Feuerernte -  Ansgar Fabri

Feuerernte (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
264 Seiten
TWENTYSIX (Verlag)
978-3-7407-9682-2 (ISBN)
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Über Nacht tauchen in einem Mönchengladbacher Maisfeld verstörende Vogelscheuchen mit langen Metallkrallen auf. Menschen, die dem Mais zu nah kommen, erleiden Verbrennungen. Ein Kind bricht mit rätselhaften Symptomen im Maisfeld zusammen. Der TV-Journalist Rolf Habicht berichtet über die mysteriösen Ereignisse und stößt dabei auf Wetterdaten, die Wochen in die Zukunft reichen.  Mit seinen Recherchen weckt er einen Feind, der ihn und alle, die ihm wichtig sind, auf eine Weise bedroht, die Habichts Vorstellungskraft sprengt. Feuerernte  - Platz 3 beim  Wettbewerb  "Bestseller von morgen" des KI-Unternehmens Qualifiction.

Ansgar Fabri, geboren 1982, arbeitet seit seinem 20. Lebensjahr als freier Journalist (Rheinische Post) und war mit 21 Gewinner eines bundesweiten Literaturwettbewerbs von Amnesty International und Aktion Mensch. Seine prämierte Kurzgeschichte »Alltagsszene« erschien im Buch »Voll die Helden« (Arena Verlag), das als Schullektüre genutzt wurde. Seit seinem 25. Lebensjahr veröffentlicht er Romane, Kurzgeschichten und Fachbücher bei Verlagen, außerdem organisierte er Buchpublikationen für Institutionen. Sein Debüt als Selfpublisher (»Zirkus der dunkelsten Stunde«) wurde bei TWENTYSIX ein Top-5-Bestseller. »Feuerernte« erreichte beim Wettbewerb »Bestseller von morgen« des KI-Unternehmens QualiFiction Platz 3. Die erste Fassung des Romans entstand in etwa 20 Tagen bei dem internationalen Roman-Schreib-Marathon »NaNoWriMo«, womit Fabri zu den Gewinnern 2019 gehörte. Fabri machte sein Diplom in Sozialer Arbeit und absolvierte die Weiterbildung zur Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Niederrhein, an der er seit seinem 28. Lebensjahr als Lehrbeauftragter für Kreatives Schreiben unterrichtet. Weitere Lehrtätigkeiten: u.a. für ein Projekt des Literaturbüros NRW, die VHS Düsseldorf und VHS Mönchengladbach (Kreatives Schreiben), außerdem am Institut für Internationale Kommunikation Düsseldorf, der VHS Düsseldorf und dem Goethe-Institut (Deutsch als Fremdsprache). Mit seiner Frau, der Kulturpädagogin Nadine Fabri, und seinem Sohn Noah lebt er in Mönchengladbach.

Kapitel 1


Mönchengladbach, in einem Maisfeld


Rolf Habichts Gummistiefel platschten in eine Schlammpfütze, braunes Wasser spritzte auf und besprenkelte seine Nadelstreifenhose. Schlammflecken überzogen schon längst den Aufdruck »Presse« auf seinem Kamerarucksack.

Der Trampelpfad, der sich durch das Maisfeld schlängelte, verwandelte sich in eine einzige Matschpiste. Über dem Feld formte sich ein Wolkengebirge, das Habicht unmissverständlich klarmachte, bald den Regenschutz für seine Kamera aus dem Rucksack ziehen zu müssen. Er hoffte, wieder in seinem Van zu sitzen, wenn das Unwetter lostobte.

Hinter ihm raschelte es im Mais, dann stand ein alter Mann mit verschlissenem Karohemd und Cordhut neben ihm.

»Das Ding steht direkt da vorne!«, sagte er.

Wie war gleich der Name des Landwirts, der sich wegen seiner »beunruhigenden Entdeckung« beim Sender gemeldet hatte? Hubert Eschwede? Habicht war sich nicht sicher. Es war ihm aber auch egal. Für ihn war das eine verspätete Sommerlochgeschichte. Und dass er sich nun mit seiner Kamera durch das Maisfeld schlagen durfte, um hier einen TV-Beitrag zu drehen, ein Beleg für das Dahinsiechen seiner Karriere.

»Wer ist eigentlich Ihre Kamerafrau?«, fragte der Mann, der möglicherweise Hubert Eschwede hieß, während sie über die Schlammpiste staksten.

