Provenzalischer Sturm (eBook)

Ein Fall für Pierre Durand
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2021 | 1. Auflage
368 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-26990-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Provenzalischer Sturm -  Sophie Bonnet
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Malerische Weinberge, alte Châteaus und eine Reihe mysteriöser Todesfälle ...
Es ist Spätsommer in der Provence. Pierre Durand will seiner Charlotte einen Heiratsantrag machen und plant dafür ein Wochenende in der malerischen Weinregion Châteauneuf-du-Pape. Doch aus dem romantischen Ausflug wird schnell eine Geduldsprobe, als sich herausstellt, dass der Inhaber des Schlosshotels ihnen nicht von der Kochshow erzählt hat, die dort aufgezeichnet wird. Zudem sorgen zwei Unglücksfälle im Ort für Entsetzen: Ein Winzer und ein Makler sind innerhalb weniger Tage zu Tode gekommen. Nur ein tragischer Zufall? Als eine bekannte Weinexpertin ihre Teilnahme an der Kochshow absagt, ahnt niemand, dass Charlotte, die spontan ihren Platz einnimmt, sich damit in Lebensgefahr begibt ...

»Niemand verbindet Genuss und Verbrechen so harmonisch wie Sophie Bonnet in ihren Provence-Krimis.« Hamburger Morgenpost

Lesen Sie auch weitere Romane der hoch spannenden »Pierre Durand«-Reihe!
Alle Bände sind eigenständige Fälle und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Sophie Bonnet ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Mit ihrem Frankreich-Krimi »Provenzalische Verwicklungen« begann sie eine Reihe, in die sie sowohl ihre Liebe zur Provence als auch ihre Leidenschaft für die französische Küche einbezieht. Mit Erfolg: Der Roman begeisterte Leser wie Presse auf Anhieb und stand monatelang auf der Bestsellerliste, ebenso wie die darauffolgenden Romane um den liebenswerten provenzalischen Ermittler Pierre Durand. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

1

»Möchte noch jemand vin doux

»Sehr gerne«, rief Luc, und auch Penelope und Arnaud nickten und hoben ihr Glas.

Pierre schenkte seinen Freunden vom Rasteau Domaine la Soumade nach und lehnte sich dann in seinem Stuhl zurück.

Aus der ins offene Küchenfenster gestellten Box drang entspannte Musik von Corneille und mischte sich mit dem Rauschen der Blätter. Die Luft war warm und samtig, durchzogen von einer angenehmen Frische, die vom Boden aufstieg und eine kühle Nacht versprach.

Was für ein herrlicher Tag, dachte Pierre, während er nach der letzten Weintraube auf seinem Teller angelte. An ihr klebte noch ein wenig vom rahmigen Bleu de Bresse. Die Kombination aus süßer Frucht und der milden Würze des Käses, untermalt von einem Schluck des tiefdunklen, samtigen Weins, entlockte ihm ein zufriedenes Seufzen.

Es war wohl der schönste Geburtstag, den man sich vorstellen konnte. Was ihm die Tatsache versüßte, dass er nun, da er fünfundvierzig geworden war, mit großen Schritten auf das halbe Jahrhundert zumarschierte.

Charlotte hatte ihn am Morgen mit einem kerzenübersäten Kuchen geweckt und ihm dabei ein Ständchen gesungen. Sie hatten den Vormittag im Bett verbracht, sich zwischen Kuchenkrümeln und knisterndem Geschenkpapier geliebt. Und als Charlotte sich schließlich am Nachmittag darangemacht hatte, das Essen für die Gäste vorzubereiten – Feldsalat mit Pflaumen-Weichkäse-Tartar, Rehrücken mit Kräuterkruste zu im Ofen gegarten Kürbisspalten und zum Nachtisch Beeren-Clafoutis – , hatte er auf dem Liegestuhl am Bach Platz genommen und die Spätseptembersonne genossen.

»Ich soll dir auch wirklich nicht beim Kochen helfen?«, hatte er zuvor gefragt.

»Besser nicht«, war die augenzwinkernde Antwort gewesen. »Es ist dein Tag, lass dich einfach nur verwöhnen.«

Und so hatte Pierre ausgiebig Zeitung gelesen, mit einem Kaffee in der Hand seine Zehen in den Bach gehalten und mit seinem ehemaligen Pariser Kollegen und guten Freund Eric telefoniert, bis ihm die weiß-braun gescheckte Ziegendame Cosima, die zur Feier des Tages frei herumlief, mit freudigem Meckern die ersten Gäste ankündigte.

