G. F. Unger Western-Bestseller 2486 (eBook)

Blaueis-Blizzard

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0518-9 (ISBN)

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G. F. Unger Western-Bestseller 2486 - G. F. Unger
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Als der rothaarige Mann gerade seine Hände im Proviantsack hat, gleitet Cole Younger hinter dem Busch hervor und sagt kurz und trocken: »Tot oder lebendig steht auf Ihrem Steckbrief, Brandon! Und mir ist es gleich, wie ich Sie nach Laramie bringe!«
Der Rotkopf ist in seiner kauernden Haltung erstarrt.
»He?«, fragte er. »Kopfgeldjäger oder Sheriff?«
»Kopfgeldjäger«, erwidert Cole Younger kalt und gefühllos.
Sie betrachten sich einige Atemzüge lang. Cole Younger wirkt sehr dunkel und indianerhaft, der rothaarige Clyde Brandon irgendwie löwenhaft und hart. Doch nicht böse.
»Sie hätten mir in den Rücken schießen können«, sagt er nun langsam. »Und als Sie mich anriefen, da dachte ich, Sie hätten einen schussbereiten Colt oder eine Schrotflinte in der Hand.«
Cole Younger nickt. »So habe ich es immer gehalten, Clyde Brandon. Immer gleiche Chancen! Seit sechs Jahren jage ich Burschen, auf deren Steckbrief ?Tot oder lebendig? steht. Und ich lebe noch. Also, Brandon, wie wollen Sie es haben? Kommen Sie lebend oder tot mit mir nach Laramie zurück?«


Blaueis-Blizzard

Als der rothaarige Mann gerade seine Hände im Proviantsack hat, gleitet Cole Younger hinter dem Busch hervor und sagt kurz und trocken: »Tot oder lebendig steht auf Ihrem Steckbrief, Brandon! Und mir ist es gleich, wie ich Sie nach Laramie bringe!«

Der Rotkopf ist in seiner kauernden Haltung erstarrt.

»He?«, fragt er. »Kopfgeldjäger oder Sheriff?«

»Kopfgeldjäger«, erwidert Cole Younger kalt und gefühllos.

Sie betrachten sich einige Atemzüge lang. Cole Younger wirkt sehr dunkel und indianerhaft, der rothaarige Clyde Brandon irgendwie löwenhaft und hart. Doch nicht böse.

»Sie hätten mir in den Rücken schießen können«, sagt er nun langsam. »Und als Sie mich anriefen, da dachte ich, Sie hätten einen schussbereiten Colt oder eine Schrotflinte in der Hand.«

Cole Younger nickt. »So habe ich es immer gehalten, Clyde Brandon. Immer gleiche Chancen! Seit sechs Jahren jage ich Burschen, auf deren Steckbrief ›Tot oder lebendig‹ steht. Und ich lebe noch. Also, Brandon, wie wollen Sie es haben? Kommen Sie lebend oder tot mit mir nach Laramie zurück?«

Er fragt es mit ruhiger Stimme, in der bei aller Ruhe und Sanftheit ein Klang von unversöhnlicher Härte ist.

Und wieder betrachten sich die beiden Männer, studieren sich, schätzen sich ab und belauern sich.

»Sie sind ein merkwürdiger Kopfgeldjäger«, murmelt Clyde Brandon dann. »Es hat wohl keinen Sinn, dass ich Ihnen sage, dass ich unschuldig bin?«

Cole Younger schüttelt auf eine sehr unversöhnliche Art den Kopf. »Nein«, sagt er. »Es hätte keinen Sinn. Das können Sie dem Richter und der Jury erzählen. Ich halte mich nur daran, dass ein Kopfpreis auf Ihre Einbringung ausgesetzt ist.«

»Tot oder lebendig«, fügt Clyde Brandon bitter hinzu. Dann schüttelt er den Kopf. »Sie werden mich weder tot noch lebendig bekommen, Mister Kopfpreisjäger!«

»Mal sehen«, murmelt Cole Younger. Er blickt den Geächteten einige Atemzüge lang an, mit schmalen Augen, und sein indianerhaftes Gesicht ist ganz unbeweglich.

