G. F. Unger 2081 (eBook)

Böse Town

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-0096-2 (ISBN)

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G. F. Unger 2081 - G. F. Unger
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Von Golden Town hatte ich schon gehört. Und eines Tages ritt ich hin. Ich war in den Bergen beim Goldsuchen ein hungriger Wolf geworden - hungrig auch nach menschlichen Sünden.
Ich hatte für etwa tausend Dollar Goldstaub bei mir. Das war ein Monatsverdienst von mehr als zweihundert Dollar - etwa zehnfacher Cowboylohn. Damit konnte ein Bursche wie ich zufrieden sein.
Ich nahm mir vor, in Golden Town nicht mehr als zwanzig Dollar auf den Tisch zu hauen. Übrigens - mein Name ist Ben Yates, und ich schreibe die Geschichte so, wie sie mir gerade einfällt.
Ich ritt also aus den Bergen der Grand Mesa in Richtung Süden zum Gunnison River hinunter.
Aber noch bevor ich das Gunnison Valley erreichte, begann mein Pech ...


Böse Town

Von Golden Town hatte ich schon gehört. Und eines Tages ritt ich hin. Ich war in den Bergen beim Goldsuchen ein hungriger Wolf geworden – hungrig auch nach menschlichen Sünden.

Ich hatte für etwa tausend Dollar Goldstaub bei mir. Das war ein Monatsverdienst von mehr als zweihundert Dollar – etwa zehnfacher Cowboylohn. Damit konnte ein Bursche wie ich zufrieden sein.

Ich nahm mir vor, in Golden Town nicht mehr als zwanzig Dollar auf den Tisch zu hauen. Übrigens – mein Name ist Ben Yates, und ich schreibe die Geschichte so, wie sie mir gerade einfällt.

Ich ritt also aus den Bergen der Grand Mesa in Richtung Süden zum Gunnison River hinunter.

Aber noch bevor ich das Gunnison Valley erreichte, begann mein Pech …

Ich musste durch einen bitterkalten Creek. Mein Pferd rutschte auf den glatt geschliffenen Felsen, legte sich mit mir ins Wasser – und stand nicht wieder auf. Ich wollte das zuerst nicht glauben, aber es war doch wohl so, dass mein guter Brauner ganz einfach einen Herzschlag bekommen hatte wie ein Mensch, der sich in eiskaltes Wasser stürzt.

Ich konnte nichts anderes tun, als mir den Sattel und die paar für mich noch notwendigen Dinge auf meine Schultern zu laden und mich zu Fuß auf den Weg zu machen.

Drei Stunden später – es war schon fast Abend – erreichte ich die Wagenstraße am Fluss. Es war ein schlechter Weg wie alle Wege in den Bergen Colorados. Eigentlich war es ein Wunder, dass es hier überhaupt Wege gab.

Ich saß auf einem Stein und betrachtete meinen an den Zehen klaffenden Stiefel, als die Postkutsche kam.

Oha, was ist das für ein Glück!, dachte ich, denn ich hatte schon viele Wochen keine Menschen mehr gesehen, und deshalb war meine Meinung von diesen Lebewesen etwas besser geworden, eigentlich sogar ausgesprochen gut.

Deshalb stand ich freundlich grinsend auf dem Weg, als die Postkutsche herangerollt kam. Neben mir lag der Sattel mit meinem kärglichen Bündel, und jeder Mensch konnte erkennen, dass ich mein Pferd verloren hatte.

Aber als die Postkutsche vor mir hielt, zielte der Begleitmann mit seinem Parker-Schrotgewehr auf mich und war bereit, beide Läufe auf mich abzufeuern.

Der Fahrer hörte sich meine Geschichte so misstrauisch an, als versuchte ich, ihm einen Hut mit faulen Kartoffeln als frische Eier zu verkaufen.

