Debora, Volpe und das Sterben im Giardino Mirifico Ein Venedig-Krimi -  Meinhard-Wilhelm Schulz

Debora, Volpe und das Sterben im Giardino Mirifico Ein Venedig-Krimi (eBook)

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2020 | 1. Auflage
220 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-4611-6 (ISBN)
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Debora, Volpe und das Sterben im Giardino Mirifico Ein Venedig-Krimi von Meinhard-Wilhelm Schulz Der Umfang dieses Buchs entspricht 221 Taschenbuchseiten. Kripo-Kommissarin Debora macht Urlaub auf der Insel Lido. Graf d'Este, der ein Auge auf sie, die aparte Androgyne, geworfen hat, bringt sie zum Familientreffen mit. Dort begegnet sie ihrer verschollen geglaubten Stiefmutter, die sie für den nächsten Abend zum Essen einlädt. Doch Debora findet sie ermordet vor. Als nun kurz hintereinander zwei mit der Toten befreundete Damen im Stift 'Giardino Mirifico' sterben, stellt Debora fest, dass es sich um den Teil einer Sterbeserie handelt, in die der Cousin des Grafen - er ist Bestatter -, Schwester Elena, sowie ein Finanzgenie verwickelt sind. Weil es nach Serienmord riecht, schaltet Debora ihre Vorgesetzten sowie Volpe ein, und es beginnt ein Spiel wie auf dem Schachbrett, aber auch ein Stochern im Dunklen. Als die Ermittlungen stocken, geht Debora auf eigene Faust vor und wird von der Jägerin zur Gejagten!

Ich bin Kriminalkommissarin Debora Rainone, leider schon gut 32 Jahre alt, ledig, eigentlich wohnhaft zu Venedig im Calle della Stella (Sterngasse), ein Kilometer östlich der Rialtobrücke und südöstlich der Vaporetto-Station Fondamente Nove.

Fast 1, 70 m groß bin ich, schlank und sportlich; gute, wenn auch keineswegs weibliche Figur; fein geschnittenes Gesicht mit beidseitig fünf bis sechs Sommersprossen neben der ziemlich markanten Nase; Augen dunkelgrau und mandelförmig; das dunkelblonde Haar beinahe glatt; früher trug ich‘s als Bubikopf, um, in Herrenbadekluft auftretend, für einen hübschen Mann gehalten zu werden. Heutzutage lasse ich es bewusst über die Schultern auf den halben Rücken hinunter fluten, um samt meiner rosa gehaltenen zehn Nägel und klimperndem Fußkettchen unverkennbar eine junge Frau zu mimen, denn meine Oberweite ist gleich Null.

Vor zehn Jahren trug ich zum Tangahöschen noch ein drei Zentimeter breites gesmoktes Band mit viel Elastin um die Brust, aber seit ein freches Gör zu seiner kurvenreichen Mutter gesagt hatte, »schau mal, Mami, die Tante hat oben ‘rum ja gar nichts«, warf ich es in den Mülleimer und flaniere oder jogge seitdem mit blanker Brust am Strand oder stürze mich vom Fünfmeterturm kopfüber in die nassen Fluten. Was die Leute dabei denken, ist mir gleichgültig. Warum sollte ich etwas verbergen, das nicht vorhanden ist?

Meine fast genauso flache Freundin Dalia, mit der ich noch vor zwei Jahren Tisch und Bett teilte, bis sie der Strandmörder (s.d.) umbrachte, pflegte zu sagen, sie liebe meine muskulöse Adonis-Brust. Das erinnert mich daran, dass ich in meiner Jugend so sehr für einen Jungen gehalten wurde, dass mich immer mal wieder ein Mädchen anquatschte, darunter eines Tages meine Dalia.

Natürlich habe ich auch keine feminine Taille. Hüften und Gesäß sind für geile Kerle, die es weibisch haben wollen, zu schmal. Dafür kann ich muskulöse Schenkel bieten, die ich stolz den Blicken aussetze, lang und fest und dank Wachsstreifen unbehaart. Die Achselhöhlen rasiere ich einmal pro Woche und stehe als Sauberkeitsfanatiker mindestens zweimal pro Tag unter der Dusche, auf jeden Fall nach den sogenannten Verrichtungen.

