Bunburry - Lesen kann tödlich sein (eBook)

Ein Idyll zum Sterben
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
150 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-7921-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bunburry - Lesen kann tödlich sein -  Helena Marchmont
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Folge 9: Bunburry hat wieder eine Bücherei! Und als Gründungsmitglied arbeitet Alfie ehrenamtlich in der beeindruckenden Bibliothek mit, die in der Villa der großzügigen Miss Radford-Jones eingerichtet wurde. Mindestens genauso wohl wie Alfie fühlt sich dort der elfjährige Noah, der Krimis über alles liebt und davon träumt, einmal in Sherlock Holmes' Fußstapfen zu treten. Kein Wunder also, dass der Junge fest davon überzeugt ist, dass es bei dem eigenartigen Buchclub, dessen Mitglieder sich regelmäßig in der Bibliothek treffen, nicht mit rechten Dingen zugeht. Zuerst weist Alfie dies als die übertriebene Fantasie eines Kindes ab, doch dann wird er selbst angegriffen. Hat Noah vielleicht doch recht?

Über die Serie:

Frische Luft, herrliche Natur und weit weg von London! Das denkt sich Alfie McAlister, als er das Cottage seiner Tante in den Cotswolds erbt. Und packt kurzerhand die Gelegenheit beim Schopfe, um der Hauptstadt für einige Zeit den Rücken zu kehren. Kaum im malerischen Bunburry angekommen, trifft er auf Liz und Marge, zwei alte Ladys, die es faustdick hinter den Ohren haben und ihn direkt in ihr großes Herz schließen. Doch schon bald stellt Alfie fest: Auch wenn es hier verführerisch nach dem besten Fudge der Cotswolds duftet - Verbrechen gibt selbst in der schönsten Idylle. Gemeinsam mit Liz und Marge entdeckt Alfie seinen Spaß am Ermitteln und als Team lösen die drei jeden Fall!


1 Die Bücherei


Das malerische Cotswolds-Dorf Bunburry hatte eine ganze Reihe an schönen Sehenswürdigkeiten zu bieten – unter anderem einen geruhsam dahinströmenden Fluss, den Victoria Park mit seinem indischen Pavillon, eine historische Kirche und das Drunken Horse Inn.

Doch eine Bücherei hatte es lange nicht gegeben. Die war vor Jahren den Sparmaßnahmen der Bezirksverwaltung anheimgefallen. Alfie McAlister hatte sich damit jedoch nicht abfinden wollen und sich für die Wiedereröffnung eingesetzt. Jetzt fehlte nur noch der passende Raum.

Eines Abends erwähnte er dies beiläufig Liz und Marge gegenüber, den engsten Freundinnen seiner Tante.

Marge rief ihn gleich am nächsten Tag an. »Wirf dich in deinen Sonntagsstaat, Junge. Miss Radford-Jones will dich sehen.«

»Und wer ist Miss Radford-Jones?«, fragte er.

»Alfie McAlister – du bist in Bunburry geboren und weißt nicht, wer Miss Radford-Jones ist? Asche auf dein Haupt!«

Er mochte in Bunburry geboren sein, war jedoch durch und durch Londoner. Seine Mutter war mit ihm nach London gezogen, um dort zu arbeiten, als er noch sehr klein gewesen war.

»Miss Radford-Jones«, erklärte Marge, »ist die Lady aus dem Herrenhaus.«

»Ich hatte ja keine Ahnung, dass es in Bunburry ein Herrenhaus gibt, geschweige denn eine Lady, die darin residiert«, sagte Alfie.

»Nun, sie ist vielleicht nicht direkt eine hochwohlgeborene Lady, aber sie wohnt in einem sehr großen Haus und ist das, was du respekteinflößend nennen würdest.«

Marge selbst konnte durchaus bisweilen das sein, was Alfie respekteinflößend nannte, obwohl sie winzig war. Dementsprechend fürchtete er sich ein wenig vor der Begegnung mit Miss Radford-Jones.

Er zog sich besonders gut an, wählte einen anthrazitfarbenen Anzug, den er sonst nie auf dem Lande trug, dazu ein cremeweißes Hemd und eine dunkelgrüne Krawatte, die er im Metropolitan Museum in New York gekauft hatte. Schwarze Seidensocken und perfekt polierte schwarze Lederschuhe vollendeten seine äußere Erscheinung. So fühlte er sich besser auf den Termin vorbereitet.

Er hatte eben das Ende der High Street erreicht, als er ein aufgeregtes Hecheln hörte und sich etwas Kaltes, Feuchtes in seine Hand drückte.

»Es tut mir so leid, Alfie!«, rief eine Frauenstimme.

