Mörderische Maskenspiele in Carnuntum -  Peter Lukasch

Mörderische Maskenspiele in Carnuntum (eBook)

Ein Fall für Spurius Pomponius 4
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2020 | 1. Auflage
330 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-3236-1 (ISBN)
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Carnuntum 174 n. Chr. (Frühjahr) Während der Aufführung des Theaterstückes 'Die Versuchung des Actaeon' kommt es im Amphitheater der Stadt Carnuntum zu einem aufsehenerregenden Zwischenfall. Auf den Statthalter der Provinz Oberpannoniens wird ein Anschlag verübt. Die Täter, die sich mit Theatermasken getarnt haben, können unerkannt entkommen. Spurius Pomponius, Agent der Frumentarii, des militärischen Geheimdienstes, wird zu seinem Verdruss aus dem Genesungsurlaub zurückberufen und mit der Aufklärung dieses Falles betraut. Mit seinen offiziellen Ermittlungen kommt Pomponius nicht recht voran. Er hat den Eindruck, auf eine Mauer des Schweigens zu stoßen. Zeugen und Verdächtige verschwinden spurlos, oder werden umgebracht. Selbst das Opfer des Anschlages, der Statthalter, scheint einiges vor ihm zu verbergen. Pomponius entschließt sich daher, in den Reihen der Theatergruppe, zu der eine Spur geführt hat, verdeckt zu ermitteln, und es gelingt ihm, als Statist aufgenommen zu werden. Dabei lernt Pomponius nicht nur die Mühen des Schauspielerlebens, sondern auch die schöne, aber undurchsichtige Tänzerin Penelope kennen. Als Pomponius schließlich die Zusammenhänge des mörderischen Intrigenspiels, in das er geraten ist, durchschaut, wird ihm klar, dass die Wahrheit besser nicht bekannt werden sollte.

Peter Lukasch wurde 1942 in Wien geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft trat er in den Staatsdienst ein, wo er bis zu seiner Pensionierung im Bereich der Strafjustiz tätig war. Seinem Interesse für Geschichte und Kriminalistik folgt der Autor in einem Zyklus historischer Kriminalromane. Bisher sind erschienen: 'Zu Hainburg verblieb man über Nacht' (auf der Suche nach dem Schatz der Nibelungen), 'Teufels-Liebchen' (aus der Zeit der Hexenverfolgungen), 'Aschenspuren' (ein Kriminalfall um den Brand des Ringtheaters in Wien), 'Der Spion von Hainburg' (aus der Zeit der Türkenkriege), 'Solo Valat' (ein Kriminalroman aus dem Wien des Jahres 1905), 'Die Carnuntumverschwörung', 'Nacht über Carnuntum' und 'Carnuntum im Banne Saturns' (drei Krimis aus dem römischen Carnuntum).

Prolog


Die folgenden Begebenheiten ereigneten sich im Jahr des Konsulates
des Lucius Aurelius Gallus in Carnuntum, kaiserliches Hauptquartier an der
Donaufront und Hauptstadt der Provinz Oberpannonien.
174 n. Chr. (Frühjahr)

Die Feldzüge Kaiser Marc Aurels zur Sicherung der Donaugrenze gingen in ihr fünftes Jahr. Die anfänglichen Erfolge der Germanen, die eine ganze römische Invasionsarmee aufgerieben und im Gegenschlag die Donauprovinzen verwüstet hatten, waren wie eine Schockwelle durch das Land gelaufen und hatten es wirtschaftlich schwer geschädigt. In der Folge war es Kaiser Marc Aurel gelungen, die Donaugrenze zu stabilisieren und die Germanen weit ins sogenannte Barbaricum zurückzuwerfen. Dennoch war die Bedrohung noch nicht vorüber. Denn im Inneren des Barbaricums schlossen Germanenstämme Bündnisse gegen die Römer, und der Kaiser bereitete neuerlich eine Offensive vor, um ein Erstarken der Gegner zu verhindern.

Der Krieg zeitigte eine unerwartete Wirkung: Die Grenzstadt Carnuntum, die der Kaiser zu seinem Hauptquartier gemacht hatte, erholte sich nicht nur von der Germaneninvasion und den abgeschnittenen Handelswegen in den Norden, sondern erlebte geradezu einen wirtschaftlichen Aufschwung. Das war darauf zurückzuführen, dass Carnuntum durch die Anwesenheit des Imperators zeitweise zum Zentrum des Reiches wurde, und im Umland mehrere Legionen ins Winterquartier gegangen waren. Das spülte Geld in die Stadt. Teils wurden ansässige Handwerksbetriebe zur Belieferung der Legionen herangezogen, teils gaben die Legionäre ihren Sold in der Stadt aus. Es war eine deutliche Zunahme an Schenken zu verzeichnen, wo man auf vielfältige Weise sein Geld loswerden konnte, und mindestens drei neue Bordelle hatten während des Winters ihren Betrieb aufgenommen.