Mit Schmuck, gleich welcher Art, behänge ich mich kaum, höchstens mal einer silbernen Halskette oder einem Fußkettchen.

Wie oft staune ich, wenn ich meinen Strandlauf von mindestens 3.000 Metern hinter mich bringe, über die feisten Weiber, die da ihre wulstigen Brüste und widerlichen Speckrollen offen zur Schau stellen und wundere mich, dass ausgerechnet sie einen blöden Affen finden, der sie schwängert.

Eine Freundin meinte kürzlich, ich solle es machen wie sie und mir einen Silikoneuter verpassen lassen oder doch wenigstens einen ausgestopften BH tragen, dann würden die Männer Schlange stehen, aber ich denke gar nicht dran. Ich bin ich und Schluss! Dafür trainiere ich tagtäglich fünfzehn bis zwanzig Minuten mit Hanteln und der für starke Männer gedachten Bodybuilding-Feder, bis die Schwarte kracht. Wenn schon keinen Busen, dann immerhin eine bemerkenswerte Brustmuskulatur.

Klassische Musik liebe ich und gehe gerne ins Konzert, ausnahmsweise nicht in Hot Pants oder Minirock, sondern im bodenlangen blauen Abendkleid samt Stöckelschuhen, um großer wie kleiner Besetzung im Teatro La Fenice zu lauschen. Ich lese gerne und habe vier Favoriten: E.T.A. Hoffmann, Bierce, Lovecraft und natürlich Kafka, den göttlichen Schriftsteller aus Prag. Meine Deutsch- und Englischkenntnisse erlauben die Lektüre im Original.

Bei der Garderobe bevorzuge ich die Farben blau und rosa und trage (wenn ich dienstfrei bin) am liebsten enge kurze Kleider oder, wie gesagt, Hot Pants, die Füße mit den rosa gehaltenen Zehennägeln unterhalb der geschwungenen Waden barfuß. Mein langes blassrosa Gewand stellt da eine Ausnahme dar. Es ist ein rechtes Flatterkleid und gegen das grelle Licht der Sonne mehr oder weniger transparent, jedenfalls die passende Erholung nach dem anstrengenden Polizeidienst.

Graf Alfonso d‘Este, der mir demnächst in einem Kriminalfall begegnen wird, hatte mich gelegentlich zum Eis-Essen eingeladen, seit wir uns zufällig am Strand des Lido begegnet waren und ich ihm, braun gebrannt und nur im Tangahöschen steckend, auf Anhieb so gut gefallen hatte, dass er weit mit mir hinaus schwamm, um mich auf hoher See nach allen Regeln der Kunst abzuküssen und abzuknutschen, ohne irgendwelche verbotenen Zonen zu kennen oder zu verschonen. Nicht lange, und ich grapschte ebenso munter nach seinen Reizen, während wir gemütlich Wasser traten; so bin ich, und wer mich dafür kritisiert, soll zur Hölle fahren.

Irgendwie erinnerte er mich an den schönen Psychiater, in den ich mich unsterblich verliebt hatte, sonder Ahnung, dass er an nichts anderes dachte als mich zu vernaschen und dann (wie all die anderen Mädchen, die er verführt hatte) genüsslich im Meer zu ertränken. Er war längst tot (sein Rennboot hatte sich überschlagen) und ich Mutter eines Jungen geworden, eine andere Geschichte. Ohne Volpes Hilfe hätte ich das Drama nicht überlebt. Meine kinderlose Cousine hat das Baby übernommen.

Alfonso war ein großgewachsener Adonis mit krausem Haar und eindrucksvollem Gesicht. Es wäre für mich flachbrüstiges Mauerblümchen bereits schmeichelhaft gewesen, von ihm, dem prominenten Mann, überhaupt zur Kenntnis genommen zu sein. Als wir nach dem Schwimmen auf der flauschigen Decke am Strand lagen und einen Kuss nach dem anderen tauschten, fand ich es berauschend. Dass ich Kriminalbeamtin war, die gerade ihren Urlaub verlebte, hatte ich ihm verschwiegen.

