Der Notarzt 380 (eBook)

Verbotene Gedanken

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0496-0 (ISBN)

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Der Notarzt 380 - Karin Graf
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Ken Frankenberg hat eine schlimme Zeit hinter sich. Vor drei Jahren wurde er unfreiwillig Zeuge, als seine damalige Freundin kaltblütig ermordet wurde. Den Verlust und das traumatische Erlebnis hat er nie verwunden. Seit jenem Tag wird er von Panikattacken heimgesucht und findet nachts kaum Schlaf. Als letzten Ausweg hat er sich vor einigen Wochen bei dem bekannten Psychiater Prof. Dr. Höppner in Behandlung begeben. Vielleicht kann der ihm helfen, endlich wieder ein normales Leben zu führen? Anfangs sieht es tatsächlich so aus, als würde sich alles zum Besseren fügen. Ken kann wieder regelmäßiger schlafen und wird nicht ständig von seinen schlimmen Erinnerungen verfolgt. Doch leider ist seine Erleichterung nur von kurzer Dauer, denn etwas anderes belastet den jungen Rettungspiloten zunehmend: Er hat plötzlich verbotene Gedanken. Gedanken, die immer wiederkehren und Besitz von ihm zu ergreifen scheinen. Ken merkt sehr genau, dass diese Gedanken ihn zu schrecklichen Taten verleiten wollen, und sie werden immer stärker ...


Verbotene Gedanken

Nur seinem Arzt konnte sich der verzweifelte Mann anvertrauen

Karin Graf

Ken Frankenberg hat eine schlimme Zeit hinter sich. Vor drei Jahren wurde er unfreiwillig Zeuge, als seine damalige Freundin kaltblütig ermordet wurde. Den Verlust und das traumatische Erlebnis hat er nie verwunden. Seit jenem Tag wird er von Panikattacken heimgesucht und findet nachts kaum Schlaf. Als letzten Ausweg hat er sich vor einigen Wochen bei dem bekannten Psychiater Prof. Dr. Höppner in Behandlung begeben. Vielleicht kann der ihm helfen, endlich wieder ein normales Leben zu führen?

Anfangs sieht es tatsächlich so aus, als würde sich alles zum Besseren fügen. Ken kann wieder regelmäßiger schlafen und wird nicht ständig von seinen schlimmen Erinnerungen verfolgt. Doch leider ist seine Erleichterung nur von kurzer Dauer, denn etwas anderes belastet den jungen Rettungspiloten zunehmend: Er hat plötzlich verbotene Gedanken. Gedanken, die immer wiederkehren und Besitz von ihm zu ergreifen scheinen. Ken merkt sehr genau, dass diese Gedanken ihn zu schrecklichen Taten verleiten wollen, und sie werden immer stärker ...

Alles hatte damit begonnen, dass Ken Frankenberg nicht mehr schlafen konnte. Nicht bloß für eine Nacht oder zwei, sondern so gut wie gar nicht mehr.

Posttraumatisches Belastungssyndrom, so hatte die Diagnose seines Hausarztes gelautet. Ken hatte kurz davor, bevor er damit begonnen hatte, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen, tatsächlich ein traumatisches Erlebnis gehabt. Ein sehr traumatisches Erlebnis.

Ein Krimineller hatte ihn brutal zusammengeschlagen, geknebelt und mit Klebeband an Händen und Füßen gefesselt. Nachts in einem Park, durch den er den Heimweg hatte abkürzen wollen.

Was dann geschehen war, daran mochte Ken nicht einmal denken. Nur so viel: Als alles vorüber war – und es hatte verdammt lange gedauert! –, war Isabella, seine damalige Freundin, tot gewesen.

Bis zum Morgen, bis ein früher Spaziergänger das Pech gehabt hatte, sie zu entdecken, hatte er dicht neben ihr gelegen und nichts anderes tun können, als sie anzusehen.

Seit mehr als drei Jahren tat Ken nun schon alles, um die schlimmen Bilder und die ebenso schlimmen Schuldgefühle weit von sich zu schieben. Dass es ihm unmöglich gewesen war, Isabella zu retten, änderte nichts daran, dass er sich unendlich schuldig fühlte.

