Gespenster-Krimi 52 (eBook)

Die Teufelshexe

(Autor)

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2020 | 1. Aufl. 2020
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0468-7 (ISBN)

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Gespenster-Krimi 52 - Rebecca Laroche
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Als die unheimliche Frau die Finger spreizte, wurde Rudolf Robeli unwillkürlich an die Beine einer Riesenspinne erinnert. Rot wie Blut glitzerte der Lack auf ihren Fingernägeln.
Robeli wich zurück. Seine müden Augen, rot unterlaufen und tränend, zuckten.
'Nein, nein ...', ächzte er.
'Den ganzen Klub', höhnte das Weib. 'Alle bring ich um ...'
Robeli wagte einen Ausbruch. Er warf sich herum und lief, so schnell seine alten Beine ihn tragen konnten, den Weg entlang. Sein Atem ging schneller und schneller. Er drehte sich um.
Da kam sie heran. Er hörte sie hinter sich lachen.
Nur fort!, hämmerte es in Robelis Schädel. Diese Hexe ist imstande und bringt mich um!
Er bemerkte gar nicht, wie er sich von der Stadt entfernte. Jetzt jagte er auf den kleinen Friedhof zu. Gerade verschwand der Sichelmond hinter einer Wolke ...


Die Teufelshexe

von Rebecca LaRoche

Als die unheimliche Frau die Finger spreizte, wurde Rudolf Robeli unwillkürlich an die Beine einer Riesenspinne erinnert. Rot wie Blut glitzerte der Lack auf ihren Fingernägeln.

Robeli wich zurück. Seine müden Augen, rot unterlaufen und tränend, zuckten. „Nein, nein …“, ächzte er.

„Den ganzen Klub“, höhnte das Weib. „Alle bring ich um …“

Robeli wagte einen Ausbruch. Er warf sich herum und lief, so schnell seine alten Beine ihn tragen konnten, den Weg entlang. Sein Atem ging schneller und schneller.

Er drehte sich um. Da kam sie heran. Er hörte sie hinter sich lachen.

Die Angst saß Robeli im Nacken. Er bemerkte gar nicht, wie er sich von der Stadt entfernte. Jetzt jagte er auf den kleinen Friedhof zu. Gerade verschwand der Sichelmond hinter einer Wolke …

Was will ich auf dem Friedhof?, dachte er.

Ihre Stimme weit hinter ihm befahl: „Bleib stehen, du Narr. Du entkommst mir nicht!“

Robeli stolperte weiter. Rote Punkte rotierten vor seinen Augen. Wie lange kann ich dieses Tempo noch beibehalten?, dachte er.

Ein heller, singender Ton peitschte durch die Stille. Robeli spürte, wie eine Schlinge über ihn flog und sich langsam zuzog. Doch es war keine Schlinge aus einer Schnur, sondern eine dünne gezackte Metallschlinge, die schärfer als ein Messer war.

Sie zersägte mitten im Lauf den Schildknorpel und den fünften Halswirbel. Sekundenschnell trennte sich der Kopf vom Rumpf und rollte bis zu der zwei Meter hohen Mauer, hinter der der Friedhof lag.

Der kopflose Torso taumelte weiter und brach nach ein paar Metern zusammen.

Der unheimliche Mord hatte sich in knapp neunzig Sekunden abgespielt.

Die Frau kniete neben dem Körper nieder und untersuchte die Taschen des Toten. Sie fand die Brieftasche, öffnete sie, konnte jedoch bei der miserablen Beleuchtung nichts erkennen.

Die Blutlache, die sich um den Körper des Toten sammelte, wurde größer.

Die Frau hatte an ihrem weiten, langen Rock einige Taschen. In eine davon schob sie die Brieftasche des Toten. Aus einer anderen holte sie eine kleine, zusammengefaltete Knochensäge heraus. Sie schraubte sie zusammen. Dann richtete sie sich auf.

Ihr höhnischer Blick glitt über den verstümmelten Torso. Sie ging zur Mauer des Friedhofs, bückte sich nach dem Kopf, betrachtete ihn verächtlich und warf ihn dann in hohem Bogen über die Mauer.

