John Sinclair 2204 (eBook)

Wiedergeburt des Bösen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0484-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair 2204 - Ian Rolf Hill
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Abe Douglas ballte nervös die Fäuste.
Seine Kehle war so trocken, dass sie schmerzte. Auf der Stirn stand dagegen der kalte Schweiß, und das Herz klopfte so heftig gegen die Rippen, als wollte es aus seinem knöchernen Gefängnis ausbrechen.
'Machen Sie sich keine Sorgen, Agent Douglas', versuchte ihn der Einsatzleiter zu beruhigen. 'Meine Jungs und Mädels sind die Besten an der Ostküste. Vielleicht sogar die Besten der gesamten USA. Es gibt nichts, worauf sie nicht vorbereitet wären.'
Das Lachen blieb Abe im Halse stecken. Der gute Mann hatte ja keine Ahnung.
Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmte, was der anonyme Informant ihm mitgeteilt hatte, konnte das hier leicht in einer Katastrophe enden ...


In dem Fall wäre Abes Karriere zu Ende, darüber machte sich der G-Man keinerlei Illusionen. Nicht, dass das dann noch eine Rolle gespielt hätte. Allerdings galt das im Übrigen auch, wenn es sich um falschen Alarm handelte. Dann hätte Abe nämlich umsonst drei bis an die Zähne bewaffnete SWAT-Teams mobilisiert.

Die Spezialisten waren mit vier BearCat-Mannschaftstransportern und zwei Radpanzern vorgefahren, und bereit, ein Inferno zu entfesseln. Natürlich hoffte Abe, dass die Aktion ohne Blutvergießen über die Bühne ging, doch die Vergangenheit hatte ihn gelehrt, mit dem Schlimmsten zu rechnen. Vor allem, wenn Dämonen ihre Finger im Spiel hatten.

Und genau hier lag das Problem. Handelte es sich um Drogen, Menschen- oder Waffenhandel, würde sich jetzt einer von Abes Kollegen die Beine in den Bauch stehen. Doch der Informant war sich sicher, dass heute Nacht, in diesem Lagerhaus im Hafen von New York City, unweit der Mündung des Hudson River, ein leibhaftiger Dämon beschworen werden sollte. Und das galt es zu verhindern.

Abe hatte keine Ahnung, um welches Höllengeschöpf es sich handelte, und im Prinzip wollte er es auch gar nicht herausfinden. Er hatte in den letzten Monaten und Jahren genug durchgemacht und er würde alles daransetzen, um diese Beschwörung im Keim zu ersticken und das Übel an der Wurzel zu packen.

Allein um Stephanies und des Babys Willen.

Aber auch aus dem einfachen Grund, dass er kaum über die geeigneten Waffen verfügte, um einen leibhaftigen Dämon zu vernichten. Die geweihten Silberkugeln, die in der Glock steckten, reichten für Werwölfe, Vampire, Ghouls und Zombies, doch er bezweifelte, dass er damit einem höheren Dämon Schaden zufügen konnte.

Und die Tatsache, dass hier eine Beschwörung stattfinden sollte, sprach dafür, dass es sich um ein solches Kaliber handelte. Abe Douglas verfluchte den Umstand, dass John Sinclair und Suko nicht bei ihm waren. Sie verfügten über weit effektivere Waffen als er. Doch er konnte sie nun einmal nicht herbei zaubern, und musste das nehmen, was er hatte.

Zum Glück hatte er nach den Vorfällen vor den Outer Banks und der Schlacht auf Lykaons Insel seine Vorgesetzten von der Notwendigkeit eines Spezialkommandos zur Dämonenbekämpfung überzeugen können.

Bekommen hatte er ganze drei SWAT-Teams, die mit Silberkugeln und Flammenwerfern ausgerüstet waren.

Angeführt wurden sie von Truman Jones, einem alten Haudegen, den Abe schon eine gefühlte Ewigkeit kannte. Ende vierzig, aber durchtrainiert und fitter als so mancher Jüngling. Ein mit allen Wassern gewaschener Cop, der sich seine ersten Sporen als Soldat im zweiten Golfkrieg verdient hatte. Breit wie ein Kleiderschrank und mit einem Nussknackerkinn ausgestattet, auf dem ständig ein bläulicher Bartschatten lag, ganz gleich wie oft er sich rasierte. Die blassblauen Augen lagen unter dichten schwarzen Brauen, die ihm von Natur aus einen finsteren Blick verliehen.