Da saßen sie nun an einem langen Holztisch unter freiem Himmel und schienen sich prächtig zu amüsieren:

Pierres Assistent Luc hatte seine Freundin Florence mitgebracht, die ihr blond gefärbtes Haar heute offen auf den Rücken fallen ließ. Sie hatte den Arm um Lucs Taille geschlungen, den Oberkörper eng an den seinen gepresst, sodass ihre üppige Oberweite direkt in seinem Blickfeld lag.

Links neben ihm saß die stets unangepasst gekleidete Penelope, die erst im Mai als Schreibkraft zur police municipale gekommen war, sich aber sofort ins Team integriert hatte. Daneben der alte Uhrmacher Didier Carbonne, der Cosima und ihre maronenbraune Tochter Lilou versorgte und im Gegenzug die gemolkene Milch einstrich, aus der er Ziegenfrischkäse fertigte.

Ihnen gegenüber saßen Gisèle, die Empfangsdame und gute Seele der mairie, und der ehemalige Bürgermeister Arnaud Rozier mit seiner Frau Nanette. Und schließlich, am Kopf der Tafel, der Sommelier Martin Cazadieu, der sich fast zeitgleich mit Charlotte selbstständig gemacht hatte. Er führte nicht nur eine hervorragende Weinhandlung, sondern hatte seit dem Sommer auch Pierres Weinberg gepachtet, den er nun neu bestellte.

Pierre lächelte. Heute waren alle Menschen versammelt, die ihm etwas bedeuteten.

Nur einer fehlte: Louis alias Emile. Pierre hatte den jungen Vogelforscher während der Fahrt auf einem Hausboot kennen und schätzen gelernt. Für Pierre war er wie ein Sohn gewesen, und auch jetzt hielten sie regelmäßig Kontakt. Louis wäre seiner Einladung gerne gefolgt, doch er befand sich auf einer Forschungsreise durch den Keoladeo-Nationalpark im indischen Bharatpur, von wo er Pierre eine Videobotschaft geschickt hatte. Darin versprach er, untermalt von lautem Krakeelen und Tschilpen, ihn nach seiner Rückkehr in Sainte-Valérie zu besuchen.

Pierre trank noch einen Schluck vom Rasteau und dachte an den Sommer zurück, als er nach der Suspendierung durch den neuen Bürgermeister in ein tiefes Loch gefallen war. Maurice Marechal hatte ihm mit einem Intrigenspiel jede Möglichkeit auf eine Rückkehr auf den Posten des Chef de police municipale verwehrt. Nur durch das Einwirken des Präfekten und dank der Hartnäckigkeit von Gisèle, Luc, Penelope und Arnaud Rozier war Pierre rehabilitiert worden.

Da war er also wieder. Und obwohl Marechal versuchte, ihm den Alltag mit einem Übermaß an Bürokratie und Fleißarbeiten schwer zu machen, war das Leben schöner denn je. Was vor allem an Charlotte lag. Und an ihrem unerschütterlichen Optimismus.

Pierre suchte ihren Blick. Sie lächelte, und ihm wurde ganz warm ums Herz.

Vor nicht allzu langer Zeit hätte er jeden für verrückt erklärt, der ihm prophezeite, dass er mal mit einer Frau unter einem Dach leben würde, ohne sich eingeengt und in seiner Freiheit beschnitten zu fühlen. Doch im vergangenen Winter hatte er es gewagt und diesen Schritt nicht eine Sekunde bereut. Er, der niemals Kinder haben wollte, konnte es sich mittlerweile sogar vorstellen, eine Familie zu gründen.

Einem plötzlichen Impuls folgend, räusperte sich Pierre und klopfte an sein Glas, woraufhin die Gespräche allmählich verstummten.

»Meine lieben Freunde«, begann er, während er sich erhob, »ich freue mich, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid. Es ist das erste Mal seit meiner Ankunft in Sainte-Valérie, dass ich meinen Geburtstag in größerer Runde feiere. Es war mir ein Bedürfnis, euch alle dabeizuhaben. Denn es fühlt sich an, als sei das neue Lebensjahr zugleich ein Neuanfang. Ein Neuanfang, den ich nur euch zu verdanken habe! Mir ist klar geworden, dass ich der glücklichste Mensch auf der Welt bin, euch als Freunde zu haben.«

Ein fröhliches Johlen, es kam von Luc, der über das ganze Gesicht grinste.

