Lassiter 2514 (eBook)

Zwei scharfe Waffen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9996-7 (ISBN)

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Lassiter 2514 - Jack Slade
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Die Mörder von Fred Washly vergeudeten keine Zeit. Auf ihren dürren Pintos glichen sie einer Gruppe von Cowboys, wie sie jeden Freitag hinunter nach Elko City zog und grölend die Bourbonflaschen leerte.
'Zweihundert für Washlys Seele!', knurrte der Bärtige an der Spitze des Trupps. Er hielt einen Vierteldollar in den Fingern und schnippte ihn in die Luft. 'Bei Kopf bleibt's an mir hängen. Sonst ist Bobbie dran, wie es abgemacht war.'
Die Münze landete flach in seinem Handteller. 'Zahl!', verkündete der Bärtige. 'Bobbie hat 'nen glücklichen Tag.'
Die übrigen Männer grinsten und sahen zu einem hageren Kerl mit rostiger Winchester, der einen breitkrempigen Hut trug. Der Bärtige ließ die Münze auf und ab springen. 'Pack die Sachen, Bobbie!'
Der Angesprochene griff mit regloser Miene nach seinem Gewehr ...


Zwei
scharfe
Waffen

Die Mörder von Fred Washly vergeudeten keine Zeit. Auf ihren dürren Pintos glichen sie einer Gruppe von Cowboys, wie sie jeden Freitag hinunter nach Elko City zog und grölend die Bourbonflaschen leerte.

»Zweihundert für Washlys Seele!«, knurrte der Bärtige an der Spitze des Trupps. Er hielt einen Vierteldollar in den Fingern und schnippte ihn in die Luft. »Bei Kopf bleibt's an mir hängen. Sonst ist Bobbie dran, wie es abgemacht war.«

Die Münze landete flach in seinem Handteller. »Zahl!«, verkündete der Bärtige. »Bobbie hat 'nen glücklichen Tag.«

Die übrigen Männer grinsten und sahen zu einem hageren Kerl mit rostiger Winchester, der einen breitkrempigen Hut trug. Der Bärtige ließ die Münze auf und ab springen. »Pack die Sachen, Bobbie!«

Der Angesprochene griff mit regloser Miene nach seinem Gewehr...

Der Sommer des Jahres 1887 war so trocken und staubig gewesen, dass Fred Washly der Gedanke gekommen war, es könnte niemals wieder einen Tropfen Regen im Elko County geben. Der Texaner nannte zwar nur eine einzige Rinderherde sein eigen und hatte als Ranch einen alten Handelsposten der Nevada Northern Railway erkoren, doch er verstand vom Wetter mehr als die meisten Züchter in Nevada.

Dass Washly an diesem Tag den Tod fand, war also in mehrerlei Hinsicht bedauerlich.

Zum einen verlor Nevada mit ihm einen profilierten Züchter, der seine Erfahrungen aus Texas mit hinauf in den Norden genommen hatte, zum anderen verendete im darauffolgenden Winter ein Großteil von Washlys Herde so qualvoll, dass sie dem Frozen Herd's Valley zu seinem Namen verhalf.

Von alledem wusste Washly an diesem Augustmorgen nichts.

Er saß mit verschränkten Armen in seinem Bidwell-Sattel, biss auf einem Streifen Tabak herum und sann darüber nach, ob der nahe Gebirgszug der Lannaster Range der Herde ausreichend Schatten bot. Er hatte zähe Rinder, daran bestand kein Zweifel, doch auch das standhafteste Tier hatte dieser mörderischen Hitze nichts entgegenzusetzen.

Fast vierzig Grad hatte es am Nachmittag gegeben.

Die Gräser waren zu bräunlichen Strohhalmen zusammengebrutzelt, die zu nichts taugten als einem ausgedehnten Buschbrand, den der liebe Gott jedoch verhüten mochte. Die Weiden waren zu ausgedörrten Ebenen geworden, auf denen man alles anstellen konnte außer vernünftiger Rinderzucht.

Nimm das Geld und verschwinde!

