Wintertee im kleinen Strickladen in den Highlands (eBook)

Mit kreativen Strickanleitungen.

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
368 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-583-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wintertee im kleinen Strickladen in den Highlands - Susanne Oswald
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Winter in den Highlands zwischen Wollsocken und Kräutertee

Chloe liebt das Leben in der Natur am Loch Lomond. Hier hat sie ihre Leidenschaft für Kräuter und Teemischungen entdeckt. Doch für ihren Job als Psychologin und ihren Freund Scott pendelt sie nach Glasgow. Sie weiß, dass sie eine Entscheidung treffen muss, denn dieses Leben zwischen den Welten macht sie nicht glücklich. Als sie sich auf die Reise zu ihrer Großmutter macht, um ihr nach dem Tod des Großvaters beizustehen, scheint ihre Zukunft mit jedem Tag ein wenig klarer vor ihr zu liegen. Auch wenn der Weg in diese Zukunft so verschlungen ist wie die Maschen, die Chloe als Strickanfängerin auf den Nadeln zu halten versucht, nimmt sie die Herausforderungen an und wagt etwas Neues.

Mit kreativen Strickanleitungen



Susanne Oswald ist Bestsellerautorin - ihr Traum wurde wahr. Die gebürtige Freiburgerin liebt das Meer. Gemeinsam mit ihrem Mann am Strand spazieren zu gehen und den Abend vor dem Kamin mit Strickzeug auf dem Schoß ausklingen zu lassen, ist für sie das Schönste. Mit dem Kopf ist sie fast immer bei ihren Heldinnen und Helden, und es macht sie glücklich, ihre Fantasie Wirklichkeit und Buchstaben zu Geschichten werden zu lassen.

Kapitel 1

Chloe

Chloe schlug die Augen auf, griff tastend zur Seite und drückte auf den Schalter an der Wand. Gleich darauf tauchte der Schein der Nachttischlampe den Raum in warmes Licht.

Die Luft im Zimmer war eisig und Chloe genoss es, sich noch einen Moment unter die Decke zu kuscheln. Während die letzten Schlafschleier von ihr abfielen, ließ sie ihren Blick durch den Raum wandern. Am Schlafzimmerfenster entdeckte sie Eisblumen, die wie ein zartes Gespinst vom Rahmen aus in die Scheibenmitte wuchsen. Elisabeth hatte also wirklich recht behalten, in der Nacht hatte es den ersten Frost gegeben.

Sie hatten sich über das Wetter und den bevorstehenden Umschwung unterhalten, als Elisabeth am Vortag bei Chloe hereingeschaut hatte, um Tee und Rosenseife zu kaufen.

Für einen kurzen Moment schloss Chloe noch einmal die Augen und tauchte in die Erinnerung an die gestrige Szene ein.

»Mein Knie tut weh«, erklärte Elisabeth und rieb sich die schmerzende Stelle. »Als ich eben einen Kranz auf Bobs Grab gelegt habe, kam ich fast nicht mehr in die Höhe. Ich versichere dir, diese Knieschmerzen sind ein untrügliches Zeichen für einen Wetterumschwung. Glaub der Erfahrung einer alten Frau, Chloe, der sonnige warme Herbst ist dieses Jahr früh vorbei, in den nächsten Tagen wird es kalt und wechselhaft.«

Als hätte die Kälte sie bereits erreicht, zog sie ihren Seelenwärmer ein wenig enger um die Schultern. Chloe bewunderte diese wunderschöne gestrickte Jacke mit den unterschiedlich breiten Zöpfen sehr. Irgendwann würde sie auch so etwas Besonderes stricken. Jetzt, nachdem Maighread sie überredet hatte, es zu lernen, war auch ihr Ehrgeiz geweckt. Allerdings war der Weg bis dahin noch weit, im Moment war Chloe froh, wenn sie es schaffte, die Maschen alle auf den Nadeln zu halten. Maighread musste ständig als Retterin agieren. Mit welcher Leichtigkeit ihre Freundin es schaffte, weggerutschte Maschen sogar über mehrere Reihen im Handumdrehen wieder nach oben zu holen, grenzte für Chloe an Zauberei.

Bevor Chloe sich in ihren Gedanken verlieren konnte, zeigte Elisabeth auf das Regal und sagte: »Gib mir bitte noch ein großes Glas von deinem Heidelbeergelee. Ich weiß nicht, wie du das anstellst, aber es schmeckt einfach köstlich. Es hat so eine besondere Note – ganz außergewöhnlich. Eilidh kommt nachher zum Tee und dein Gelee passt hervorragend zu Scones und Clotted Cream. Es gibt schließlich kein Gesetz, das vorschreibt, dass es immer Erdbeermarmelade sein muss.«

Sie zwinkerte ihr zu und zwischen den unzähligen Runzeln entdeckte Chloe die junge unbeschwerte Frau, die Elisabeth einst gewesen war. Es war unbeschreiblich schön, die Lebensfreude in ihren Augen blitzen zu sehen.

