Professor Zamorra 1211 (eBook)

Was einen nicht umbringt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0521-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Professor Zamorra 1211 - Ian Rolf Hill
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Lucia Nowak schlug die Lider auf!
Es war so finster, dass sie nicht mal die Hand vor Augen sah. Nur unter der Tür malte sich ein schwacher Lichtstreifen ab. Den Atem anhaltend lauschte sie in die Dunkelheit. Bis auf die regelmäßigen Atemzüge ihrer Mitpatientin war es totenstill.
Selbst draußen auf dem Flur rührte sich nichts.
'Lucia!'
Sie schrak zusammen. Die Stimme war direkt in ihrem Kopf erklungen, dennoch erkannte sie sie auf Anhieb. Es war die Stimme ihrer Mutter.
Aber das war doch nicht möglich.
Ihre Mutter war tot!

Verpassen Sie nicht den Schlussakt des spannenden Zweiteilers!


Professor Zamorra war ratlos.

Der Parapsychologe saß auf der Bank vor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und wusste nicht weiter. Eigentlich war er hierhergekommen, um Lucia Nowak beizustehen. Der jungen Frau, gerade mal siebzehn Jahre alt, hatte das Schicksal arg zugesetzt. Mehrfach missbraucht, hatte sie schließlich ein Kind zur Welt gebracht, das im Zorn vom Kindsvater, ihrem eigenen Onkel, erschlagen worden war. Bartosz war zu einem Nachzehrer geworden, der seine Mutter zu sich ins Grab gerufen hatte.

Doch Lucia Nowak war kein gewöhnliches Mädchen. Die schwere Traumatisierung hatte ein Parapotenzial in ihr geweckt, das seinesgleichen suchte. Sie hatte die todbringenden Rufe ihres untoten Kindes unbewusst auf ihre Peiniger umgelenkt und sie nacheinander getötet.

Professor Zamorra und seine Gefährtin Nicole Duval hatten dem Spuk schlussendlich ein Ende bereitet. Der Parapsychologe hatte durch Hypnose eine Blockade in Lucias Unterbewusstsein errichtet. Anschließend hatten sie sie nach Berlin gebracht, damit Lucia eine vernünftige Traumatherapie erhielt1). Aber selbst hier, über zweihundert Kilometer von ihrem Heimatdorf Pechern im Landekreis Görlitz entfernt, fand Lucia keinen Frieden.

Untote schlichen auf dem Klinikgelände herum und hatten es augenscheinlich auf das Mädchen abgesehen. Zamorra wusste weder warum, noch wer dahintersteckte, und das wurmte ihn. Er wusste nur, dass es jemand sein musste, der über Lucias besondere Kräfte informiert war.

Es lag keine zwei Stunden zurück, dass er vor einer Kneipe am Rande des Bäkeparks gestanden hatte, in der man die Leiche einer jungen Frau gefunden hatte, die angeblich von Ratten angefallen worden war!

Bei der Toten handelte es sich um Serena Nägele, Lucias Zimmerkameradin. Sie hatte keine Gelegenheit ausgelassen, das Mädchen zu drangsalieren und zu mobben. Mit anderen Worten, es gab wohl niemanden hier auf dem Gelände, den Lucia mehr verachtet oder gehasst hatte. Doch wie war es möglich gewesen, dass Lucia sie getötet hatte? Ihr Sohn Bartosz, der Nachzehrer, war von Nicole vernichtet worden, und die hypnotische Blockade sollte verhindern, dass sie die negativen Energien gezielt auf eine Person projizierte.

Und hier kamen die Vampire ins Spiel.

Zamorra wusste, dass es zahlreiche Abarten der Blutsauger gab, und gerade in Osteuropa kursierten Legenden von Untoten, die allein durch ihre todbringenden Blicke ganze Landstriche entvölkern konnten. Ein solcher Vampir schien auch hier sein Unwesen zu treiben. Dank der posthypnotischen Barriere war es auf Lucias Station lediglich zu einer Reihe von Magen-Darm-Erkrankungen gekommen.