Der Vorfall hatte sich in Berlin ereignet. Inzwischen lebte Ken in Frankfurt. So lief er nicht Gefahr, zufällig in die Nähe des Parks zu geraten oder sich plötzlich auf einer der Straßen wiederzufinden, auf denen er und Isabella damals gegangen waren.

Drei Jahre lag das nun schon zurück. Das erste Jahr war das Schlimmste gewesen. Obwohl er selbst ziemlich übel zugerichtet gewesen war, hatte man ihn beschuldigt, seine Freundin getötet und sich danach – um vom wahren Sachverhalt abzulenken – selbst verletzt und gefesselt zu haben.

Er hatte sogar zwei Monate lang in Untersuchungshaft verbracht. Dann hatten sie den wahren Täter endlich erwischt. Und dann war natürlich alles wieder von vorne losgegangen. Abermals hatte er die Ereignisse in allen Einzelheiten wieder und wieder erzählen und dem grinsenden Kerl dabei ins Gesicht blicken müssen.

Als er seine Schuldigkeit getan hatte und der Irre hinter Gittern saß, war Ken ein psychisches Wrack gewesen. Und alleine.

Seine Familie hatte sich in dem Augenblick von ihm losgesagt, in dem er verhaftet worden war. Und Isabellas Familie hatte ihn selbst nach seinem Freispruch weiter schuldig gesprochen. In ihren Augen hatte er ihre Tochter feige im Stich gelassen.

Wenn das alles kein traumatisches Erlebnis war, was dann?

Wenn die Erinnerung wie ein Blitz über ihn kommen wollte, wenn die ersten Bilder und Gefühle aus seinem Unterbewusstsein heraufdämmerten, dann half nur rasche Ablenkung.

Rennen war ein probates Gegenmittel. Und zwar so schnell und so weit rennen, dass Körper und Geist vollauf beschäftigt waren.

Das Erinnern setzte immer dann ein, wenn es um ihn herum zu still wurde, wenn auch nur die minimalste Pause in seinem hektischen Alltag entstand, wenn er dazu gezwungen war, irgendwo zu sitzen und zu warten.

Deshalb stieg er auch in keinen Bus und keinen Zug mehr ein und fuhr auch nicht mehr mit dem eigenen Auto. Alles unter hundert Kilometern bewältigte er mit dem Fahrrad. Für alle Strecken, die länger waren, nahm er das Motorrad. Auch im Winter.

Jeder, der nicht wusste, was mit ihm los war, musste ihn für verrückt halten, wenn er miterlebte, wie er plötzlich aufsprang, panisch »Nein, nein, nein, weg, weg, weg!« rief und blindlings losstürmte.

Die Zeit, in der alles, was man im hintersten Winkel seines Unterbewusstseins vergraben hatte, hervorkroch und intensiv ins Bewusstsein drängte, waren natürlich die Minuten knapp vor dem Einschlafen. Und das war auch der Grund für Kens Schlaflosigkeit.

Abend für Abend und Nacht für Nacht schnellte er bis zu zwanzig Mal immer wieder aus dem Bett hoch. »Weg, weg, weg! Nein, nein, nein!«

Dann rannte er in seinen kleinen Fitnessraum, raste auf seinem Hometrainer einmal um die Welt, schleppte sich hundemüde ins Bett zurück, fuhr wieder hoch, hastete auf dem Laufband von Frankfurt nach Hamburg und wieder zurück und versuchte erneut, einzuschlafen.

Erst wenn er körperlich so erschöpft war, dass er augenblicklich in einer tiefen Bewusstlosigkeit versank, sobald sein Kopf das Kissen berührte – und das war meistens erst dann der Fall, wenn bereits der neue Morgen heraufdämmerte –, konnte er Ruhe finden. Zumindest so lange, bis der Wecker klingelte und er zur Arbeit musste. Das waren nur selten mehr als zwei oder drei Stunden. Gerade genug, um einen Arbeitstag bewältigen zu können.

