Dünenhausmord. Ostfrieslandkrimi -  Hans-Rainer Riekers

Dünenhausmord. Ostfrieslandkrimi (eBook)

Ein Fall für Grote und Lessing
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
280 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-242-5 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
3,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Hauptkommissar Stefan Grote und Kriminalanwärterin Stine Lessing haben es in ihrem ersten Fall in Ostfriesland mit einer skrupellosen Täterin zu tun, die vor nichts zurückschreckt. Ihr erstes Opfer ist der Architekt Enno Oltmanns, der in seinem Dünenhaus auf der Nordseeinsel Juist ermordet aufgefunden wird. Oltmanns galt als grummeliger Einzelgänger, doch wer könnte eine derartige Wut auf ihn gehabt haben? Als wenig später auch der vom Festland geschickte Kriminalbeamte getötet und der Aktenkoffer mit Beweismitteln entwendet wird, ist klar, dass die Täterin bereit ist, jedes Hindernis aus dem Weg zu räumen. Grote &Lessing übernehmen den Fall. Alles, was die Ermittler haben, ist das Phantombild einer attraktiven jungen Frau und das einzige verbliebene Beweisstück: ein schwarzes Haar. Und die Gewissheit, dass die Täterin ihren Rachefeldzug gerade erst begonnen hat...

Dienstag


Ein Fernspruch aus Oldenburg

 

Stefan Grote schloss kurz vor Mitternacht die Haustür auf. Er tat dies so geräuschlos wie möglich, um seine Frau und die beiden Kinder nicht zu wecken. Bereits am Nachmittag hatte er zu Hause angerufen und seiner Frau gesagt, dass es wieder einmal spät werden würde.

Das war schon früh absehbar gewesen, denn die Pressekonferenz, die der Polizeipräsident für den frühen Abend einberufen hatte, musste immer wieder verschoben werden. Der tatverdächtige Sexualmörder hatte zwar ein Geständnis abgelegt, doch dann tauchten immer wieder neue Details auf, die den Fall in einem anderen Licht erscheinen ließen.

Erst um zweiundzwanzig Uhr konnte der Polizeipräsident gemeinsam mit dem Staatsanwalt und ihm, als leitendem Ermittler, die Presse­konferenz eröffnen. Eine halbe Stunde war dafür angesetzt, dann jedoch kamen Fragen über Fragen, und als er endlich das Präsidium verlassen konnte, war es bereits halb zwölf geworden.

Grote fühlte sich restlos zerschlagen und zugleich aufgekratzt. Immer wenn ein Fall gelöst war, der ihn besonders gefordert hatte, befand er sich in diesem Zustand. Dann war an Schlaf nicht zu denken, bis irgendwann nach vielen Stunden die Erschöpfung Oberhand gewann.

 

Vor gut zwei Jahren wurde Stefan Grote zum Chef der damals neu gegründeten MK-L ernannt. Diese ganz spezielle Mordkommission des Landeskriminalamtes wurde ins Leben gerufen, um besonders schwierige oder herausragende Mordfälle im Bereich des Landes Niedersachsen zu bearbeiten. Und das tat sie bisher mit beachtlichem Erfolg. Stefan Grote hatte sich zuvor als Leiter des Mobilen Einsatzkommandos einen Namen gemacht und sich dabei in schwierigen Lagen bewährt. Innerhalb kurzer Zeit sammelte er mehr Einsatzerfahrung als manch anderer Polizist in seinem gesamten Berufsleben.

Als er das Angebot zur Leitung der neuen Dienststelle erhielt, zögerte er anfänglich, obwohl es für ihn einen Sprung auf der Karriereleiter bedeutete. Doch dann wurde ihm von höherer Stelle klargemacht, dass es Angebote gäbe, die man nicht ablehnen könne. Die Jahre beim Mobilen Einsatzkommando hatten ihm gut gefallen. Er wäre gerne dort geblieben, denn er war noch ausgesprochen fit für sein Alter und den sportlichen Herausforderungen der Spezialeinheit mit Leichtigkeit gewachsen.