Aus einer Tasche ihres Rockes holte sie einen Plastikbeutel, ging wieder zurück zu der kopflosen Leiche und griff nach dem linken Arm …

„Bleib hier, Ricky. Großvater schläft bestimmt noch“, ermahnte die grauhaarige Frau ihren Enkel.

„Er hat mir versprochen, mit mir Drachen steigen zu lassen“, maulte der Fünfjährige. Er presste sein Auge an das Schlüsselloch. „Die Vorhänge sind gar nicht zugezogen, Oma.“

„Nicht zugezogen? Was redest du da?“ Elsa Robeli drückte die Klinke nieder und betrat das Schlafzimmer ihres Mannes.

„Pst, er scheint noch zu schlafen“, raunte sie dem Knaben zu.

Auf Zehenspitzen ging sie weiter bis zum Bett.

Merkwürdig! Robeli lag nicht im Bett. Aber unter der flachen Decke hob sich etwas ab.

„Wo ist denn Opa?“, wollte der kleine Ricky wissen.

Eine dunkle, beklemmende Ahnung überfiel die alte Frau, als sie die Bettdecke anfasste und leicht anhob.

„Oma, warum …?“

„Ruhig …“, sprach sie.

Ihre Augen weiteten sich, als sie die Bettdecke angehoben hatte und einen Arm darunter liegen sah. Leintuch und Bettbezug waren blutverschmiert.

Was ist das für ein makabrer Scherz?, dachte sie. Ihr Magen revoltierte.

„Bleib weg, Ricky“, sagte sie tonlos. Ihr Geist weigerte sich, zu begreifen, was sie sah.

Dann fiel ihr Blick auf den Manschettenknopf an dem blutbesudelten Hemdsärmel.

„Rudolf …“, ächzte sie. Sie taumelte rückwärts.

Auch Ricky warf jetzt einen Blick ins Bett. Wie eine Furie schoss Elsa Robeli auf ihn zu und riss ihn zur Seite.

„Omi, was ist denn los? Was machst du denn für ein Gesicht?“, wollte das Kind wissen. „Was liegt denn da im Bett? Und warum ist das Bett so blutig?“

Elsa Robeli drängte das Kind hinaus. „Geh spielen“, röchelte sie. Dann stürzte sie ins Badezimmer und musste sich übergeben.

Was war mit Rudolf geschehen? Sie hatte ihm die Manschettenknöpfe zum letzten Geburtstag geschenkt. Und den Hemdsärmel kannte sie auch. Erst gestern noch hatte sie das Hemd gestärkt und gebügelt.

Sie verstand nicht, warum der Tote, dessen Arm in Rudolfs Bett lag, Rudolfs Hemd trug und auch den Manschettenknopf.

Als sie den Korridor wieder betrat, lauschte sie mit klopfendem Herzen. Ihr Geist war noch völlig durcheinander. Dass jemand den blutigen Arm in die Wohnung gebracht haben musste, war ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.

Sie hörte Ricky im Spielzimmer plappern und wankte noch einmal zu dem Schlafzimmer ihres Mannes.

Sie bekreuzigte sich. „Gott, sei meiner armen Seele gnädig“, sagte sie tonlos. Dann betrat sie das Schreckenszimmer.

Jetzt, ohne das Kind, trat sie beherzt auf das Bett zu und hob die Decke an.

Als sie erkannte, dass sie sich vorhin nicht getäuscht und keiner Wahnvorstellung erlegen war, wollte sie von Neuem Übelkeit überkommen. Sie zwang sich jedoch, das grausige Gliedmaß näher anzusehen.

Da, der Ring – die tote Hand trug den schmalen Goldring. Und darüber am Ringfinger war eine schlecht verheilte Narbe. Rudolf hatte sich kürzlich beim Holzschnitzen geschnitten.

Elsa Robeli sank am Bettende zusammen. Sie war halb bewusstlos.