Elisabeth und Eilidh, die Haushälterin und gute Seele von Callwell Castle, waren ein unschlagbares Team, wenn es um die besten Backrezepte ging. Umso stolzer war Chloe, dieses Lob zu bekommen.

»Wenn mein Heidelbeergelee es gegen die Tradition schafft, dich zu überzeugen, dann nehme ich das als großes Kompliment. Danke schön! Vermutlich sind es die Gewürze, die dich so begeistern. Nur Zucker und Beeren zu verarbeiten ist mir zu beliebig. Ich koche immer etwas frischen geriebenen Ingwer mit, der hebt das Heidelbeeraroma. Und der gemahlene Koriander gibt dem Gelee zusätzliche Aromentiefe«, antwortete sie und freute sich sehr über die Anerkennung. Dann nickte sie bedauernd in Richtung von Elisabeths Knie. »Keine Chance, dass dein Knie sich irrt?«, fragte sie.

Immerhin war es erst Mitte Oktober, die Kälte durfte sich gern noch etwas Zeit lassen. Doch Elisabeth schüttelte vehement den Kopf.

»Meine Knochen irren sich nicht. Sag es bitte bloß nicht Maighread, sonst macht sie sich gleich wieder viel zu viele Sorgen, aber das Knie plagt mich seit gestern. So wie das zieht, können wir froh sein, wenn es nicht anfängt zu schneien.«

»Schade.« Chloe zog eine Schnute.

Aber auch wenn der Himmel sich gerade noch tiefblau über den Loch Lomond spannte und der Wind die verbliebenen Blätter an den Ästen nur sanft hin und her wiegte, war ihr klar, dass sie sich vom goldenen Herbst verabschieden musste. Wenn Elisabeth so sicher war, gab es leider keinen Zweifel. Elisabeth steckte mit ihrer Treffsicherheit bei den Vorhersagen jeden Wetterfrosch locker in die Tasche, das wussten alle Bewohner Callwells. Es tat Chloe nur leid, dass sie sich wegen des Wetterwechsels so plagen musste.

Vielleicht konnte sie ihr etwas Erleichterung verschaffen. Chloe überlegte kurz, drehte sich zum Regal um und nahm ein Döschen mit ihrer Rosmarin-Rosen-Salbe. Das drückte sie Elisabeth in die Hand.

»Hier, nimm das. Zweimal täglich einreiben, es wird dir guttun. Und wenn es in ein paar Tagen immer noch schmerzt, gehst du zum Arzt und sagst es auch Maighread. Versprochen?« Sie sah Elisabeth streng an, und erst nachdem sie nachgegeben und mit mürrisch aufeinandergepressten Lippen genickt hatte, sprach Chloe weiter. »Wirklich schade«, bekräftigte sie noch einmal. »Von mir aus hätte das Wetter gern noch ein bisschen so angenehm bleiben können. Ich wollte noch ein paar Touren machen und meine Vorräte aufstocken.«

Einen Moment dachte sie mit Wehmut an die vielen Beeren, die letzten Pilze und Kräuter, die nun vermutlich der Kälte zum Opfer fallen würden, bevor Chloe sie sammeln konnte. Doch dann gewann ihr Optimismus wieder die Oberhand. Sie zuckte mit den Schultern und lächelte. »Was soll’s, dann machen wir es uns vor dem Kamin gemütlich, trinken Tee und kuscheln uns warm ein.«

»Du bist vielleicht ein Witzbold«, sagte Elisabeth und lachte. »Als ob wir einen Grund bräuchten, um Tee zu trinken.«

Chloe stimmte in Elisabeths Lachen ein. Sie plauderten noch ein wenig über die Neuigkeiten aus dem Dorfleben und über ihre Gärten, die nun langsam in den Winterschlaf fielen. Es war ein hervorragendes Gartenjahr gewesen. Elisabeth hatte ein besonderes Händchen für Rosen und viel Erfahrung im biologischen Gärtnern. Sie hatte Chloe dazu geraten, den Boden mit Pferdemist anzureichern. Und Chloe hatte für Elisabeths Gießwasser eine stärkende Bachblütenmischung zusammengestellt, mit der sie selbst beste Erfahrungen gemacht hatte. Beides zusammen hatte die perfekte Kräftigung ergeben. So eine reiche Ernte an Rosenblütenblättern wie in diesem Jahr hatte Chloe noch nie gehabt. Sie freute sich schon darauf, auch im nächsten Jahr wieder von Elisabeths Erfahrung lernen zu dürfen.