»Ihr seid«, fuhr Pierre fort, »die großartigsten Menschen, die man sich vorstellen kann. Ihr wart da, als es mir schlecht ging. Und habt mich ertragen, als ich«, er lachte, »ziemlich unausstehlich war. Ihr habt mir den Rücken gestärkt und an mich geglaubt. Dafür möchte ich euch danken.«

»Es war uns ein Vergnügen!«, rief Rozier aus. »Sainte-Valérie wäre ohne dich als Chef de police municipale nicht dasselbe.« Er hob das Glas. »Darauf sollten wir anstoßen. Auf dich, mon ami

Die ersten Gläser klangen, doch Pierre schüttelte den Kopf. »Moment, ich bin noch nicht fertig.«

Er wandte sich Charlotte zu, die ihn aufmerksam anblickte, wache grüne Augen aus einem mit Sommersprossen übersäten Gesicht. Sie sah bezaubernd aus in ihrem weißen Sommerkleid. Die Haut gebräunt, das lockige Haar zu einem weichen Knoten aufgesteckt.

Pierre nahm ihre Hand und küsste sie. »Vor allem danke ich dir. Du hast mir gezeigt, dass Liebe keine Ketten bedeutet. Dass man füreinander da ist, in guten und in nicht so guten Zeiten. Du hast eine Engelsgeduld und verstehst es, mir den Kopf zurechtzustutzen, wenn ich mich wieder einmal verrannt habe. Das Zusammenleben mit dir ist so unglaublich schön, dass ich es nie mehr missen möchte.«

Charlottes Wangen überzog eine ungewohnte Röte. Und auch Florences Gesicht wirkte plötzlich erhitzt. Sie lehnte den Kopf an Lucs Schulter und tupfte sich mit der Serviette eine Träne aus dem Augenwinkel.

Pierre hielt inne und sah in erwartungsvolle Gesichter. Auf einmal war es ganz still, selbst die Musik war wie durch Zauberhand verstummt. Wären da nicht die krakeelenden Zikaden gewesen – man hätte eine Stecknadel fallen hören können.

Dachten sie etwa …? Hastig ließ er Charlottes Hand los und reckte das Glas in die Höhe.

»Und das Wichtigste: Wir müssen unbedingt auch auf dieses hervorragende Essen anstoßen, das Charlotte uns heute gezaubert hat«, schloss er rasch. »Santé! Auf die Liebe, die Freundschaft und auf das gute Leben.«

Zustimmende Rufe, ein Lachen und Zuprosten.

»Auf das gute Leben«, sagte auch Didier und stellte eine Frischhaltedose auf den Tisch. »Und darauf, dass noch reichlich Beeren-Clafoutis für mich übrig ist. Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich mich bediene, hm?«

Bald setzten die Gespräche wieder ein, und nach einem beherzten Griff zur Fernbedienung erklang nun auch wieder Musik.

N’ayez pas peur du bonheur, sang Berry mit sanfter Stimme. Tadida dida, dadida, hab keine Angst vor dem Glück.

Pierre atmete aus.

Das war gerade noch einmal gut gegangen. Er musste besser aufpassen, damit er nicht vorzeitig etwas in Gang setzte.

Als das Licht am Himmel nur noch ein milchiger Streifen war und die Windlichter auf dem Tisch entzündet wurden, nahm Luc Pierre beiseite und geleitete ihn bis zur Bank an der glyzinienumrankten Pergola.

»Bei deiner Rede vorhin hätte ich schwören können, dass du …« Luc stockte. »Hast du etwa kalte Füße bekommen?«

Pierre sah ihn in gespieltem Erstaunen an. »Was meinst du damit?«

»Ich dachte … Komm, sei ehrlich. Du wolltest Charlotte einen Heiratsantrag machen, stimmt’s?«

»Hier, jetzt?« Pierre runzelte die Stirn. »Wie kommst du denn darauf?«

»Na ja …« Sein Assistent grinste verlegen. »Madame Duprais hat dich ins Schmuckgeschäft in der Rue du Portail gehen sehen.«

»Madame …« Pierre stöhnte auf. Diese...

Erscheint lt. Verlag 17.5.2021
Reihe/Serie Die Pierre-Durand-Krimis
Die Pierre-Durand-Krimis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Cay Rademacher • Châteauneuf-du-pape • Cosy Crime • eBooks • Frankreich • Frankreich Krimi • Gil Ribeiro • Jean-Luc Bannalec • Kochbuch • Kochbücher • Kochen • Kochshow • Krimi • Kriminalromane • Krimireihe • Krimis • Kulinarischer Krimi • Liebe • Mordserie • Neuerscheinung Krimi 2021 • Neuerscheinung Taschenbuch 2022 • Pierre Durand • Pierre Martin • Provence • Reisen • Schlosshotel • Sommerlektüre • Spannungsroman • Spiegel-Bestseller-Autorin • Urlaubskrimi • Urlaubslektüre • Weingut
ISBN-10 3-641-26990-3 / 3641269903
ISBN-13 978-3-641-26990-6 / 9783641269906
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