»Sie meinen Emma Fink. Sie ist keine Kamerafrau, sondern ausgebildete Journalistin«, gab Habicht knapp zurück.

Der Landwirt ließ sich von Habichts abweisender Art nicht abschrecken.

»Und der Kleine, den Sie mitgebracht haben? Ist das...«

»,Der Kleine' heißt Piet Fink. Und ja: Emma ist seine Mutter – und nein, ich bin nicht der Vater!«, blaffte Habicht.

»Nehmen Sie ihn immer zu Dreharbeiten mit?«, hakte der Landwirt nach.

»Nur noch so lange, bis die sendereigene Kita einen freien Platz für ihn hat.«

Donner rollte über das Maisfeld, ein leichter Wind kam auf und raschelte durch Halme und Blätter.

Habicht blickte sich suchend um. Wo ist Piet eigentlich?, fragte er sich, als neben ihm auch schon die Maishalme auseinanderflogen. Ein kleiner Junge, der ihm nicht einmal bis zur Hüfte reichte, sprang hervor und landete mit seinen bunten Gummistiefeln im Matsch.

»Buh!«, rief er und fragte dann: »Wann sind wir da?«

Der Bauer ging in die Hocke und zeigte den Trampelpfad entlang.

»Siehst du die Biegung dort drüben?«

Piet nickte.

»Dahinter. Aber du darfst dich nicht erschrecken, okay?«

Piet nickte erneut und kündigte dann an: »Ich geh‘ mal zu Mama!«

»Nicht nötig, ich bin schon da!«, hörten sie hinter sich eine Frauenstimme.

Emma Fink platschte durch den Schlamm. Anders als Rolf Habicht, der mit Gummistiefeln und 200-Euro-Anzug durch das Feld stapfte, trug sie Wanderstiefel, Jeans, eine braune Jacke mit aufgenähten Taschen und eine Kappe. Schlamm bedeckte ihre Hosenbeine bis zu den Knien. Das Einzige, worauf sie zu achten schien, war, dass der Kamera in ihrer Hand nichts zustieß.

»Sind Sie hingefallen?«, fragte der Landwirt mit Besorgnis in der Stimme.

Emma schüttelte den Kopf. »Ich habe ein paar Bilder von der Umgebung und dem Trampelpfad gemacht. Für einige aus sehr niedriger Perspektive musste ich mich hinknien. Ich denke, diese Aufnahmen fangen die Atmosphäre ganz gut ein.«

Piet lief los. Wasser spritzte bei jedem seiner Schritte.

»Über Sie habe ich so einiges im Internet gelesen«, begann der Landwirt wieder im Plauderton an Habicht gewandt.

»Bestimmt nur Gutes!«, brummte der sarkastisch und stapfte weiter.

»Naja...« Der Alte lächelte nervös und rückte seinen Cordhut zurecht. »Da stand oft, dass Sie so gemein zu Politikern sind...«, antwortete er dann nur noch halb so laut wie zuvor.

Emma zog ihre Kappe ab und strich sich über die Stirn. »Glauben Sie nicht alles, was man Schlechtes über Rolf schreibt oder sagt. Ich kenne ihn schon lange und kann Ihnen versichern: Der ist noch viel schlimmer.«

Der Wind rauschte stärker als zuvor durch das Maisfeld, doch trotzdem hörten sie Piet entsetzt schreien: »Hier ist ein Monster!«

Sie rannten in die Richtung, aus der Piets Weinen drang, die letzten Meter rutschte Habicht über die Schlammpiste und wäre fast gefallen. Hinter dem entsetzten Vierjährigen stand das »Monster«.

Der aus altem Sackleinen gefertigte »Kopf«, größer als ein Medizinball, thronte gut drei Meter über ihnen auf einem hölzernen »Hals«, an dem ein schwarzer, zerlumpter Umhang wehte. Darunter flatterte ein ebenfalls schwarzer Rock, dessen Länge Habichts komplette Körpergröße übertraf. Die grotesk langen Arme standen gerade vom Körper ab und verliehen dem Ding die Form eines Kreuzes. Grob gezimmerte Holzkrücken an den Unterarmen stützten es. Maisbündel, so dick wie Habichts Oberschenkel, bildeten die Arme.

Doch es waren die »Hände« der monströsen Konstruktion, die selbst Habicht eine Gänsehaut über den Rücken jagten: Jeweils fünf Eisenkrallen, jede von der Größe einer Sensenklinge, blitzten da hervor.

