Jerry Cotton 3306 (eBook)

Mann ohne Erinnerung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0481-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3306 - Jerry Cotton
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Ich erwachte in einem fremden Zimmer in einem ebenso fremden Haus. Es befand sich offensichtlich irgendwo in einer ländlichen Gegend. Allerdings hatte ich keinen blassen Schimmer, wo. Als ich in den Spiegel schaute, der an der Wand hing, starrte mir ein Fremder entgegen. Bevor ich mich von dem Schock erholen konnte, öffnete sich die Tür - und mir verschlug es erneut den Atem!


Mann ohne Erinnerung

Ich erwachte langsam und setzte mich auf, die Augen immer noch geschlossen. Mein Kopf fühlte sich so leicht an wie nach einem langen, schweren Fieber. Nur, dass ich mich nicht daran erinnern konnte, Fieber gehabt zu haben.

Ich atmete tief durch und brachte meine widerstrebenden Lider dazu, sich zu öffnen.

Der Raum, den ich vor mir sah, war rustikal und heimelig. Eine hölzerne Kommode gegenüber dem Fußende meines Bettes, links von mir ein hölzerner Nachttisch. Auch die Außenwand bestand aus Holz, genauer gesagt aus Baumstämmen, deren Zwischenräume verputzt waren, wie ich es von Blockhütten her kannte. Vor dem einzigen, von Vorhängen eingerahmten Fenster wiegten sich Bäume in einer sanften Brise.

Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich befand.

Was, zur Hölle ...?, dachte ich und kam auf die Beine, die so wackelig waren wie die eines Kleinkinds und mich kaum bis zu dem Spiegel trugen, der neben der Tür an der Wand hing. Schwer atmend, als hätte ich sechs Runden gegen Joe Louis durchgehalten, lehnte ich mich mit ausgestrecktem Arm gegen die Wand und hob den Blick.

Aus dem Spiegel starrte mir ein Fremder entgegen.

Das Gefühl, nicht zu wissen, wo ich war, war schlimm genug, doch wesentlich schwerer wog, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wer ich war.

Für einen Moment fühlte ich Panik in mir aufwallen, unterdrückte sie und konzentrierte mich auf meine Umgebung, versuchte, irgendetwas zu erkennen. Irgendetwas, das mit bekannt vorkam.

Das Ergebnis blieb dasselbe – da war nichts.

Ich blickte an mir hinunter. Ich trug nur eine Pyjamahose, um meinen nackten Oberkörper verlief eine feste Bandage. Als ich mich leicht zur Seite drehte, stöhnte ich unwillkürlich auf.

Neben mir öffnete sich die Tür. Mein Kopf ruckte in Richtung des leisen Geräuschs herum. Erneut verzog ich das Gesicht, als ein weiteres Stechen meinen Oberkörper durchfuhr.

Eine junge Frau stand in der Türöffnung. Zweifelsohne hatte sie den Ausdruck auf meinem Gesicht bemerkt.

»An Ihrer Stelle würde ich hektische Bewegungen vermeiden. Ich schätze, Sie haben sich ein oder zwei Rippen angebrochen. Und das ist nicht alles ...«

Ihre Augen wanderten zu meiner Schläfe hinauf. Automatisch legte sich meine Hand auf die Stelle, auf der ihr Blick verharrt war. Ich unterdrückte einen Fluch. Es tat weh. Kein Wunder, denn meine Finger hatten sich zielstrebig auf eine Wunde gelegt, die mein Haaransatz im Spiegel bisher vor mir verborgen hatte.

»Ich habe die Schramme nur versorgt, allerdings nicht verbunden oder abgeklebt«, erklärte die Frau. »Ich hielt es für besser, dass etwas Luft daran kommt. Und das bisschen Blut auf dem Kissen«, ihr Kopf drehte sich beiläufig zum Bett, und ein Lächeln legte sich auf ihre schön geschwungenen Lippen, »kann man auswaschen.«

Es gelang mir, einen kleinen Schritt auf sie zuzumachen, dann knickten meine Knie ein. Die Frau fing mich ab und stützte mich, während ich mich mühsam aufrichtete. Ihr Griff um meine Oberarme war fest, aber nicht unangenehm. In ihren Augen spiegelte sich Besorgnis.

»Übertreiben Sie es nicht, Mister.«

»Wie lange bin ich schon hier?«, fragte ich. Meine Stimme, die ich offensichtlich längere Zeit nicht mehr benutzt hatte, klang wie ein Reibeisen.

»Seit etwas über zwei Tagen. Ich habe Sie ein paar Meilen entfernt am Flussufer gefunden.«

Was für ein Fluss?, dachte ich. Bevor ich meine Frage laut aussprechen konnte, dirigierte sie mich hinüber zum Bett. Die Schritte waren noch etwas wackelig, doch ich konnte spüren, wie ein wenig meiner Kraft zurückkehrte, wenn auch im Schneckentempo. Dann hatten wir das Bett erreicht, und sie wartete geduldig und in Reichweite neben mir, als ich mich auf der Matratze niederließ. Ich blieb auf dem Bettrand hocken, während sie zur Kommode trat und Unterwäsche, ein Hemd und eine Hose daraus hervorholte, die sie, sauber gefaltet, neben mir auf die Bettdecke legte.

»Stiefel stehen dort in der Ecke«, sagte sie und ging auf die Zimmertür zu. »Ziehen Sie sich an, und kommen Sie in die Küche. Sie können sie nicht verfehlen. Folgen Sie einfach dem Kaffeegeruch.«

Unter der Tür blieb sie stehen und wandte sich noch einmal zu mir um. »Und dann können Sie mir erzählen, wer Sie sind.«

Sachte zog sie die Tür hinter sich zu.