Grote war hochgewachsen und muskulös. Die sich schon in jungen Jahren abzeichnenden Geheimratsecken hatte er geschickt dadurch kaschiert, dass er seine braunen Haare auf Millimeterlänge abrasieren ließ. Sein ausgeprägtes Kinn verlieh ihm ein markantes Aussehen und ließ ihn um einiges jünger aussehen, als er war. Auf Frauen hatte er eine gewisse Wirkung, das wusste er. Alles in allem ein attraktiver Mann, der kurz vor seinem vierzigsten Geburtstag stand.

Wenn er gefragt wurde, warum er sich letztendlich doch entschlossen habe, das MEK zu verlassen und zur neuen Mordkommission zu wechseln, so nannte er immer zwei Gründe:

Zum einen wies er darauf hin, dass es ihn zunehmend Kraft gekostet habe, ständig auf Abruf zu leben.

Als weiteren Grund führte er seine Frau an. Er wolle sie nicht weiter belasten, denn er wisse, was er ihr in den letzten Jahren abverlangt habe. Diese Zeit sei auch für sie nicht leicht gewesen, denn der Dienst beim MEK sei gefährlich und von häufigen Alarmierungen geprägt. Allzu oft habe in der Nacht das Handy geläutet und ihn in den Dienst gerufen. Manchmal sei er danach tagelang unterwegs gewesen, weil ihn Einsätze bis ins Ausland führten. Zum Teil sei es ihm nicht einmal möglich gewesen, ein Lebenszeichen nach Hause zu senden. Darunter habe seine Frau sehr gelitten und dies sei für ihn Anlass gewesen, das Angebot zur Leitung der Mordkommission anzunehmen.

Das entsprach im Kern der Wahrheit. Tatsächlich hatte seine Frau während der Zeit, als er beim Mobilen Einsatzkommando Dienst verrichtete, in ständiger Sorge um ihn gelebt. Und doch war dieses Grotes ganz eigene Version zu den Hintergründen seines Dienststellenwechsels. Daneben gab es allerdings noch eine andere Wahrheit. Grote hatte zu dieser Zeit eine längere Affäre mit einer Kollegin begonnen. Ein dummer Zufall führte dazu, dass sowohl sein vorgesetzter Abteilungsleiter als auch seine Frau davon erfuhren. Die Folgen waren gravierend.

Das »Angebot«, die Leitung der Mordkommission zu übernehmen, entpuppte sich letztlich als Ultimatum seines obersten Chefs, Dr. Richter. Grote war als MEK-Leiter nicht mehr tragbar, denn sein Verhalten hatte innerhalb seiner Dienststelle anfänglich zu Getratsche, dann sogar zu Spannungen geführt. Auch nachdem die beteiligte Kollegin versetzt worden war, beruhigte sich die Situation nicht wieder, zumal sich hartnäckig Gerüchte hielten, dass dieses nicht die erste Liaison mit einer Kollegin gewesen sei.

Grotes Ehefrau hatte bis zu diesem Vorfall ihrem Mann blind vertraut. Sie kannte ihn nur als liebenden Ehemann und vorbildlichen Vater. Sein Seitensprung traf sie völlig unerwartet, und ihre erste Reaktion war, sich von ihm zu trennen.

Trotz seiner Neigung zu Eskapaden liebte Grote seine Frau und die Kinder über alles und investierte viel, um seine angeschlagene Ehe zu retten. Letztlich gelang es ihm, seine Liebschaft als einmaliges amouröses Abenteuer darzustellen, in das er ungewollt hineingeraten sei. Seine Frau verzieh ihm um der Kinder willen, und allmählich normalisierte sich ihre Beziehung wieder, wenn auch ein Rest von Misstrauen bei ihr haften blieb.

Als innerhalb der Behörde bekannt wurde, dass Grote die neu gegründete Mordkommission übernehmen würde, regte sich sofort Widerstand. Nicht wenige Führungskräfte in vergleichbarer Position wie Grote empfanden die Entscheidung des LKA-Leiters als Affront. Unbestritten, Grote war ein exzellenter Kriminalist und für den neuen Job bestens geeignet. Dass aber letztendlich eine Verfehlung dazu beitrug, einen Karrieresprung machen zu dürfen, stieß einigen ziemlich sauer auf. So wurde seine Art, wie er die neue Dienststelle führte, von Neidern äußerst argwöhnisch beobachtet. Es gab manch einen, der nur auf seinen ersten Fehler wartete.

