Der Kartenspieler: Österreich Krimi -  Helga Weinzierl

Der Kartenspieler: Österreich Krimi (eBook)

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2020 | 2. Auflage
258 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-132-0 (ISBN)
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Ein Serienmörder erschüttert Linz. Der Täter mordet nachts, agiert rasch und hinterlässt wenig Spuren. Die Ermittler Gottfried Buchner und Heinrich Stifter können vorerst keine Verbindung zwischen den Opfern herstellen. Doch dann erkennt Stifter, ein leidenschaftlicher Poker-Spieler, dass nach einem Kartentrick gemordet wird. Langsam beginnt er, die Sprache des Täters zu verstehen.

Ein mörderisches Spiel beginnt.



Helga Weinzierl wurde 1957 in Ried im Innkreis/Oberösterreich geboren. Sie ist verheiratet und arbeitete bis 2015 als Bankangestellte in Linz. Seit 2008 ist sie Obfrau des Vereins KUvee, Verein zur Förderung Kunstschaffender in Oberösterreich. Sie organisiert Lesungen und gestaltet das Literaturmagazin »Wortblick«.

Kapitel 8


Als sie zu dritt den Besprechungsraum verließen, konnte sich Buchner den Gedanken nicht verkneifen, dass die lederbezogene Schallschutztür wohl nicht nur der Geheimhaltung von Gesprächen diente. So schwungvoll wie Stifter sie zuschlug, hätte jedes Tor ohne Polsterung einen Lärm verursacht, der noch die Bewohner des Nebengebäudes aufgeschreckt hätte.

„Vier Köpfe mehr in unserer Einsatzgruppe, das ist nicht gerade das Gelbe vom Ei“, beschwerte sich der Chief knurrend.

„Nun, gemeinsam mit den fünf Männern unserer Abteilung Leib und Leben sind das immerhin neun Leute“, antwortete Waslmayr.

„Sag mal, hast du so einen komischen Kurs in Positiv-Denken belegt?“ Stifter blieb abrupt stehen und schob sein Kinn nach vorne. „Neun Männer, das ist nichts. Das kann man unmöglich schönreden. Zwei Morde innerhalb einer Woche und du meinst, neun Ermittler könnten das schaffen? Vorher erschlägt dieses Monster eine werdende Mutter und nun finden wir einen jungen Mann mit zertrümmertem Schädel in der Brennerstraße. Und dann bekommen wir gerade mal vier Mann mehr, ein Mini-Team.“ Schnaubend setzte sich Stifter wieder in Bewegung. „Du Viktor, übernimmst jedenfalls die Hauptrecherchen im Mordfall Maria Weingart. Ich werde mich um den toten Reisebüroangestellten kümmern.“

Viktor Waslmayr nickte nur.

„Was mir einfach nicht in den Kopf will“, erklärte Stifter weiter, „auch bei dem Mord an Andreas Köppl finden wir keinen Hinweis auf ein Motiv. Der Mann war freitagabends mit Freunden Pizzaessen, nahm dann in einem Lokal ein paar Drinks zu sich und wollte gegen zwei Uhr früh nach Hause. Wie Maria Weingart wird er schließlich hundert Meter von seinem Wohnhaus entfernt rücklings überfallen. Wie ich in dieser verdammten Besprechung vorhin schon berichtet habe, muss der Angriff auch hier überraschend erfolgt sein. Wir haben keinerlei Anzeichen von Gegenwehr festgestellt. Auch Brieftasche und Autoschlüssel steckten noch in der Hosentasche, als wir das Opfer gefunden haben. Diesem Dreckskerl von Täter geht’s nicht um den schnöden Mammon. Ich kann seine oder ihre Gedankengänge – vielleicht war es ja auch eine Täterin – unmöglich nachvollziehen. Wie bei Maria Weingart erscheint mir der Mord hier ebenfalls wie eine Hinrichtung.“

„Siehst du einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten?“, fragte Waslmayr, der genau wie Buchner mit den schnellen Schritten ihres Chefs kaum mithalten konnte.

