G. F. Unger Sonder-Edition 200 (eBook)

Gila Paso

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
80 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0470-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger Sonder-Edition 200 - G. F. Unger
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Tim Brolin wird den Gedanken an die Frau nicht los, die ihn im Gefangenenlazarett pflegte und ihm, dem Schwerverletzten und Entmutigten, den Willen zum Überleben wiedergab. Nach seiner Entlassung macht er sich auf, die schöne Tina Russels zu suchen. Es wird ein langer und abenteuerlicher Weg voller Gefahren und überraschender Wendungen. Und als er die Gesuchte schließlich in Gila Paso findet, erlebt er eine neue Überraschung - und es ist die schlimmste überhaupt. Denn alles ist ganz anders, als er es sich auf der langen Fährte erträumte ...


Gila Paso

Es führten damals drei Post- und Frachtlinien von New Mexico hinüber ins Arizona-Territorium und nach Yuma, nämlich die Butterfield Stage Route, der Cooke's Trail und der Kearney's Trail.

Und alle drei Lebensadern nach Westen mussten den Gila River durchfurten, um den großen Bogen abzukürzen, den der gemeine und tückische Fluss von Nord nach Süd machte, bis er wieder nach Westen in Richtung Yuma floss.

Ja, tückisch war der Gila wegen all der vielen Treibsandstellen, Steilufer und anderen Gefahrenstellen.

An der einzig möglichen Furt war ein Ort entstanden, den man Gila Paso nannte, und Paso, dies heißt so viel wie Furt oder Durchgang.

Es gab im alten Europa jene Raubritterburgen, deren Herren den Reisenden unberechtigte Zölle abverlangten. Und wenn sie nicht zahlten, dann wurden sie gnadenlos ausgeraubt, manchmal auch eingekerkert oder gar ermordet.

Und so ähnlich war es auch an der Furt bei Gila Paso.

Die kleine Stadt wechselte zwar einige Male den Besitzer, aber stets wurde sie von mehr oder weniger Bösen beherrscht.

Das änderte sich erst, als das Gesetz nach Gila Paso kam.

Doch bis dies der Fall war...

Die Geschichte beginnt wenige Tage nach der Kapitulation von General Lee bei Appomattox am

9. April 1865, also etwa am 15. April desselben Jahres.

Tim Brolin erlangt an diesem Tag endlich wieder sein volles Bewusstsein, erwacht also aus seinen Fieberträumen.

Sein Blick wird allmählich wieder klarer, und so sieht er den Engel in Wirklichkeit, von dem er in seinem Wundfieber träumte. Denn dieser Engel erschien ihm immer wieder und redete zu ihm mit sanfter Stimme.

Auch jetzt ist es so und dennoch anders.

Denn jetzt erlebt er es nicht im Fiebertraum. Nun ist es Wirklichkeit.

Aber das Gesicht über ihm ist ihm nicht fremd. Und auch die Stimme kennt er.

Er hört sie sagen: »Nun, Captain, jetzt haben Sie es geschafft. Sie sind über den Berg. Jetzt werden Sie gesund.«

Es ist ein warmer und herzlicher Klang in dieser Stimme.

In seinem Kopf kommen nun all die Gedanken in Bewegung.

Er möchte etwas sagen, doch er bringt nur ein heiseres Stammeln hervor. Doch dann lässt ihn die Schöne aus einer Schnabeltasse einige Schlucke Tee trinken, und so kann er ziemlich verständlich fragen: »Sind Sie ein Engel? Bin ich schon im Jenseits? Und selbst wenn nicht, müssen Sie ein Engel sein.«

Sie lacht leise. Es ist ein melodisch klingendes Lachen, das ihm sehr gefällt.

Dann spricht sie mit einem Klang von Nachsicht und Staunen zugleich: »He, Captain, soeben sind Sie auferstanden von den Toten, und schon raspeln Sie Süßholz.«

Er grinst zwischen seinem Vollbart und denkt einige Sekunden nach.