Gemeinsam mit einer jungen Frau, deren Namen Abe vergessen hatte, saßen sie in einem der Radpanzer, der in einem Lagerhaus, gegenüber ihres Zielobjektes stand, das zuvor mit Drohnen ausspioniert worden war. Seit geschlagenen vier Stunden warteten sie nun schon darauf, dass etwas passierte.

»Die Männer sind in Position«, meldete Trumans Untergebene.

Jones nickte zufrieden. »Gut, dann hoffen wir mal, dass es kein falscher Alarm war.« Er warf Abe einen optimistischen Blick zu. »Mal sehen, ob wir heute unsere Feuertaufe erleben.«

Abe knirschte mit den Zähnen. »Wir wollen es nicht hoffen.«

Truman hob überrascht die Brauen. »Wollen Sie lieber riskieren, die Einheit umsonst mobilisiert zu haben?«

»Immer noch besser, als tot zu sein.«

»Warum so pessimistisch?«

Der G-Man schüttelte den Kopf. »Ich habe kein gute Gefühl bei der Sache.«

»Machen Sie sich nicht so viele Gedanken. Vermutlich haben wir es nur mit ein paar reichen Yuppies zu tun, die sich langweilen und keinen Bock mehr darauf haben, sich die Zeit damit zu vertreiben, sich auf irgendwelchen Clubtoiletten eine Line zu ziehen.«

»Ich wünschte, es wäre so …«

»Sie kommen!«, meldete die Frau, die den Überwachungsmonitor im Blick behielt und per Funk mit den Kommandanten in Verbindung stand. Abe sprang wie von der Tarantel gebissen von seinem Stuhl auf. Er beugte sich über die Schulter der Polizistin, die ihr braunes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.

Auf dem kleinen Bildschirm, der in einem grünlichen Licht schimmerte, konnten die Anwesenden beobachten, wie sich ein schwarzer Lincoln dem Lagerhaus näherte. Abes Magen zog sich schmerzhaft zusammen, und sein Puls beschleunigte sich. Ein Blick auf die Uhr. 23:02 Uhr. Noch knapp eine Stunde bis Mitternacht.

Abe atmete tief durch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Vermutlich würde die Beschwörung um Punkt null Uhr vorgenommen werden.

Auf dem Monitor war mittlerweile zu sehen, wie die Limousine vor dem Rolltor des Lagerhauses stoppte. Drei Sekunden später öffnete sich das Tor wie von Geisterhand bewegt. Der Lincoln mit den getönten Scheiben fuhr wieder an. Da es sich um eine reine Bildübertragung ohne Ton handelte, wirkte das Geschehen noch gespenstischer.

»Okay«, murmelte Truman. »Schalten sie auf Innenansicht um!«

Die Frau nickte und wandte sich einem zweiten Bildschirm zu. Am Nachmittag hatten Beamte, verkleidet als Hafenarbeiter, die Lagerhalle durchsucht und winzige Kameras installiert, sodass sie jetzt sehen konnten, was sich im Inneren abspielte.

Die Limousine rollte in die Mitte der Halle, die bis auf ein paar Container, die aufgereiht an der linken Wand standen, leer war. Die Türen schwangen auf, und vier Männer verließen das Fahrzeug. Sie trugen dunkle Anzüge, die ihre Gesichter noch bleicher erscheinen ließen. Die Augen funkelten silbern im grünen Schein der Restlichtverstärker.

Kurz darauf verbesserte sich die Sicht, als einer der Männer an einen Schaltkasten trat und einen Hebel betätigte. Grelles Neonlicht flammte auf. Das Bild flackerte, als die Kameras auf Normalbild-Funktion umschalteten.

