Jerry Cotton Sonder-Edition 140 (eBook)

Die Mafia-Falle

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
80 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7517-0027-6 (ISBN)

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Jerry Cotton Sonder-Edition 140 - Jerry Cotton
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Wir hatten einen heißen Tipp bekommen. Deshalb waren Phil und ich zu Nino Ferrarios Beerdigung gegangen. Der Sarg war noch nicht unten, da passierte es. Das Stakkato einer Maschinenpistole zerhackte die andächtige Stille. Von diesem Augenblick an hatte die Mafia-Hölle ihre Teufel losgelassen ...


Die Mafia-Falle

Wir hatten einen heißen Tipp bekommen. Deshalb waren Phil und ich zu Nino Ferrarios Beerdigung gegangen. Der Sarg war noch nicht unten, da passierte es. Das Stakkato einer Maschinenpistole zerhackte die andächtige Stille. Von diesem Augenblick an hatte die Mafia-Hölle ihre Teufel losgelassen …

1

Nino Ferrarios Beerdigung war eine traurige Angelegenheit, und durch die schrecklichen Ereignisse auf dem Greenwood-Friedhof in Brooklyn wurde sie zu einem Drama.

Das Wetter war dem Anlass angemessen. Dicke Regentropfen klatschten auf die schweren Erdbrocken neben dem offenen Grab, trommelten auf die schwarzen Regenschirme der Trauergäste und bewirkten, dass der Priester sein Programm schneller abspulte, als es der Bedeutung des Toten angemessen war.

Für die Kirche galt Nino Ferrario als ein heimgegangenes Schaf, eines, das zu seinen Lebzeiten sehr viel für die große Gemeinde getan hatte.

Ich sah mich um. Gesichter hinter Schleiern – die Frauen. Harte, ausdruckslose Gesichter – die Männer. Nino Ferrarios Freunde und Feinde, seine Familie. Alle waren gekommen. Noch herrschte Eintracht. Erst wenn die Lehmbrocken auf den Eichensarg polterten und die Frauen und Kinder wieder zu Hause sein würden oder beim Leichenschmaus, endete der Frieden. Erst dann, so wollte es das ungeschriebene Gesetz, begann der Kampf um Nino Ferrarios Imperium, dann begann die Stunde der Geier.

Wir vom FBI waren hier, weil es beinahe üblich war. Man konnte interessante Studien machen. Feststellen, wer mit wem verkehrte, welche Leute einander mieden. Wenn einer der Großen zu Grabe getragen wurde, trafen Männer zusammen, die man sonst nicht einmal allein zu Gesicht bekam. Hinten, im Glockenturm der Kapelle, surrte eine Kamera. Teleobjektive tasteten die Gesichter ab. Draußen auf dem großen Parkplatz schrieben zwei Detectives des Reviers die Kennzeichen der Lincolns und Fleetwoods und der anderen großen Wagen auf.

Ich blickte wieder nach vorn. Sechs Männer, alte Freunde des Verstorbenen, hoben den Sarg an. Nino Ferrarios sterbliche Hülle glitt an dicken Seilen in die offene Grube.

In diesem Augenblick geschah es. Mehrere Felder weiter stand ein zweiter Leichenwagen, halb verdeckt von einer Ligusterhecke.

Von dort kamen die Schüsse.

Eine Maschinenpistole zerhackte die andächtige Stille. Die erste Garbe klatschte in den Erdhaufen, Lehm spritzte über schwarze Kleider und Anzüge, stieg höher. Frauen schrien auf, Männer fluchten. Die Freunde ließen die Stricke los, und mit lautem Gepolter krachte der Sarg in die Grube, blieb halb aufgerichtet stecken.

Auf dem Greenwood Cemetery war die Hölle los. Immer noch hackten die Kugeln der MPs über die Gräber. Einige Männer lagen am Boden, ob getroffen oder nicht, war nicht zu unterscheiden. Andere rannten davon, warfen sich hinter Hecken, Sträuchern oder Grabsteinen in Deckung.

