G. F. Unger Tom Prox & Pete -15 (eBook)

Dicks letzte Chance

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0506-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Tom Prox & Pete -15 - G. F. Unger
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Die Sonne wirft einen orangefarbenen Schein über die Berge, der langsam dunklere Farben annimmt und allmählich in ein purpurnes Rot übergeht. Dick Hanson steht beim Korral und betrachtet glücklich und zufrieden die rehbraune Stute und das kleine Fohlen.
Ja, denkt er zufrieden, wenn dieser kleine Bursche ein richtiger Hengst geworden ist, dann wird meine Ranch 'ne Wucht sein und genauso fest auf den Beinen stehen. Vorläufig hat sie aber eine verdammte Ähnlichkeit mit diesem stelzbeinigen Knirps da - sie muss noch wachsen. Und wenn ich einen Sohn haben werde, so kann er auf diesem Amigo seine ersten Reitversuche machen. Na ja.
Nach diesem Gedankengang wischt Dick sich übers Gesicht und wendet sich ab. Dabei spricht er vor sich hin: 'Patricia müsste eigentlich das Essen schon fertig haben. Aaah, ich spüre jeden Tag um diese Zeit ein Rudel hungriger Wölfe im Bauch.'


Er wirft noch einen forschenden Blick in die Runde, bevor er endgültig zum Ranchhaus gehen will.

Jerry ist noch draußen, denkt er besorgt, denn es fällt ihm ein, dass der junge Bruder seiner prächtigen Frau heute mit einem Jagdgewehr in die Schluchten geritten ist, um sich nach dem Einzelgänger-Wolf umzusehen.

Plötzlich hört Dick das Bellen der beiden Hunde. Und dann sieht er den Reitertrupp aus dem Canyon ins Tal kommen.

»Oha«, murmelt er verblüfft. »Das sind ja richtige Langmesser, Blauröcke – hol’s der Teufel, das ist Staatenkavallerie! Und Jerry führt sie! Was wollen diese Säbelrassler in meinen Bergen?«

Dann sausen die Hunde heran, springen an Dick hoch und bellen ihm ihre Freude in die Ohren. Er wehrt sie gutmütig ab und jagt sie dann zur Ranch hinüber.

Inzwischen hat sich Jerry von dem Soldatentrupp gelöst. Als er vor Dick das Pferd zügelt, sieht man, dass der junge Bursche schon ein richtiger Cowboy geworden ist.

»Ich habe den Wolf vor dem Lauf gehabt, und die Hunde haben ihn gejagt. Aber ich habe ihn nicht getroffen«, berichtet Jerry schnell. »Dick, es ist der größte Wolf, den ich bisher gesehen habe!«

»Yeah, er ist der Großvater aller Wölfe«, nickt Dick und sieht forschend zu den Soldaten hinüber, die langsam näher geritten kommen.

»Ich traf die Abteilung in den Schluchten«, berichtet Jerry auch schon. »Captain Connega führt diese Abteilung und…«

Jerry bricht ab, denn jetzt kommt ein Offizier herangeritten. Er zügelt ziemlich hart seinen Fuchs und springt dann geschmeidig aus dem Sattel. »Hallo, Mr. Hanson! Ihr junger Schwager erzählte mir von dieser einsamen Ranch in den Bergen. Als mir klar wurde, dass es sich um den bekannten Ex-Sergeanten der Special Police Dick Hanson handelte, entschloss ich mich, mein Glück festzuhalten. Sie müssen uns helfen, Mr. Hanson! Und es dürfte auch für Sie ein prächtiger Spaß werden!«

Er lacht Dick scharf und herzlich an. Dabei zeigt er blitzende Zähne. Er ist kaum über Mittelgröße, aber geschmeidig, biegsam und federnd. Er erinnert an eine scharfe und elastische Florettklinge. Im braunen Gesicht sitzt eine scharfe Adlernase. Dunkle Augen funkeln.