Abe atmete scharf durch die Nase ein. Einer der Neuankömmlinge war an den Kofferraum getreten und hatte ihn geöffnet. Zwei schlanke, spärlich bekleidete Körper wurden ins Freie gezerrt. Sie waren an Händen und Füßen gefesselt, in den Mündern steckten Knebel. Es waren blutjunge Frauen in Unterwäsche, die vor Angst schlotterten.

Das war selbst über die vergleichsweise winzigen Bildschirme deutlich zu erkennen. Abe packte die heiße Wut. Verdammt, das verkomplizierte die Angelegenheit natürlich. Auch wenn er damit hatte rechnen müssen. Menschenopfer gehörten zu Dämonenbeschwörungen dazu wie die Fangzähne zum Vampir.

Doch egal, ob es sich tatsächlich um ein schwarzmagisches Ritual handelte oder nicht, falscher Alarm war das auf keinen Fall.

»Wann sollen wir zugreifen?«, fragte Truman mit kratziger Stimme.

Auch ihm ging der Anblick nahe. Vor allem, als sie mit ansehen mussten, wie den Frauen der spärliche Rest an Würde zusammen mit der Unterwäsche vom Leib gezerrt wurde, ehe man sie nackt, aber weiterhin gefesselt und geknebelt, zu Boden schleuderte.

»Noch nicht«, erwiderte Abe. »Wir warten! Gut möglich …«

»Es nähern sich zwei weitere Fahrzeuge«, meldete die Polizistin und deutete auf den ersten Monitor. Abe wandte den Blick von dem Geschehen in der Lagerhalle ab. Tatsächlich rollten zwei weitere Limousinen auf das mittlerweile wieder geschlossene Tor zu.

Das Prozedere wiederholte sich.

Das Rolltor fuhr in die Höhe, die Fahrzeuge ins Innere. Aus einem der Lincoln stiegen vier, aus dem anderen fünf Männer. Auch in ihren Kofferräumen lagen junge Frauen, fast noch Mädchen. Schlank und gut gebaut.

Insgesamt waren es also fünf. Fünf Opfer für den Dämon und dreizehn Männer, die ihm huldigten. Beide Zahlen spielten in der Magie eine große Rolle. Abe schluckte, als er sah, wie sich die Kerle anfingen zu entkleiden. Zunächst glaubte er, sie würden sich umziehen, doch dann wurde das Licht wieder ausgeschaltet, und die Männer begaben sich, nackt wie sie waren, dorthin, wo sich die Frauen zusammendrängten wie verängstigte Tiere.

»Scheiße«, keuchte Truman. »Was soll das werden? Ein gottverdammte Orgie?«

Abe antwortete ihm nicht. Wozu auch? Alles Spekulieren brachte sie nicht weiter, und was den G-Man betraf, hatte er genug gesehen. Ob Dämonenbeschwörung oder nicht, sie hatten ausreichend in der Hand, um die Männer dingfest zu machen.

Kaum anzunehmen, dass die Mädchen sich freiwillig halbnackt und gefesselt in die Kofferräume gelegt hatten.

»Okay«, raunte Abe. »Das reicht! Zugriff!«

Zu seinem Erstaunen schüttelte Truman jedoch den Kopf. »Nein!«, erwiderte er.

»Was?« Abe konnte nicht fassen, was er gerade hörte.

»Wenn wir jetzt zugreifen, dann sind die Kerle vor dem Morgengrauen wieder auf freiem Fuß.« Er deutete mit dem Kinn auf den Monitor. »Ich habe einen der Männer dort erkannt. Das ist der Bezirksstaatsanwalt von Lower Manhattan.«

Abe wurde schwindelig. »Scheiße.«

»Das können Sie laut sagen. Und denken Sie mal drüber nach. Vermutlich arbeiten die Damen alle für irgendeine Model-Agentur oder einen Escort-Service. Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass es zu irgendeinem obskuren Spiel gehört. Und selbst wenn nicht, ist es fraglich, ob eines der Mädchen Anzeige erstattet.«

Das Blut stieg Abe in den Kopf. Er spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Er musste sich mehrfach räuspern,...

Erscheint lt. Verlag 6.10.2020
Reihe/Serie John Sinclair
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-0484-1 / 3751704841
ISBN-13 978-3-7517-0484-7 / 9783751704847
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