Capitana (eBook)

Thriller

(Autor)

Thomas Wörtche (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2020 | 1., Originalausgabe
333 Seiten
Suhrkamp Verlag
978-3-518-76518-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Capitana - Melissa Scrivner Love
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Lola Vasquez ist eine brillante Gang-Leaderin, eine Capitana, die all ihre Rivalen nach und nach ausgeschaltet hat und nun über ein eigenes Gebiet in South Central, L.A., herrscht. Mit ihrem Aufstieg in der Hierarchie der Unterwelt zieht sie die Aufmerksamkeit eines gefährlichen neuen Kartells auf sich und gerät in einen tödlichen Drogenkrieg, der alles zu zerstören droht, was sie aufgebaut hat. Bald brennt es an allen Ecken und Fronten, und Lola muss all ihre tödlichen Managerqualitäten einsetzen, um das Allerschlimmste zu verhindern und ihre Lieben zu schützen. Koste es, was es wolle ...



<p>Melissa Scrivner Love ist die Tochter eines Polizisten und einer Gerichtsstenographin. Sie studierte Englische Literatur an der New York University und zog danach nach Los Angeles. Sie arbeitete f&uuml;r eine Reihe von Fernsehserien, darunter <em>Life</em> und <em>CSI Miami</em>. F&uuml;r eine Episode von Person of Interest wurde sie mit einem Edgar ausgezeichnet. F&uuml;r ihren ersten Roman, <em>Lola</em>, erhielt sie den Dagger Award 2018. Sie lebt in Los Angeles.</p>

Prolog


Als Scott sich eine Zigarette anzündet, muss Christopher auf dem Rücksitz das Fenster herunterlassen. Sie sind noch vor den Hügelausläufern von Hollywood, haben nicht mal seinen Block hinter sich gelassen. Auf beiden Straßenseiten sind die Häuser für Halloween geschmückt – Kerzen in Kürbissen, leuchtende Gespenster, sprechende Hexen mit Haaren aus Stroh, Grabsteine und Spinnweben. Nachdem sie die halbe Wohnstraße durchfahren haben, leuchtet das kränkliche Orange des runden 76-Tankstellenschilds vor ihnen auf. Hinter Christopher wird das zweistöckige gemauerte Traumhaus, in dem er mit seinen Eltern lebt, immer kleiner. Durch das einen Spaltbreit geöffnete Fenster zwängt er den Kopf ins Freie. Weiter lässt er das Fenster nicht herunter, weil er vor Scott nicht als Weichei dastehen möchte. Oder weil er heute Nacht nicht klar denken kann. Sonst wäre er ja nie in das Auto gestiegen.

Über ihm schließen sich die uralten Straßenbäume in einer tröstlichen Umarmung. Gegenüber der 76-Tankstelle ist ein Gelson-Gourmetsupermarkt. Ein paar Schritte weiter gibt es einen Coffeeshop, einen Comedy-Club und ein für seine Crêpes bekanntes Restaurant.

»Wo ist Karen?«, fragt Scott und stößt hörbar eine Rauchwolke aus.

»Sie muss lernen. Sie schreibt nächste Woche Bio. Mrs –«

»Ruiz. Ja, die hatte ich auch.«

»Fuuuuuck«, sagt der Junge auf dem Beifahrersitz. »Die war echt geil. Streng, aber geil.«

Christopher weiß, dass der Junge Erik heißt. Erik und Scott sind in der Abschlussklasse der Harvard-Westlake School, einer privaten Highschool zur Vorbereitung auf die Universität, in die Christopher gerade aufgenommen wurde. Scotts und Eriks Väter sind beide hohe Tiere beim Fernsehen, die neun Monate im Jahr unterwegs sind und von Location zu Location tingeln – New York, Vancouver, Atlanta, weiß Gott warum gerade dorthin. Die Mütter von Erik und Scott arbeiten nicht.

