G. F. Unger Tom Prox & Pete -14 (eBook)

Jim im Pech

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0507-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Tom Prox & Pete -14 - G. F. Unger
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Der Himmel ist dicht mit grauen Wolken verhangen. Eine Regenwand kommt von Südwesten her über die Hügel. Wie ein wandernder Vorhang fegt sie über das Tal.
Der Reiter, der gerade aus dem engen Canon herauskommt, hält seinen braunen Wallach an und pfeift den herumstreunenden Hund herbei. 'He, Pluto! Du bleibst immer dicht neben mir, verstanden? Wir werden jetzt nass, mein Junge!'
Jim Chester nestelt den Regenmantel los, der hinter dem Sattel angebunden ist, und hängt ihn sich um die Schultern. Dabei spricht er weiter vor sich hin: 'Herrschaften! Wenn wir Glück haben, sind wir noch heute Abend auf der Bären-Ranch.'
Die Regenwand hat den Reiter jetzt erreicht. Jim zieht den Hut tiefer ins Gesicht und hält den Kopf schief, sodass die breite Krempe das Wasser vom Gesicht fernhält.
Das Pferd trabt an. Aber es fühlt sich nicht sonderlich wohl. Auf dem rasch glitschig werdenden Boden kommt es ins Rutschen und läuft bald wieder im Schritt. Da der Regen von vorn kommt, lässt der Wallach den Kopf tief hängen. Die großen Augen suchen aufmerksam den Boden ab ...


Der Hund ist bald außer Sichtweite, und Jim muss ihn wieder heranpfeifen. Es ist nicht sein Hund. Das Tier gehört dem Bären-Rancher Dick Hanson, und Jim hat es sich nur ausgeliehen, als er auf dem Herritt bei Dick vorbeikam. Der Schäferhund Pluto und Jims Wallach Hektor haben schon vor längerer Zeit Freundschaft miteinander geschlossen. Pluto ist stets außer sich vor Freude, wenn er das rehbraune Pferd wieder sieht. Aus diesem Grund hat Jim auch den Hund mitgenommen.

Jim Chester kommt gerade aus der Apachen-Reservation. Dort hat er im Auftrage von Billy Jenkins mit dem Indianeragenten verhandelt. In diesem Herbst wird die Herz-Ranch, deren Boss Billy Jenkins ist, dreitausend Rinder an das Reservat verkaufen. Das ist eine schöne Herde. Die Rinderpreise sind dieses Jahr nicht besonders gut. Jim hat günstig abgeschlossen. Sein Ritt hat sich für die Herz-Ranch gelohnt. Wenn Billy Jenkins dreitausend Rinder an die Regierung verkauft, braucht er in diesem Herbst keine Rinder zu verladen und kann ruhig auf ein Ansteigen der Preise warten.

Jim Chester ist also mit sich und der Welt ziemlich zufrieden. Der Regen stört ihn nicht besonders. Der Wind hat sich gedreht, und die Wassertropfen werden jetzt von hinten herangepeitscht.

Als Jim eine halbe Stunde später den Rand einer Bodensenke erreicht, bellt der Hund warnend und bleibt jetzt dicht neben dem Pferd. Jim sieht vor sich einen Reiter. Es ist nur ein kurzer Moment, denn sofort versperrt ihm eine neue Regenbö die Sicht. Aber er konnte noch erkennen, dass der Reiter in seltsamer Haltung im Sattel saß, so merkwürdig, als würde er schon im nächsten Moment zur Seite kippen.

»Hoii, bei diesem Regen ist der Mann bestimmt nicht im Sattel eingeschlafen!«, ruft Jim halblaut und treibt sein Pferd schneller vorwärts. Pluto springt in großen Sätzen nebenher.

Zwischen zwei Regenböen sieht Jim den Reiter wieder – und er bemerkt, dass der Mann im Sattel schwankt.

Jim reitet nun noch schneller und erreicht den Reiter wenige Minuten später. Er muss sich sofort aus dem Sattel beugen und zugreifen, denn der Mann wird im selben Augenblick bewusstlos. Jim hält ihn im Sattel, drückt seinen Braunen mit Schenkeldruck dicht an das fremde Pferd und lenkt auf eine kleine Waldinsel zu, deren Bäume etwas Schutz versprechen.