Der Krieg schien weit weg zu sein und hing dennoch wie eine vage Bedrohung über der Stadt. Die Bewohner von Carnuntum genossen trotzdem den trügerischen Frieden, machten gute Geschäfte und verlangten nach Unterhaltung.

Der Kaiser war nicht abgeneigt, diesen Wunsch zu erfüllen. Denn wie viele Herrscher vor und nach ihm wusste er, dass das Volk besonders in Krisenzeiten durch leichte Unterhaltung bei Laune gehalten werden musste, damit sich keine defätistische oder gar aufrührerische Stimmung breit machte. Also ermutigte Marc Aurel hohe Beamte und reiche Mäzene dazu, Spiele zu finanzieren. Auch er selbst stellte, um ein gutes Beispiel zu geben, aus seiner Privatschatulle Mittel dazu bereit, wobei er sich als sparsamer Mann auf die Finanzierung von Theateraufführungen beschränkte und überdies die Gagen der Schauspieler begrenzte. Theateraufführungen waren nämlich weitaus billiger als Gladiatorenkämpfe, bei denen der stets mögliche Verlust eines erfolgreichen und daher sehr teuren Gladiators ein erhebliches Kostenrisiko darstellte.

Carnuntum verfügte über kein eigenes Theatergebäude, weshalb auch die Theateraufführungen im Amphitheater stattfanden. Die milde Witterung hatte es in diesem Jahr gestattet, die Spielsaison bereits im April zu eröffnen.

An dem Tag, an dem unsere Geschichte beginnt, wurde im Amphitheater der Zivilstadt die Komödie ‚Die Versuchung des Actaeon‘ gespielt. Das Schicksal des unglücklichen Helden, der von der Göttin Diana in einen Hirsch verwandelt und von seinen eigenen Hunden zerrissen wurde, hätte eher den Stoff für eine Tragödie abgegeben. Aber der Stückeschreiber hatte dem Drama so manch heiteren Aspekt abgewinnen können und daraus ein Singspiel mit vielen Tanznummern und heiteren Einlagen gemacht. Das fand höheren Ortes Zustimmung. Eine Aufführung, welche die Zuschauer nur traurig und bedrückt aus dem Theater entlassen hätte, konnte man in Zeiten wie diesen nicht brauchen.

Die Vorstellung war gut besucht und das Theater bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch wenn der Eintritt kostenlos war, so konnte man sich doch nicht hinsetzen, wo man wollte. An die Zuschauer waren schon vor Tagen Metallplättchen ausgegeben worden, die ihnen einen Rang zuwiesen, der ihrer gesellschaftlichen Stellung entsprach.

Der Schmuckhändler Spurius Pomponius hatte einen ausgezeichneten Platz in einem Sektor, der hohen Würdenträgern vorbehalten war, und zu dem er üblicherweise keinen Zutritt erhalten hätte. Das Privileg, hier sitzen zu dürfen, verdankte er seinem Freund, dem Verleger und Buchhändler Quintus Pacuvius, der es seinerseits dem Autor verdankte, der unerschütterlich hoffte, Pacuvius werde die missratenen Früchte seiner Dichtkunst verlegen. Natürlich hätte Pomponius als Offizier der Frumentarii, des Geheimdienstes der Legionen, auch auf anderem Weg zu dem begehrten Plättchen kommen können, aber es widerstrebte ihm, seine Stellung im Zivilleben auszunutzen, wodurch er sich deutlich von den meisten seiner Zeitgenossen unterschied.

„Schade, dass Aliqua nicht mitkommen konnte“, bemerkte Quintus Pacuvius zu Pomponius. „Ich hoffe doch, es geht ihr gut?“

Aliqua war ebenfalls Mitarbeiterin des militärischen Geheimdienstes und die Geliebte des Pomponius. Das Verhältnis der beiden glich der Reise auf einem unberechenbaren Meer, bei der man nie wusste, ob ein günstiger Wind das Schiffchen ihrer Liebe in den Hafen, oder ob es ein wütender Sturm zum Kentern bringen werde. Zurzeit – um bei diesem Vergleich zu bleiben – herrschte Windstille über dem glatten Wasser und Pomponius hoffte auf ein baldiges Ende der Flaute. „Es geht ihr gut“, versicherte er. „Sie hat nur sehr viel zu tun.“

Quintus beugte sich vor und flüsterte vertraulich: „Ein neuer Auftrag?“

Er gehörte zu den wenigen Menschen, die wussten, dass sich hinter dem harmlosen Schmuckhändler Pomponius und seiner Freundin Aliqua, der allseits beliebten Verkäuferin von Wachsartikeln, Agenten der Frumentarii verbargen.