Dann hörte sie das Telefon auf dem Korridor schrillen.

„Omi …“, rief Ricky.

Elsa Robeli lief hinaus und nahm den Hörer ab.

„Robeli.“

Eine heisere Frauenstimme war am Apparat.

„Warst du schon bei der Polizei?“, hörte sie die Frau fragen. „Du hast doch schon im Bett nachgeschaut? Du musst dich beeilen. Je frischer die Spuren sind, umso besser für die Nachforschungen.“

Ein grausiges Gelächter drang an Elsa Robelis Ohr.

Frau Robeli warf den Hörer auf die Gabel. Wimmernd presste sie sich gegen die kalte Wand des Korridors.

An unserem Ehering habe ich Rudolf erkannt. Es ist sein Arm, dachte sie.

Erst jetzt nahm sie den Hörer wieder ab und wählte die Nummer der Polizei.

Die beiden jungen Elevinnen Kitty Dobson und Martha Flanders mussten, so wollte es Polizeirat Hasso Stanzig, in alle Abteilungen des Präsidiums ‚reinriechen’, um sich ein Bild von ihrer künftigen Arbeit als Kriminalbeamtinnen zu machen. Sie hatten beide die Polizeischule mit guten Noten absolviert und sollten nun in die Praxis eingeführt werden.

Kriminalrat Baltram fluchte, als man ihm die Elevinnen zum Anlernen anvertraute.

„Ihr seid zwar zwei flotte Bienen“, grunzte er, „aber während der Dienstzeit interessiere ich mich nicht für so was. Ihr werdet mich nur in meiner Arbeit stören.“

„Sie können uns ganz selbstständig einen Fall übertragen“, behauptete die temperamentvolle dunkelhaarige Kitty Dobson und klimperte mit den Augenlidern.

„Sie werden staunen, Herr Kriminalrat“, erklärte die blonde, sehr schlanke und ungemein sportlich wirkende Martha Flanders kühl. „Wir haben nämlich in der Polizeischule höllisch aufgepasst.“

„Alles Theorie“, bellte Kriminalrat Baltram.

Da erreichte ihn ein Anruf über den Hausapparat.

Als er den Hörer wieder auflegte, grinste er.

„Dann zeigt mal, was ihr könnt“, meinte er salbungsvoll. „Soeben kam der Anruf einer gewissen Elsa Robeli. Sie war kaum zu verstehen. Irgendetwas hat sie sehr aufgeregt. Sie redete von einem blutigen Bett, von ihrem Mann, von einem Arm und einem Ehering.“

„Adresse?“, wollte Kitty mit knapper Beamtenstimme wissen.

„Flachsbohnenweg 4.“ Der Kriminalrat fand die Idee, die beiden Mädchen zu Erkundigungen wegzuschicken, grandios. „Und ich bitte mir aus, dass ihr gründlich vorgeht. Jede Einzelheit ist wichtig. Hinterher wünsche ich einen detaillierten, lückenlosen Bericht.“

„Sie werden mit uns zufrieden sein, Herr Kriminalrat“, versprach Martha. „Keine Sorge. Wir sind in zwei Stunden wieder zurück und werden Ihnen berichten.“

„Ich nehme grundsätzlich nur schriftliche Berichte meiner Untergebenen entgegen!“, bellte Kriminalrat Baltram. „Und beeilt euch nicht so. Vor morgen früh will ich euch hier nicht wieder sehen. Ende. Haut ab.“

Martha und Kitty warfen sich einen Blick zu und schritten hinaus.

„Uff“, sagte Kitty, „der alte Griesgram hat heute sicher schlecht gefrühstückt. Komm, wir fahren jetzt auf dem schnellsten Weg zum Flachsbohnenweg. Du, unser erster Fall! Das muss gefeiert werden!“

„Heute Abend kauf ich eine Flasche billigen...

Erscheint lt. Verlag 6.10.2020
Reihe/Serie Gespenster-Krimi
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-0468-X / 375170468X
ISBN-13 978-3-7517-0468-7 / 9783751704687
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