»Außer Haus.« In Gedanken hört Christopher, wie ihn seine Mutter korrigiert. »Sie arbeiten nicht außer Haus

Er weiß nicht, warum er jetzt an seine Mutter denkt. Sie war zum Abendessen nicht zu Hause. Er kann sich nicht daran erinnern, wann das zuletzt überhaupt mal der Fall war. Sie hat ihm auch keine Nachricht geschickt und gefragt, wo er ist. Sie war nicht da, um ihn aufzuhalten. Doch noch während er das denkt, weiß Christopher, dass das nur eine Ausrede ist.

»Wie weit ist es noch?«, fragt Christopher Scott.

»Eine Stunde, wenn viel Verkehr ist. Aber um die Uhrzeit sollte es schneller gehen.«

»Scheißverkehr«, sagt Erik.

Christopher hat gehört, dass Erik beim Aufnahmetest für die Universität die volle Punktzahl erreicht hat. Heute Nacht und hier im Auto ist das kaum zu glauben, weil sein Wortschatz vor allem aus »Fuck«, »Scheiß« und »Geil« besteht.

Auch Christopher sollte eigentlich für Bio lernen. Er sollte bei Karen sein, auf ihrem Bett sitzen und die Zimmertür einen Spalt offen lassen, damit ihre Eltern, beide Frauenärzte, immer ein Ohr darauf haben können, ob nicht das passiert, was zu ihrem Lebensunterhalt beiträgt.

Gleich nach der Auffahrt auf den 101 South gibt es einen Billardsalon. Christophers Eltern lachen immer, wenn sie daran vorbeifahren, und seine Mutter berührt Dads Hand. Irgendwas verbinden sie damit, eine Erinnerung, von der er ausgeschlossen ist. Etwas, bevor es ihn gab.

»Hey, Mann, du musst nach Süden, das ist dir schon klar, oder?«, ruft Erik plötzlich. »Und zwar hier.«

Obwohl Christopher noch zu jung zum Autofahren ist, weiß er, dass das eine vertrackte Auffahrt ist – eine achtspurige Straße, oder zumindest sieht es so aus, und Scott muss die Spuren schneller wechseln, als er auf den Freeway einfädeln kann.

Vielleicht ist immer noch Zeit, es nicht zu schaffen.

Aber Christopher will es schaffen. Er weiß tief in seinem Innern, irgendwo hinter seinem flauen Magen, dass ihn das retten wird, was sie heute Nacht tun.

Er denkt an Karens Zimmer, die kratzige Tagesdecke mit rosa und lila Blumen, die Fransen, die vom Bett bis zum Boden reichen. Er denkt an die Dinge, die er mit Karen tun will, aber nicht kann, weil ihr Zimmer so etwas Unschuldiges hat.

Aber in Wahrheit ist er selbst auch unschuldig.

Nur mit seinem Kopf stimmt was nicht. Er wird die düsteren Gedanken einfach nicht los: was er mit Karen gerne anstellen würde, wo er etwas hineinstecken möchte, wie er sie schreien hören will. Er denkt an all das, und hinterher fühlt er sich schuldig und allein.

Er hat schon überlegt, sich die Pulsadern aufzuschneiden.

Das war, bevor Scott ihm zum ersten Mal eine Ecstasy-Pille zugesteckt hatte.

»Glaubt ihr, dass es da was zu essen gibt?«

»Was?«

»Da, wo wir hinfahren«, sagt Erik. »Ich hab Hunger.«

Christopher hat Erik bisher bloß ein paar Mal getroffen. Genau wie Erik ist Christopher schlau, aber er ist zu jung, zu unerfahren.

Christopher denkt noch an seine Mutter, obwohl er bald zum ersten Mal Heroin nehmen wird.

»Ja, was Mexikanisches«, sagt Scott, und Erik stößt schnell ein Lachen aus, damit Scott weiß, dass es okay ist, wenn er rassistische Witze macht. Aber sein Lachen bricht ab und wird zum Seufzer. Er muss verstanden haben, dass das, was Scott gesagt hat, falsch ist.

»Ich glaub nicht, dass wir hinterher noch Hunger haben«, sagt Christopher.

»Was? Hast du’s denn schon mal genommen?«, fragt Scott. Christopher spürt den Blick des Älteren im Rückspiegel. Eisblau. Selbst im Dunkeln kann Christopher das erkennen.

