Letzter Flug: Österreich Krimi -  Christian Eidenberger

Letzter Flug: Österreich Krimi (eBook)

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2020 | 2. Auflage
188 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-133-7 (ISBN)
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Als Ermittler aus der Stadt hat man es am Land nicht immer leicht. Das muss auch Major Sawallisch erfahren, als er zu einem bizarren Unfall am Flugplatz Grabenau im Mühlviertel gerufen wird. Dieser stellt sich allerdings ziemlich schnell als schlecht getarnter Mord heraus. Sawallisch startet seine Ermittlungen im Fliegermilieu. Aber die eigenen Regeln dieser Szene und fehlendes Fachwissen die Fliegerei betreffend machen seine Untersuchung auch nicht einfacher. Und während der Recherche passiert ein weiterer Mord.

I.


Flugplatz Grabenau, Freitag, 6. Juni, 22:30 Uhr

 

Wenn Sawallisch an einem Freitag um 22:00 Uhr zu einem Tatort gerufen wurde, übergab er den Fall meist an einen jüngeren Kollegen. Aber was er gehört hatte, ließ ihn die abendliche Lektüre unterbrechen und sofort in Richtung Grabenau fahren.

Während der Fahrt ging er in Gedanken die Schauplätze der Untersuchungen, die er bisher zu führen hatte, durch. Von der Nobelgegend bis zum Glasscherbenviertel, vom Büro bis zur Fabrikhalle, alles war vertreten. Sogar auf einem Donaudampfer hatte er schon recherchiert, aber ein Zivilflugplatz war nie dabei gewesen.

Überhaupt war ihm die ganze Fliegerei suspekt. All seine Urlaubsreisen hatte er mit seiner Gattin mit dem Auto unternommen. Lange Fahrten hatten ihm nie etwas ausgemacht, solange Ulrike dabei war. Nach ihrem Tod vor fünf Jahren verlegte sich Sawallisch auf die Eisenbahn, denn die langen Fahrten ohne sie hielt er nicht aus.

Selbst zum Lachsfischen nach Island, übrigens der einzige Luxus, den Sawallisch sich alle zwei Jahre leistete, war er mit dem Schiff gefahren.

Von seinen Kollegen wurde Sawallisch ob seiner Abneigung gegenüber der Fliegerei immer gehänselt. »Blech fliegt nicht«, pflegte er dann zu antworten, und dabei war es geblieben.

 

Am Grabenauer Flugplatz wurde Sawallisch schon vom Postenkommandanten Johann Eckert erwartet.

»Servus, Sawallisch, gut, dass du da bist, wir sind mit dem Trubel hier ein bisschen überfordert.«

»Das kann ich mir gut vorstellen, bei euch werden sonst nur Hühner überfahren. Was habt ihr bisher unternommen?«

»Der ganze Flugplatz ist weiträumig abgesperrt und gesichert, die Spurensicherung ist auch schon da, und der Mann, der das Schmuckstück gefunden hat, wartet im Betriebsleiterraum auf dich.«

»Tadellos«, bemerkte Sawallisch, »dann will ich mir einmal anhören, was der unglückliche Finder zu sagen hat. Wer ist es denn überhaupt?«

»Er heißt Fritz Ostermeier«, antwortete Eckert, »ein hiesiger Pilot, er hat dieses Wochenende Betriebsleiterdienst.«

Die beiden Männer betraten den Betriebsleiterraum. Dort saß ein Mann um die vierzig, unrasiert, ausnehmend schlecht gekleidet, eine filterlose Zigarette zwischen den Lippen. Sawallisch, der sich Sportpiloten immer als reiche Herrenflieger in flotter Montur vorstellte, war erstaunt. Unter anderen Umständen hätte er ihn für einen Obdachlosen gehalten.

»Grüß Gott, mein Name ist Sawallisch, ich leite die Ermittlungen hier.«

Sawallisch war ein wenig verlegen. Dieser Zeuge wirkte nicht nur äußerlich ziemlich mitgenommen.