Doch auch abgesehen vom Rat der älteren Dame machte es Chloe immer Freude, Elisabeth zu sehen. Sie war so etwas wie ein Großmutterersatz für sie. Chloes eigene Großmutter mütterlicherseits lebte längst nicht mehr und zu ihrer anderen Granny hatte sie seit Jahren wenig Kontakt. Granny Gwendolyn lebte mit Grandpa Padrig in Aberystwyth, in Wales. Sie schickten sich die obligatorischen Weihnachtsgrüße und Geburtstagskarten. Wenn es hochkam, telefonierten sie zweimal im Jahr und versicherten einander gegenseitig, dass es ihnen gut ging. Das war es dann auch schon. Chloe hatte sich schon längst vorgenommen, endlich wieder einmal nach Wales zu fahren, um ihre Großeltern zu besuchen, aber immer war etwas dazwischengekommen, und sie hatte ihre Reisepläne ein ums andere Mal aufgeschoben.

Nach einer Weile angeregten Plauderns verabschiedete Elisabeth sich fröhlich winkend. Sie bedankte sich bestimmt zum zehnten Mal für die Salbe und zog die Haustür hinter sich zu.

Chloe sah ihr durch das Küchenfenster hinterher. Seit Elisabeth nach ihrem Schlaganfall vor fast einem Jahr wieder sicher gehen konnte, liebte sie es, kleine Spaziergänge zu unternehmen und dabei ihre alltäglichen Besorgungen im Ort selbst zu erledigen. Es war ihr wichtig, ihre Eigenständigkeit zu bewahren. Außerdem brauchte sie Bewegung. »Faulenzen macht träge«, sagte sie immer. Dabei war Elisabeth weit davon entfernt, zu faulenzen. Sie hatte in Haus und Garten immer reichlich zu tun und strickte obendrein bei jeder Gelegenheit für einen guten Zweck.

Chloe vermutete, dass der Grund für ihre häufigen kleinen Besorgungsgänge viel mehr die wiedergewonnene Freude an der Dorfgemeinschaft war als die Angst, träge zu werden. Dass der Spaß an den Begegnungen sie aus dem Haus trieb, war wirklich ein Wunder. Jahrelang hatte Elisabeth sich von allem zurückgezogen und von niemandem etwas wissen wollen. Sie hatte konsequent alle Einladungen ausgeschlagen und selbst mit den Nachbarn kaum mehr als einen kurzen Gruß gewechselt. Und weil sie immer so mürrisch und abweisend war, hatten zuletzt alle freiwillig einen Bogen um sie gemacht.

Sie nun wieder so lebenslustig und unbeschwert zu erleben, nach allem, was sie durchlitten hatte, machte Chloe glücklich. Von Elisabeths früherer Verbitterung war nichts mehr zu spüren, sie hatte sich mit ihrem Schicksal ausgesöhnt und ihr Lachen wiedergefunden.

Chloe drehte sich unter der Bettdecke noch einmal auf die andere Seite. Seit sie tageweise wieder als Psychologin arbeitete, kam ihre Leidenschaft für Kräuter leider oft zu kurz. Schließlich musste sie ständig zwischen Callwell und Glasgow hin- und herpendeln. Sie hatte keinen Laden, sondern verkaufte ihre Kräutertees und anderen Produkte am Küchentisch. Dieses Jahr hatte sie viel weniger Heidelbeeren gesammelt als sonst und die Pilzsaison fast komplett verpasst. Früher hatte sie auch noch regelmäßig Kränze und Gestecke für die Gärtnerei hergestellt, das schaffte sie inzwischen – bis auf ganz wenige Ausnahmen – gar nicht mehr.

Nein, von dem Gedanken an den nervigen Wechsel zwischen Land und Stadt und die damit verbundenen langen Fahrtzeiten wollte sie sich nicht ihre gute Laune...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2020
Reihe/Serie Der kleine Strickladen
Der kleine Strickladen
Strickladen
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Der kleine Teeladen zum Glück • Die kleine Bäckerei am Strandweg • Die kleine Sommerküche am Meer • Familie • Frauenroman • Grüne Hügel • Highlands • Kräuter • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • liebesroman buch • liebesroman bücher • Loch Lomond • Romance • Roman Frauen • roman schottland • roman schottland highlands • Romantische Bücher • Schottland • Stricken • Strickladen • Tee • Träume • Urlaubsbücher • Urlaubslektüre • Wolle • Zukunft
ISBN-10 3-95967-583-6 / 3959675836
ISBN-13 978-3-95967-583-3 / 9783959675833
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