Gefährliches Vertrauen (eBook)

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2020
dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH (Verlag)
978-3-96817-124-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gefährliches Vertrauen - Cornelia Härtl
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Ein gefährliches Netz aus Lügen, Gewalt und Macht
Der atemberaubende Krimi für Fans von Mark Franley

Als Lena Borowski einen Anruf ihrer alten Schulfreundin bekommt, die sie bittet nach ihrer wie vom Erdboden verschwundenen Schwägerin zu suchen, kommt ihr die Abwechslung gerade recht. Seit Lena vom Jugendamt in einen sozialen Brennpunkt versetzt wurde, hat die Sozialarbeiterin das tägliche Leid von vernachlässigten Kindern und verprügelten Frauen unmittelbar und ständig vor Augen. Lena begibt sich auf Spurensuche nach der Verschwundenen. Im Laufe ihrer Nachforschungen wird sie dabei immer tiefer in die Rotlicht- und SM-Szene hineingezogen und lernt die dunklen Seiten Frankfurts kennen. Als die Leiche einer offenkundig bei SM-Spielen getöteten Frau auftaucht, befürchtet Lena das Schlimmste. Und plötzlich befindet sie sich in einem Netz aus Gewalt und Kontrolle, aus dem es für eine junge Frau scheinbar kein Entrinnen gibt ...

Erste Leserstimmen
'Bedrohlich, aufwühlend, fesselnd - ein rundum gelungener Kriminalroman!'
'Das Rotlichtmilieu als ein Ort gefährlicher Machtspiele wurde von Cornelia Härtl sehr treffend und atmosphärisch beschrieben.'
'Lena Borowski ist eine tolle und starke Ermittlerin. Ich freue mich auf mehr von ihr!'
'Spannend bis zur letzten Seite! Ein Krimi der Extraklasse.'



Cornelia Härtl stammt aus Süddeutschland. Neben Fachartikeln und Kurzgeschichten schreibt sie Sozialkrimis sowie Cosy Crime. Unter anderen Namen veröffentlicht sie heitere Unterhaltungsromane, Mystery und Erotik. Sie ist verheiratet und lebt südlich von Frankfurt.

Kapitel 1


Laut klackerten ihre hohen Absätze auf dem Asphalt. Sie lief durch eine der kleinen Straßen, die vom Oeder Weg in Richtung Eckenheimer Landstraße führen. Für diese Uhrzeit war ungewöhnlich wenig los. Es nieselte seit Stunden. Die wenigen Menschen, die ihr begegneten, hasteten mit tief unter ihre aufgespannten Regenschirme gesenkten Köpfen durch die Dunkelheit. Sie trug ebenfalls einen Schirm, mit der anderen Hand hielt sie den Kragen ihres Trenchcoats geschlossen. Innerlich fluchte sie, denn das Wetter würde ihre teuren Strümpfe versauen. Um die Schuhe machte sie sich keine Sorgen. Für die hatte sie Ersatz. Ein wesentlich höheres Paar, in der Tasche, die an ihrem Arm hing.

„Ich hätte mir ein Taxi nehmen sollen“, murmelte sie leise vor sich hin. Doch wie üblich war sie mit der U-Bahn gefahren. Sie war sparsam, Taxifahrten strapazierten das Budget zu sehr.

Ihre Blicke wanderten an den Hausnummern entlang bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Ein gesichtsloses Appartementhaus, das so gar nicht in diese Straße passte. Sie drückte die Klingel, zweimal kurz, einmal lang. Das verabredete Signal. Mit dem Lift fuhr sie in den fünften Stock. Als sich die automatischen Türen öffneten, wartete er bereits. Er musterte sie kalt.

Einen Moment lang standen sie sich stumm gegenüber. Plötzlich holte er aus und schlug ihr mit der flachen Hand brutal ins Gesicht.

 

***

 

„Ich bring die Schlampe um und dich gleich mit!“

Der Mann stand breitbeinig im Flur der kleinen Wohnung am Rohrbrunner Weg. Er hielt den rechten Arm wie zum Schlag erhoben. Mit seiner intensiven Bierfahne und den blutunterlaufenen Augen passte er in das gängige Klischee vom typischen Bewohner des östlichen Spessartviertels, eines Wohnquartiers in Dietzenbach, das über die Stadtgrenzen hinaus berüchtigt war.

„Beruhigen Sie sich!“ Lena Borowskis Stimme zitterte kein bisschen, obwohl innerlich ein Sturm vielfältiger Gefühle tobte. Wut und Zorn ebenso wie Angst vor der unberechenbaren Aggressivität, die ihr hier in Person des angetrunkenen Mannes gegenüberstand.

