Tom Prox 53 (eBook)

Noch jeden hat´s erwischt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-0078-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tom Prox 53 - Frederic Art
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Schon als er in Gallina einreitet, empfindet er die ganze Schäbigkeit des Ortes. Die Gebäude sind seit Jahren nicht mehr angestrichen worden. Überall blättert die Farbe von den Wänden, und auch die Straßen sind nicht sehr sauber. Hinzu kommt, dass er schon beim ersten Mensch, den er anspricht, die unangenehme Erfahrung macht, dass die Bewohner von Gallina sich durch besondere Unhöflichkeit und Frechheit auszeichnen.
Wenn Tom Prox etwas aus tiefstem Herzen hasst, dann sind es Arroganz und Großkotzigkeit. Nun, beides wird ihnen bald vergeben ...


Der Mann gefiel ihm schon auf den ersten Blick nicht. Dabei sah er nicht einmal so übel aus. Er mochte Mitte Dreißig sein. Eine kräftige, muskulöse Gestalt mit scharfgeschnittenem Gesicht und dunklen, aufmerksamen Augen, die unter den buschigen Brauen kühl in die Gegend sahen.

Bekleidet war der Fremde mit einem hellgelben Seidenhemd, einer ärmellosen Weste aus weichem Antilopenleder und mit enganliegenden modischen Reithosen, die in wertvolle, saubere Stiefel ausliefen. Um die Hüfte trug er einen schmalen Gürtel, in dessen Halfter ein kurzläufiger Colt steckte.

Es liegt was in seinem Blick, dachte Sergeant Patterson, das mir nicht schmeckt. Warum starrt der Kerl mich bloß so an? Passt ihm vielleicht meine Nase nicht?

Der Schankraum war ziemlich voll. Wenigstens dreißig Männer saßen an den Tischen und tranken Bier oder den scharfen Brandy, den Mr. Stocktown zu mäßigen Preisen ausschenkte.

Nun, Sergeant Patterson hatte schon Besseres stehen gelassen, aber in Gallina war die Auswahl an Kneipen nicht sehr groß. Überhaupt hatte sich der Ort als ein müdes Kaff erwiesen, und Snuffy hoffte, in spätestens zwölf Stunden weiterreiten zu können.

»Nehmen Sie noch einen?«

»Meinetwegen. Aber was Besseres, klar? Von dem Zeug löst sich einem ja der ganze Zahnschmelz auf.«

»Sie sollten es mal mit Himbeersaft versuchen, Stranger«, bemerkte der Wirt pampig. »Den Gents aus Gallina war mein Whisky bisher immer gut genug.« Er schob ihm eine halbleere Flasche zu.

Snuffy hockte auf seinem wackeligen Schemel an dem einen Ende der Theke und blickte verstohlen hinüber zum anderen, wo sich diese merkwürdige Gestalt schon eine ganze Weile mit einem längst abgestandenen Bier beschäftigte.

Der wartet doch auf irgendwas. So, wie der angezogen ist und sich benimmt, muss er doch Geld haben. Oder ist er vielleicht Anti-Alkoholiker?

Immer wieder wanderte Snuffys Blick vorsichtig durch den großen, raucherfüllten Raum, wobei er sich Mühe gab, sein Interesse an dem Fremden nicht zu auffällig werden zu lassen. Er versuchte daher, den Kristallspiegel hinter dem Schanktisch für seine Zwecke zu nutzen, aber der war so verdreckt, dass man darin kaum etwas erkennen konnte.

»Bring mir ’ne Packung ›Camel‹, Freund«, bat er den Keeper, als der gerade in seine Nähe kam. »Und eine Frage: Ist das nicht Dan Thunders, der Mann da hinten? Ja, der Kerl mit der Schmalzlocke in der Stirn.«

Der Keeper sah uninteressiert hin.

»Meinen Sie den mit dem Bierglas? Nee, das ist nicht Thunders.«

»Ach was.« Patterson schien überrascht. »Na, dann muss ich mich doch geirrt haben. Wer ist es dann?«

»Keine Ahnung«, erwiderte der Keeper ungerührt. »Hab den Mann nie im Leben gesehen. Muss fremd in Gallina sein. Der hockt hier schon seit dem frühen Morgen.«

»Gratuliere«, knurrte Snuffy.

