Dorian Hunter 56 - Horror-Serie (eBook)

Das Monster von Greenfield

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0457-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 56 - Horror-Serie - Ernst Vlcek
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Dorian Hunter macht die Bekanntschaft von Mike »Cleanhead« Hyde, als er ihn am Straßenrand vor einigen Rowdys rettet. Aber der tollpatschige Mann bedankt sich nur widerwillig und behauptet, die Jugendlichen hätten ihn zurecht angegriffen. Was zunächst wie eine merkwürdige Episode wirkt, entwickelt sich schon bald zu einem Fall, in dem Dorian Hunter tatsächlich das Gefühl beschleicht, es mit einem Monster zu tun zu haben ...


1. Kapitel


Es ist immer der gleiche Traum. Zuerst ist es finster. Nur die Gesichter von Vater und Mutter sind zu sehen. Sie bieten einen schrecklichen Anblick, obwohl sie zuerst noch leben. Aus ihren Gesichtern spricht Angst.

Anfangs bin ich nur ein unbeteiligter Zuschauer. Ich bin ja noch ein kleines Kind und verstehe das alles nicht so recht, nur die Angst fällt mir bei meinen Eltern auf. Und ich erkenne, dass ich ihren Tod beschlossen habe.

Sie schreien, als Hände aus der Dunkelheit auftauchen, Hände mit langen, blitzenden Dolchen. Der Schein der schwarzen Kerzen spiegelt sich in den Klingen. Und dann stoßen die Hände mit den Dolchen zu. Ich bin noch Zuschauer, obwohl ich weiß, dass ich die Dolche führe. Ma und Pa schreien immer lauter. Die Sehnen der Hände spannen sich, die Adern schwellen an. Und dann wird alles in Blut getaucht, und die Schreie werden so schrill, dass ich sie nicht mehr ertragen kann. Die Münder von Ma und Pa sind weit aufgerissen, die großen erstarrten Augen auf mich gerichtet.

Ich bin froh, als Feuer das ganze Bild auslöscht. So werde ich von dem Anblick meiner toten Eltern, die ich umgebracht habe, erlöst. Aber im Traum bin ich gar nicht erschüttert, sondern will noch mehr Blut sehen. Das Böse ist in mir. Das weiß ich während des Traumes. Ich bin durch und durch böse, wenn ich manchmal auch Zeiten habe, wo ich nicht mal einer Fliege was zuleide tun könnte. Einmal habe ich mich an einem Dorn gestochen, und als das Blut aus meinem Finger quoll, wurde mir ganz schlecht. Ich habe solche Zeiten. Dann wieder kann ich vom Blut nicht genug kriegen – wie in diesem Traum.

Nach meinen Eltern kommt Lord Marbuel dran. Ich kann mich an ihn erinnern. Aber in diesem Traum war er mein Lehrmeister und Gönner. Er hat mir alles Böse dieser Welt beigebracht. Nun glaube ich, dass ich ihn übertreffen kann. Ich bin noch grausamer und bösartiger als er. Deshalb bringe ich ihn um. Nachdem ich über meinen Lehrmeister des Bösen gesiegt habe, bin ich Herr über Leben und Tod.

Dann ist der Traum aus. Ich erwache schweißgebadet in meinem Bett in Tante Annas Haus. Mir ist ganz übel. Durch das offene Fenster weht kalte Luft herein, denn es ist November. Ich bekomme eine Gänsehaut. Die Sonne scheint durchs Oberlicht.

Ihre Strahlen blenden mich.

Ich stehe auf, und da kommt es mir auch schon hoch. Ich zittere und heule und kotze. Dabei torkle ich durchs Zimmer und besudle alles.

Tante Anna kommt händeringend angerannt. Sie muss die Schweinerei aufwischen. Als ich ihr helfen will, sagt sie, dass ich dazu zu tollpatschig sei. Also ziehe ich mich zitternd in eine Ecke zurück.