Dann nickt er und sagt ruhig: »Brandon, kämpfen Sie!«

Und als er es gesagt hat, wartet er noch genau drei Sekunden. Dann bewegt sich seine Hand. Er zieht seinen Colt. Dieses Ziehen ist jedoch für das Auge kaum sichtbar. Es ist eine blitzschnelle Bewegung. Ein Wolf, der zuschnappt, ist gewiss nicht schneller.

Aber auch Clyde Brandon zieht die Waffe. Auch er ist so unwahrscheinlich schnell wie ein Zauberkünstler, der diese eine Bewegung sein ganzes Leben lang geübt hat.

Nur einen winzigen Sekundenbruchteil ist Cole Younger schneller. Doch als er abdrückt, beginnt sein Pech. Dass sich der Schuss nicht löst, liegt nicht an einer schlechten Patrone, denn Cole Younger ist ein Mann, der seine Munition stets sorgfältig prüft und seine Waffe auch mit sehr großer Sorgfalt pflegt.

Und doch ...

Irgendwann bricht auch mal eine Feder. Als Cole Younger beim Ziehen mit dem Daumen den Hammer der Waffe zurücklegt, bricht etwas ab. Es ist die Feder, die den Hammer sonst auf die Patrone schlagen lässt. Diese Kraft zerbricht nun, und weil das so ist, kann der Hammer nicht auf die Patrone hacken.

Der Colt ist wertlos und unbrauchbar.

Und Cole Younger bekommt Clyde Brandons Kugel. Sie fährt durch seine rechte Schulter, lässt ihn drei Schritte rückwärts taumeln und ihn zum Schluss einmal um sich selbst drehen. Doch dann steht er wieder breitbeinig und fest.

Er blickt zu Clyde Brandon hinüber und senkt dann den Blick, um die wertlose Waffe in seiner Hand zu betrachten. Er lässt sie fallen und blickt wieder auf Clyde Brandon.

»Glück gehabt, Bandit!«, sagt er gepresst.

Dann fällt er auf die Knie und mit einem heiseren Stöhnen aufs Gesicht.

Clyde Brandon seufzt jetzt bitter. Er wischt sich mit dem Ärmel über das Gesicht. »Verdammt«, sagt er, »verdammt noch mal! Muss ich denn zehntausend Meilen reiten?«

Er setzt sich in Bewegung und tritt zu dem Gefallenen. Er nimmt einen Moment dessen Colt in die Hand und erkennt sofort, dass der Hammer ohne Spann- und Federkraft ist. Er begreift, warum sich der Schuss nicht löste.

Dann dreht er Cole Younger auf den Rücken und betrachtet ihn einige Sekunden bitter. Plötzlich aber springt er auf, eilt zu seinem Bündel, sucht darin herum und kommt schnell wieder zurück.

Es dauert dann etwa zwanzig Minuten, bis er die beiden Kugellöcher verstopft, die Blutung zum Stillstand gebracht und den Mann verbunden hat.

Dann entfernt er sich und kommt nach abermals zwanzig Minuten mit Cole Youngers Pferd zurück. Er arbeitet nun schnell, nimmt dem Tier Sattel und Bündel ab und bereitet für den Verwundeten ein Lager.

Dann erhebt er sich und sattelt sein eigenes Pferd.

Bevor er abreitet, geht er noch einmal zu dem Verwundeten. Cole Younger ist jetzt wach.

»Pech gehabt, Kopfgeldjäger«, sagt Clyde Brandon zu ihm.

»Es sollte nicht sein«, ächzt Cole Younger matt. Sein vorhin noch so dunkelbraunes Gesicht wirkt nun sehr bleich und blutleer, und er hat auch wahrhaftig viel Blut verloren.

»Sie haben mich verbunden, Brandon, das war fair!«

»Auch Sie waren fair, Kopfgeldjäger«, erwidert Clyde Brandon grimmig. »Sie hätten mich aus dem Busch dort in den Rücken schießen können. Ein anderer Kopfgeldjäger hätte es wahrscheinlich getan. Diese Burschen riskieren nichts. Es macht ihnen wenig aus, wie sie sich das Kopfgeld verdienen. Der Steckbrief, auf dem ›Tot oder lebendig‹ steht, ist ihr Jagdschein. Nun gut, Mister. Ich habe Sie verbunden. Hier ist Ihre Wasserflasche. Da ist Proviant, Sie werden einige Tage liegen müssen. Wird Ihr Pferd fortlaufen?«

»Ich glaube nicht«, ächzt Cole Younger.