»So sieht also ein Tower von innen aus, und Sie sind vermutlich der Fluglotse, oder wie das heißt, wie war noch Ihr Name?«, fragte er.

»Ich heiße Fritz Ostermeier. Auf Zivilflugplätzen heißt das übrigens nicht Fluglotse, sondern Betriebsleiter«, gab dieser zurück und nahm einen tiefen Zug.

»Schon gut, schon gut, erzählen Sie mir jetzt die ganze Geschichte. Und ich bin besonders an Details interessiert.« Sawallisch versuchte, so desinteressiert wie möglich zu wirken.

»Es war gegen 18:00 Uhr«, begann Ostermeier, »ich war mit Gerry Kamp gerade mit ein paar Servicearbeiten an der 150er beschäftigt, da ist Gunther Reinprecht in den Hangar gekommen. Er hat mich gefragt, ob die OE-DVC vollgetankt ist, was der Fall war, dann ist er wieder raus und gestartet.«

»Ist Ihnen irgend etwas Besonderes aufgefallen?«, unterbrach Sawallisch.

»Nein, er war wie immer, aber wenn Sie mich so fragen, eines war schon seltsam. Reinprecht steigt normalerweise in den Flieger und startet. Um einen Check hat er sich noch nie geschert. Diesmal hat es aber mindestens 20 Minuten gedauert, bis der Motor gelaufen ist, dann ist er allerdings gleich los.«

»Wie lange dauert so ein Check?«

»Ungefähr 15 Minuten der Innen- und Außencheck bis zum Anlassen des Motors, und dann nochmals fünf Minuten Instrumenten- und Run-Up-Check. Und noch etwas. Er hat mich nach dem Treibstoff in der Cessna 150 gefragt, gestartet ist er dann mit der Cessna 182, und mit der fliegt er nur sehr selten alleine. Außerdem hat er wieder einmal nicht gefunkt.«

»Und was heißt das?«, fragte Sawallisch.

»Jeder Pilot muss eine Startgenehmigung vom Betriebsleiter einholen, das ist auf kleinen Plätzen wie unserem genauso wie auf internationalen Flugplätzen. Reinprecht hat es mit den Regeln in der Fliegerei zwar nie genau genommen, aber daran hat er sich üblicherweise gehalten.« Ostermeier dämpfte seine Zigarette aus und zündete sich eine neue an.

»Sagen Sie, Herr Kommissar, ich könnte jetzt ein Bier vertragen. Sie dürfen ja nicht, weil Sie im Dienst sind, aber ich kann Ihnen ein Mineralwasser oder einen Kaffee anbieten.«

»Nennen Sie mich beim Namen oder Major, den Kommissar gibt es schon lange nicht mehr. Und das mit dem Alkohol gilt nur für Fernsehkommissare. Sie können mir schon eines mitnehmen.«

Während Ostermeier in einen Nebenraum ging, fragte Sawallisch Eckert: »Sag einmal, was für ein Unikum ist denn das? Der sieht ja aus wie ein Waldschrat?«

Eckert grinste. »Das ist er auch, ein fliegender Waldschrat eben. Der hat eine bewegte Vergangenheit ...« Eckert unterbrach, als Ostermeier wieder den Raum mit drei vollen Biergläsern betrat.