„Sei bloß vorsichtig mit solchen Vermutungen“, herrschte Stifter seinen Kollegen an, „wenn das so ein Journalistenheini auch nur ansatzweise zu Ohren bekommt, dann sei Gott uns gnädig. So lange wir keinerlei Hinweis darauf haben, dass es sich um ein und denselben Täter handeln könnte, darfst du so was nur denken, kapiert?“

„Heinz, ich bitte dich. Von unseren Gesprächen wird niemals auch nur das Geringste nach außen dringen.“

„Das will ich auch jedem geraten haben“, entgegnete Stifter mit warnendem Blick.

Anschließend fuhren Stifter und Buchner zu dem Lokal, in dem sich Andreas Köppl zuletzt aufgehalten hatte.

Es war eine kleine Bar, die nur für wenige Besucher Platz bot. Der Name lautete dementsprechend „Zwergerl“.

„So winzige Lokale sind für die Ermittlung vorteilhaft“, erklärte Stifter seinem Kollegen, als sie die Bar betraten, „da kennt jeder jeden, tratscht jeder über jeden und weiß jeder alles über jeden. Wir brauchen die Typen nur zum Sprechen zu bringen.“

Es war Spätnachmittag und das Lokal noch wenig besucht. Nur der hinterste von den insgesamt vier Tischen war mit zwei Frauen besetzt, die schon beim ersten Hinsehen den Eindruck erweckten, jünger wirken zu wollen, als sie waren.

„Hey, was erblickt da mein waches Ermittlerauge, seit wann arbeitest du denn hier?“, begrüßte Stifter den Kellner hinter dem Tresen.

„Sherlock Holmes in meiner guten Stube! Ich hab‘s gewusst, dass du kommst. Hab dich schon erwartet“, entgegnete der Mann. Sein athletischer Körperbau sowie die kurz geschorenen Haare verrieten, dass er in seiner Freizeit gerne Sport betrieb.

„Linz ist ein Dorf, du hast es natürlich schon erfahren“, zeigte Stifter sich wenig überrascht, dass der Barkeeper bereits vom Tod seines Gastes wusste. Der Chief stellte seinen Kollegen vor, erklärte, dass er den Kellner von früher her kannte und setzte sich gemeinsam mit Buchner an die Bar. Nachdem Andy, so hieß der Kellner, erzählt hatte, dass er dieses Lokal seit einem halben Jahr gepachtet hatte und nun glücklich sei, sein eigener Herr zu sein, ging Stifter allmählich daran, zur Sache zu kommen.

„Wenn er bei dir Stammgast war, kannst du mir bestimmt alles über ihn erzählen, einschließlich der Farbe seiner Unterhosen“, meinte der Chief.

„Sachte, sachte Heinz, so viel weiß ich auch wieder nicht. Wenn du die Farbe seiner Unterhosen wissen willst, musst du dich schon an ein weibliches Wesen wenden.“

„Da wären wir ja schon beim Thema, mein Freund, wie sah es aus bei dem Burschen? Als Junggeselle hat er die Weiber sicher reihenweise flachgelegt. Oder gab es da was Fixes?“

„Soviel ich weiß, hat er sich vor einigen Monaten von seiner Freundin getrennt.“

„Haben ihn die zwei Grazien dort auch gekannt?“ Stifter deutete mit einer leichten Kopfbewegung zum hintersten Tisch.

„Nur flüchtig, glaube ich. Kann schon sein, dass sie einmal beisammen gesessen sind.“

„Hol die beiden her, Friedl“, wandte sich Stifter an Buchner, „ist ja langweilig für die Mädchen ganz alleine dort hinten. Auch wenn wir dienstlich hier sind, geben wir zwei doch tolle Burschen ab, die sich nur zu gerne um einsame weibliche Wesen kümmern, nicht wahr? Also los, Kollege, bring sie her.“

Gottfried Buchner rutschte vom Barhocker, ging zum Tisch der beiden Damen, erklärte kurz, worum es ging und kam gleich darauf mit ihnen zurück.