Das ist ’n scharfer Hund, denkt Dick und dehnt leicht seinen mächtigen Körper. Dann bläst er die Backen auf und sagt: »Ich habe Hunger. Sie sind eingeladen, Captain. Was ist mit Ihren Leuten?«

»Mein Name ist Connega, Captain John Connega mit Leutnant Morada, Sergeant Hood und zehn Mann. Vielleicht dürfen wir in Ranchnähe kampieren?«

»Sicher. Aber wir haben keinen Ranchkoch. Ich möchte meiner Frau nicht zumuten, für…«

»Oh, meine Reiter kochen selbst ab und…«

»In Ordnung, Captain. Aber für Sie und den Leutnant reicht es an unserem Tisch auch noch. Kommen Sie gleich herüber, wenn…«

Das Essen war gut und reichlich. Als die Hausfrau die Tafel aufgelöst hat und mit der mexikanischen Köchin die letzten Haus- und Küchenarbeiten des Tages erledigt, ziehen sich die Männer in das Wohnzimmer zurück.

Dicks Schwiegervater, der alte Hill, geht mit kurzem Gruß aus dem Haus. Er wohnt in einer Blockhütte etwas abseits der Ranch und schreibt dort ein Buch über Indianersprachen.

Jerry folgt den Männern ins Wohnzimmer und legt im Kamin etwas Holz nach. Die Nächte in den Bergen sind frisch. Das Feuer im Kamin ist gemütlich.

Dick schenkt Whisky ein und reicht Zigarren herum.

Der blonde Leutnant lehnt wortlos ab, trinkt aber schnell das Glas leer.

Schweigsamer Bursche, denkt Dick. Und ziemlich alt für einen Leutnant. Wenn der nicht in dieser Uniform stecken würde, so hielte ich ihn für einen Rindermann – vielleicht einen Reitboss oder Treibherdenboss. Aber vielleicht liebt er den Whisky zu sehr – oder er ist aus dem Mannschaftsstand aufgestiegen. Ja, er wird sicherlich Sergeant gewesen sein. So sieht er aus. Seltsamer Offizier. Er wendet sich dem Captain zu: »Sie haben einen Wagen bei sich. Schwer geladen. Und wenige Reiter. Haben Sie einen besonderen Auftrag?«

Captain Connegas dunkle Augen funkeln plötzlich. Dann lächelt er wieder scharf. Immer wenn er lächelt, denkt Dick an ein Raubtier, meistens an einen Panther, der freundlich seine Zähne zeigt und dennoch zur Vorsicht mahnt.

»Ich bitte um Ihre Hilfe, Mr. Hanson. Und ich will Ihnen erklären, warum ich Ihre Hilfe haben möchte.«

»Ich höre, Captain.«

»Die Armee macht große Manöver – gewissermaßen eine Fuchsjagd. Ich und meine Leute, wir sind gewissermaßen die Füchse. Es geht um folgende Dinge, Mr. Hanson:

Theoretisch gesehen bin ich ein Banditenführer – ein Staatsfeind Nummer eins, der eine ernste Bedrohung der Staatsgewalt ist. Theoretisch habe ich mit meiner Bande einen Eisenbahnzug angehalten und eine ganze Wagenladung Gold geraubt. Nun versuche ich mit dieser Beute zu entkommen. Ich kann mich dabei aller Mittel bedienen, wie es die Banditen ja auch tun würden. Der Raub wurde gestern ausgeführt und…«

»Theoretisch natürlich«, wirft Dick interessiert ein.

Die Männer lachen.

Dann fährt der Captain fort: »… also gestern ausgeführt. Ich bin mit der Beute in die Berge entkommen. Als Trick haben ich und meine Leute Soldatenuniformen angezogen. Dadurch ist es uns – theoretisch! – gelungen, die zivilen Polizeiorgane zu bluffen. Da es sich um Gold der Regierung handelt und die zivilen Polizeikräfte nicht mehr ausreichen, hat der Gouverneur die Armee alarmiert. Starke Abteilungen rücken nun von allen Himmelsrichtungen gegen diesen Gebirgskomplex vor. Wenn ich und meine Soldaten gefangen werden, so hat die Armee gewonnen. Komme ich durch, so habe ich mich zumindest als erstklassiger Patrouillenführer bewährt. Es ist eine große Übung, in der beide Seiten ihre List und ihre Kühnheit beweisen sollen. Die Soldaten sollen die raue Wirklichkeit kennen lernen. Aber die Gegenpartei wird sich ortskundige Scouts anwerben. Wie ich von Ihrem jungen Schwager hörte, Mr. Hanson, liegt bei Bluetown die bekannte Herzass-Ranch. Ich habe von Captain Jenkins, dem Herz-Rancher und Ihrem Kollegen, dem Sergeanten Jim Chester eine Menge Dinge gehört. Die Führer der Suchkommandos gewiss auch. Ich denke mir, dass man jetzt schon Captain Jenkins und andere Westmänner um Hilfe gebeten hat. Da ich diese Berge selbst nicht kenne, wäre ich mit meiner kleinen Abteilung im Nachteil. Und deshalb bitte ich Sie, Mr. Hanson, um Hilfe. Sie sind für mich das, was Captain Jenkins gewiss für die andere Partei sein wird: ein Führer und Späher. Dann ist alles wieder ausgeglichen. Als Banditenführer würde ich jetzt natürlich nicht bitten, sondern ein Druckmittel anwenden, um mich Ihrer Ortskundigkeit und Westmannerfahrung zu versichern.«