Dann aber spricht er: »Ich habe immer wieder von Ihnen geträumt wie von einem Engel. Und jetzt habe ich Sie sofort wiedererkannt. Wie ist Ihr Name?«

Sie lacht abermals ihr wunderschönes Lachen, lässt ihn noch einmal trinken und spricht endlich mit einem leichten Glucksen in der Kehle: »Aaah, Captain, ich bin Tina Russels. Und ich bin froh, dass ich Sie noch bei vollem Bewusstsein erleben konnte. Denn morgen wird dieses Gefangenenlazarett ganz und gar von der Unionsarmee übernommen. Alle Ärzte, Sanitäter und wir Freiwilligen-Schwestern der Konföderation müssen gehen. Man wird uns Schwestern entlassen, die Männer nicht. Captain, Sie waren sozusagen mein Sorgenkind. Ich bin froh, dass Sie es überstanden haben. Gewiss werde ich manchmal an Sie denken, denn ich habe viele Nächte an Ihrem Lager gewacht. Ihr Name ist Tim Brolin, nicht wahr – Captain Timothy Brolin?«

»Ja, der bin ich«, erwidert er heiser. »Und ich weiß, dass uns stets etwas verbinden wird. Es muss in den vergangenen Nächten etwas von Ihnen auf mich übergegangen sein. Ob ich Sie jemals wiedersehen werde? Man sagt, dass man sich im Leben stets zweimal trifft. Wo könnte ich Sie suchen, Tina Russels?«

Sie hebt die geraden Schultern und lässt sie wieder sinken, wirkt ein wenig ratlos. »Ich weiß es nicht, Tim Brolin. Irgendwie muss ich für mich sorgen. Ich gehöre zum Clan der Hunnicutts. Meine Mutter war eine Hunnicutt, eine Viertelkomantschin, und ich und meine Geschwister haben alle mehr oder weniger Komantschenblut in uns. Mein Vater dagegen war ein Anglo-Texaner. Ich werde meinen Clan suchen.«

Sie erhebt sich mit einer leichten und geschmeidigen Bewegung und blickt mit einem Ausdruck des Bedauerns auf ihn nieder.

Und er blickt zu ihr auf und sieht eine dunkelhaarige und schwarzäugige, wunderschöne Frau von etwa fünfundzwanzig Jahren.

Plötzlich lächelt sie und spricht auf ihn nieder: »Zuerst hole ich eine Schüssel Suppe für Sie. Mehr gibt es hier nicht. Doch wenn ich Sie gefüttert habe, werde ich Ihnen den Vollbart abrasieren, damit ich endlich Ihr richtiges Gesicht sehe und in Erinnerung behalten kann. Sie werden noch einige Wochen bis zur Gesundung brauchen. Bis dahin bin ich vielleicht mehr als tausend Meilen weit weg von hier. Ich werde meinen Clan im Westen suchen, weit, weit weg von Virginia, dort wo noch keine Yankees herrschen und es noch kein Gesetz gibt. Denn die Hunnicutts waren stets Eroberer. Sie werden sich irgendwo ein Kingdom erobern. Ich weiß es.«

Als er am nächsten Tag erwacht, da glaubt er zuerst, dass er alles geträumt hat.

Doch als er an sein Gesicht fasst, da fühlt er mit den Fingerspitzen, dass er keinen Vollbart mehr hat. Und so sagt er sich, dass er offenbar nach wenigen Löffeln Suppe vor Schwäche eingeschlafen sein muss.

Und nun ist Tina Russels-Hunnicutt vielleicht für immer aus seinem Leben verschwunden.

Aber obwohl er noch krank, schwach und ein Gefangener der Yankees ist und noch viele Wochen benötigen wird, bis er wieder einigermaßen gesund ist, hat er jetzt schon den festen Willen, Tina zu suchen – gleich wo sie sich im Westen auch aufhalten soll.

Ein Sanitäter der Unionsarmee tritt zu ihm ans Lager und starrt auf ihn nieder. Ihre Blicke treffen sich. Dann spricht der Sanitäter hart: »He, Captain, es gefällt mir nicht, dass ich dir deinen Arsch putzen muss, einen verdammten Rebellenarsch. Also solltest du verdammt schnell auf die Füße kommen, um allein zur Latrine gehen zu können. Ich gebe dir eine Woche. Dann lasse ich dich in deinem Dreck liegen.«

Timothy Brolin erwidert nichts. Er spürt zu sehr den Hass des Yankees. Was er auch sagen würde, es wäre falsch.