Alfie drehte sich um und sah Debbie. Sie war in ihrem pinken Top und ihren schwarzen Leggings, hatte ein pinkes Stirnband um ihr platinblondes Haar geschlungen und zog ihren schwarzen Pudel an der ebenfalls pinkfarbenen Leine zurück.

»Er denkt, dass Sie vielleicht ein L-e-c-k-e-r-l-i bei sich haben«, sagte sie und senkte die Stimme beim Buchstabieren des Wortes zu einem Flüstern. Der Pudel setzte sich mit erwartungsvoll geöffneter Schnauze vor Alfie.

»Ich glaube, Perro versteht Wörter, auch wenn sie buchstabiert werden«, erwiderte Alfie. »Du bist sehr klug, nicht wahr?«

Der Pudel wedelte mit seinem fransigen Schwanz übers Pflaster.

»Ja, Pudel sind sehr schlau«, bestätigte Debbie. »Viel schlauer als Border Collies.« Sie holte einen Hundekeks aus ihrer pinken Bauchtasche hervor und reichte ihn Alfie. »Hier, werfen Sie den in die Luft. Er kann ausgezeichnet springen.«

Alfie tat es, und der Pudel hüpfte hoch, fing den Keks und verschlang ihn binnen Sekunden.

»Feierst du etwa krank?«, erklang eine andere Stimme. Es war Dorothy, die Postbotin, die über die Straße zu ihnen kam. Anscheinend war die Frage an Debbie gerichtet.

»Ganz sicher nicht«, antwortete Debbie. »Poppy ist im Salon, und meine nächste Dame kommt erst in einer Stunde, deshalb habe ich gedacht, ich laufe eine Runde durch den Park.«

Dorothy erschauderte. »Mich erstaunt, dass du da noch hingehen kannst – in Anbetracht dessen, was dir da passiert ist.«

Über sechs Monate war es inzwischen her, seit Debbie im Victoria Park den toten Mario Bellini gefunden hatte, einen gut aussehenden Eisdielenbetreiber. Und Alfie vermutete, dass Debbie es genoss, wie berühmt sie dadurch geworden war.

»Gerade wegen des armen Mario laufe ich weiterhin dort«, sagte sie ernst. »Ich bewahre sein Andenken in meinen Gedanken. Und ich erinnere mich daran, wie ich ihn gefunden habe … Na ja, eigentlich war es ja Perro, der ihn gefunden hat. Pudel sind erstaunlich intelligent …«

»Und was haben Sie vor, Alfie?«, fiel ihr Dorothy ins Wort, die sich nicht wieder anhören wollte, wie intelligent Pudel waren. »Ich habe Sie noch nie im Anzug gesehen.«

»Sieht er nicht schick aus?«, rief Debbie. »Oh, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Alfie! Sie sind immer sehr gut angezogen. Aber auch ich habe Sie noch nie in einem Anzug gesehen. Oh nein, sind Sie etwa auf dem Weg zu einer Beerdigung?«

»Sei nicht albern«, schalt Dorothy sie. »Wie kann er mit dem Schlips zu einer Beerdigung gehen?« Sie sah sich die Krawatte genauer an. »Was ist da drauf? Sind das Morris Dancers?«

Alfie entschied, dass die Schätze des Metropolitan Museum an Dorothy verschwendet wären, und lächelte gequält. Er konnte sich recht gut vorstellen, wie ihre Reaktion auf die vergoldete Diana-Statue ausfallen würde: »Die sieht ja aus wie Maisie Wilson – ohne was an.« Zugleich fragte er sich beklommen, was Miss Radford-Jones von seiner Krawatte und mithin von ihm halten würde.

»Das Muster stammt von einem alten ägyptischen Sarkophag«, sagte er zu Dorothy.

»Was sehr gut zu einer Beerdigung passen würde«, warf Debbie ein klein wenig schroff ein.

»Glücklicherweise gehe ich nicht zu einem Begräbnis«, sagte Alfie. »Ich bin auf dem Weg zu Miss Radford-Jones.«

Die beiden Frauen wechselten einen Blick.

»Da hätten Sie auf einer Beerdigung mehr Spaß«, unkte Dorothy. »Ich lasse Sie mal gehen, denn Sie wollen ganz bestimmt nicht zu spät kommen.«

»Schauen Sie einfach im Salon vorbei, falls Sie hinterher eine Heilmassage möchten. Ich habe einige wunderbar beruhigende Öle«, bot Debbie an.

Alfie setzte seinen Weg mit noch größerer Beklommenheit fort. Er kam an den Dorfrand, wo er gemäß Marges Anweisung nach rechts bog.