Er blickt seltsam ernst zu Clyde Brandon auf.

»Wenn ich wieder reiten kann, werde ich Ihrer Fährte folgen, Brandon. Mein Name ist Younger, Cole Younger. Black Cole Younger. Und Sie sind ein Narr, Brandon, dass Sie mich versorgten. Denn ich werde Sie eines Tages wieder gestellt haben. Mir ist noch nie ein Wild entkommen. Sie hätten mich töten müssen, Brandon.«

»Vielleicht wäre das gut gewesen«, murmelt dieser bitter. »Ich habe auch schon von Ihnen gehört. Cole Younger. Ich dachte mir fast, dass Sie Black Cole Younger sind. Aber ich bin kein Mörder, Mister. Und ich sage Ihnen nochmals, dass ich unschuldig bin.«

Nach diesen Worten erhebt er sich, geht zu seinem Pferd und sitzt auf. Vom Sattel aus blickt er noch einmal auf Cole Younger nieder und sagt dann verächtlich: »Ich achte jeden Gesetzesmann, der auf Verbrecher Jagd macht, weil dies seine Pflicht ist. Aber ich verachte Kopfgeldjäger. Younger, Sie und alle Burschen von Ihrer Gilde, ihr seid nicht ehrenwert. Ihr seid schlecht, denn ihr jagt Menschen für Geld.«

✰✰✰

Clyde Brandon reitet stetig nach Norden. Sein Pferd hat sich während der Nacht gut erholt.

Weit und breit des Bozeman-Weges rührt und bewegt sich nichts. Nur die Furchen der schweren Wagen sind da und die Hufspuren von Rindern und Pferden. Rinder- und Pferdeschädel und Gerippe liegen manchmal am Weg. Auch Gräber gibt es.

Denn dieser Bozeman-Weg nach Montana hat eine raue und blutige Geschichte. Er führt mitten durch das Indianerland.

Clyde Brandon kommt sich sehr einsam und verlassen vor.

So legt er einige Meilen zurück.

Dann hält er plötzlich an. Es ist, als hätte ihn ein Warnsignal erreicht. Er fragt sich einige Sekunden lang, was es sein kann.

Plötzlich weiß er es.

Er spürt den Wind aus dem Süden nicht mehr im Rücken. Er sieht nicht mehr die Wogen im hohen Büffelgras, die der Wind bisher erzeugte. Er hört nicht mehr das Rascheln der Halme.

Es ist plötzlich alles still und leblos. Es ist eine seltsame und unwirkliche Stille, als hätte jemand eine riesige Glocke über den Reiter gestülpt.

Das ist seltsam. Denn das ganze Land und die ganze Umwelt scheinen mit dem Atmen aufgehört zu haben.

Unter dem Reiter erzittert das Pferd. Es bewegt seltsam die Ohren, und dann wirft es schnaubend den Kopf hoch und wittert nach Norden. Clyde Brandon nimmt seinen Hut ab und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Es ist ein alter Stetson mit flacher Krone. Die ehemals schwarze Farbe des Hutes ist ausgebleicht.

»He«, sagt Clyde Brandon. »Was ist das?«

Sein Pferd wiehert nun und beginnt erregt unter ihm zu tänzeln.

Als Clyde Brandon es etwas beruhigt hat, sieht er das zweite Zeichen einer Warnung. Das Büffelgras bewegt sich nämlich wieder. Doch die Wellen laufen nun entgegengesetzt. Dann trifft ihn der Wind, und nun kommt er von vorn.

Jetzt kommt er von Norden und ist wie der Hauch aus einer riesengroßen Eisgruft.

»Oha!«, sagt Clyde Brandon trocken, und dann muss er sich im Sattel vorbeugen, denn der Wind bläst nun heftig.

Clyde Brandon starrt zu der breiten Kerbe eines Passes hin.

»Nord-Blizzard«, murmelt er, denn er erblickt hinter der Kerbe des Passes eine dunkle Wand, in der gelbe Lichter zucken. Doch...

Erscheint lt. Verlag 20.10.2020
Reihe/Serie Western-Bestseller
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-0518-X / 375170518X
ISBN-13 978-3-7517-0518-9 / 9783751705189
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