„Sie haben hier gar nichts zu melden!“, schrie er. „Wer sind Sie überhaupt? Was geht es Sie an, was ich mit meiner Frau mache?“

Sie zeigte auf die Frau, die hinter dem Mann im Flur wie ein Bündel Elend auf dem Boden kauerte.

„Lassen Sie Ihre Frau aus der Wohnung gehen. Sie braucht einen Arzt.“

Die Augen des Angesprochenen spiegelten kurz hintereinander völlig unterschiedliche Emotionen. Schmerz, Wut, Unsicherheit. Lena Borowski rührte sich nicht von der Stelle.

„Wir können alles regeln. Aber lassen Sie jetzt bitte Ihre Frau gehen!“

Alles regeln, daran glaubte Lena nicht. Dieser Mann hatte seine Frau schon früher misshandelt. Während sie äußerlich ruhig blieb, nicht zurückwich, den Mann zwar beobachtete, ihn aber nicht zusätzlich provozierte, überlegte sie fieberhaft, was sie tun sollte. Würde er, wenn sie jetzt von der Tür wegging, um die Polizei zu rufen, seine Frau vollends krankenhausreif prügeln, oder ihr gar Schlimmeres antun? Lena Borowski war seit über zehn Jahren im Jugendamt, hatte schon alles gesehen, was Familienmitglieder einander antun konnten.

In einer der oberen Etagen klappte eine Tür, eilige Schritte kamen über die Treppe nach unten. Eine Frau, sie mochte Anfang dreißig sein, in ihrem Alter. Als sie Lena bemerkte, hielt sie kurz inne und maß sie und den schwankenden Mann in der halb offenen Tür. Die Augen der Nachbarin weiteten sich, als sie das heftige Schluchzen aus der Wohnung hörte. Lautlos formte ihr Mund ein Wort. Lena signalisierte ihr mit einem Lidschlag ein „Ja“. Die Frau würde jetzt nach unten gehen und die Polizei anrufen, dessen war sie sich sicher.

Der Mann vor ihr hielt seine Fäuste geballt, er schien die Nachbarin nicht wahrgenommen zu haben.

„Ich lass mir das nicht bieten“, zischte er. „Erst hängt sie mir das Kind an, dann haut sie ab zu einem anderen Kerl und ich soll zahlen.“

„Wir werden das alles regeln“, wiederholte Lena. Sie verschob die Erörterung seiner Einkommenssituation lieber auf einen anderen Tag. Ihrer Erfahrung nach brachte es gar nichts, in solch einer aufgeheizten Situation auf Gesetze zu pochen. Das musste in einer beruhigten Atmosphäre stattfinden. Aber zunächst wollte sie die Frau herausholen, bevor ihr Schlimmeres zustieß. Das leise Weinen im Hintergrund stockte erschrocken, als der Mann sich einige Schritte in den Flur hineinbewegte und auf seine Noch-Ehefrau zuging.

„Du bist schuld an allem. Konntest den Hals nicht voll genug kriegen. Als ich noch Geld nach Hause gebracht habe, war ich gut genug für dich. Und jetzt …“ Wieder hob er die Faust. Die Frau schrie auf und hielt die Arme schützend über den Kopf, blieb jedoch am Boden hocken.

„Herr Jahnke, hören Sie auf!“ Lena spürte, wie das Adrenalin durch ihren Körper schoss. Sie würde nicht zusehen können, wenn der Mann auf seine Frau einschlug. Sie wägte ab, ob ihre Kenntnisse in Selbstverteidigung in dieser Situation ausreichen würden, um dazwischen gehen zu können, wenn es zum Äußersten käme. Der Mann war groß und schwer gebaut. Und er hatte getrunken, war also nur bedingt berechenbar.

„Herr Jahnke!“, rief Lena noch einmal. Sie wagte sich einen Schritt vor, übertrat die Schwelle zur Wohnung. Der Mann wirbelte herum und fauchte, mit Schaum vor dem Mund.

„Bleiben Sie, wo Sie sind!“

Die Entscheidung, ob und was sie tun konnte, wurde Lena in der nächsten Sekunde abgenommen, als zwei Polizisten, ein grauhaariger Mann und eine jüngere Frau mit einem wippenden roten Pferdeschwanz unter der Mütze, die Treppe heraufgerannt kamen. Lena trat sofort zur Seite und überließ es den beiden, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Erst jetzt merkte sie, dass ihre Knie zitterten. Der Dienstausweis, den sie noch in der Hand hielt, flatterte und sie steckte ihn entschlossen weg. Die Nachbarin tauchte am Treppenabsatz auf und schaute mit großen Augen herauf.