»Nein. Ich … ich hab’s nur gehört.«

»Wahrscheinlich von Monty«, sagt Erik.

Monty ist ihr Dealer. Er kann das harmlose Zeug besorgen – Hasch, Ecstasy, Acid. Er ist einundzwanzig und studiert Jura an einem Junior College in Simi Valley. Bei Heroin sieht er eine moralische Grenze. Aber vermutlich hat er nur nicht die richtigen Beziehungen.

»Monty macht nichts mit Heroin«, sagt Scott.

Keiner von ihnen hat bisher was damit gemacht.

Christopher weiß nicht, warum Scott und Erik gerade heute Nacht ausgewählt haben, um Giftpulver zu schnupfen. Er weiß nicht einmal genau, warum er Ja gesagt hat. Er weiß nur, dass sich in seinem Inneren etwas ändern muss. Er braucht einen Neustart, ein Upgrade, und obwohl er klug genug ist, zu wissen, dass Heroin das noch bei niemandem geschafft hat, ist er verzweifelt genug, es auszuprobieren.

Er überlegt, ob seiner Mutter ein süchtiger oder ein toter Sohn lieber wäre.

»Wie heißt das noch mal? Wohin wir fahren?«

»Huntington Park«, sagt Scott.

»Noch nie gehört«, sagt Erik, als ob er ganz L.A. wie seine Westentasche kennen und wissen würde, wo überall Heroin zu kaufen ist.

Jetzt, kurz nach Mitternacht, braucht Scotts Auto für die Fahrt von Hollywood Hills bis Huntington Park neunundzwanzig Minuten. Christopher macht sich nicht allzu viel aus dem echten Hollywood, durch das Horden von Touristen in knielangen Hosen stapfen, Selfies machen und in Fast-Food-Ketten essen, obwohl sie in L.A. sind, einem Gourmet-Mekka. Einem Gourmet-Mekka auch für den schmalen Geldbeutel. Nur sind die kleinen pastellfarbenen Häuser mit ungepflegtem Rasen und vergitterten Fenstern nicht das, was Touristen erwarten.

Durch Downtown bewegt sich der Verkehr auf dem 101 nur im Schneckentempo. Christopher dreht sich um und betrachtet die Musiker des L.A. Philharmonic Orchestra, die auf die ganze Flanke eines Wolkenkratzers gemalt sind und ihn anstarren – eine Violinistin mit kastanienbrauner Betonfrisur, ein Cellist im Frack und mit nach hinten gegelten grauen Haaren. Ob sie wohl gerade in diesem Moment spielen, während er auf dem Rücksitz von Scotts Range Rover durch die Stadt fährt, um Heroin zu kaufen? Nein, dafür ist es zu spät.

Scott nimmt die Ausfahrt 1A vom 101 South auf die Seventh Street und biegt dann nach Süden in die Sante Fe Avenue, eine Straße, von der Christopher bis heute Nacht nie gehört hat. Viele Häuser hier könnten genauso gut in Hollywood stehen. Sie haben die gleichen pastelligen Farben – Hellgelb, Babyblau, Orangerosa – und vergitterte Fenster. Bloß Touristen gibt es keine. Hier sind nur Latinos. Ein...

Erscheint lt. Verlag 12.10.2020
Übersetzer Sven Koch, Andrea Stumpf
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Anti-Heldin • Bandenchefin • Bandenkrieg • Drogen • Drogenkartell • Drogenlady • Drogenmilieu • Frau als Hauptperson • Frau als Schlüsselfigur • Frauen in Männerwelten • Geschenkbuch für Krimileser • kaltblütig • Killer • Lisbeth Salander • Los Angeles • neues Buch • Nordamerika (USA und Kanada) • Pageturner • Spannung • ST 5194 • ST5194 • Starke Frauen • Starke Frauenstimme • suhrkamp taschenbuch 5194 • Thriller • Unterwelt • USA Westen • USA Westen Pazifikstaaten Pacific States • USA Westen: Pazifikstaaten Pacific States • Vereinigte Staaten von Amerika USA • Weibliche Hauptfigur
ISBN-10 3-518-76518-3 / 3518765183
ISBN-13 978-3-518-76518-0 / 9783518765180
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