Emma (eBook)

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2020 | 1. Auflage
553 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1327-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Emma - Jane Austen
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Emma Woodhouse führt ein behütetes Leben im Haus ihres Vaters. Finanzielle oder sonstige Sorgen sind ihr fremd, aber romantische Gefühle oder Schwärmereien ebenfalls. Niemals möchte sie sich verlieben und heiraten! Jedoch trifft das nicht auf ihre Mitmenschen zu, denn Emma fühlt sich dazu berufen, alleinstehende Menschen in Ihrem Umfeld miteinander zu verkuppeln. Ihre Begabung ist jedoch eher zweifelhaften Gemüts - stiftet sie doch mehr Chaos und Verwirrung, als wahre Liebe. Und als wäre das nicht schon genug, geht der charmante und galante Mr. Knightley Emma einfach nicht mehr aus dem Kopf...

Jane Austen wurde 1775 in Steventon (Hampshire) als Tochter eines Landpfarrers geboren. Sie gilt als die herausragendste Vertreterin des englischen Gesellschaftsromans. Mit ihrem ersten großen Werk Sense and Sensibility (1811) wandte sie sich gegen die zeitgenössische empfindsame Literatur, statt dessen schilderte sie das alltägliche, scheinbar ausgeglichene Leben des Bürgertums sowie des niederen Adels. Weitere wichtige Werke von Jane Austen: Stolz und Vorurteil (1813, Dt. 1948), Emma (1818, dt. 1961) und Mansfield Park (1814, Dt. 1968).Jane Austen starb 1817 im Alter von einundvierzig Jahren an Tuberkulose. Erst nach ihrem Tod wurde sie als Schriftstellerin anerkannt.

Erstes Kapitel


Emma Woodhouse, hübsch, intelligent und reich, mit einem behaglichen Heim und glücklichen Gaben ausgestattet, schien einige der besten Segnungen des Daseins auf sich zu vereinen und hatte in den knapp einundzwanzig Jahren, die sie auf der Welt war, sehr wenig Kummer und Sorge kennengelernt.

Sie war die jüngere von den beiden Töchtern eines sehr liebevollen, weichherzigen Vaters und hatte ihm nach der Heirat ihrer Schwester schon frühzeitig das Haus geführt. Ihre Mutter war zu lange tot, als dass Emma mehr als einige undeutliche Erinnerungen an ihre Zärtlichkeit bewahrt hätte, und an ihre Stelle war eine vortreffliche Gouvernante getreten, die nicht viel weniger Liebe aufgebracht hatte als eine Mutter.

Sechzehn Jahre hatte Miss Taylor zur Familie von Mr. Woodhouse gehört, war den Mädchen mehr eine Freundin als eine Erzieherin gewesen und hatte sie beide in ihr Herz geschlossen, besonders aber Emma. Zwischen ihnen bestand ein inniges schwesterliches Verhältnis. Schon ehe Miss Taylor aufgehört hatte, dem Namen nach das Amt einer Erzieherin zu versehen, hatte ihr mildes Wesen es ihr kaum je gestattet, irgendwelchen Zwang auszuüben. Dieser Schatten von Autorität war inzwischen längst dahin, und seither hatten sie wie zwei Freundinnen miteinander gelebt und sehr aneinander gehangen, und Emma hatte getan, was ihr passte; denn sie schätzte Miss Taylors Urteil hoch, ließ sich aber gewöhnlich von ihrem eigenen leiten.

Die eigentlichen Übel in Emmas Lage waren ihre Macht, in gar zu vielen Dingen ihren eigenen Willen zu haben, und ihre Neigung, ein wenig zu gut über sich selbst zu denken. Das waren die einzigen Nachteile, die ihre vielen Freuden zu schmälern drohten. Vorerst jedoch ahnte Emma so wenig von dieser Gefahr, dass sie darin durchaus kein Unglück sah.

Der Kummer kam – ein milder Kummer, aber keineswegs in unangenehm bewusster Form. Miss Taylor heiratete. Miss Taylor zu verlieren, bereitete ihr die erste Trübsal. Am Hochzeitstage ihrer geliebten Freundin machte sich Emma zum ersten Male traurige Gedanken von einiger Dauer. Als die Hochzeit vorbei und das Brautpaar fort war, musste sich Emma mit ihrem Vater allein zu Tisch setzen, und sie hatten keine Aussicht, dass ein Dritter ihnen helfen würde, den langen Abend zu verkürzen. Nach dem Essen schlief ihr Vater wie gewöhnlich ein, und sie hatte nichts Besseres zu tun, als darüber nachzudenken, was sie verloren hatte.