Der alte Botts von der Silvester-Ranch im nördlichen County hatte Washly im Frühjahr eindringlich geraten, die Herde zu verkaufen und Nevada zu verlassen. Er hatte den heißen Sommer vorausgesehen, der einem milden Winter gefolgt war. Er hatte vorausgeahnt, dass niemand ein Kalb abkaufte, das bloß noch aus Skelett und lederartiger Haut bestand.

Doch Washly hing an seiner Herde.

Er blickte hinüber zu den jungen Bullen, die abseits der Kühe grasten und aus dem letzten Graben tranken, in dem sich noch Wasser fand. Sie hatten ihren Ungestüm verloren, ihre Verspieltheit, derentwegen Washly jeden dieser Bastarde ins Herz geschlossen hatte.

Seufzend ritt Washly tiefer in die Herde hinein.

Er sah nach dem einzelnen Reiter, den er südlich der Lannaster Range erspäht hatte; ein winziger schwarzer Fleck vor dem hellen Gebirgsmassiv, dessen Gipfel sich in Wolken gehüllt hatten. Der Berittene konnte von Ned Burnett kommen. Die Leute von der Burnett-Ranch hatten in den letzten Wochen ab und zu die Zäune inspiziert.

Von Burnetts Reichtum sprach das ganze County.

Der Rancher und Freund von Washly hatte seine Herden schon im März verkauft und ein Vermögen damit zusammengehamstert. Von dreißig oder vierzig Dollar pro Kopf war die Rede. Die meisten Dollars hatte Burnett danach in drahtige Longhorns gesteckt, die der Sommerhitze trotzen konnten.

Er hatte sich klüger verhalten als Washly und die anderen.

Der Reiter in der Ferne hatte ihn ebenfalls entdeckt und hob den Arm zum Gruß. Er stob in fliegendem Galopp durch das Weidegras, setzte über den ausgetrockneten Flussgraben am Golmer's End hinweg und hielt auf Washly zu. Als er den Rinderzüchter fast erreicht hatte, verlangsamte er den Ritt und sah zu den Bullen hinüber.

»Prächtige Tiere, prächtige Tiere!« Er war zu jung, als dass er erfahren genug sein konnte, um eine solche Einschätzung treffen. »Sie machen Ihrem Ruf Ehre, Mr. Washly! Sie machen ihm mächtig Ehre!«

Das hagere Gesicht des jungen Mannes nahm einen freundlichen Ausdruck an. Es hatte jene Unbescholtenheit, die offenbar jeder von Burnetts Rancharbeitern besaß.

»Schuften Sie für Burnett?«, fragte Washly brummig. Er hatte sich auf einen einsamen Vormittag bei den Rindern gefreut. »Wie heißen Sie?«

»Bobbie«, sagte der Jüngere und legte den Kopf schief. »Ich hatte geglaubt, dass Sie größer seien, Mr. Washly.«

»Größer?« Washly stützte sich schmunzelnd aufs Sattelhorn. Das Leder ächzte unter seinem Gewicht. »Die Hitze bringt uns sämtliches Vieh über den Jordan. Beim alten Burnett stehen die Dinge hoffentlich zum Besseren.«

Der andere Reiter starrte zur Lannaster Range hinüber, über der ein Windstoß die Wolken auseinandertrieb. Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich komme nicht von Burnett, Mr. Washly. Ich arbeite für einen Mann aus Elko City.« Er richtete den Blick auf Washly. »Ich bin gekommen, um Sie zu töten.«

Einige Sekunden glaubte Washly noch, dass ihn seine Ohren täuschten, als sein Mörder mit einer blitzschnellen Bewegung die Winchester aus dem Sattelfutteral riss. Der Rancher holte mit den Sporen aus und krümmte sich im Sattel zusammen.

In derselben Sekunde donnerte ein Schuss.

Die Kugel zischte an Washlys rechtem Ohr vorbei und surrte mit einem pfeifenden Geräusch über das wiegende Weidegras hinweg. Eine Wolke aus Pulverdampf schloss die Männer ein und nahm ihnen die Sicht.