Pomponius seufzte und nickte. „So ist es. Früher wurden wir ja immer gemeinsam eingesetzt, aber seit sie zum Offizier befördert wurde, arbeiten wir meist an verschiedenen Fällen. Sie fehlt mir, ich meine als Mitarbeiterin.“

„Vielleicht tut es eurer persönlichen Beziehung ganz gut, wenn ihr beruflich nicht so eng aneinanderklebt“, meinte Quintus tröstend. „Schau, der Statthalter ist eingetroffen. Ich glaube, es geht gleich los.“

Eine Abteilung der Garde des Statthalters bezog Stellung hinter dessen Loge. Leider kam es bei Theateraufführungen immer wieder zu Zwischenfällen. Erst unlängst hatten einige Dutzend weiblicher Fans die Arena gestürmt und versucht, ein Souvenir von dem verehrten Mimen zu ergattern. Der Bedrängte konnte sich schließlich in jenen Gang retten, durch den ansonsten verwundete oder getötete Gladiatoren hinausgetragen wurden. Der Umstand, dass er dabei fast nackt war, weil man ihm praktisch die Kleider vom Leib gerissen hatte, steigerte nur die allgemeine Begeisterung.

Die Garde hatte nicht die Aufgabe, bei solchen Begeisterungsausbrüchen einzuschreiten. Ihre Anwesenheit beschränkte sich darauf, den Statthalter zu beschützen, falls Zuschauer mit den Darbietungen unzufrieden waren und dies dem Veranstalter des Spiels auf ungebührliche Weise zur Kenntnis bringen wollten.

Ein Trompetensignal ertönte und forderte Gehör. Basseus Rufus, der Statthalter Oberpannoniens, erhob sich, gab einige sorgsam eingeübte Phrasen von sich und betonte, dass diese Aufführung durch die Großzügigkeit seiner Erhabenheit, des Imperators Marcus Aurelius Antoninus Augustus, ermöglicht wurde. Der Kaiser selbst war nicht anwesend. Er hielt sich zurzeit bei den Truppen in Savaria auf. Dennoch brach das Volk – wie es sich gehörte – in Beifall und Hochrufe auf den Kaiser aus. Dann konnte die Vorstellung beginnen.

Um die Zuschauer in Stimmung zu bringen, traten zuerst Akrobaten auf. Sie stellten die Tiere des Waldes dar und ahmten deren Verhalten mit verschiedenen Kunststücken, wie hohen Sprüngen, Überschlägen und Purzelbäumen nach. Ein Hornsignal war aus der Ferne zu hören. Die Tiere stutzten und ergriffen die Flucht. Eine Tanzgruppe erschien und führte eine Art Ballett auf. Es war die Göttin Diana, die, begleitet von ihren Gefährtinnen, jagend durch den Wald streifte.

Die Szene wechselte. Man befand sich jetzt am Hofe des Prinzen Actaeon, der sich auf einen Jagdausflug vorbereitete. Das bot Anlass für heitere Einlagen. Die Diener Actaeons trieben allerhand derbe Späße, verwickelten sich in Streitereien, die handgreiflich ausgetragen wurden, und hatten größte Schwierigkeiten, die übermütigen Hunde ihres Herrn zu bändigen.

Pomponius begann das Interesse an diesem Unfug zu verlieren und ließ den Blick über die Zuschauerränge gleiten. Dann stutzte er und stieß Quintus in die Rippen. „Schau“, raunte er. „Dort drüben, auf der anderen Seite, direkt neben dem Mast, der das Sonnensegel trägt, ist das nicht Aliqua?“

Quintus kniff die Augen zusammen und schaute in die angegebene Richtung. „Ich weiß nicht“, antwortete er dann zögernd. „Sie könnte es sein, aber sie hat das Gesicht halb...

Erscheint lt. Verlag 8.9.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7526-3236-4 / 3752632364
ISBN-13 978-3-7526-3236-1 / 9783752632361
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