Das Ereignis versprach in jeder Hinsicht, ihre Freundin glücklich zu machen. Mr. Weston hatte einen untadeligen Ruf, ein beträchtliches Vermögen, das passende Alter und angenehme Umgangsformen; und es lag etwas Befriedigendes in dem Gedanken, wie uneigennützig und großmütig sie als Freundin diese Verbindung immer herbeigewünscht und gefördert hatte. Für Emma selbst jedoch war es ein schwarzer Vormittag. Dass ihr Miss Taylor fehlte, würde sie von nun an täglich und stündlich spüren. Sie musste daran denken, wie gut sie zu ihr gewesen war. Sechzehn lange Jahre hatte Miss Taylor sie freundlich und liebevoll umhegt, hatte sie von ihrem fünften Lebensjahr an unterrichtet, hatte mit ihr gespielt, hatte sich, wenn Emma gesund war, mit allen Kräften bemüht, ihr Herz zu gewinnen und sie zu zerstreuen – und hatte sie während der mannigfachen Krankheiten ihrer Kindheit gepflegt. Dafür stand Emma tief in ihrer Schuld; doch der Umgang der letzten sieben Jahre, die Gleichheit und die rückhaltlose Offenheit, die sich bald nach Isabellas Heirat zwischen ihnen eingestellt hatte, als sie nur noch füreinander da waren – das war ihr eine noch teurere, noch liebere Erinnerung. Miss Taylor war ihr eine Freundin und Gefährtin gewesen, wie sie nur wenige besaßen: verständig, kenntnisreich, hilfsbereit, freundlich, mit allen Gewohnheiten der Familie vertraut, an all ihren Belangen interessiert, besonders interessiert aber an Emma selbst, ihren Vergnügungen, ihren Plänen – ein Mensch, mit dem sie über alles sprechen konnte, was sie bewegte, und der sie zu sehr liebte, um je etwas an ihr auszusetzen.

Wie sollte sie diesen Wechsel ertragen? – Zwar zog ihre Freundin nur eine halbe Meile weit von ihnen weg; aber Emma fühlte, dass es ein himmelweiter Unterschied war, eine Mrs. Weston in einer halben Meile Entfernung oder eine Miss Taylor im Hause zu haben; und trotz all ihrer natürlichen und häuslichen Vorteile lief sie jetzt große Gefahr, unter geistiger Vereinsamung leiden zu müssen. Sie liebte ihren Vater sehr, aber ein Gesellschafter war er nicht. Er konnte nicht mit ihr Schritt halten, weder im ernsten Gespräch noch im Scherz.

Der Nachteil des ohnehin trennenden Altersunterschiedes (denn Mr. Woodhouse hatte nicht jung geheiratet) wurde durch die körperliche Verfassung und das Wesen ihres Vaters noch beträchtlich vergrößert. Da er sein Leben lang gekränkelt hatte und aller geistigen und körperlichen Tatkraft ermangelte, so wirkte er durch sein Gebaren noch älter, als er war; und wenn er durch seine Herzlichkeit und sein liebenswürdiges Wesen jedermann für sich einnahm, so hätte er sich jedenfalls nie durch seine Talente empfehlen können.

Ihre Schwester, seit der Heirat von ihr getrennt – wenn auch bloß eine verhältnismäßig kurze Strecke, denn sie wohnte in London, nur sechzehn Meilen entfernt –, war doch keineswegs jeden Tag für sie zu erreichen; und so mancher lange Oktober- und Novemberabend musste in Hartfield durchgestanden werden, bis Isabella und ihr Mann und ihre kleinen Kinder zu Weihnachten das nächste Mal zu Besuch kamen und das Haus füllten und ihr wieder angenehme Gesellschaft leisteten.