Auch ich hatte mich zu Boden geworfen. Mein neuer schwarzer Mantel war hin. Glücklicherweise hatte ich meinen Dienstrevolver nicht im Wagen gelassen. Der Smith & Wesson lag kühl in meiner Hand. Mit der Linken stützte ich die Waffe, als ich auf den schwarzen Aufbau des Leichenwagens zielte und die ersten Kugeln aus dem Lauf jagte. Der Heckenschütze war nicht zu sehen, aber ich konnte seine ungefähre Stellung ahnen.

In meinem Gesichtskreis spielte sich eine Tragödie ab. Eine kleine junge Frau stand dort wie erstarrt. Sie hieß Maria Benavente und war Nino Ferrarios Tochter. Ihr Mann hatte sich auf den Boden geworfen. Er schrie nach ihr, hatte ihre Hand gepackt, doch Maria schien mit dem lehmigen Boden verwachsen. Wasser tropfte von ihrem runden schwarzen Hut. Dario Benavente sprang auf, als eine neue Garbe auf seine Frau zutanzte. Er sah die Garbe kommen und warf sich vor Maria. Ich verfolgte, wie drei Kugeln in seinen Körper schlugen, ihn gegen Maria schleuderten. Sie rutschte aus, der Rand der Grube bröckelte ab, und beide stürzten auf den Sarg.

Ich jagte Schuss um Schuss in die Hecke vor dem Leichenwagen, dessen Motor jetzt aufheulte. Das Fahrzeug ruckte an, die Schüsse verstummten, ich bemerkte durch den Regenschleier hindurch eine verschwommene Bewegung, einen Mann, der sich auf das Trittbrett des anfahrenden Wagens schwang. Ich zielte auf seine Schulter und zog durch. Einmal. Ein zweites Mal …

Es klickte nur. Die Trommel war leer. Ich sprang auf und rannte hinter dem Wagen her. Drei, vier Männer, die Gorillas anwesender Bosse, hasteten ebenfalls los.

Aber es war zu spät. Der Wagen schwankte über ein frisches Grab, durchbrach eine Hecke und hatte damit den breiten Hauptweg erreicht, der zum Südtor des Friedhofs führte.

Ich steckte den Smith & Wesson ein und rannte zurück. Zwei Männer halfen Maria Benavente aus der Grube. Sie schrie laut und trat um sich. Mit verrenkten Gliedern lag ihr Mann auf dem verkanteten Sarg. Maria wollte sich auf ihn werfen. Mit Gewalt zerrten die helfenden Hände die junge Frau zur Seite.

Der Priester und die beiden Messdiener standen mit ihren verdreckten Gewändern daneben. Das stumme Entsetzen hatte ihre Gesichter erstarren lassen.

Zahlreiche Trauergäste entfernten sich mehr oder weniger unauffällig vom Schauplatz der Tat. Ich hinderte sie nicht, ich war allein in diesem Teil des Friedhofs. Wir hatten ihre Gesichter auf dem Film, und wir würden sie vorladen, Mann für Mann.

Lucia Ferrario, Ninos Frau und Marias Mutter, kümmerte sich um ihre Tochter. Ich starrte auf drei Leichen hinab, die im Schlamm lagen. Dario Benavente und zwei weitere, deren Namen ich nicht kannte. Es waren jüngere Männer.

Sieben Trauergäste waren verletzt, zum Teil schwer. Ich blickte zum Glockenturm der Kapelle hinüber, fragend, obwohl ich sicher war, dass die Kollegen dort Krankenwagen und Mordkommission alarmiert hatten.

Der erste Trauergast, der seinen Wagen auf dem Parkplatz erreichte, war ein junger Mann, der einen zu weiten schweren Mantel und einen steifen schwarzen Hut trug, dazu einen Schal aus weißer Seide, dunkle Handschuhe und Lackschuhe. Mit zitternden Fingern schloss er den Wagen auf, warf sich förmlich hinein und stieß den Zündschlüssel ins Schloss. Die Detectives hatten ihre Aufgabe beendet und waren etwas zu früh abgefahren.