Schließlich sagte er: »Wenn Sie Ihren Revolver und das Gewehr abliefern, können Sie mitfahren. Es ist Vorschrift auf dieser Linie, unterwegs keine bewaffneten Fremden einsteigen zu lassen. Also?«

Was blieb mir übrig? Ich wollte nach Golden Town, und so böse die Stadt auch sein mochte, sie war für mich jetzt das Mekka. Dort gab es ein Pferd, neue Stiefel und sauberes Zeug – auch einen Barbier. Und es gab dort Whisky, Mädchen und ein Spiel. Oh, ich hatte schon lange nicht mehr das Lachen einer Frau gehört.

Es gab also genug Gründe, dankbar für das Mitgenommenwerden zu sein. Deshalb lieferte ich meine Waffen ab, warf meinen Sattel zu dem anderen Gepäck auf das eingezäunte Wagendach und kletterte in die Kutsche.

Drinnen starrten mich alle an. Es waren Minenleute, ein Spieler, ein würdig aussehender, graubärtiger Mann, dessen Augen jedoch fest und hart blickten, und ein paar Mädchen, die etwas zu bunt wirkten und keinem Männerblick auswichen.

Ich quetschte mich zwischen zwei dieser Honeys und sagte: »Kennen wir uns nicht, ihr Schönen? Wart ihr nicht vor einem halben Jahr die große Nummer in Leadville im Golden Nugget?«

Sie betrachteten mich, und ich wandte ihnen mein Gesicht zu. Dann sagte eine: »Lily, das ist der Indianer, mit dem damals die Carpenter-Brüder einen solchen Streit bekamen, dass der ganze Saloon in Trümmer ging. Das ist er. Wir sollten ihn darum bitten, dass er nicht gerade wieder dann eine Prügelei beginnt, wenn wir auf der Bühne stehen und singen.«

Sie blickten mich böse an.

»Wir sind nämlich Künstlerinnen«, sagte Lily. »Und es ist eine Beleidigung, sich zu prügeln, wenn wir ›Hot Love‹ singen.«

»Das sehe ich ein«, antwortete ich. »Doch ich gab dem einen Carpenter nur was auf sein Maul, weil er laut sagte, dass eine der Hillhorn Sisters eine Trillerpfeife und die andere eine quietschende Maus im Hals hätte und dass sie lieber nicht singen, sondern ihre Beine zeigen sollten. Da musste ich ihm doch was aufs Maul geben – oder?«

Sie sahen mich wieder an – prüfend und misstrauisch.

Dann begannen wir alle laut zu lachen. Die Hillhorn Sisters waren wirklich nicht übel und dumm schon gar nicht.

Deshalb konnten sie jetzt auch lachen.

Als wir genug gelacht hatten, sagte ich: »Wenn ich gebadet und mich fein gemacht habe und nach Fliederwasser rieche, komme ich euch besuchen. Wo tretet ihr denn auf?«

»Im Paradiesvogel«, erwiderte Lily.

Und Molly fügte hinzu: »Und wir zeigen diesmal auch unsere Beine.«

Es ist schwer zu sagen, wie unsere Unterhaltung weiter verlaufen wäre, wenn es nicht plötzlich eine Unterbrechung gegeben hätte.

Die Kutsche fuhr mit ihrem linken Vorderrad in ein Loch. Wir hörten es bersten und krachen, als das Rad brach.

Der Fahrer und dessen Begleitmann fluchten.

Dann aber waren in der Dämmerung Reiter um uns.

Eine scharfe Stimme rief: »Wenn ihr es haben wollt, dann ballern wir los und geben es euch!«

Das wollte niemand. Selbst der Begleitmann, der mich vor einer halben Stunde mit seinem Schrotgewehr so vorsichtig unter Kontrolle gehalten hatte, riskierte nichts. Er wäre ja auch ein Narr gewesen, hätte er es getan. Die Kutsche war bewegungsunfähig. Und wenn die Banditen einige Sharps-Flinten bei sich hatten, konnten sie Wagen und Fahrgäste durchlöchern.

Wir mussten aussteigen.