Er verbringt die nächsten Tage stumm auf seinem Lager, und die bösen Wunden schließen sich. Und als er sich nach einer Woche zu erheben versucht, da gelingt es ihm endlich beim dritten Versuch.

Er verharrt schwankend. Der Boden scheint unter seinen Füßen zu schwanken. Alles dreht sich mit ihm, so als stünde er auf einem Karussell.

Dann aber, als sein Blick wieder klarer wird, sieht er den Sanitätskorporal, der ihn aus drei Schritten Entfernung beobachtet und nur darauf wartet, dass er umfällt.

Und da richtet er sich trotzig auf und macht sich auf den Weg zur Latrine.

Als er nach einer Weile zurückkommt, steht der Sanitätskorporal bei seinem Lager und sagt: »Respekt, Captain, Respekt, und ich habe das Bettzeug frisch bezogen für Sie. Morgen bekommen Sie ein Steak, wenn Sie am langen Esstisch Platz nehmen können.«

Er hält inne und starrt den Korporal staunend an.

Und dann grinsen sie beide wortlos. Es ist ein seltsames Einverständnis zwischen ihnen entstanden.

Dann murmelt der Korporal: »Weil Sie kein Weichei sind, Captain...«

Es ist fünf Wochen später, als er entlassen wird.

Dass er auf einem Pferd seines Weges reiten darf, hängt damit zusammen, dass er damals auf einem eigenen Pferd als Freiwilliger der Texasbrigade in den Krieg ritt und unter General Jackson, den sie auch Stonewall-Jackson nannten, kämpfte.

Und als General Lee bei Appomattox kapitulierte, wurde unter anderem ausgehandelt, dass alle Texaner, die auf eigenen Pferden in den Krieg geritten waren, aus ehrenvoller Gefangenschaft auf ihren eigenen Pferden in die Freiheit reiten sollten.

Aber der graue Wallach, auf dem er nun in einem alten Sattel sitzt, ist schon alt und mit dem Tier, das er mehr als fünf Jahren ritt und in den letzten Kriegstagen verlor, nicht zu vergleichen.

Er hätte ein gleichwertiges Pferd bekommen müssen. Aber das gehört zu den Ungerechtigkeiten, denen die Verlierer eines Krieges ausgesetzt sind.

Immerhin muss er nicht laufen. Denn der Weg von Virginia nach Texas wäre verdammt weit. Doch er will ja gar nicht heim nach Texas. Er will Tina Russels Fährte folgen, ja, Fährte. Denn er ist sicher, dass eine so schöne Frau eine deutliche Fährte zieht, weil sich jeder Mensch, dem sie begegnet, an sie erinnern kann.

Er muss also nach Westen. Denn Tina vermutete ja, dass ihr Clan – die Hunnicutts – nach Westen ziehen würde.

Er trägt immer noch die alte, arg zerschlissene Uniform der Konföderierten, jedoch ohne die Rangabzeichen eines Captains.

Als Entlassungsgeld erhielt er fünf Dollar, echte Yankeedollars. Konföderiertengeld wurde wertlos. Und so sind die fünf Yankeedollar an Wert sozusagen mit fünf Wagenrädern zu vergleichen,...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2020
Reihe/Serie G. F. Unger Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • abenteuerromane kindle • abenteuerromane kindle deutsch • abenteuerromane kindle für erwachsene • alfred-bekker • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Cassidy • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • für Erwachsene • g f barner • gf unger • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Indianer • Jugend • karl-may • Karl May • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Romanheft • Roman-Heft • Serie • spannend • western country • western country exklusiv • western deutsch • western ebook deutsch • western e books • western hefte • Western Klassiker • Westernreiten • Western-roman • Westernroman • Westernromane • Western Romane • western romane bastei • western romane deutsch • western romane kindle deutsch • western romanhefte • Wilder Westen • Wilder-Westen • Wild West • Wildwestromane • Wild West Romane • Winnetou • Wyatt Earp
ISBN-10 3-7517-0470-1 / 3751704701
ISBN-13 978-3-7517-0470-0 / 9783751704700
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