Highbury, das große und dichtbesiedelte Dorf, fast schon eine Stadt, zu dem Hartfield trotz seines eigenen Parks, seines eigenen Lustwäldchens und seines eigenen Namens in Wirklichkeit gehörte, hatte niemand aufzuweisen, der ihr ebenbürtig gewesen wäre. Die Woodhouses gaben dort den Ton an. Alle sahen zu ihnen auf. Emma hatte viele Bekannte am Ort, denn ihr Vater war zu allen höflich, doch es befand sich keine darunter, die man auch nur einen halben Tag an Stelle von Miss Taylor hätte akzeptieren können. Es war ein betrüblicher Wechsel; und Emma konnte nur seufzen und sich Unmögliches wünschen, bis ihr Vater wieder aufwachte und sie nötigte, sich heiter zu geben. Man musste ihn bei gutem Mut erhalten. Er war ein ängstlicher Mann und leicht niedergeschlagen; er liebte alle Menschen, an die er sich gewöhnt hatte, und hasste es, sich von ihnen zu trennen. Er hasste jeden Wechsel. Hochzeiten waren für ihn die Ursache von Veränderungen und daher immer etwas Unangenehmes. Er hatte sich noch keineswegs damit ausgesöhnt, dass seine eigene Tochter geheiratet hatte, und konnte sie immer nur bedauern, wenn er von ihr sprach, obwohl es eine echte Liebesheirat gewesen war, und nun musste er sich auch noch von Miss Taylor trennen; und da er einen gelinden Egoismus besaß und stets unfähig gewesen war, sich vorzustellen, dass andere Leute etwas anderes fühlen könnten als er selbst, so neigte er sehr zu der Annahme, Miss Taylor habe sich ebenso großen Kummer bereitet wie ihnen und wäre erheblich glücklicher daran gewesen, wenn sie den Rest ihres Lebens in Hartfield verbracht hätte. Emma lächelte und plauderte so heiter mit ihm, wie sie konnte, um ihn von solchen Gedanken abzulenken; doch als man den Tee brachte, konnte Mr. Woodhouse nicht umhin, dasselbe zu sagen, was er schon beim Essen gesagt hatte:

»Die arme Miss Taylor! Wäre sie doch bloß wieder hier! Wie schade, dass Mr. Weston gerade auf sie verfiel!«

»Darin kann ich dir nicht recht geben, Papa; du weißt, ich kann es nicht. Mr. Weston ist ein so gutmütiger, angenehmer, vortrefflicher Mann, dass er unbedingt eine gute Frau verdient – und du hast doch sicher nicht gewollt, dass Miss Taylor ewig bei uns bleibt und all meine schrullenhaften Launen ertragen muß, wenn sie ein eigenes Haus haben kann?«

»Ein eigenes Haus! – Aber was hat sie denn von einem eigenen Haus? Unseres ist dreimal so groß. – Und du hast nie schrullenhafte Launen, mein liebes Kind.«

»Wie oft werden wir bei ihnen zu Besuch sein und sie bei uns! – Wir werden immer mit ihnen zusammen sein! Wir müssen den Anfang machen und ihnen möglichst bald unsere Hochzeitsvisite abstatten gehen.«

»Liebes Kind, wie soll ich mir das zumuten? Nach Randalls ist es doch viel zu weit! Ich könnte nicht den halben Weg gehen.«

»Aber nein, Papa, niemand verlangt, dass du zu Fuß gehst. Wir fahren natürlich mit der Kutsche.«

»Mit der Kutsche! Aber wegen einer so kurzen Strecke wird James nicht anspannen wollen – und wo sollen denn die armen Pferde bleiben, wenn wir unsern Besuch abstatten?«

»Sie werden in Mr. Westons Stall untergebracht, Papa. Du weißt doch, dass wir das längst alles geregelt haben. Wir haben das alles gestern mit Mr. Weston besprochen. Und was James betrifft, so kannst du ganz beruhigt sein; er wird immer gern nach Randalls fahren, weil seine Tochter dort in Stellung ist. Ich zweifle nur, ob er je woanders mit uns hinfahren wird. Das hattest du veranlasst, Papa. Du hast doch Hannah diese gute Stellung verschafft. Niemand dachte an Hannah, bis du sie erwähntest. James ist dir dafür auch so dankbar!«

»Ich freue mich, dass ich an sie gedacht habe. Es war ein Glück, denn ich hätte auf keinen Fall gewollt, dass sich James übergangen fühlt. Und ich bin überzeugt, sie wird eine sehr gute Bediente sein. Sie ist ein so höfliches, artiges Mädchen; ich habe eine hohe Meinung von ihr. Immer, wenn ich sie sehe, macht sie einen Knicks und erkundigt sich nach meinem Befinden; sehr artig, wie sie das macht. Und wenn du sie für Näharbeit kommen lässt, dann...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2020
Nachwort Klaus Udo Szudra
Übersetzer Horst Höckendorf
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 18. Jahrhundert • Ehe • England • Gesellschaftsroman • Heirat • Highbury • Reifungsprozess
ISBN-10 3-8412-1327-8 / 3841213278
ISBN-13 978-3-8412-1327-3 / 9783841213273
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