Es waren vier Banditen, die sich um uns kümmerten und auch die Geldkisten aus der Kutsche und unter dem Bock hervorholten. Sie entdeckten auch meinen mit Gold gefüllten Gürtel, den ich unter dem Hemd auf der bloßen Haut trug.

Sie fanden auch bei den anderen Fahrgästen noch ein paar Dinge außer Geld. Einer der Banditen sagte, dass Kleinvieh auch Mist mache und sie nichts verschenken könnten, da die Zeiten schlecht seien.

Ihre Gesichter waren nicht zu erkennen. Die Kerle trugen Zuckersäcke, in die sie Löcher geschnitten hatten, als Kapuzen. Diese Zehn-Pfund-Zuckersäcke passten so genau auf einen Männerkopf, dass man auch noch den Hut aufsetzen konnte.

Als sich die Burschen dann zu den Pferden zurückzogen, die ein fünfter Bandit hielt, machte der Begleitmann den letzten und größten Fehler seines Lebens. Er bückte sich schnell nach seinem Parker-Schrotgewehr. Wenn er etwas schneller gewesen wäre, hätte er es sogar geschafft. Mit den beiden Ladungen Indianerschrot konnte man fünf Banditen ordentlich was durch die Jacken ballern.

Aber einer der Kerle war mit seinem Colt schneller – viel schneller. Er schoss den Begleitmann von den Beinen.

Dann ritten sie davon.

Ich hätte die Schrotflinte jetzt gern gehabt, deshalb beeilte ich mich. Der Begleitmann war auf das Ding gefallen. Ich musste ihn erst herunterrollen.

Danach war es zu spät.

Der Mann stöhnte. Ich kniete neben ihm nieder. Alle anderen umgaben uns.

Der Begleitmann krallte seine Hände in meine Ärmel und zog mich näher zu sich nieder. Ich hörte ihn flüstern: »Katy – meine Katy. Jemand muss sich um Katy kümmern. Katy! Gehen Sie zu Katy, Mister. Versprechen Sie mir, Katy zu helfen.«

»Welche Katy?«

»Katy McDarren. Ich bin ihr …«

Dann starb er, und ich konnte ihm nichts mehr versprechen – oder besser gesagt, ich brauchte es nicht. Wenn wir nach Golden Town kamen, würde ich mir erst mal selber helfen müssen.

Es war schon schlimm, dass sie mir das Gold abgenommen hatten, und dass ich kein Pferd mehr besaß, war noch viel schlimmer.

Ich erhob mich und wandte mich mit Bitterkeit an den Fahrer.

»Wenn ihr mir nicht den Colt abgenommen hättet, würde der Begleitmann seine Schrotflinte abgefeuert haben. Denn ich wäre …« Ich brach ab. Es hatte keinen Sinn, jetzt Reden zu schwingen, in denen Worte wie »hätte« und »wäre« vorkamen.

Es war geschehen.

Auch die anderen Fahrgäste fluchten und schimpften. Man hatte ihnen alles abgenommen, was einigermaßen brauchbar war.

Nur die beiden Hillhorn Sisters waren ungeschoren davongekommen, und das lag gewiss daran, dass die Kerle sie kannten. Sängerinnen und Tänzerinnen kamen im Goldland weit herum, waren bekannt und erfreuten sich auch der Bewunderung von Banditen.

»Sie hätten uns Ihren Goldgürtel geben sollen, Indianer. Bei uns wäre er sicher gewesen«, meinte Lily Hillhorn.

Ich grinste und sagte: »Ach, ich hole mir aus meiner Goldmine neues Gold.«

Sie lachten, denn sie glaubten nicht an meine Goldmine.

Ich musste den anderen Männern helfen, die Kutsche anzuheben und das Reserverad einzusetzen.

Als wir losfuhren, saß ich neben dem Fahrer auf dem hohen Sitz und war wieder bewaffnet. Der tote Begleitmann lag hinter...

Erscheint lt. Verlag 22.9.2020
Reihe/Serie G.F.Unger
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-0096-X / 375170096X
ISBN-13 978-3-7517-0096-2 / 9783751700962
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