„Danke, dass Sie so schnell reagiert haben“, sagte Lena. „Keine Ursache, ich hatte Glück, die Streife war ganz in der Nähe. Da unten ging es seit dem Auszug der Frau regelmäßig laut zu.“

Lena konnte sich schon vorstellen, was das bedeutete. Eine Frau, die aus unerfindlichen Gründen immer wieder zu ihrem Ehemann zurückkehrte. Um ihn um Geld zu bitten? Wollte sie die Hoffnung auf Versöhnung nicht aufgeben, trotz der Prügel, die sie bezog? Oder spielten ganz andere Gründe eine Rolle? Lena war kaum etwas Menschliches fremd, und sie hatte erkannt, wie schwierig es war, die Beweggründe ihrer Klienten zu verstehen.

Wenig später verließen die Polizisten mit dem Mann die Wohnung, während ein Notarzt sich um die heftig weinende Ehefrau kümmerte.

Lenas Einsatz für heute war beendet. Sie ging zu ihrem Auto, das sie wie üblich ein ganzes Stück entfernt in einer Seitenstraße geparkt hatte. Sie kannte solche Diskussionen zur Genüge. Im Jugendamt hatten sie es alle naslang mit säumigen Zahlern zu tun. Wenn die Ehefrau ging, hielten es manche Männer für ihr Recht, auch den Unterhalt für die gemeinsamen Kinder zu verweigern. Besonders, wenn neue Partner oder Partnerinnen im Spiel waren oder das Einkommen ohnehin knapp war.

Was für Zustände, dachte Lena, als sie den Zündschlüssel drehte und davonfuhr.

 

***

 

Sieglinde Brohm kritzelte nervös auf dem Block herum, der vor ihr auf dem Tisch lag. Ihr Chef, Jugendamtsleiter Märkle, hatte an diesem Montagmorgen kurzfristig eine außerordentliche Sitzung mit allen Abteilungsleitern einberufen. Zu diesem Kreis zählte auch seit kurzer Zeit Sieglinde Brohm.

„Die Politik hat wieder Wünsche geäußert.“ Bei diesen Worten verdrehte Märkle die Augen nach oben. In die Richtung, in der sich, von dem kleinen Konferenzraum aus gesehen, die Büros des Landrats und der Dezernentin befanden. Es war kein Geheimnis, dass sich der Amtsleiter und die Sozialdezernentin – Märkles Vorgesetzte – nicht leiden konnten. Das lag nicht nur an den unterschiedlichen politischen Lagern, zu denen sie gehörten. Der Jugendamtsleiter war gebeten worden, zu prüfen, ob er einige Mitarbeiter für ein Spezialprojekt abstellen konnte.

„Querschnittsaufgaben“, schnaubte er, als handele es sich dabei um etwas Unanständiges.

„Wo und was genau?“, fragte sein Stellvertreter Mielke, ein engagierter und hungriger Sozialarbeiter, der schon viel zu lange darauf wartete, befördert zu werden, und gleichzeitig wusste, dass auf absehbare Zeit der Aufzug nach oben blockiert war. Wer heute im öffentlichen Dienst auf einer Amtsleiterstelle saß, ging nicht so schnell weg. Wohin auch? Die viel beschworene freie Wirtschaft bot trotz der besser verhandelbaren Gehälter nach den rasanten Talfahrten der Konjunktur kein sicheres und warmes Plätzchen mehr.

Märkle erklärte langatmig das Projekt. Personal verschiedener Ämter sollte im größten sozialen Brennpunkt der Stadt Dietzenbach, im Spessartviertel, ein Team bilden. Circa dreitausend Menschen der unterschiedlichsten Nationalitäten lebten dort in fünf Hochhausblocks. Mit vereinten Kräften bemühten sich die Stadt Dietzenbach, der zuständige Landkreis Offenbach und engagierte Bürger seit vielen Jahren, den Ruf des Viertels und das Zusammenleben der Bewohner zu verbessern.

Bei dem anstehenden Pilotprojekt ging es darum, vor Ort Präsenz zu zeigen und ämterübergreifend Präventivmaßnahmen zu entwickeln.

„Und an wie viele Leute aus unserem Amt wird gedacht?“ Mielke war gewohnt pragmatisch bis zur Gefühllosigkeit, vielleicht konnte er nur so den Gedanken an die...

Erscheint lt. Verlag 7.10.2020
Reihe/Serie Ein Lena Borowski-Krimi
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Ermittler-in-krimi-nal-roman-e • Frankfurt-Krimi-Thriller • Frauen-krimi-nal-roman-e • Krimi-nal-thriller-roman-e • Lokal-krimi-nal-roman-e • Regionale Krimis • Spannung-s-roman-e
ISBN-10 3-96817-124-1 / 3968171241
ISBN-13 978-3-96817-124-1 / 9783968171241
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