Dorian Hunter 55 - Horror-Serie (eBook)

Das Geheimnis der Mumie

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0456-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 55 - Horror-Serie - Neal Davenport
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Christine Draxler befand sich in der Grabkammer, die von zwei Fackeln notdürftig erhellt wurde. Die Wände waren mit Bildern und Hieroglyphen bedeckt. Sie konnte sich nicht bewegen. Ihre Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Weiße Binden pressten ihre Beine zusammen. Nur den Kopf konnte sie heben. Sie versuchte zu sprechen, doch auch das konnte sie nicht, da sie geknebelt war.
Rings um sie kauerten ein Dutzend Gestalten. Ein breitschultriger Mann stand auf und blieb vor ihr stehen. Seine dunklen Augen lagen tief in den Höhlen. »Nefer-Amun wird mit dem Opfer zufrieden sein!«
Da wusste Christine, dass nur ein Wunder sie retten konnte. Aus eigener Kraft konnte sie sich nicht befreien.


1. Kapitel


Christine blieb unschlüssig stehen. Schon gestern hatte sie sich die Reliefs genau angesehen. Amun zeugt Hatschepsut. Ahmes, die Königinmutter, hört die Verkündigung des Toth, Chnum und die froschköpfige Heket begleiten die schwangere Ahmes zur Entbindung. Das Kind wird geboren. Amun hält es in seinen Armen.

Christine wandte rasch den Kopf ab. Sie glaubte eine schemenhafte Gestalt zu sehen, nur einen Sekundenbruchteil lang, eine hagere Gestalt, den Kopf kahl geschoren und mit einem roten Umhang bekleidet.

Sie nahm die Sonnenbrille ab und presste die Lippen unwillig zusammen. Das Gefühl der Bedrohung wurde stärker.

Christine lief aus der Geburtshalle und blieb schwer atmend auf der Terrasse stehen. Doch irgendetwas trieb sie weiter. Die Stimmen der Touristen schienen leiser zu werden.

Das Mädchen wandte sich nach rechts, ging an der Geburtshalle vorbei und stieg einige Stufen hoch, die zu einem kleinen Säulensaal führten. Die zwölf Säulen waren mit Bildern der Hatschepsut verziert, die mit verschiedenen Göttern dargestellt war.

Sie blieb stehen, als sie Schritte hinter sich hörte. Blitzschnell drehte sie sich um. Nein, sie musste sich getäuscht haben; niemand war zu sehen. Sie hob den Kopf und blickte zur obersten Terrasse hinauf.

Zwischen den zerstörten Säulen war ebenfalls kein Mensch zu sehen.

Es war unwirklich still. Sie ging langsam weiter. Das Echo ihrer Schritte war das einzige Geräusch. Es klang überlaut in ihren Ohren. Je näher sie der Anubiskapelle kam, umso kälter wurde ihr.

Sie betrat die kleine, aus drei überwölbten Kammern gebildete Kapelle. An den Wänden prunkten Bilder, die Thutmosis III. und die Königin zeigten, wie sie dem Anubis Opfer darbrachten.

Die Kapelle war leer.

Ihr Blick fiel auf einen Steinsockel – und da entdeckte sie etwas Ungewöhnliches. Auf dem Sockel lag ein kleines Totenschiffchen aus Ton und Holz, wie man es den Toten im alten Ägypten als Grabbeigabe überlassen hatte, damit sie darin den Himmel und die Unterwelt durchfahren konnten.

Christine blieb vor dem Totenschiff stehen. Vorsichtig streckte sie den rechten Arm aus. Das Schiff war mit schwarzer Patina bedeckt. Es zog die junge Studentin magisch an.

Ihre Finger strichen über die Grabbeigabe, und es war ihr, als würde sie einen leichten elektrischen Schlag bekommen. Sie wollte die Hand zurückziehen, doch es gelang ihr nicht; ihre Finger schienen festgeklebt zu sein.