Der junge Mann setzte hart zurück, rammte den ersten Gang ins Getriebe und trat das Gas durch. Der leichte Ford Pinto schoss wie eine Rakete auf den Hamilton Parkway hinaus. Das Heck schlingerte, als er den Wagen herumriss und dann nach Norden, auf Queens zu, davonjagte.

Wie gehetzt blickte er immer wieder in den Rückspiegel. Erst als er die lange Mauer des Prospect Park und das Gelände des Brooklyn State Hospital hinter sich gelassen hatte, beruhigte sich sein hämmernder Herzschlag, und er versuchte, ruhig zu überlegen und zu handeln.

Er zerrte den Schal aus dem Mantel und warf ihn zusammen mit dem Hut und den Handschuhen auf die Rückbank. Als er an einer Ampel halten musste, wand er sich aus dem Mantel, der über und über mit Lehm beschmiert war. Den Mantel stopfte er hinter die Lehnen der Vordersitze auf den Boden.

Ohne die dunkle Kleidung und den zu weiten und langen Mantel sah er jünger aus. Er hatte ein schmales, hageres Gesicht mit leicht gebogener Nase und tief liegenden dunklen Augen mit dünnen, geschwungenen Brauen darüber. Sein Haar war glatt und schwarz und sorgfältig gekämmt.

Der Mann steuerte den LaGuardia Airport an. Von der Zufahrt aus wählte er die Spur, die zu den Parkplätzen der Autovermieter führte. An der Einfahrt ließ er den Mietvertrag von einem Angestellten abstempeln, rangierte den Pinto in eine Box unter dem Dach, stieg aus und lief auf das Hertz-Büro zu.

Dort legte er den Schlüssel und den Mietvertrag auf den Tisch und scharrte ungeduldig mit den Füßen.

Eine junge Angestellte in gelber Uniform nahm das Papier und lächelte ihn an. »Sie brauchen den Wagen nicht mehr, Mister Ferry? Okay, dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Flug.«

»Ich möchte bar bezahlen«, sagte der junge Mann.

Die Frau blickte ihn erstaunt an. »Sie haben doch eine Kreditkarte, Mister Ferry!«

»Trotzdem. Bitte.« Seine Stimme klang drängend.

Die Frau rechnete den Betrag aus, der Mann bezahlte und verließ das Büro ohne ein weiteres Wort.

Mit dem Lift fuhr er in die Ankunftshalle hinauf. Er schob sich durch das Gewühl der Reisenden auf die hohe Tür zu, über der das große Taxisymbol angebracht war. Unter dem Vordach stellte er sich in die Reihe der Wartenden. Ungeduldig trat er von einem Fuß auf den anderen. Der Regen strömte, bildete große Pfützen auf dem Asphalt.

Immer wieder sah er sich um, obwohl die Vernunft ihm sagte, dass sie ihn noch nicht aufgespürt haben konnten. Es war unmöglich. Allerdings hätte er es nicht für möglich gehalten, dass sie ihn erkannt hatten nach so langer Zeit.

Endlich war er an der Reihe. Er warf sich auf den Rücksitz des Yellow Cab und zog die Tür ins Schloss. Dann erst nannte er sein Ziel. »Ditmars Boulevard.«

Der Fahrer drehte den Kopf. Es war ein rundes Gesicht, das sich jetzt schnell rot färbte.

»Ditmars Boulevard!«, sagte er zornig. »Der liegt dort drüben!« Er deutete nach vorn. »Wenn Sie springen,...

Erscheint lt. Verlag 22.9.2020
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner
ISBN-10 3-7517-0027-7 / 3751700277
ISBN-13 978-3-7517-0027-6 / 9783751700276
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