Aber dann war etwas geschehen, das Lucia einen solch emotionalen Schock versetzt hatte, dass die Blockade aufgebrochen worden war. Antonia Nowak, Lucias Mutter, war in Pechern von einer Soucouyant, einer karibischen Vampirhexe, getötet worden. Lucia hatte den Tod ihrer Mutter im Traum miterlebt; vermutlich standen die Vampire untereinander in telepathischem Kontakt.

Lucia war daraufhin ausgerastet und auf die geschlossene Akut- und Aufnahmestation verlegt worden. Die behandelnde Ärztin vermutete eine Psychose und hatte ihr Psychopharmaka verordnet2).

Blieb die Frage, was die Vampire vorhatten? Wollten sie Lucia entführen?

Das hätten sie auf der offenen Station deutlich leichter haben können.

Und welche Rolle spielte Simon Kovac, der Sozialarbeiter, der Zamorra darum gebeten hatte, die Kosten für einen mehrtägigen Besuch von Lucias Mutter zu übernehmen? War es Zufall, dass sie ausgerechnet in der Nacht vor ihrer Abreise nach Berlin von der Soucouyant getötet worden war?

Möglich, aber unwahrscheinlich.

Der Dämonenjäger ging davon aus, dass es mindestens zwei Untote gab. Die Vampirhexe und den Blutsauger mit dem tödlichen Blick, den Lucia als spindeldürre, nackte Kreatur mit brennenden Augen und fingerlangen Hauern beschrieben hatte.

Waren sie und Kovac möglicherweise identisch?

Auch das musste Zamorra in Betracht ziehen. Weswegen er Kovac vor wenigen Stunden in seinem Büro aufgesucht hatte. Anzeichen dafür, dass er ein Vampir war, hatte er zwar keine entdeckt, doch das wusch den Sozialarbeiter nicht von jeglichem Verdacht rein.

Der Parapsychologe würde jedenfalls in der Nähe bleiben, um Lucia zu beschützen.

Die Geschichte der jungen Frau rührte ihn und machte ihn auf eigentümliche Weise betroffen. Mehr als sonst. Würde er zulassen, dass ihn das Schicksal jedes einzelnen Opfers der Schwarzblütler emotional berührte, wäre er längst selbst ein Fall für die Psychiatrie.

Womöglich lag es daran, dass Lucia alleine war und sie locker seine Tochter oder gar Enkelin sein konnte.

Unwillkürlich musste Zamorra lächeln.

»Sagen Sie, kann ich Ihnen irgendwie helfen?«

Professor Zamorra hob den Blick und sah einen dunkel gekleideten Mann von kräftiger Statur mit kahlgeschorenem Schädel vor sich, Typ: Privater Sicherheitsdienst. Den Deutschen Schäferhund hielt er an der kurzen Leine, dicht an seinem rechten Bein. Das Tier reckte die Schnauze und witterte in Zamorras Richtung, während es ihn aus sanften braunen Hundeaugen neugierig musterte.

»Wie bitte? O nein, ich … genieße bloß die frische Nachtluft.«

»Nun gut, ich frage nur, weil sie schon eine ganze Weile hier sitzen und …«

»Keine Sorge, ich tue niemandem etwas.«

Der Kahlköpfige blickte Zamorra ernst an. »Das habe ich damit nicht sagen wollen.« Er deutete mit dem Kinn auf seinen vierbeinigen Begleiter. »Smilla hier hat ein gutes Näschen für Menschen. Ich habe gelernt, ihrem Urteil zu vertrauen.«

Zamorra beugte sich vor und ließ Smilla an seiner Hand schnuppern, ehe er sachte durch ihr Fell strich. »Gute Entscheidung.«

»Die Beste. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte Smilla gekannt, bevor ich geheiratet habe.« Er grinste über seinen eigenen Witz und kraulte der Schäferhündin den Nacken. »Aber es passiert immer wieder, dass Leute herkommen, um sich aufnehmen zu lassen und kalte Füße bekommen, sobald sie vor dem Klinikgebäude stehen.«

Zamorra legte die Stirn in Falten. Im Reflex wollte er schon verneinen, als er kurz innehielt. Lucia befand sich auf einer geschlossenen Station, wo sie schutzlos den Attacken der Blutsauger ausgeliefert war. Zamorra war sich sicher, dass es den Vampiren irgendwie gelingen würde, dort einzudringen, auch wenn es sich zumindest bei der Soucouyant um eine Blutsaugerin vom alten Schlag handelte, was nichts anderes bedeutete, dass sie jemanden benötigte, der sie einlud, das Haus zu betreten.