»He, was sagten Sie eben, Mister?«

»Gratuliere, Freund. Sie sollten zum Tingeltangel gehen. Da können Sie viel Geld verdienen … mit Ihren Kenntnissen.« Sergeant Patterson schaute dem Keeper voll ins Gesicht.

»Ich verstehe kein Wort …«

»Sie sind ein Hellseher! Sie wissen genau, dass der Gent dort nicht Dan Thunders ist, aber Sie haben ihn noch nie im Leben gesehen. Wenn Sie mir jetzt noch verraten, wie er in Wirklichkeit heißt, dann schmeiß ich ’ne Lage.«

»Wenn Sie einen Bekannten suchen, dann müssen Sie ja wohl wissen, wie er aussieht, nicht?« Der Mann hob abweisend die Brauen. »Und nun verschonen Sie mich mit Ihrem Kram. Ich hab was Besseres zu tun.«

»Dachte, es gehörte zu Ihrem Job, die Gäste zu unterhalten? Seltsame Zustände in Gallina.«

»Wenn es Ihnen nicht passt, dann scheren Sie sich doch zum Teufel, Fremder«, murmelte der Mann hinter der Theke unfreundlich und widmete sich zwei neuen Gästen.

Sergeant Patterson kaute ärgerlich auf der Unterlippe. Nachdenklich schenkte er sich noch einen ein, kratzte mit dem Daumennagel eine weitere Kerbe in den Bierfilz, um auch ganz sicher zu sein, dass ihn der Keeper nachher beim Zahlen nicht übers Ohr haute. Dann gab er sich wieder allgemeinen Betrachtungen hin.

Schon als er in Gallina eingeritten war, hatte er die ganze Schäbigkeit des Ortes empfunden. Die Gebäude waren seit Jahren nicht mehr angestrichen worden. Überall blätterte die Farbe von den Wänden der Häuser, und auch die Straßen waren nicht allzu sauber.

Hinzu kam, dass er schon beim ersten Menschen, den er ansprach, die unangenehme Erfahrung machte, dass die Bewohner von Gallina sich durch besondere Unhöflichkeit und Frechheit auszeichneten. Wenn Snuffy etwas aus tiefstem Herzen hasste, dann waren es Arroganz und Großkotzigkeit. Und damit schienen die Männer von Gallina reichlich gesegnet.

Eine Weile saß er noch, schweigend und in Gedanken versunken, vor dem hohen Stängelglas. Als er dann wieder aufblickte, spürte er den kalten Blick des Mannes gegenüber, der so tat, als interessierten ihn ganz andere Dinge, als ausgerechnet dieser Sergeant Patterson.

Entschlossen stieß Snuffy seinen Schemel zurück, rückte sich den schweren Gürtel zurecht und ging mit raumgreifenden Schritten an der Theke entlang, um den Mann zu stellen.

»Schätze, Sie haben mir was zu sagen, Freund? Oder warum passe ich Ihnen nicht in den Kram, eh?«

Der junge Kerl drehte den Kopf zur Seite und warf Snuffy einen abschätzenden Blick zu, ganz so, als sei er im höchsten Maße erstaunt, dass es jemand wagen konnte, ihn in aller Öffentlichkeit anzusprechen.

»Meinen Sie etwa mich?«

»Seit einer halben Stunde glotzen Sie mich an, als hätte ich Ihnen einen Dollar geklaut«, schnaubte Patterson los.

»Ist ansehen denn verboten?«

»Das nicht gerade, aber ich hab was dagegen, dass Sie mich dauernd anstarren. So was geht mir durch und durch. Bin nun mal eine ängstliche Person und leicht erregbar. Wenn mir einer dumm kommt, geh’ ich hoch wie eine Feuerwerksrakete.«

»Deshalb schleppen Sie wohl auch gleich zwei Kanonen mit sich herum?«

»Stimmt. Wenn ich nur daran denke, dass im Notfall eine versagen könnte, werde ich ganz kribbelig. Deswegen schieße ich auch immer mit beiden zur selben Zeit.«

»Sie sollten mal ’nen Esslöffel Baldrian nehmen«, schlug der Fremde vor. »So was beruhigt ungemein. Könnte immerhin sein, dass Sie noch anderen auf den Wecker fallen. Die Männer in dieser Gegend sind nun mal fix zur Hand, wenn es irgendwo ’ne Keilerei gibt.«

»Was Sie nicht sagen!«, rief Snuffy herausfordernd, stemmte beide Arme in die Hüften und hob das Kinn.