Wenig später hat Jim den Fremden mit dem Rücken gegen einen Baum gesetzt. Pluto beschnüffelt den Mann misstrauisch und knurrt warnend. Der Fremde kommt langsam wieder zum Bewusstsein. Als Jim ihm die Lederjacke aufreißt, sieht er unter dem blutverkrusteten und aufgerissenen Hemd einen blutigen Verband an der Schulter.

Jim holt eine kleine Whiskyflasche aus der Satteltasche und lässt den Fremden einen Schluck trinken. »He, Bruder! Wach auf! Was ist los mit dir? Nicht das richtige Wetter und der richtige Ort zum Schlappmachen!«, mahnt Jim. Dabei blickt er aufmerksam in das Gesicht des Fremden.

Der Mann sieht nicht übel aus. Er ist noch jung, höchstens einundzwanzig, blond und für einen Mann sehr hübsch. Wie ein junger, netter Cowboy sieht er aus, obwohl natürlich die Erschöpfung ihre Zeichen auf seinem Gesicht hinterlassen und eingeprägt hat. Und als er die Augen wieder öffnet und seinen Retter ansieht, blickt Jim in blaue, gute Augen. So denkt Jim jedenfalls – denn er hat nie etwas von Good-Fellow-Jonny gehört. Leider nicht!

Jim weiß noch nicht, dass er einen gefährlichen Verbrecher vor sich hat, dessen Trick und Hauptwaffe es ist, dass er wie ein anständiger Bursche aussieht, dem kein Mensch schlimme Dinge zutraut. Das offene, sympathische und anziehende Gesicht und der feste und offene Blick der Augen haben schon andere Männer als Jim getäuscht.

»Hey, Cowboy!«, ächzt Good-Fellow-Jonny. »Reite lieber weiter und lass mich hier sitzen! Ich muss mich nur ausruhen. Wenn du nämlich bei mir bleibst, werden dich meine Verfolger mit mir zur Hölle schicken!«

Good-Fellow-Jonnys Augen blicken dabei in scheinbar ehrlicher Sorge in die von Jim.

Selbst der misstrauischste Sheriff würde nun von der Rechtschaffenheit und Anständigkeit dieses Cowboys überzeugt gewesen sein. Jim ist es auch, obwohl man ihm so leicht bestimmt nichts vormachen kann. Good-Fellow-Jonny wirkt eben so auf jeden Menschen. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Jeder, der ihn ansieht, würde ihm Hab und Gut anvertrauen – und noch viel mehr.

Der Hut des Cowboys verschiebt sich, und hellblonde Locken werden sichtbar. Wenn es im Himmel einen Cowboy-Engel gibt, so kann dieser eigentlich nur so ähnlich wie Good-Fellow-Jonny aussehen.

»Bruder«, sagt Jim, »so leicht schickt mich keiner zur Hölle! Wer reitet denn eigentlich bei diesem Sauwetter auf deiner Fährte? Und um was dreht sich die Sache eigentlich?«

Good-Fellow-Jonny sieht nicht nur gut aus – er hat auch einen scharfen Verstand. Er hat schon immer jede Chance erkannt und wahrgenommen. Er besitzt die seltene Gabe, in einer einzigen Sekunde gründlicher nachdenken zu können, als andere Menschen in einer ganzen Stunde. Und als er Jim ansieht, ihn sofort als Klassemann erkennt und dabei an all die Dinge denkt, die bald kommen werden, beschließt er, jede kleine Chance wahrzunehmen. Mit müdem Lächeln sagt er deshalb: »Ach, ich habe mit zwei Partnern in den Bergen Wildpferde gejagt. Wir hatten ’ne prächtige Herde gefangen und zum Teil schon zugeritten. Da wurden wir von Banditen überfallen. Wir kämpften über einen Tag. Dann waren meine beiden Partner tot. Ich konnte in der Nacht entkommen. Aber ich war schon verwundet. Und jetzt ist die halbe Bande hinter mir her, weil sie auch den letzten Zeugen vernichten will.«

Der junge Mann sagte das bitter und resigniert. Und es klang echt und wahr. Jim kommt gar nicht auf den Gedanken, dass dieser Bursche so glatt und gemein lügen könnte.

Good-Fellow-Jonny fügt hinzu: »Nun verschwinde schon, Kamerad, sonst geben sie dir auch eine Kugel! Was würde das nützen? Es ist schon schlimm genug, wenn sie mich erwischen!«

Ja, als Good-Fellow-Jonny dies auch noch sagt, da denkt Jim an nichts anderes mehr als an einen heißen Empfang, den er der Bande hier bereiten will. Er kommt gar nicht auf die Idee, dass es sich um eine Sheriffs-Posse und bei Good-Fellow-Jonny um einen Verbrecher handeln könnte. Nein, auf diese Idee kommt er nicht.