Der Dämonenjäger hatte Lucia zunächst Merlins Stern überlassen wollen. Doch das Personal hätte ihr das Amulett umgehend abgenommen, aus Furcht, sie könne sich damit verletzen oder gar umbringen. Von hier draußen aber konnte Zamorra nicht das gesamte Gebäude im Blick behalten. Am effektivsten wäre tatsächlich, er würde sich in Lucias unmittelbarer Nähe aufhalten. Und was wäre einfacher, als sich kurzerhand aufnehmen zu lassen?

Merlins Stern hätte er jederzeit rufen können, das wäre nicht das Problem. Die Schwierigkeit bestand darin, dass er nicht mit absoluter Sicherheit sagen konnte, ob die Untoten mittlerweile wussten, dass Lucia verlegt worden war.

Was, wenn sie in der Zwischenzeit auf ihrer alten Station zuschlugen und er auf der Geschlossenen festsaß? Oder wenn Lucia am kommenden Morgen auf die Psychotherapie zurückverlegt wurde?

Das kam also nicht infrage, so nett die auf den ersten Blick auch erscheinen mochte.

Daher entschloss er sich zu einer kleinen Notlüge. Zamorra setzte sein freundlichstes Lächeln auf und sagte: »Tut mir leid, ich will Ihnen wirklich keine Unannehmlichkeiten bereiten, aber mein Patenkind wurde auf die geschlossene Station verlegt, und die Besuchszeit ist leider vorbei. Ich traue mich aber noch nicht, ins Hotel zu gehen. Vielleicht braucht sie ja etwas.«

Es fiel ihm nicht schwer, seiner Stimme einen verunsicherten Klang zu verleihen, und so wie es aussah, hatte er bei dem Wachmann den richtigen Ton angeschlagen.

»Das kann ich verstehen. Wie gesagt, wenn Sie etwas im Schilde führen würden, hätte Smilla das erkannt. Aber machen Sie nicht mehr allzu lange, die Nächte werden schon deutlich kühler, und Sie sind ziemlich luftig angezogen, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.«

Zamorra war so perplex über die ungewöhnlich gestelzte Ausdrucksweise, dass er glatt vergaß zu antworten. Der Wachmann tippte sich an den imaginären Mützenschirm und setzte dann seinen Rundgang fort. Der Parapsychologe aber blieb sitzen und kam nicht umhin, dem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes beizupflichten. Es war wirklich kühl geworden.

Außerdem wurden ihm langsam die Augen schwer. Die Müdigkeit trug ihr Übriges dazu bei, dass er zu frieren anfing. Zamorra stand auf, um sich die Beine zu vertreten. Er wollte sich mal auf der Rückseite des Gebäudes umsehen.

Der Eingang zur Klinik wurde von Platanen gesäumt, auf den Rasenflächen links und rechts davon wucherten Rhododendron-Sträucher, und selbst die Grünstreifen zwischen den einzelnen Reihen des Parkplatzes waren üppig bewachsen. Überhaupt lag die Klinik, auch dank des Bäkeparks, inmitten einer kleinen grünen Oase. Für die Stabilisierung psychisch erkrankter Menschen sicherlich von Vorteil, Zamorra indes sah darin Dutzende von Versteckmöglichkeiten für Vampire.

Der Dämonenjäger ließ noch einmal den Blick über die Fassade schweifen. Die geschlossene Station lag auf der ersten Etage. Sie besaß keinen eigenen...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2020
Reihe/Serie Professor Zamorra
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • Deutsch • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-0521-X / 375170521X
ISBN-13 978-3-7517-0521-9 / 9783751705219
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