Dann hörte sie die Stimme. Sie war in ihrem Hirn. Laut und deutlich sprach sie – doch die Worte waren unverständlich.

Das Geräusch nackter Füße auf dem Boden ließ sie herumfahren. Drei Gestalten umringten sie. Bevor sie noch schreien konnte, legte sich eine kräftige Hand auf ihren Mund. Die Stimme in ihrem Kopf wurde lauter, dröhnender. Der Druck gegen ihre Schläfen war unerträglich geworden.

Undeutlich nahm sie wahr, was mit ihr geschah. Die kahlköpfigen Männer hoben sie hoch und trugen sie durch die Kapelle. Sie versuchte sich zu wehren, doch ihre Glieder waren unendlich schwer; jede Bewegung bereitete ihr Qualen. Sie biss in die braune Hand, die noch immer auf ihrem Mund lag. Vergebens.

In einer der Wände klaffte plötzlich eine schmale Öffnung. Hohe Stufen führten in die Tiefe. Die Öffnung schloss sich hinter ihnen. Dunkelheit war um Christine. Die Hand wurde von ihrem Mund zurückgezogen, und sie schrie. Der Schrei klang seltsam verzerrt.

»Schweigen Sie!«, sagte einer der Männer.

Christine stieß wieder einen schrillen Schrei aus. Vor Entsetzen war sie zu keinem klaren Gedanken fähig. Ihr Körper war noch immer wie gelähmt.

Irgendwann flammte ein Licht auf. Christine wurde auf die Beine gestellt. Kräftige Hände hielten sie fest. Sie stand in einem steil in die Tiefe führenden Gang. Die Wände waren glatt, aus großen, gelben Steinquadern gefügt.

Das junge Mädchen schlug mit den Armen um sich. Brutal wurden ihre Hände gepackt und auf den Rücken gedreht, dann wurde sie einfach mitgezerrt.

»Wohin bringt ihr mich?«, fragte Christine.

Doch sie bekam keine Antwort. Schweigend schleppten sie die Männer weiter. Gänge und Stufen wechselten miteinander ab.

Einer der rot gekleideten Männer blieb vor einer Holztür stehen, zog den breiten Riegel zurück und stieß Christine in den dahinter liegenden Raum. Sie torkelte, stolperte und fiel zu Boden. Die Tür wurde zugeschlagen, der Riegel wieder vorgelegt. Dann war es still.

Christine blieb einige Minuten auf dem Boden sitzen. Sie schloss die Augen, keuchte und versuchte sich zu beruhigen, was ihr auch nach einigen Minuten gelang.

»Ist jemand hier?«, fragte sie.

Niemand antwortete.

Sie richtete sich langsam auf, griff nach ihrem Feuerzeug, fand es und knipste es an.

Der Raum, in dem sie sich befand, war niedrig, kaum zwei Meter hoch, und klein. Die Wände waren kahl, und nicht ein einziger Einrichtungsgegenstand war zu sehen.

Hastig rauchte sie eine Zigarette. Ich wurde entführt, stellte sie sachlich fest. Aber weshalb? Was haben die Entführer mit mir vor? Wollen sie Lösegeld? Da sind sie an die Falsche gekommen. Ihre Eltern waren nicht vermögend. Vielleicht hatten sich die Entführer geirrt? Vielleicht hätten sie ein ganz anderes Mädchen kidnappen sollen?

Christine ging zur Tür und trommelte mit beiden Fäusten dagegen.

»Aufmachen!«, brüllte sie.

Immer wieder schlug sie gegen die Tür, doch niemand hörte ihr Schreien – oder wollte es hören.

Nach einigen Minuten resignierte sie. Langsam schritt sie in dem kleinen Raum auf und ab.

Die Reise nach Ägypten war ein langjähriger Wunsch von ihr gewesen; und sie war glücklich, als ihr Vater ihr zu Weihnachten eine Reise nach Ägypten schenkte. Sie dachte an ihre Eltern in Hamburg, und Tränen stiegen in ihr hoch. Schluchzend stürzte sie wieder zur Tür.