Verdammt, dachte ich. Und ich hatte gehofft, dass sie mir das hätte sagen können.

Ich fand das Badezimmer am anderen Ende des Flurs, wusch mich und kehrte in mein Zimmer zurück, um die herausgelegten Sachen anzuziehen. Dann folgte ich dem Kaffeeduft, in den sich etwas Speckgeruch mischte, und stand schon bald in der Tür zur Küche. Sonnenlicht fiel durch zwei Fenster in den großzügig geschnittenen Raum, in dem die Frau dabei war, zwei Kaffeebecher, aus denen einladender Dampf aufstieg, neben zwei Tellern auf dem Küchentisch abzustellen.

Da sie mich noch nicht bemerkt hatte, nahm ich mir ein paar Sekunden, um sie zu betrachten. Sie musste um die dreißig sein. Ihr schulterlanges honigfarbenes Haar umrahmte ein Gesicht mit hohen Wangenknochen. Die Farbe ihrer Augen war blau, das wusste ich von unserer Begegnung eben, auch wenn ich sie jetzt nicht sehen konnte, da sie sich vorbeugte. Sie war schlank, aber nicht zerbrechlich. Vielmehr schien sie körperliche Arbeit gewohnt zu sein, wie ich, als sie mich vorhin gestützt hatte, bemerkt hatte. Sie war ähnlich gekleidet wie ich, Jeans, kariertes Flanellhemd und feste Arbeitsstiefel. Ich wusste es zwar nicht mit Sicherheit, doch nach allem, was ich bisher gesehen hatte, nahm ich an, dass ich mich auf einer Ranch oder Farm befinden musste.

Die junge Frau richtete sich wieder auf und sah mich.

»Ah, Sie sind fertig.« Einladend deutete sie auf einen der Stühle. Als ihr Blick über meinen Körper glitt, verdunkelte er sich kurz, als würde eine Wolke darüber hinweghuschen. Vermutlich lag es an den Sachen, die ich trug und die nicht mir gehörten. Was mich daran erinnerte, dass ich meine Retterin unbedingt fragen musste, was mit der Kleidung geschehen war, in der sie mich gefunden hatte. Vielleicht würde die mir einen Hinweis darauf geben, woher ich kam und wer, zum Henker, ich war.

Als ich auf den Tisch zusteuerte, streckte mir die junge Frau die Hand entgegen. »Mein Name ist Kate«, sagte sie. »Kate Ahearn.«

Ich schüttelte die mir dargebotene Hand und staunte erneut über den kräftigen Druck, der von einer gewissen Sanftheit begleitet wurde. Eine angenehme Mischung.

»Hallo, Kate«, erwiderte ich. »Es freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin ...« Hilflos zuckte ich mit den Schultern. »Ich will verdammt sein, wenn ich auch nur den leisesten Schimmer einer Ahnung habe, wer ich bin.«

Ihr Blick bohrte sich in den meinen, als wollte sie überprüfen, ob ich ihr keinen gehörigen Bären aufband. Offenbar zufrieden mit dem, was sie in meinen Augen lesen konnte, nämlich, dass ich die Wahrheit sagte, nickte sie, und wir ließen uns am Tisch nieder.

»Dann haben wir jetzt ein Problem«, meinte sie. »Wie soll ich Sie nennen?«

Ich überlegte kurz und grinste schief. »Ich schätze, John Doe wäre angebracht«, antwortete ich, den Namen benutzend, den Behörden gemeinhin offiziell nicht identifizierten Männern gaben.

Einen Moment lang erwiderte sie nichts, dann spiegelte ihr Gesicht mein Grinsen wider. »Freut mich, John.«

Während des Essens kamen wir kaum dazu zu reden, denn ich merkte mit einem Mal, dass ich einen Mordshunger hatte, was nicht weiter verwunderlich war, wenn Kate Ahearn mich vor zwei Tagen gefunden und ich seitdem bewusstlos gewesen war. In Rekordzeit vertilgte ich drei Eier mit Speck und zwei French Toast, die ich mit zwei Bechern Kaffee hinunterspülte. Die nicht einmal zehn Minuten, die ich dafür brauchte, halfen mir dabei, mich nach meinem verwirrenden Aufwachen weiter zu sammeln. Als ich mit dem Essen fertig war, half ich Kate dabei, den Tisch abzuräumen.

»Ich nehme an, wir haben beide eine Menge Fragen. Lassen Sie uns draußen reden!«

Ich folgte ihr auf die Veranda und fand die Bestätigung, dass ich mich tatsächlich in einem Blockhaus befunden hatte, wenn auch in einem ziemlich großen, solide gebauten mit zwei Stockwerken. Es war ein typisches Ranchhaus, wie man es überall im Westen des Kontinents finden konnte.

»Wo genau sind wir eigentlich?«, fragte ich und ließ mich auf einer robusten Holzbank neben der Eingangstür nieder. An sich hätte mich die Frage nach meiner Identität wesentlich mehr interessiert, doch da darauf ohnehin keiner von uns die Antwort kannte, blieb mir nichts anderes übrig, als mit etwas einzusteigen, das weniger Probleme bei der Beantwortung darstellen würde.

Sie lehnte sich an einen der schmalen Holzpfeiler, die das Verandadach stützten. »In British Columbia. Im südlichen Cariboo Regional District.«

Ich war also in Kanada, irgendwo im zentralen, südlichen British Columbia, wenn ich nicht falsch lag.

»Der nächste Ort ist Clinton, bis dorthin sind es jedoch über drei Stunden Fahrt, meist über...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2020
Reihe/Serie Jerry Cotton
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-0481-7 / 3751704817
ISBN-13 978-3-7517-0481-6 / 9783751704816
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