Tante Anna ist wütend. Ich mache ihr auch wirklich viel Scherereien. Als sie von unten zu mir aufblickt, verändert sich ihr Gesichtsausdruck. Sie seufzt.

»Was ist denn nur los mit dir, Mike? Hattest du schon wieder einen deiner Albträume?«

»Es ist immer der gleiche Albtraum«, sage ich.

Sie wringt das Tuch aus, mit dem sie den Boden aufwischt. »Du solltest dir das alles nicht so zu Herzen nehmen, Mike. Es ist doch nur ein Traum. Vergiss ihn!«

»Wie kann ich denn vergessen, dass ich Ma und Pa umgebracht habe – und all die anderen?«

Da wird sie wieder wütend. Sie knallt den nassen Lappen auf den Boden, stemmt die Hände in die Hüften und kommt auf mich zu. Ich werde in meiner Ecke kleiner und kleiner. Aber als sie bei mir ist, hat sie keine Wut mehr.

»Hör doch endlich damit auf, Mike!«, bittet sie. »Deine Träume haben mit der Wirklichkeit überhaupt nichts zu tun. Deine Eltern kamen bei einem Autounfall ums Leben. Wie oft soll ich dir das noch sagen?«

»Aber...«

»Es war nur ein Traum.«

»Ja, Tante.«

Sie seufzt wieder. »Wenn sich dein Zustand nicht bald bessert, dann ...«

Sie spricht nicht weiter, aber ich weiß, was sie sagen wollte. Mir wird sofort wieder schlecht.

»Muss ich in eine Anstalt?«, frage ich ängstlich.

»Nein, nein, Mike«, sagt sie schnell. »Solange ich für dich sorgen kann, bleibst du in diesem Haus.«

»Ich muss aufs Klo«, sage ich.

Durch das Klofenster sehe ich in den Garten hinter dem Haus. Im Frühling und Sommer blühen hier viele Blumen. Manche habe ich selbst gesetzt. Die liebe ich besonders. Ich helfe meiner Tante auch oft beim Jäten. Ich darf das Unkraut auf einem Haufen zusammenschichten und anzünden. Das macht Spaß! Aber manchmal habe ich in dem Feuer auch die Gesichter von Ma und Pa gesehen. Das war furchtbar.

Als ich jetzt durchs Klofenster hinausblicke, ist der Garten öd und leer. Na ja, im November. Aber gerade als ich an der Spülung ziehen will, tauchen beim Gartenzaun Angie und Tommy auf. Das sind zwei Nachbarskinder. Geschwister. Ich weiß, dass ihre Mutter, Mrs. Sutherland, ihnen verboten hat, sich mit mir abzugeben. Aber was können die Kinder dafür? Also winke ich ihnen zu.

Sie stecken die Köpfe zusammen und kichern. Dann sehen sie hoch und rufen: »Cleanhead, Cleanhead, fang uns doch!«

Alle nennen mich Cleanhead, weil ich keine Haare habe. Dagegen habe ich nichts. Glatzkopf wäre geschimpft, oder? Cleanhead ist netter, wenn Tante Anna es auch nicht gerne hört. Aber ich weiß, dass es die Kinder nicht böse meinen. Sie sind meine einzigen Freunde. Ich mag Kinder.

»Na wartet!«, rufe ich lachend durchs Fenster. »Ich erwische euch schon.«

Ich renne raus aus dem Klo, ziehe Hose und Jacke über den Pyjama an und flitze aus dem Haus. Die Kinder schreien bei meinem Anblick vor Vergnügen, nehmen aber Reißaus, als ich ihnen nachlaufe.

Nach einigen Metern trennen sie sich. Angie rennt nach links, Tommy nach rechts. Es dauert etwas, bis ich mich für eine der beiden Richtungen entschlossen habe. Ich beschließe, Angie auf den Fersen zu bleiben. Also nichts wie hinter Angie her. Das macht Spaß. Aber als ich sie fast erreicht habe – ich kann zwar nicht besonders schnell laufen, aber schneller als so ein kleines Gör bin ich ja immer noch –, als ich sie einhole und nach ihr greifen will, beginnt sie auf einmal laut zu schreien. Es hört sich so an wie das Schreien meiner Opfer.