Beide hatten rot gefärbtes Haar, wobei die Farbe der Molligeren mehr ins Orange überging. Vermutlich glaubten sie, dadurch feuriger und attraktiver auszusehen, was ihnen ihre übrige, reichlich aufgeputzte Erscheinung jedoch zunichte machte.

„Guten Abend“, grüßte der Chief in ungewohnt höflichem Tonfall. Er stand auf, bot seinen Platz an, wartete, bis beide saßen und blieb schließlich neben ihnen stehen. Wieder war Buchner überrascht, wie schnell sein Vorgesetzter sich wandeln konnte. Vorerst noch kumpelhaft mit dem Kellner spaßend, zeigte er sich plötzlich von der charmanten Seite. Mit ernster Miene erklärte er den Frauen, wie wichtig ihre Aussage wäre. Jedes kleine Detail, das ihnen einfiele, könne bedeutend sein, selbst wenn es vorerst wenig Sinn ergäbe. Dabei vergaß er nicht, dafür zu sorgen, dass sie stets genug zu trinken hatten.

„Selbst Dinge, die wenig schmeichelhaft klingen, müssen erwähnt werden. Den Grundsatz, man solle über Verstorbene nicht lästern, können Sie hier vergessen. Das wäre falsche Rücksichtnahme und hilft nur dem Täter, das verstehen Sie doch, meine Damen?“, forderte er die Frauen auf, alles preiszugeben, was sie wussten.

Schon nach kurzer Zeit verwandelten sich die beiden Zeuginnen zu redseligen Freundinnen, die Anni und Sabine hießen. Dankbar für solch geduldige Zuhörer, plauderten sie mit lockerer Zunge dahin. Einfühlsam ging Stifter dabei auf die Probleme der beiden ein, ohne sich seine eigentliche Absicht anmerken zu lassen. So erzählten Anni und Sabine bereits ausgiebig von ihren Freuden und Sorgen, bevor Stifter sachte das Thema „Andreas Köppl“ anschnitt.

Schließlich begann Sabine stockend ihr Geheimnis zu verraten.

„Ich wollte das eigentlich gar nicht“, dabei spielte sie nervös mit ihrer Haarsträhne, „wissen Sie, das ist nicht meine Art, dass ich mich so rasch überreden lasse.“

„Natürlich“, Heinrich Stifter nahm die Karaffe Rotwein und füllte Sabines Glas.

„Aber dieser Schuft hatte einfach eine Art, der konnte liebenswürdig sein, wenn er sein Ziel erreichen wollte, das ist einfach unvorstellbar.“ Sie nahm einen Schluck Wein und würgte ihn hinunter als sei er gefroren. Dann rollte sie ihre Augäpfel nach oben und fuhr fort: „Wissen Sie, ich denke, dass sich ein Mann bemühen sollte, bevor die Frau nachgibt. Er sollte sie mindestens ein paar Mal zum Essen einladen um ihr zu beweisen, dass er sie wertschätzt.“

Gottfried Buchner verschränkte schweigend seine Arme. Wie lange würde die Frau noch daran herumreden, um endlich auf den Punkt zu kommen. Doch Heinrich Stifters Geduld schien grenzenlos. „Ich verstehe“, hauchte er ihr mit einem verständnisvollen Ton hin, um den ihn jeder Priester beneidet hätte. Er reichte Sabine das Glas, damit sie ihren gekränkten Stolz nochmals hinunterspülen konnte.

„Ich bin einfach viel zu bald mit ihm ins Bett gegangen“, kam es endlich über ihre Lippen.

„Und dann hat er Sabine...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-132-2 / 3990741322
ISBN-13 978-3-99074-132-0 / 9783990741320
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