Ein paar Gäste waren unterdessen auf den erregten Wortwechsel aufmerksam geworden. Langsam quetschten sie sich durch die dichtbesetzten Tischreihen auf die Theke zu.

»Wenn ihr euch durchaus prügeln müsst, Leute, dann macht, dass ihr auf die Straße kommt«, mahnte Mr. Stocktown, der nun seine zwei Zentner Lebendgewicht in die Waagschale warf, während er sich hastig die Knollennase rieb. »Ich dulde keine Prügeleien in meinem Saloon. Was soll Sheriff Textor von mir denken, wenn er davon hört? Ich hab ’nen guten Ruf zu verlieren! Los, tut mir den Gefallen und schwirrt ab.«

»Halt’s Maul, Horace!«, brüllte einer der Umstehenden. »Die beiden haben etwas miteinander auszumachen, und du hast kein Recht, dich da einzumischen.«

»Ihr schlagt mir ja den ganzen Laden kaputt«, tobte Stocktown los. »Ich kenne das. Immer das alte Lied …. Kaum sitzen so ein paar Kampfhähne beisammen, da sticht sie auch schon der Hafer. Ich rufe den Sheriff, Männer, verlasst euch drauf. Habe erst vor zwei Monaten die ganze Bude renoviert.«

»Ich hatte nicht vor, mich mit dem Gentleman hier zu prügeln«, bemerkte der Fremde erstaunt. »Ich weiß überhaupt nicht, was er von mir will.«

»Das eben möcht ich gerne wissen«, knurrte Patterson. »Ich merke doch genau, was einer denkt, wenn er solche Augen macht, Freundchen! Und der Teufel soll mich holen, wenn ich mir das von jedem hergelaufenen Jüngling gefallen lasse.«

Die Neugierigen gingen vorsichtshalber in Deckung. Unmöglich konnte sich der junge Mann derart beleidigen lassen. Was wollte denn die ausgemergelte Gestalt eigentlich? War der Kerl auf Krawall aus? Und zwei Waffen trug er auch noch an den Hüften! Das war doch nicht etwa ein Revolvermann, der sich ausgerechnet nach Gallina verirrt hatte?

Das fehlte noch …!

Doch die erwartete Explosion blieb aus. Der andere verzog nur leicht sein Gesicht und hob das Bierglas an die Lippen. Dann sagte er in die drückende Stille hinein: »Ich bitte um Entschuldigung, falls Sie so’n empfindlicher Geselle sind, den man nicht mal ansehen darf. Ist wirklich nicht mit Absicht geschehen. Was macht’s …?«

»Zehn Cent«, stotterte der Keeper, wischte sich hastig seine Finger an der schmutzigen Kittelschürze ab und kassierte. Der junge Mann schwang sich vom Schemel und sah Patterson eine Sekunde abwartend an. Als der Sergeant aber keine Anstalten machte, etwas zu sagen, drehte er sich ruhig um und verließ den Raum.

Die Spannung der Zuschauer löste sich. Ein befreiendes Aufatmen ging durch die Menge. Dann nahmen die Männer wieder ihre Plätze ein, hoben die Karten auf und pokerten weiter.

»Ziemlich hitzig, was?«, meckerte eine rostige Stimme hinter Snuffys Rücken. »Ich hab ’ne feine Unterkunft für Sie frei, Gent. Kommen Sie mal mit.«

Snuffy fuhr herum. Hinter ihm, keinen Meter entfernt, stand eine kleine, bärbeißige Gestalt mit faltigem Gesicht. Der Mann reichte ihm kaum bis zur Schulter. Ein blitzender...

Erscheint lt. Verlag 29.9.2020
Reihe/Serie Tom Prox
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • billy-jenkins • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • gf unger • G. F. Unger • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Unger • Western • western-bestseller • Western-roman • Westernromane • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-0078-1 / 3751700781
ISBN-13 978-3-7517-0078-8 / 9783751700788
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