Heute war es soweit, dass er mich auf einem Cocktailempfang seiner Sippe und allerlei anderen Leuten von Adel vorstellen wollte, mich, das unbedarfte unscheinbare Mädchen und Waisenkind aus einfachen Verhältnissen, das nichts, gar nichts auf diesem Familientreffen zu suchen hatte; wirklich scheußlich!

Ich hatte mich zur Feier des Tages in ein Nichts von trägerlosem blauen Seidenhemdchen gezwängt, das mir dank eingewebter Fäden aus Elastin wie einen zweite Haut am Körper klebte und auf dessen Vorderseite in voller Breite der Brust ein blassrosa Herz prangte, auf dem ganz oben mit grünen Buchstaben LOVE ME geschrieben stand. Auf seiner Umrandung flimmerten Glitzersteinchen und warfen das Licht in den Regenbogenfarben zurück.

Ich stapfte natürlich barfuß daher, wie immer, wenn ich die Gelegenheit dazu habe, und ließ das Fußkettchen klimpern. Auf weiteren Schmuck verzichtete ich ebenso wie jedwede Kriegsbemalung. Das lange, leicht gewellte Haar trug ich offen.

Ich hätte wissen müssen, worauf ich mich einließ, als ich ihm zusagte, aber die Wirklichkeit übertraf all meine Befürchtungen noch um Längen, denn die Fete fand im funkelnden Foyer und auf der Terrasse des weltberühmten „Excelsior“ statt.

Alfonso schwirrte dort herum, um eine Durchlaucht nach der anderen zu begrüßen, während ich Däumchen drehend und unbeachtet in der Ecke der Terrasse stand und neidisch die vorüber flanierenden Schönheiten aus Italiens Hochadel bewunderte. Ich zählte um die fünfzig Personen und Persönlichkeiten, die ich gar nicht kannte, was freilich auf Gegenseitigkeit beruhte, denn heute feierte der Ronaldo Conte d‘Este, Alfonsos Vater, seinen achtzigsten Geburtstag; sein Bruder Enrico war längst tot und hatte der Welt zwei bemerkenswerte Söhne hinterlassen, Giorgio und Emmanuel.

Freund und Feind stießen nun mit Spumante an; die tief dekolletierten fülligen älteren Damen aber nur mit einer Mischung aus Orangensaft und Sekt. Allgemeines Gläserklingen, gefolgt von Schlürf-Geräuschen und einem Stimmengewirr, erfüllte die Gegend, während Kellner auf Tabletts Schnittchen anboten, bis man auf Kommando in den britischen Geburtstagssong ausbrach.

In der darauf folgenden Stille tauchte Alfonso plötzlich an meiner Seite auf, seinen Cousin Giorgio im Schlepptau, den er mir eilig vorstellte. Er war etwas kleiner und gedrungener gebaut als Alfonso, sah ihm aber ähnlich. Sein Gesicht war blass und wirkte durch die Nickelbrille auf der markanten, von ein paar Sommersprossen gesäumten Nase wie das eines Gelehrten. Beide Herren trugen schwarze Maßanzüge mit fein eingearbeiteten silbernen Streifen sowie Lackschuhe; Noblesse oblige!

Mit einer Mischung aus Neugierde und Unverschämtheit musterte Giorgio mich von oben bis unten und umgekehrt, bis seine Augen mitten auf meiner Brust haften blieben. Errötend ward mir klar, dass der rosa Stern nicht blickdicht war und sich zu meinem Unbehagen die beiden Warzen im kühlen Hauch des vom Meer herüber wehenden Abendwindes aufgerichtet und dunkel in den feinen Stoff hinein gespießt hatten.

Naturgemäß erriet er meine Gedanken und sah mir frech in die Augen. Ich konnte den Eindruck nicht verdrängen, dass es durchtriebene Schläue war, die er ausstrahlte. Mit pfiffig zugespitztem Mund nannte er mich eine „Ragazza bellissima“, die ganz nach seinem Geschmack ausgefallen sei, so richtig zum Vernaschen, und behauptete verlogen, den guten alten Cousin um seine leckere Eroberung zu...

Erscheint lt. Verlag 9.10.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-4611-X / 373894611X
ISBN-13 978-3-7389-4611-6 / 9783738946116
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