Ken Frankenberg war Hubschrauberpilot und zugleich Rettungssanitäter. Er arbeitete für die Frankfurter Flugrettung. Dieser überaus stressige Job kam ihm jetzt sehr zugute, denn während der mitunter recht riskanten und hektischen Einsätze blieb ihm absolut keine Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen.

Nachdem die Sache mit der Schlaflosigkeit etwa zweieinhalb Jahre lang so gelaufen war, nachdem sich bereits die ersten gesundheitlichen Folgeerscheinungen gezeigt hatten und sein Hausarzt ihm die Ausstellung eines weiteren Rezepts für Schlaftabletten – die sowieso keine Wirkung zeigten – verweigert hatte, hatte er vor einem halben Jahr zum ersten Mal Prof. Dr. Bruno Höppner aufgesucht.

Sein Hausarzt hatte ihm diesen Psychiater empfohlen, der eine weltweit anerkannte Koryphäe war – unter anderem auf dem Gebiet der Traumatherapie.

Sympathisch war Ken der Mann von Anfang an nicht gewesen. Der fast siebzigjährige Professor hatte etwas an sich – was, das konnte Ken nicht benennen –, was ihm jedes Mal eine Gänsehaut verursachte.

Doch die Behandlung schien zu wirken. Seit etwa zwei Monaten musste er nicht mehr ganz so weit rennen. Abends sprang er nicht mehr ganz so oft aus dem Bett, und es gelang ihm immer öfter, ein paar Minuten lang irgendwo tatenlos zu sitzen, ohne dass die Erinnerung sofort mit voller Wucht zuschlug.

Allerdings war er nicht ganz sicher, ob er sich über diesen Erfolg freuen sollte. Er war nicht einmal sicher, ob es sich überhaupt um einen Erfolg handelte.

Ja, er musste heute nicht mehr so oft an damals denken. Dafür gingen ihm allerdings andere Dinge durch den Kopf. Schlimme Dinge. Keine Erinnerungen, sondern Dinge, die noch gar nicht geschehen waren. Dinge, die erst darauf warteten, zu geschehen.

Diese Art der Verbesserung, die ihm zuteilgeworden war, fühlte sich für ihn an, als ob man Läuse gegen Flöhe vertauscht hätte. Die Pest gegen die Cholera. Oder eine Überschwemmung gegen eine Feuersbrunst. Schwer zu sagen, ob etwas davon wirklich besser war als das andere.

Schriller Alarm drang plötzlich aus allen Lautsprechern, die in jedem Winkel der Flugrettungszentrale montiert waren.

Ken sprang vom Laufband im Fitnessraum, in dem die Rettungsärzte und Sanitäter sich nicht nur die Wartezeit vertrieben, sondern sich auch gleich körperlich ertüchtigten, was für ihren Beruf unabdingbar war.

Er wischte sich nur notdürftig den Schweiß von Gesicht und Körper und sprang in seinen Overall, den er wie immer so bereitgelegt hatte, dass er sich nicht erst damit aufhalten musste, irgendwelche Reißverschlüsse oder Knöpfe zu öffnen.

Dann rannte er nach draußen. Den Hubschrauber hatte er – wie immer – nach dem letzten Einsatz sofort durchgecheckt und aufgetankt. Er brauchte nur noch hineinzuspringen und den Vogel zu starten.

Seine Teamkameraden – Lukas, der sechsunddreißigjährige Rettungsarzt, und Tim, der achtundzwanzigjährige Notfallsanitäter – hatten bei ihrer Rückkehr die Materialkisten wieder aufgefüllt und die medizinischen Geräte überprüft.

Der Motor heulte bereits auf, und die Rotoren schnitten sirrend durch die Luft, als Lukas und Tim in nach vorne gebeugter Haltung angerannt kamen und einstiegen. Lukas vorne, Tim – der meistens derjenige war, der aussteigen musste, wenn sie nicht landen konnten – hinten.

Hinten im Frachtraum, wo auch...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2020
Reihe/Serie Der Notarzt
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7517-0496-5 / 3751704965
ISBN-13 978-3-7517-0496-0 / 9783751704960
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