Auch erfahrene Männer wie Jim Chester begehen Fehler.

Jim blickt den fremden jungen Mann ruhig an und überlegt, dass der Bursche sich wohl kaum im Sattel halten wird. Man müsste ihn aufs Pferd binden. Aber das ist so eine Sache. Was tun?

Als Jim noch überlegt, ruft Good-Fellow-Jonny, der in die Ferne blickt: »Da kommen sie schon! Nun hau aber ab, Kamerad! Du hast ’n gutes Pferd, wie ich sehe. Du könntest ihnen noch entkommen! Mach dich fort!«

Jim wirbelt herum, springt zu seinem Braunen hin und zieht die Winchester aus dem Scabbard. Während er repetiert, blickt er in die Ferne. Da jagen sie heran – sieben oder acht Reiter. Für einen Augenblick verschwinden sie in einer Regenbö. Dann aber werden sie wieder sichtbar. Sie reiten ziemlich schnell. Noch sind sie außer Schussweite.

»Das kann schlimm werden!«, murmelt Jim. »Starke Übermacht!« Er denkt rasch, und dabei fällt ihm ein, dass keiner seiner vielen Freunde etwas erfahren würde, wenn er hier seinen letzten Kampf kämpfen sollte. Kneifen? Kommt gar nicht in Frage. Diesem jungen Burschen muss man helfen, zumal man ja Mitglied der Special Police ist und daher sein Leben für das Wohl der Bürger in die Waagschale werfen muss. Vielleicht gelingt es, die Bande eine Zeitlang aufzuhalten. Wer aber könnte Hilfe herbeiholen?

Jims Blicke fallen auf Pluto, dem klugen Schäferhund. Sofort beugt er sich zu dem Tier hinab, das in gespannter Haltung neben ihm steht und auf die herangaloppierenden Reiter starrt.

»Pluto!«, befiehlt Jim. »Los! Nach Hause! Marsch! Nach Hause!« Er scheucht das Tier weg. Der Hund läuft ein paar Meter, wedelt und läuft dann zu dem Pferd hin. Jim weiß, dass Pluto die Worte »nach Hause« gut versteht, aber ohne den Wallach wird er sich kaum entfernen.

Jim hat die rettende Idee. Er geht zu dem Pferd, zieht die Zügel über den Kopf herab und bindet sie an Plutos Halsband fest. Die Riemen sind lang genug, sodass der Wallach nicht mal den Hals beugen muss. »Nach Hause, Pluto!«, zischt Jim wieder und schlägt dem Pferd auf die Hinterhand.

Nun hat der Hund verstanden. Er läuft davon, und das Pferd läuft mit. Noch ein paar Mal blickt sich der Hund um, doch als Jim ruft: »Brav, Pluto, brav! Nach Hause!«, springt der Hund schneller, und der Wallach trabt.

»Warum jagst du deinen Gaul weg, Buddy?«, fragt der Verwundete erstaunt. »Nun sitzt du genau in der Falle, Freundchen!«

»Shut up!«, knurrt Jim verärgert und blickt wieder nach den Reitern aus. Die sind inzwischen so nahegekommen, dass keine Zeit mehr zu verlieren ist. Eine wilde Bande scheint das zu sein. Die Kerle sind in Regenmäntel gehüllt und haben sich tief auf die Pferdehälse vorgebeugt. Alle halten sie Gewehre in den Fäusten. So kommen sie heran, näher und näher.

Jetzt macht der Führer der Bande eine Armbewegung. Daraufhin schwärmen die Reiter aus. Wahrscheinlich wollen sie die Waldinsel einkreisen.

Jim hebt die Büchse und schießt. Ein Pferd stürzt. Sein Reiter fliegt aus dem Sattel, rollt über den Boden ins nasse Gras und beginnt sofort mit dem Gewehr, das er während der ganzen Luftreise nicht verloren hatte, zu schießen. Daran erkennt Jim auch, mit welch harten Reitern er es zu tun hat.

Jim eilt zu dem Verwundeten zurück. Die Kugeln pfeifen nur so um ihn herum, schlagen in...

Erscheint lt. Verlag 20.10.2020
Reihe/Serie G.F. Unger Classic-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-0507-4 / 3751705074
ISBN-13 978-3-7517-0507-3 / 9783751705073
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