Als sich die Ermittlungen gegen den Sexualtäter in Hannover ausweiteten und irgendwann dazu führten, dass Grote Personal­verstärkung von anderen Kommissariaten anfordern musste, wurde von den betroffenen Dienststellenleitern mehr oder weniger offen Kritik darüber geäußert. Sie weigerten sich, eigenes Personal auch nur vorübergehend an ihn abzugeben. Obwohl Grote im Recht war, wurde ihm vorgeworfen, er habe selbst Mitarbeiter genug und müsse sie nur effizient einsetzen, dann würde er schon klarkommen. Zwar sprach Dr. Richter am Ende ein Machtwort und Grote bekam seine Verstärkung, doch wusste er, dass er von nun an den Bogen nicht mehr überspannen durfte.

Er spürte, dass er noch stärker als bisher unter Beobachtung stand, und verzichtete immer häufiger auf die Anforderung weiterer Verstärkung, obwohl er sie gut hätte brauchen können. So auch trotz aller Bedenken im Fall Jan Weber.

 

Grote schlich auf leisen Socken die Treppe nach oben und horchte. Durch die nur angelehnte Schlafzimmertür konnte er das regelmäßige Atmen seiner Frau hören. Es war eine Angewohnheit von ihr, die Tür immer leicht geöffnet zu lassen, damit sie die Zwillinge hören konnte, falls einmal etwas nicht in Ordnung sein sollte. Er belächelte diese Marotte, denn schließlich waren die beiden Jungen schon zehn Jahre alt.

Er ging wieder nach unten, holte sich eine angebrochene Weinflasche aus dem Kühlschrank und goss sich den abgestandenen Rest in ein Glas. Den viel zu kalten Wein spülte er in einem Zug herunter und hoffte auf die entspannende Wirkung des Alkohols. Trotzdem dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis er merkte, dass seine Nerven sich allmählich beruhigten und die Müdigkeit von ihm Besitz ergriff. Er schloss die Augen, ohne es zu merken, und schlief ein.

 

Als sein Handy klingelte, zuckte er zusammen. Im ersten Moment war er orientierungslos, dann fiel sein Blick auf die Wanduhr: 03.34 Uhr zeigte sie an. Er hatte also kaum zwei Stunden geschlafen. Sein nächster Blick fiel auf das Display: »Kriminaldauerdienst« stand dort, und das verhieß nichts Gutes.

Die Lautstärke des Ruftons verstärkte sich von Mal zu Mal, und hektisch nestelte er an dem Gerät herum, um Frau und Kinder nicht zu wecken. Als er die grüne Taste drückte und sich mit seinem Namen meldete, herrschte auf der anderen Seite der Leitung einige Sekunden lang Schweigen. Ohne seinen Namen zu nennen, sagte der Anrufer mit gedämpfter Stimme: »Stefan, du solltest kommen. Es ist etwas passiert.« Grote kannte diese Stimme gut, denn Hennes Brinkhoff, der Leiter des Kriminaldauerdienstes, war ein alter Freund und Weggefährte von ihm.

Stefan Grote war klar, dass Brinkhoffs Anruf ein sicheres Indiz dafür war, dass etwas ganz Außergewöhnliches geschehen sein musste. Deshalb brauchte er seinem Freund auch nicht zu sagen, dass er todmüde und erschöpft war. Das wusste Brinkhoff selbst, denn wenige Stunden zuvor hatten sie sich noch im Präsidium getroffen und einige Worte gewechselt. Brinkhoff wusste also ganz...

Erscheint lt. Verlag 23.10.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-242-1 / 3965862421
ISBN-13 978-3-96586-242-5 / 9783965862425
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 573 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv (Verlag)
14,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49
Ein Provinzkrimi | Endlich ist er wieder da: der Eberhofer Franz mit …

von Rita Falk

eBook Download (2023)
dtv (Verlag)
14,99