»Du kümmerst dich um Piet. Ich komm‘ schon klar«, raunte Habicht und zog den Reißverschluss seines Kamerarucksacks auf. Der Landwirt hockte sich zu Piet. »Das ist doch nur eine sehr hässliche Vogelscheuche. Sowas baut man normalerweise, um Vögel zu erschrecken, damit sie uns nicht die Ernte auffressen.«

Eine beruhigende Erklärung für Piet, dachte Habicht. Allerdings vermutete er, dass sie gerade vor etwas anderem als einer Vogelscheuche standen – und wenn er Recht behalten sollte, wäre Piet mit seinem spontanen Ausruf deutlich näher an der Wahrheit gewesen.

»Naja, und die hier erschreckt eben auch Menschen«, hörte er den Bauern sagen, wobei Habicht sich nicht sicher war, ob er bewusst mit Piet sprach oder laut nachdachte.

Habicht nahm das Stativ aus dem Rucksack, zog die Metallbeine aus, stellte es auf den morastigen Untergrund, montierte darauf die Kamera und stülpte den Regenschutz darüber. Dann richtete er das Stativ mit einer integrierten Wasserwaage so aus, dass es gerade stand. Mit Sorgenfalten blickte Habicht zu den dunklen Wolken. Wie viel Zeit blieb ihnen, bis ein Gewitterregen über das Feld peitschte? Zehn Minuten? Fünf Minuten? Oder noch weniger?

Habicht zog ein Ansteckmikro und einen Nackenbügel-Kopfhörer aus dem Rucksack.

»Herr, äähhh...«

Der Landwirt drehte sich von Piet weg und blickte in Habichts Richtung: »Eschwede«, ergänzte er.

»Wollte ich gerade sagen!«, behauptete Habicht, der schon auf den alten Mann zueilte, um ihm das Mikrofon anzustecken.

Emma strich Piet beruhigend durch die Haare. »Ich komme jetzt, dann kannst du das Interview führen«, sagte sie an Habicht gewandt.

Der schüttelte nur den Kopf und sprang schon hinter die Kamera. »Wir bauen den Beitrag anders auf. Ich habe schon eine Idee. Bleib bei Piet«, beschloss er und wandte sich Eschwede zu. »Stellen Sie sich bitte da vorne vor das Ding! Nein, einen Schritt nach links, bitte. Ja, genau so!« Habicht startete die Aufnahme.

»Erzählen Sie uns doch, wie Sie diese Entdeckung gemacht haben.«

Eschwede biss sich auf die Unterlippe, schluckte, dann: »Naja, ich habe sie gestern in der Morgendämmerung das erste Mal gesehen. Ich sah zuerst nur etwas Rotes leuchten und dachte: ,Das sieht aus wie Augen, aber das können ja keine Augen sein.' Also bin ich in die Richtung gegangen und habe den Trampelpfad gefunden. Der war am Abend vorher auch noch nicht da gewesen. Und dann bin ich rein ins Feld und hab‘ das Ding gefunden.«

»Und was haben Sie gedacht, als Sie hier ankamen?«, fragte Habicht weiter.

»Ja, was hab' ich da gedacht? ,Heilige Maria, Mutter Gottes, was ist das denn hier?', hab ich mir gedacht.«

Habicht nickte und fuhr fort: »Haben Sie so etwas schon einmal gesehen?«

Eschwede schüttelte heftig den Kopf. »Sowas ist mir in über fünfzig Jahren Landwirtschaft noch kein einziges Mal begegnet.«

»Haben Sie eine Vermutung, wer dahintersteckt?«, wollte Habicht wissen.

»Nee!«

»Oder, warum jemand so etwas baut?«, hakte Habicht nach.

»Nee!«

Ein Donnergrollen, lauter als das vorherige, gab Habicht eine gute Gelegenheit aufzuhören. Er stellte die Kamera ab und rief Eschwede zu: »Super! Vielen Dank! Das war's schon!« Der nickte erleichtert.

Von irgendwo klang die erste Strophe von dem R.E.M.-Lied »Bad Day« zu Habicht herüber.

»Dein Handy!«, rief Emma. »Stell's das nächste Mal auf lautlos, bevor du dir noch den Dreh versaust!« Sie griff in ein Außenfach des Kamerarucksacks und zog das Mobiltelefon...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7407-9682-0 / 3740796820
ISBN-13 978-3-7407-9682-2 / 9783740796822
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