ihre Kopfschmerzen etwas. Als sich ihre Augen an das dämmrige Licht gewöhnten, sah Angela einen gebrechlichen alten Mann auf dem Rücken in einer dunkelroten Blutlache liegen, die von Fußspuren durchzogen und mit medizinischen Abfällen gespickt war. Bens Arme waren steif und angewinkelt. Angela fotografierte die Unfallstelle von der Tür aus.

Beim Nähertreten sah sie, dass Ben Khakihosen und beigefarbene Socken trug. Brust und Brustbein waren aufgrund der Wiederbelebungsversuche des Rettungsteams verbrannt und geprellt. An seinen Händen hingen Infusionsschläuche. Sie würde diese notieren, aber nicht entfernen. Sein rot kariertes Hemd lag zerrissen auf dem Boden. Ein zerbrochenes, goldenes Brillengestell befand sich am Rand der Blutlache. Angela fotografierte es. Sie würde Greiman daran erinnern zu überprüfen, ob es der Sehstärke des alten Mannes entsprach.

Bens schneeweißes Haar war fast schwarz vor getrocknetem Blut. Die linke Hälfte seines Gesichts und seiner schmächtigen, blassen Brust war violett verfärbt. Totenflecken, dachte Angela. Nach Bens Tod hatte sich das Blut in seinem Körper an diesen Stellen angesammelt und ein unverkennbares Merkmal hinterlassen. Er musste auf dieser Seite liegend gestorben sein.

Für ihren Bericht skizzierte sie den Keller und zeichnete in der Mitte die Treppe ein. Östlich davon waren der Ofen, der Durchlauferhitzer und die Waschküche. Auf der westlichen Seite trennten Holzregale voller Konservendosen sie von Bens Werkstattbereich.

Bens Keller war aufgeräumt. Angela sah einen Stapel Schmutzwäsche in einem Korb. Der Betonboden war besenrein. Die kleineren Werkzeuge hingen ordentlich an einer Werkzeugwand. Auf der Werkbank war ein Stück glattes, unbehandeltes Holz eingespannt. In Fässern und Tonnen befand sich weiteres Holz, sortiert von dünnen, zwei Meter hohen Pfählen bis hin zu dicken Pflöcken. Eine Kriminaltechnikerin arbeitete sich gerade durch eine der Tonnen und machte Fotos.

„Die Tochter hat ihn um die Ecke gebracht“, sagte Greiman. „Sie hat gesagt: ‚Es ist alles meine Schuld‘.“

Für Angela war das noch lange kein Geständnis. Familienmitglieder gaben sich oft die Schuld am Tod eines geliebten Menschen.

„Warum hat Lucille das gesagt?“, fragte Angela.

„Sie hat so viel geheult und gefaselt, dass ich sie kaum verstanden habe. Irgendwann habe ich herausbekommen, dass sie gestern um elf Uhr vorbeikam, um ihrem Vater Makkaroni mit Käse zum Mittagessen zu bringen. Sie war in Eile, weil sie zum Essen der ehrenamtlichen Kirchenmitglieder musste, wo sie einen zweitklassigen Preis erhalten sollte. Deshalb hat sie vergessen, ihm mehr Dosensuppe aus dem Keller zu holen. Sie sagt, der Alte sei wahrscheinlich selbst hinuntergegangen. Er hat wohl immer gegen sechs Uhr zu Abend gegessen.“

Greiman würdigte die Einwohner von Toonerville weder mit ihren Vornamen noch mit Anteilnahme. Sie brachten seine Karriere nicht voran.

„Sie denkt, er ist die Treppe hinuntergefallen, weil er diese rutschigen Socken anhatte.“

Von Nahem sah Angela, dass die Stufen aus einem ungewöhnlichen, rotgoldenen Holz gefertigt waren. „Warum gibt es keinen Rutschschutz aus Gummi?“, fragte sie.

„Er hat die Treppe selbst angefertigt“, sagte Greiman. „Und seiner Meinung nach hätten Gumminoppen sie ruiniert. War wohl ein sturer, alter Bock.“

Das war er, dachte Angela. Und ein erstklassiger Handwerker.

„Ich schätze, die Tochter war es leid zu warten, bis der Alte das Zeitliche segnet, und hat ihn die Treppe runtergeschubst.“

Nein!, wollte Angela widersprechen. So ist Lucille nicht.

Aber sie wusste auch, dass erwachsene Kinder ihren Eltern manchmal zu einem vorzeitigen Ende verhalfen – mit einem Stoß am Treppenabsatz, einem Kissen über dem Gesicht oder einer Medikamentenüberdosis.

„Ihr Vater hatte Herzprobleme und sie hat jeden Tag nach ihm gesehen“, sagte Greiman. „Muss ganz schön nervig für sie gewesen sein, wo sie doch in Rente ist. Meine Mutter ist in Rente und immer mit ihren Freundinnen unterwegs. Die Tochter sagte, sie sei heute vorbeigekommen, um den alten Knacker wie jeden Mittwoch zum Mittagessen im Golden Corral abzuholen. Er bestand darauf, zu der Filiale ganz oben im südlichen St. Louis County zu gehen. Noch ein Grund für sie, ihn umzunieten – eine wöchentliche Spazierfahrt fast hundert Kilometer hin und zurück, nur weil er das Dessertbuffet dort besonders mochte.

Sie hatte bestimmt die Nase voll von Daddys Forderungen und hat ihm gestern den Stoß...

Erscheint lt. Verlag 12.11.2020
Reihe/Serie Ein Angela Richman Krimi-Reihe
Übersetzer Annika Mirwald
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Krimi-nal-fall • Krimi-nal-roman-geschichte • Mord-fall-ermittlung • Neuro-chirug-ie • Privat-detektiv-in • Tod-e-s-ermitt-l-er-in-ung • USA-amerika-n-isch-er-in
ISBN-10 3-96817-307-4 / 3968173074
ISBN-13 978-3-96817-307-8 / 9783968173078
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