»Wie?«, fragt Dick, und seine Augen werden stumpf und verschleiern sich.

»Nun, als Führer einer gehetzten Bande wäre mir jedes Mittel nur recht. Theoretisch gesehen! Sie haben eine junge Frau und auch andere Angehörige. Verstehen Sie, Mr. Hanson?«

»Sicher! Nur gut, dass es nur Theorie ist! Wenn Sie nämlich wirklich ein Bandit in Uniform wären, so würde ich Sie bei Gelegenheit entweder in zwei Stücke reißen oder einfach und glatt erschießen – ich meine, wenn Sie meine Frau als Geisel…«

»Ein Glück, dass alles nur ein Spiel ist!«, ruft der Captain und sieht seinen Leutnant an, der seltsam lächelt.

Dick gießt wieder die Gläser voll und sagt: »Ich habe in den letzten Wochen eine Menge Arbeit getan. Nun, ich könnte mir einige Tage Urlaub gönnen. Oha, wenn ich es mir nämlich richtig überlege, wird es mir mächtige Freude bereiten, meinen Freunden, die ja für die andere Seite reiten, ein paar Tricks zeigen zu können. Captain, ich bringe Sie und Ihre Abteilung sicher durch die Umklammerung und aus der Mausefalle! Und dann reite ich zu Billy und Jim und lache sie aus. – Abgemacht. Wir brechen in vier Stunden auf – kurz nach Mitternacht!«

Die Männer leeren die Gläser.

Bevor die beiden Offiziere gehen, wendet sich der Captain noch einmal: »Ich habe die Leute ausgesucht. Sie sind vielleicht keine vorbildlichen Soldaten, dafür aber als einstige Cowboys erstklassige Reiter – hart und genügsam.«

»Yeah«, sagt Dick. »Wir werden bald wissen, wie hart sie sind. Und der Wagen muss mit? Was ist denn drin? Doch bestimmt kein richtiges Gold?«

Captain Connega lächelt wieder sein scharfes Lächeln. »Nur Bleibarren«, erwidert er, »die sind ja auch fast so schwer wie richtige Goldbarren. Es ist alles echt aufgezogen.«

Dann verlassen die beiden Offiziere das Ranchhaus, um sich ihren Leuten zu widmen, die ja in vier Stunden wieder aufbrechen sollen.

Dick Hanson setzt sich nachdenklich in den Sessel. Er raucht und trinkt zwar genüsslich, denkt dabei aber intensiv nach.

Jerry Hill, der neben dem Kamin sitzt, beobachtet seinen Schwager eine Weile schweigsam. »Was passt dir nicht, Dick?«, fragt er plötzlich.

Dick hebt den Kopf und sieht den Jungen an: »Wo hast du sie getroffen?«

»In der Snake-Schlucht!«

»Wie benahmen sie sich?«

»Sie fragten mich aus – ziemlich freundlich. Und sie waren zufrieden, als ich ihnen erzählte…«

»Der Captain hat dich mächtig ausgefragt, was?«

»Er war neugierig.«

»Hm – hm…«

»Was – was – was ist denn los, Dick?«

»Die Hölle, Boy, die Hölle! Hör mal, Jerry: Sehe ich sehr dämlich aus?«

»Aber so was!«

»Schon gut,...

Erscheint lt. Verlag 6.10.2020
Reihe/Serie G.F. Unger Classic-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-0506-6 / 3751705066
ISBN-13 978-3-7517-0506-6 / 9783751705066
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