Washly klingelten die Ohren.

Er riss das Pferd mit einem Zügelruck herum, stob in pfeilschnellem Galopp davon und riss dabei den Revolver aus dem Holster. Er drehte sich halb im Sattel und nahm seinen Gegner aufs Korn.

Ehe Washly feuern konnte, traf ihn eine weitere Gewehrkugel.

Das Geschoss durchlöcherte seine Brust und sorgte für einen beißenden Schmerz, der bis hinauf in den Nacken des Ranchers reichte. Ein warmer Schwall Blut quoll aus der Wunde und sickerte zwischen Washlys Beine.

»Bastard!«, murmelte Washly mit erstickter Stimme. »Bastard!«

Die staubbedeckten Häuser von Wells drängten sich dicht ans Gleis der Nevada Northern Railway. Sie waren nach dem letzten Feuer im Jahr 1881 in aller Eile wiedererrichtet worden, teils aus den angesengten Brettern ihrer Vorgänger, teils aus angeschwemmtem Totholz. Die Züge der Nevada Northern hielten in Wells nur noch, um Vorräte für die Minenarbeiter in Cherry Creek abzuliefern.

»Vorbei ist's damit!«, sagte Frank Bagnell und schaute über den Rand seiner Nickelbrille zu Lassiter. Er schwang die Peitsche und beschleunigte das Fuhrwerk. »Seit Jahren kommt keiner mehr nach Wells. Die Stadt ist ein verdammter Sumpf geworden.« Er lachte. »Sumpfig wie die Quellen vom alten Humboldt drüben!«

Er wies mit dem Arm unbestimmt nach Westen, auf die schneebedeckte Ebene, unter deren gefrorenem Harschschnee irgendwo der Humboldt River entsprang. Bagnell hatte Lassiter vom Gleis der Nevada Northern aus mitgenommen und sogleich die alten Zeiten beschworen.

Der Mann der Brigade Sieben mochte den Alten.

Er hatte Bagnell bei einem Auftrag in den Wood Hills kennengelernt, jenen Hügeln weiter südlich, die noch vor Jahren berüchtigter Unterschlupf für Eisenbahnräuber und geflohene Sträflinge gewesen waren. Von Bagnell hatte Lassiter das Versteck eines Mannes erfahren, der zwölf Frauen getötet hatte.

»Bald gibt's hier oben nur noch Cowboys und Goldsucher!«, plapperte Bagnell weiter und steuerte das Fuhrwerk in die Mainstreet. Die wenigen Läden der Stadt waren über die Mittagsstunde geschlossen. »Bist du wieder auf der Suche nach toten Freudenmädchen? Der Herrgott möge sich ihrer armen Seelen erbarmen.«

»Eher nach lebendigen«, gab Lassiter trocken zur Antwort und sann über das Telegramm in seiner Hosentasche nach. Noch blieb ihm ein halber Tag Zeit für die Zusammenkunft mit dem Mittelsmann. »Ich hätte gegen Gesellschaft nichts einzuwenden.«

»Wie früher ein Schwerenöter!«, bemerkte Bagnell und begann von zwei Chinesinnen zu reden, die kürzlich nach Wells gekommen wären und sich als geschickte Schuhmacherinnen erwiesen hätten. »Ich könnte dich zu ihnen bringen. Sie sind Junggesellinnen. Aber keine von der prüden Sorte.«

Das glucksende Lachen des Alten schallte die verwaiste Straße hinauf. Bagnell ließ die Pferde antraben und steuerte auf eine Gasse zu, die fast zu schmal für den Zweispänner war. Er hielt vor einem unscheinbaren Haus, dessen Vordach mit bunten Fähnchen geschmückt war.

»Sag Li und Chin ein paar Schmeicheleien von mir!«, meinte Bagnell...

Erscheint lt. Verlag 22.9.2020
Reihe/Serie Lassiter
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7325-9996-5 / 3732599965
ISBN-13 978-3-7325-9996-7 / 9783732599967
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