Er verteilte die Gläser und zündete sich erneut eine Filterlose an, tat einen kräftigen Schluck und fuhr fort: »Dann will ich zum Wesentlichen kommen. Gerald Kamp ist eine Viertelstunde, nachdem Reinprecht abgehoben hatte, also etwa um 18:35 Uhr, nach Hause gefahren. Um kurz nach halb acht bin ich raus zum Windsack. Den hat der Sturm letzte Woche übel zugerichtet, und ich wollte mir den Schaden einmal ansehen. Dort hab ich ihn dann gefunden. Wissen Sie, Herr Major, zuerst dachte ich, es sei so etwas wie ein Fetzenlaberl, wie ich dann erkannt habe, dass es sich um Reinprechts Kopf handelt, habe ich mich fast übergeben müssen!«

»Wieso haben Sie ihn so schnell erkannt, der muss ja übel zugerichtet sein, wenn er, wie Kollege Eckert am Telefon angedeutet hat, aus dem startenden Flugzeug gefallen ist.«

»So schlimm hat er nicht ausgesehen«, antwortete Ostermeier, »es haben zwar die Ohren und die Nase gefehlt, aber er war eindeutig erkennbar.«

»Der Gerichtsmediziner will zwar noch die DNA-Analyse abwarten«, warf Eckert ein, »ist aber ziemlich sicher, dass es sich um Reinprecht handelt.«

Sawallisch konnte sich schon die Schlagzeilen vorstellen: ›Pilot verliert beim Start den Kopf‹ – hätte das österreichische Kleinformat geschrieben. Die Boulevardzeitungen hatten aber längst ihren Schrecken verloren; an ihre Stelle traten jetzt Fernsehkanäle, die mit Live-Berichten vor Ort ihre Zuseher bei der Stange halten wollen.

Sawallisch nahm einen großen Schluck. »So, und jetzt zu deiner Geschichte«, sagte er, zu Eckert gewandt.

»Wir waren gerade hier damit beschäftigt, den Tatort zu sichern, als die Kollegen aus Sandl mich angefunkt und gefragt haben, ob hier ein Flieger vermisst wird. Bei ihnen oben ist nämlich ein ausgebranntes Flugzeug gefunden worden – samt einer fast gänzlich verbrannten Leiche ohne Kopf. Und es handelt sich eindeutig um die Cessna 182 mit der Kennung OE-DHW, die Maschine mit der Reinprecht hier gestartet ist.«

Schweigen.

Sawallisch stand von seinem Sessel auf, ging einmal im Raum auf und ab und schüttelte den Kopf.

»Ich fasse das einmal zusammen: Gunther Reinprecht war kurz im Hangar, ist dann in einen Flieger gestiegen, hat beim Start den Kopf verloren und ist in der Nähe von Sandl abgestürzt, weil er selbigen auf der Rollbahn verloren hat. Das kann doch nicht euer Ernst sein ... Fliegerlatein, oder was …?«

Eckert atmete tief durch. »Es klingt alles unglaublich, aber Tatsache ist, dass Reinprecht mit ...«

»Erspar mir deine Horrortheorien«, unterbrach Sawallisch, »ich fahre jetzt zur Absturzstelle. Eckert, der Flugplatz ist bis auf Weiteres gesperrt, keiner darf die Räumlichkeiten ohne die Begleitung von einem deiner Leute betreten. Ostermeier, es ist zwar schon sehr spät, aber es wäre mir recht, wenn Sie mitkommen, Sie sind schließlich der Einzige hier, der etwas von Fliegerei versteht.«

Ostermeier nickte.

»Soll ich nicht vielleicht auch mitkommen?«, fragte Eckert.

»Nix da, du beschreibst Ostermeier den Weg, ich gehe einstweilen zum Wirt, er soll mir ein Zimmer hier herrichten. Ostermeier, wir treffen uns beim Auto!«

 

Sawallisch verließ das Betriebsleiterzimmer. Draußen hatte es erheblich abgekühlt. Für Ermittlungen am Lande hatte er immer einen kleinen Koffer mit Reservehemden, Wäsche und Toilettensachen im Auto. In Zukunft, so nahm er sich vor, würde er auch einen Pullover mit einpacken.

Die Bude hat aber auch schon bessere Zeiten gesehen, dachte er sich, als er das Gastzimmer des Flugplatzrestaurants...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-133-0 / 3990741330
ISBN-13 978-3-99074-133-7 / 9783990741337
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