Angie hat Angst vor mir, erkenne ich. Ich rufe ihr zu, dass sie sich vor mir doch nicht zu fürchten braucht, weil ja alles nur Spaß ist, aber sie hört mich nicht, schreit nur noch lauter. Mir ist zum Heulen.

Da taucht Mrs. Sutherland auf.

Angie rennt in die Arme ihrer Mutter, schluchzt haltlos.

»Was wolltest du meiner Angie antun?«, schreit Mrs. Sutherland mich an.

Und die Worte sprudeln nur so aus ihrem Mund, ohne dass sie Luft holt.

Ich will ihr erklären, dass alles ganz harmlos war, nur Spaß. Mrs. Sutherland, will ich sagen, ich wollte Angie ganz bestimmt keine Angst einjagen. Und ich weiß selbst nicht, warum sie sich auf einmal zu fürchten begann, Mrs. Sutherland. Aber ich bringe keinen Ton hervor. Mir ist ganz schwindelig, und in meinem Kopf dröhnt und pocht es. Ich höre nicht, was mir Mrs. Sutherland zubrüllt, höre nur den einen Satz: »... werden schon noch dafür sorgen, dass du in eine Irrenanstalt kommst. Denn dort gehörst du hin.«

Auf einmal tauchen weitere Frauen auf, schreien auf mich ein, drohen mir mit den Fäusten. Mrs. Quimbley ist auch darunter, und obwohl sie keine Kinder hat, die sie vor mir beschützen muss, ist sie die Schlimmste von allen.

Mrs. Quimbley verspricht, dass ihr Mann nach diesem Vorfall nun alles tun werde, damit ich endlich dorthin komme, wo ich hingehöre – ins Irrenhaus. Mr. Quimbley hat in Greenfield sehr viel zu sagen, denn er hat viel Geld. Und Mrs. Donaldson ist auch da. Das ist die Mutter von Lisa. Ich habe Angst, dass sie mir die Augen auskratzen will, und hebe die Hände. Das kommt ihr so vor, als wollte ich sie schlagen. Sie schreit noch lauter und droht, dass mich ihr Mann noch windelweich prügeln wird.

Zum Glück taucht dann Tante Anna auf und bringt mich ins Haus. Dort weine ich mich an ihrer Brust aus, und sie redet mir gut zu. Wenn es nach ihr ginge, dann bräuchte ich nicht in eine Anstalt. Aber der mächtige Mr. Quimbley hat mehr zu sagen als sie.

»Dazu lasse ich es nicht kommen«, verspricht sie trotzdem. »Bevor ich dich mir wegnehmen lasse, ziehe ich lieber in einen anderen Ort.«

»Ich schäme mich so, dass ich dir solche Schande mache«, sage ich, als ich wieder reden kann. »Ich bin ein Ungeheuer, ich weiß ...«

Aber das will sie nicht hören und schickt mich auf mein Zimmer. Ich verspreche ihr, dass ich das Haus heute nicht mehr verlassen werde, gehe auf mein Zimmer und versuche zu zeichnen.

Ich kann ganz gut zeichnen. Das sagen auch die Ärzte, die mich behandelt haben. Und ich kann auch ganz gut basteln. Früher, als wir noch woanders wohnten, habe ich meine Weihnachtssterne aus Stroh im Ort verkauft. Aber in Greenfield will sie niemand haben.

Ich versuche also zu zeichnen, aber es macht mir heute keinen Spaß. So setze ich mich ans Fenster und blicke in den Garten hinaus. Wenn Sommer wäre, gäbe es wenigstens mehr zu beobachten, aber so tauchen nur einige Spatzen auf, die von meinen Brotkrumen angelockt werden.

Da steht auf einmal Lisa am Zaun....

Erscheint lt. Verlag 20.10.2020
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-0457-4 / 3751704574
ISBN-13 978-3-7517-0457-1 / 9783751704571
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