Und vor ihm stand das Haus mit seinem großen Grundstück: ein ausladender Bau im viktorianisch-gotischen Stil. Ein Teil sah wie eine mittelalterliche Burg aus, mitsamt Türmen und Zinnen; ein anderer wie eine uralte Kapelle mit spitzem Schieferdach; und wieder ein anderer Teil wirkte wie ein elegantes Herrenhaus mit Erkerfenstern, von denen aus man über die große Rasenfläche blickte.

Alfie war schon oft hier vorbeigekommen, hatte allerdings nie gedacht, dass es ein Privathaus war. Vielmehr hatte er es für ein Landhotel gehalten – so exklusiv, dass nicht einmal mit einem Schild dafür geworben wurde. Er hätte ahnen müssen, dass er sich irrte, denn alle Besucher in Bunburry wohnten im Drunken Horse.

Alfie schritt den Kiesweg entlang und stieg dann die steinerne Treppe zum Eingang hoch, dessen Vordach zu beiden Seiten von hohen Säulen gehalten wurde. Der gotische Stil fand sich auch an der massiven Haustür wieder, deren Holz man weder bemalt noch lackiert hatte und die mit Eisenbeschlägen besetzt war. Bevor er nach dem antiken Klopfer in Form eines Löwenkopfes greifen konnte, schwang die Tür auf.

Vor ihm erschien eine Frau, die in der Tat am besten mit dem Wort »respekteinflößend« bezeichnet werden konnte. Marge hatte verraten, dass Miss Radford-Jones in den Achtzigern war. Tatsächlich stützte sie sich auf einen Gehstock, doch ihre strenge Miene legte den Verdacht nahe, dass sie selbigen jederzeit als Waffe benutzen könnte. Ihr stahlgraues Haar war zu einem eleganten Nackenknoten nach hinten gesteckt, und sie trug einen modischen marineblauen Hosenanzug mit einem korallenroten Schal.

Alfie rechnete damit, dass sie wie Dame Evadne Foster klingen würde, die Grande Dame des britischen Theaters, der er einmal bei einer Hausparty begegnet war.

Aber als sie den Mund öffnete, hörte er den hiesigen Akzent. »Mr McAlister, nehme ich an?«

Alfie widerstand der Versuchung, mit »Nein. Dr. Livingstone« zu antworten.

»Ich bin Irene Radford-Jones«, fuhr sie fort, und Alfie brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sie gesagt hatte. Sie gab ihren Vornamen mit drei Silben wieder – »Ei-ri-ni« –; er hingegen hatte bisher nur gehört, dass die Leute »Ei-rin« sagten. Ihre Aussprache war so viktorianisch wie dieses Haus.

»Freut mich sehr«, erwiderte er und schüttelte ihr höflich die Hand, die nicht den Gehstock hielt. Sie fühlte sich zart und zerbrechlich an, weshalb er achtgab, nicht zu sehr zu drücken. »Aber nennen Sie mich bitte Alfie.«

Sie sah ihn frostig an. »Das halte ich für unangebracht.« Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt.

Eingeschüchtert folgte Alfie ihr ins Haus. Sie gingen durch eine Diele mit Mosaikfliesenboden und in einen großen Raum mit einem riesigen, polierten Holztisch, um den hochlehnige Holzstühle standen. Sie sahen aus, als hätte schon Anne Boleyn auf ihnen gesessen.

Miss Radford-Jones nahm am Tisch Platz, den Rücken kerzengerade, und bedeutete Alfie, sich ihr gegenüber hinzusetzen. In Bunburry bekam man gewöhnlich überall Tee und Selbstgebackenes angeboten – oder, wie bei Liz und Marge, Gin und Liz’ berühmtes Karamell. Hier wurden keinerlei Erfrischungen gereicht. Es war wie ein Vorstellungsgespräch.

»Sie sind Augusta Lyttons Neffe«, sagte Miss Radford-Jones. Es war eine Feststellung, keine Frage, trotzdem nickte Alfie zustimmend.

Er...

Erscheint lt. Verlag 30.10.2020
Reihe/Serie Ein englischer Cosy-Krimi
Ein englischer Cosy-Krimi
Übersetzer Sabine Schilasky
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Bunburry
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • cherringham • COSY • Cotswolds • Cozy • Dedektiv • Detektiv • Deutsche Krimis • England / Großbritannien • Ermittler • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalroman • Krimis • Love Story • Mord • Mörder • Oscar Wilde • Polizei • Polizist • Spannung • Spannungsroman • Tatort • Thriller • Verbrechen
ISBN-10 3-7325-7921-2 / 3732579212
ISBN-13 978-3-7325-7921-1 / 9783732579211
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