Erschöpft setzte sie sich nach einigen Minuten auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Wand. Sie rauchte eine Zigarette nach der anderen. Die Luft im kleinen Raum wurde immer stickiger.

Es kann keine normale Entführung sein, dachte Christine. Dazu waren die Umstände zu seltsam. Der Zwang, nochmals den Tempel zu besuchen, das Totenschiff und die unheimliche Stimme in ihrem Hirn.

Undeutlich erinnerte sie sich, dass sie irgendwann in letzter Zeit eine Zeitungsmeldung gelesen hatte, in der vom Verschwinden einiger Touristen berichtet worden war. Alle waren in der Gegend von Luxor und Theben verschwunden.

Ihre Angst wurde immer größer.

Gelegentlich blickte sie auf die Uhr. Mehr als vier Stunden war sie nun schon gefangen.

Sie sprang auf, als sie Schritte hörte. Die Tür wurde geöffnet, und zwei Männer, die nur weiße Lendenschurze trugen, traten ein.

Christine wich zurück. Die Männer waren hochgewachsen und kräftig. Ihre Körper glänzten im Schein der Fackeln, die im Gang brannten.

Christine wehrte sich, als die braunen Hände nach ihr griffen. Einer der Männer hob sie spielerisch hoch und warf sie sich über die rechte Schulter. Der zweite Mann holte mit der rechten Hand aus und schlug ihr über die linke Schläfe. Bewusstlos sackte sie in sich zusammen.

Sie erwachte mit dröhnendem Kopf. Weihrauchgeruch hing in der Luft. Christine schlug die Augen auf.

Sie befand sich in einer Grabkammer. Die Wände waren mit Bildern und Hieroglyphen bedeckt. Sie konnte sich nicht bewegen. Ihre Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Weiße Binden pressten ihre Beine zusammen. Nur den Kopf konnte sie heben. Sie versuchte zu sprechen, doch auch das konnte sie nicht, da sie geknebelt war.

Die Grabkammer wurde von zwei Fackeln notdürftig erhellt. Rings um sie kauerte ein Dutzend Gestalten. Alle hatten die Köpfe kahl geschoren. Sie erblickte auch einige junge Frauen.

Ein breitschultriger Mann stand auf und blieb vor ihr stehen. Seine dunklen Augen lagen tief in den Höhlen. Sein Gesicht war hager und grau.

»Amun war uns gnädig«, sagte der Mann in gut verständlichem Deutsch. »Nefer-Amun wird mit dem Opfer zufrieden sein. Sie geben Ihr Leben für ihn. Für Nefer-Amun. Ihr Ba wird ihn stärken. Sie können froh sein, dass Sie vom Schicksal ausersehen wurden, mit Ihrem Tod ihm zu helfen, dem großen Nefer-Amun, den wir verehren und der uns Kraft gibt, unser Leben zu meistern.«

Christine wand sich hin und her und versuchte die Fesseln abzuschütteln.

Der breitschultrige Mann wandte sich ab, kniete nieder und presste die Stirn auf den Boden. Er stimmte einen unheimlich klingenden Gesang an, in einer Sprache, die Christine unbekannt war. Nur eines verstand sie immer wieder: Nefer-Amun.

Sie wusste, dass nur ein Wunder sie retten konnte. Aus eigener Kraft konnte sie sich nicht befreien.

»Nehmen Sie bitte Platz, Miss Zamis!«, sagte Dr. Fatima.

Er war ein mittelgroßer Mann, Ende der Vierzig. Sein volles Gesicht zierte ein gewaltiger Schnauzbart.

Während sich Coco Zamis setzte, hatte Dr. Fatima Gelegenheit, das Mädchen zu mustern, und was er zu sehen bekam, gefiel ihm durchaus.

Coco Zamis war ein...

Erscheint lt. Verlag 6.10.2020
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-0456-6 / 3751704566
ISBN-13 978-3-7517-0456-4 / 9783751704564
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